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Name | Mastery | Learn | Test | Matching | Spaced |
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Was war das Dr. Fox-Experiment?
1970 führten Naftulin, Ware & Donnelly das "Dr.-Fox-Experiment" durch: Ein Schauspieler hielt als angeblicher Experte einen inhaltslosen, aber unterhaltsamen Vortrag. Trotzdem bewerteten 87–100% der Zuhörer (Fachpublikum) ihn als anregend – Beweis, dass Präsentationsstil die inhaltliche Bewertung stark verfälschen kann.
"Gut wirken ≠ gut sein – Bewertungen brauchen klare Kriterien."
Was ist Unterricht?
Unterricht ist eine strukturierte Lehr-Lern-Situation mit drei Kernelementen:
Lernende (jemand, der lernen will/soll),
Lehrperson (gestaltet die Situation),
Lerngegenstand (fokussierter Inhalt + Methode/Medien).
Wie sollte Unterricht aufgebaut sein?
Unterricht ist immer strukturiert, aber die Art der Struktur variiert:
Offene Formen (z. B. Projektunterricht): Struktur ermöglicht Schülerplanung.
Stark gelenkte Formen (häufig im 45-Minuten-Takt): Kleinschrittige Vorgabe durch Lehrperson.
Frontalunterricht (dominant in Deutschland): Lehrperson steuert Abfolge
Wie hat Johann Friedrich Herbart das Schulsystem revolutioniert im 19. Jahrhundert?
Klarheit: Thema einführen.
Assoziation: Neues mit bekanntem Wissen verknüpfen.
System: Wissen ordnen & strukturieren.
Methode: Gelerntes anwenden.
Diese bilden heutzutage weiterhin eine gute Struktur für den Unterricht, werden aber auch flexibler benutzt.
Herbarts Vorreiterrolle:
Seine Ideen (z. B. Wissensverknüpfung, Interessenbildung) antizipierten spätere Erkenntnisse der Kognitionspsychologie und Pädagogik.
Weiterentwicklung durch Herbartianer (Dörpfeld, Stoy, Ziller, Rein):
Formalstufen wurden zum Dogma für „guten Unterricht“.
Unterricht musste strikt diesen Phasen folgen (oft modifiziert).
Zentrale Methode: Lehrergelenktes Unterrichtsgespräch.
Wie war der Unterricht aufgebaut in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts?
Anfang des 20. Jahrhunderts löste die Reformpädagogik die starre Herbart’sche Stufendidaktik ab, die als lebensfremd und kindesfeindlich kritisiert wurde. Ellen Keys „Jahrhundert des Kindes“ markierte den Aufbruch zu schülerzentrierten Konzepten, die Selbsttätigkeit und Demokratiefähigkeit förderten. Reformpädagogen wie Kerschensteiner (Arbeitsschule: Starenkastenbau), Freinet (Schuldruck), Montessori (kindliche Entwicklung) oder Dewey (demokratische Erziehung) setzten auf praktisches Lernen, Naturverbundenheit und Gemeinschaftserfahrung. Diese heterogene Bewegung einte das Ziel, Unterricht an kindlichen Bedürfnissen auszurichten – weg vom lehrergesteuerten Drill, hin zur Entfaltung individueller Potenziale.
Wie war der Unterricht aufgebaut in den 1970er?
Der „Sputnik-Schock“ und Georg Pichts Warnung vor einem Bildungsnotstand lösten in den 1970er Jahren eine bildungspolitische Wende aus. Statt starrer Lehrpläne traten nun operationalisierte Lernziele in den Vordergrund, die konkret beschrieben, was Schüler*innen können sollten. Diese Kompetenzorientierung ermöglichte erstmals eine systematische Überprüfung von Lernerfolgen – ähnlich heutigen Vergleichsarbeiten. Unterricht wurde nun von den Anforderungen des Erwachsenenlebens her gedacht: Ziele wurden hierarchisiert, messbar formuliert und durch Evaluationen kontrolliert. Diese Ära legte den Grundstein für moderne Diskussionen um Bildungsstandards und Output-Steuerung.
Wie war der Unterricht aufgebaut in den 1980er und frühen 90er?
Abkehr von Detail-Curricula
Weg von kleinteiligen Lehrplänen, hin zu ganzheitlicher Bildung.
Neue Schwerpunkte
Vernetztes Denken, Selbsttätigkeit, übergreifende Kompetenzen.
Strukturelle Änderungen
Bildungspläne ersetzten Lehrpläne.
Fächerintegration (z. B. „Mensch, Natur, Kultur“).
Gesellschaftlicher Hintergrund
Antwort auf zunehmende Lebenswelt-Komplexität (Beck 1986).
Ziel: Schüler*innen befähigen, Zusammenhänge zu verstehen und eigenverantwortlich zu handeln.
Wie ist der heutige „Gute Unterricht“ aufgebaut?
Der PISA-Schock 2001 markierte eine Zäsur: Deutschlands Schüler*innen schnitten unterdurchschnittlich ab, mit besonders großer Leistungsschere und starker sozialer Selektivität. Dies löste eine Output-Orientierung aus – guter Unterricht wurde nun an messbaren Kompetenzen (Lesen, Mathe, Naturwissenschaften) und Vergleichstests (PISA, TIMSS, IGLU) gemessen. Kritiker warnen vor einer "Evalukratie", die schwer messbare Bildungsaspekte abwerte. Trotz flächendeckender Tests blieb der erhoffte Qualitätssprung aus. Die empirische Bildungsforschung identifizierte zwar Merkmale effektiven Unterrichts, doch der Fokus auf standardisierte Messungen bleibt umstritten: Lässt sich Bildung wirklich in Testpunkten fassen?
„PISA zwang Deutschland zum Blick in den Bildungs-Spiegel – doch Tests allein schaffen keine besseren Schulen.“
Was sind die Merkmale eines guten Unterrichts?
Effektive Zeitnutzung – straffe Führung
Klare Struktur – transparente Abläufe
Methodenvielfalt – aktivierend & motivierend
Lernklima – respektvoll & humorvoll
Schüleraktivierung – Eigeninitiative fördern
Transparente Kriterien – klare Leistungserwartungen
Gezielte Übung – sichere Verankerung
Vorbereitete Umgebung – Material & Raumgestaltung
Individuelle Passung – differenzierte Aufgaben
Präsenz der Lehrkraft – alle im Blick
Was sind die Zukunftsperspektiven für Unterricht?
Die Output-Orientierung moderner Bildungsforschung zeigt eine zentrale Schwäche: Tests messen nur leicht quantifizierbare Kompetenzen (z.B. Mathematik), während soziale, kreative und personale Fähigkeiten (z.B. Sozialverhalten, Textqualität) kaum erfassbar sind. Dies verzerrt die Unterrichtsbewertung – Methoden, die messbare Ergebnisse liefern (stark gelenkter Unterricht), werden überbewertet, obwohl sie wichtige Prozesskompetenzen (Kooperation, Selbstständigkeit) vernachlässigen. Die Zukunft der Unterrichtsqualität liegt daher in der Integration von Interaktionsqualität: Wie können Kinder unterschiedlicher Biografien gemeinsam lernen, ohne dass personale Förderung zugunsten standardisierter Testergebnisse zurückfällt?
.Was bedeutet Diagnostik im Groben?
Diagnostik bedeutet, mithilfe systematischer und fundierter Methoden bestimmte Merkmale eines Menschen gründlich kennenzulernen, um auf dieser Basis passende Entscheidungen und Handlungen zu ermöglichen. Ziel ist es, Entwicklungen gezielt zu fördern und Verhalten zu steuern. Laut Jäger und Petermann (1999) geht es dabei um das strukturierte Sammeln und Aufbereiten von Informationen, um Entscheidungen zu begründen, zu kontrollieren und zu verbessern.
Wie führt man eine Diagnose durch?
Problemanalyse: Klärung der Fragestellung, Bestimmung des Problemtyps, Sammlung vorhandenen Wissens, Beteiligte und deren Motive sowie rechtlich-ethische Rahmenbedingungen.
Investigation: Informationsgewinnung anhand von Hypothesen und Tests, systematische Auswertung, Wiederholung bis zur Klärung aller Hypothesen.
Diagnose/Entscheidung: Treffen und Abwägen von Entscheidungen, Kommunikation der Ergebnisse an Betroffene oder Auftraggeber.
Evaluation: Prüfung, wie hilfreich die Diagnostik für zukünftige Entscheidungen war.
Wie wird pädagogisch diagnostiziert?
In der Schule wird pädagogisch-psychologische Diagnostik wird in der Schule angewendet, welcher mittlerweile ein großer Kernbereich und wird von Lehrern verwendet um pädagogische Handlungsentscheidungen zu treffen. Diagnostische Entscheidungen beruhen auf komplexer Informationsverarbeitung. Dafür erhebt eine fachlich geschulte Person Daten, wertet sie mit Wissen und methodischen Kompetenzen aus und führt sie zu einer Diagnose zusammen. Wichtig sind Kenntnisse in Pädagogischer, Sozial- und Persönlichkeitspsychologie (v. a. Kognition, Emotion, Motivation). Zur Datenerhebung nutzt man verschiedene Verfahren, oft kombiniert – diese Mehrfachauswertung nennt man Triangulation, um ein objektiveres Bild zu erhalten.
Wie wird trianguliert?
Interview: Durch gezielte Fragen und freies Erzählen soll ein möglichst objektives Bild der Persönlichkeit eines Schülers entstehen.
Verhaltensbeobachtung: In bestimmten Situationen (z. B. Unterricht, Spiel, Aufgabenlösung) wird das Verhalten des Schülers methodisch beobachtet, meist mit strukturierten Bögen oder Videoaufnahmen, um seine Motive und Verhaltensweisen besser zu verstehen.
Test: Standardisierte Verfahren messen Eigenschaften oder Merkmale und wandeln diese in vergleichbare Werte um (z. B. Intelligenztests), die mit Referenzgruppen verglichen werden können
Was sind pädagogisch-psychologische Diagnostik und Interventionen
Diagnostik dient dazu, passende Förderinterventionen für Schüler*innen abzuleiten – sei es zur Entwicklungsförderung, Prävention von Problemen oder Krisenbegleitung. Man unterscheidet:
Statusdiagnostik: Erfasst den aktuellen Lern- und Entwicklungsstand (z. B. Tests).
Prozessdiagnostik: Begleitet fortlaufend die Entwicklung während einer Förderung, um Maßnahmen anzupassen (z. B. dokumentierte Verhaltensbeobachtungen).
Kernproblem: Interventionen zielen oft auf messbare Verbesserungen, während komplexe soziale oder emotionale Fortschritte schwerer erfassbar sind.
Diagnostik bei Behinderungen/Entwicklungsstörungen
Sonderpädagogische Diagnostik wird aktiv, wenn reguläre Förderung nicht ausreicht, um Lernbarrieren zu überwinden. Sie dient dazu, individuelle Bedürfnisse zu verstehen und maßgeschneiderte Lernangebote zu entwickeln (special needs education). Dabei gibt es drei Ansätze:
Platzierungsdiagnostik: Entscheidung über Förderorte (z. B. inklusive vs. spezielle Einrichtungen).
Förderdiagnostik: Ermittlung passender Lernstrategien.
Normalisierungsdiagnostik: Ziel ist gesellschaftliche Teilhabe.
Lernstörungen:
Legasthenie: Schriftspracherwerbsstörung trotz normaler Intelligenz (Fokus: phonologische Bewusstheit).
Dyskalkulie: Entwicklungsstörung mathematischer Kompetenzen (z. B. Zahlverständnis).
AD(H)S: Aufmerksamkeits- und Impulskontrollstörung, oft mit Hyperaktivität (Ursachen: genetisch, umweltbedingt).
„Diagnostik als Brücke – sie soll passgenaue Wege eröffnen, nicht nur Defizite dokumentieren.“
Interventionen:
Frühförderung, spezielle Trainings (z. B. phonologische Übungen bei Legasthenie).
Bei AD(H)S: Kombination aus Medikation, Verhaltenstherapie und adaptivem Unterricht.
Ziel und Sinn der Selektions bzw. Platzierungsdiagnostik
Die Platzierungsdiagnostik ordnet Kinder anhand ihrer Fähigkeiten bestimmten Schulformen oder Förderangeboten zu (z.B. Sonderschule, Therapien). Sie folgt dem Prinzip: Entweder passt das Kind zu den Anforderungen oder nicht. Auch in inklusiven Schulen wird sie genutzt, um begrenzte Förderressourcen gezielt zu verteilen. Kritiker bemängeln, dass dieser Ansatz eher etikettiert als individuell fördert.
Ziel und Sinn der Förderungsdiagnostik
Seit der Einführung des Rechts auf inklusive Beschulung (2009) löst die Förderdiagnostik zunehmend die Platzierungsdiagnostik ab. Während Letztere Kinder in Schubladen einordnete, identifiziert die Förderdiagnostik gezielt entwicklungsfähige Bereiche und erstellt individuelle Bildungspläne. In inklusiven Regelschulen erhalten Kinder mit besonderem Förderbedarf (ob Behinderung, Lernstörung oder Hochbegabung) maßgeschneiderte Förderpläne, die ziel differentes Lernen ermöglichen. Diese förderorientierte Herangehensweise ersetzt das alte "Entweder-oder"-Prinzip durch flexible Unterstützungsstrukturen, die sich am tatsächlichen Entwicklungsbedarf orientieren.
Ziel und Sinn der Normalisierungsdiagnostik
Ziel der Normalisierungs- und Integrationsdiagnostik ist die Gestaltung von Maßnahmen, die es einem Kind oder Jugendlichen mit einer bestehenden, nicht veränderbaren Behinderung im größtmöglichen Umfangermöglicht,am Bildungsprozess und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
Sinn und Ziel der Schulfähigkeitsdiagnostik
Der Begriff der »Schulreife« (biologisch fixierter Zeitpunkt) wurde durch »Schulfähigkeit« ersetzt – ein Konzept, das Umwelteinflüsse (Familie, Kindergarten) und individuelle Kompetenzen (kognitiv, sprachlich, sozial-emotional) betont. Moderne Schulfähigkeitsdiagnostik (z. B. mit Tests wie KEV oder RTS) prüft den Entwicklungsstand vor der Einschulung. In den meisten Bundesländern gilt der 30. Juni als Stichtag; bei Rückstellungsanträgen entscheidet ein Test. Besonders professionalisiert hat sich die Sprachdiagnostik: Vierjährige werden flächendeckend getestet, bei Förderbedarf folgen gezielte Maßnahmen im Kindergarten.
Sinn und Ziel der Inteligenzdiagnsotik
Intelligenz beschreibt die kognitive Leistungsfähigkeit eines Menschen, ist aber wissenschaftlich nicht einheitlich definiert. Während klassische Modelle Intelligenz als quantifizierbare, allgemeine Fähigkeit sehen („mehr“ oder „weniger“ intelligent), vertreten andere wie Howard Gardner die Theorie multipler Intelligenzen (z. B. musikalische, soziale Intelligenz).
Intelligenztests vergleichen die Leistung eines Kindes mit einer altersgleichen Normgruppe (Prozentränge):
PR 16–84: Durchschnittsbereich
PR <16: Unterdurchschnittlich
PR >98: Hochbegabung
Moderne Tests sind sprachfrei und kulturfair, um Verzerrungen zu vermeiden. Neben dem IQ-Wert fließen auch Arbeitsgeschwindigkeit und Planungsfähigkeit in die Diagnostik ein
Diagnostik von Hochbegabung
Hochbegabung wird heute nicht mehr allein anhand von Intelligenztests definiert, sondern als Zusammenspiel mehrerer Faktoren verstanden (Renzulli 2003; Heller 2000). Neben hohen intellektuellen Fähigkeiten zählen dazu:
Motivation & Kreativität (Lernbereitschaft, Problemlösefähigkeit)
Fachspezifische Begabungen (musisch, sportlich, praktisch)
Sozial-emotionale Kompetenzen (Stressbewältigung, Teamfähigkeit)
Erst ein förderndes Umfeld ermöglicht es, Potenziale in herausragende Leistungen umzusetzen. Die Diagnostik identifiziert solche Begabungsprofile, um passende Fördermaßnahmen (z. B. Enrichment = Vertiefung oder Akzeleration = Beschleunigung) anzubieten.
Was sind Hinweise für eine Hochbegabung ?
Hochbegabung zeigt sich durch charakteristische Merkmale in Denkfähigkeit, Arbeitsverhalten und Sozialkompetenz:
Kognitive Besonderheiten:
Früh entwickelter, differenzierter Wortschatz
Schnelle Auffassungsgabe (logisches Denken, Transferfähigkeit)
Starkes Abstraktionsvermögen
Arbeitsstil:
Intrinsische Motivation (Wissensdurst, Perfektionsstreben)
Ablehnung von Routineaufgaben, Begeisterung für Komplexität
Hohes Arbeitstempo und Ideenreichtum
Sozialverhalten:
Kontakt zu älteren Kindern oder Erwachsenen
Frühe Übernahme von Verantwortung
Kritische Haltung (Hinterfragen von Autoritäten, starker Gerechtigkeitssinn)
Was für Test gibt es für Hochbegabte?
Die Feststellung einer Hochbegabung erfolgt durch standardisierte Intelligenztests (z. B. HAWIK, CFT) in schulpsychologischen Beratungsstellen. Neben dem IQ (ab 130 als Richtwert) fließen auch Eltern- und Lehrerbefragungen zu nicht-kognitiven Faktoren wie Motivation oder Sozialverhalten ein.
Kritiker wie Renzulli (2003) betonen, dass der IQ-Grenzwert von 130 arbiträr ist: Auch Kinder mit niedrigerem IQ können bei besonderen Begabungen (z. B. extreme Fachinteressen oder Kreativität) Förderbedarf haben.
Welche Bedeutung haben Unterrichtsmethoden für guten Unterricht?
Forschungsergebnisse zeigen, dass ein abwechslungsreicher Methodenmix im Unterricht die Lernmotivation von Schüler/innen steigert. Durch unterschiedliche Ansätze – wie Lehrervorträge, Projektarbeit oder kooperative Lernformen – können verschiedene Persönlichkeiten, Begabungen und Lernstile besser erreicht werden. Während einige Schüler von strukturierten Inputs profitieren, entfalten sich andere in kreativen oder kommunikativen Settings. Diese Vielfalt fördert nicht nur individuelle Stärken, sondern auch Kompetenzentwicklung. Entscheidend ist jedoch eine gezielte Auswahl: Ein unüberlegtes „Methodenfeuerwerk“ ohne klare Zielorientierung wirkt kontraproduktiv. Qualitativ sinnvolle Wechsel sind effektiver als bloße Quantität.
Welche Sozialformen kommen im Unterricht zur Anwendung?
Lernen ist sowohl individuell als auch sozial. Manche Inhalte eignen sich für Einzelarbeit, andere werden durch Gruppendialoge vertieft und mit der Lebenswelt verknüpft. Die Arbeitswelt nutzt verschiedene Sozialformen: Ein Steuerberater arbeitet allein, aber im Austausch mit Kunden; ein Entwicklerteam kooperiert fachübergreifend; Architekten konkurrieren im Wettbewerb. Diese drei Muster – Einzelleistung mit Feedback, Teamarbeit und Wettbewerb – prägen auch die Schule. Unterricht sollte daher Sozialformen trainieren, die auf berufliche Anforderungen vorbereiten: selbstständiges Arbeiten, Kooperation und kompetitive Herausforderungen.
Definition Einzelarbeit
Einzelarbeit fördert selbstständiges Lernen in individuellem Tempo und Niveau. Sie ermöglicht Differenzierung nach Begabung und Interesse, wirkt aber nur im Wechsel mit anderen Sozialformen – isoliertes Arbeiten muss in Feedback oder Präsentation münden. Lernverträge helfen, Ziele und Wege verbindlich zu vereinbaren.
Definition Partnerarbeit
Partnerarbeit ermöglicht zwei Schülern, gemeinsam an einer Aufgabe zu arbeiten und sich durch Dialog auszutauschen, was die kognitive Aktivierung fördert. Diese Methode berücksichtigt das natürliche Kommunikationsbedürfnis und lässt sich flexibel im Unterricht einsetzen. Entscheidend ist das Prinzip der individuellen Verantwortung: Jeder Schüler muss das Ergebnis eigenständig erklären können, um "Trittbrettfahren" zu vermeiden. Bei jüngeren Schülern sollten die Arbeitsphasen zunächst kurz gehalten werden. Eine klare, schriftliche und mündliche Aufgabenstellung ist essenziell, besonders bei unterschiedlichen Leistungsniveaus, um alle fair einzubeziehen. Partnerarbeit ergänzt andere Sozialformen und fördert soziale und fachliche Kompetenzen.
Was ist Gruppenarbeit?
Gruppenarbeit (3-6 Schüler) fördert kooperatives Lernen und demokratische Kompetenzen. Diese aus den USA/Kanada stammende Methode verbindet Wissenserwerb mit sozialen Fähigkeiten: aktives Zuhören, konstruktive Diskussionen und Kompromissfindung. Heterogene Gruppen schulen Toleranz und Teamfähigkeit. Die Methode eignet sich besonders für problemlösende Aufgaben, bei denen verschiedene Perspektiven wertvoll sind. Wichtig sind klare Arbeitsaufträge und individuelle Verantwortung jedes Mitglieds. So entwickeln Schüler sowohl fachliches Wissen als auch kommunikative Schlüsselkompetenzen. Gruppenarbeit bereitet optimal auf reale Arbeits- und Lebenssituationen vor, wo Zusammenarbeit essentiell ist.
Effekte von Gruppenarbeiten?
• Steigert Leistungen (besonders bei Schwächeren)
• Fördert interkulturelle Freundschaften
• Entwickelt soziale Kompetenzen (Empathie, Hilfsbereitschaft)
• Stärkt Akzeptanz von Heterogenität
• Erhöht Selbstwirksamkeitsüberzeugung
• Verbessert Klassenklima und Lehrerakzeptanz
• Trainiert kognitive Fähigkeiten:
Fragestellungen entwickeln
Perspektiven wechseln
Gemeinsame Lösungen finden
Einsatz:
• Bewährte Methode in deutschen Schulen
• Wissenschaftlich belegt (Johnson/Johnson 1991)
• Ganzheitliche Förderung fachlicher & sozialer Kompetenzen
Wie funktioniert Gruppenarbeit am besten?
Kooperatives Lernen wirkt am besten in partizipativen Schulkulturen. Entscheidend sind präzise Arbeitsaufträge und klare Zeitvorgaben durch Lehrkräfte. Soziale Kompetenzen müssen explizit trainiert werden, da sie nicht vorausgesetzt werden können. Studien zeigen höhere Wirksamkeit, wenn kooperative Methoden im gesamten Schulkontext verankert sind.
Was muss der Lehrer bei einer Gruppenarbeit machen?
Während der Arbeitsphase sollten Lehrkräfte möglichst wenig in die Gruppen arbeit eingreifen.Durch die Vergabe dezidierter Rollen an einzelne Schüler/in stehenlässt sich Steuerungsverantwortung an die Schüler/innen der jeweiligen Lerngruppe delegieren und auf diese Weise die Entwicklung von Handlungs Kompetenzen fördern.
Kooperative Lernphasen enden mit Ergebnisssicherung und Reflexion. Lehrkräfte strukturieren dies durch klare Ziele, Zeitvorgaben und Leitfragen. Beobachtungsbögen ermöglichen gezieltes Feedback. Die Reflexion analysiert Gruppenprozesse (Kommunikation, Rollenverteilung) und optimiert so zukünftige Zusammenarbeit. Dies fördert metakognitive Fähigkeiten und nachhaltiges Lernen.
Wie ist die perfekte Gruppe aufgebaut?
Moderator: moderiertden Gruppenarbeitsprozess
Zeitwächter: achtet auf die Einhaltung der Zeitvorgaben
Materialmanager: versorgt die Gruppe mit Arbeitsmaterial
Sozialmanager: sorgt dafür, dass sich alle Beteiligen kennen und fair behandelt werden
Dokumentator: dokumentiertdas Arbeitsergebnis der Gruppe
Was ist die Placemat-Aktivität?
Die "Placemat"-Methode fördert kooperatives Lernen: Schüler notieren zunächst individuell Ideen in eigenen Feldern eines Gruppenbogens, tauschen sich dann aus und einigen sich auf gemeinsame Lösungen für das Mittelteil. Diese universell einsetzbare Technik trainiert sowohl selbstständiges Denken als auch Teamfähigkeit und eignet sich für verschiedene Fächer und Altersstufen.
Gruppenpuzzle/Jigsaw-Methode
Die »Jigsaw«-Methode (Gruppenpuzzle) ist eine hochwirksame kooperative Lernform: Schüler werden zunächst in Stammgruppen eingeteilt und spezialisieren sich als Expert/innen auf Teilthemen. In Expertengruppen erarbeiten sie ihr Thema selbstständig mit Materialien, erstellen Präsentationen und vermitteln ihr Wissen anschließend in neuen gemischten Gruppen. So wird jeder zugleich Lernender und Lehrender, was nachhaltiges Verstehen fördert (»Wer lehrt, lernt«). Abschließend wird das Gesamtwissen individuell oder im Quiz überprüft. Die Methode verbindet individuelles, kooperatives und wettbewerbliches Lernen ideal und spiegelt demokratische Prinzipien wider. Sie eignet sich besonders für komplexe Themen in allen Fächern.
Welche Unterrichtsprinzipien gibt es?
Neben kooperativem Lernen existieren weitere Unterrichtsprinzipien:
Darstellend-/fragend-entwickelnder Unterricht:
Lehrerzentrierte Methode mit Vorträgen und Fragen
Wirksam nur bei hoher Lehrerexpertise und guter Fragetechnik
Oft nur für motivierte Schüler effektiv
Heute ideal in Kombination mit schüleraktivierenden Methoden
Entdeckendes Lernen:
Schüler formulieren eigene Fragen und erforschen Lösungen
Lehrkraft als Lernbegleiter statt Wissensvermittler
Inspiriert von wissenschaftlicher Arbeitsweise
Fördert Selbstständigkeit und Problemlösekompetenz
Beide Ansätze zeigen: Effektiver Unterricht verbindet Instruktion mit Eigenaktivität.
Was ist Experimentelles Lernen?
Illustrationsexperimente: Veranschaulichen Sachverhalte
Erkundungsexperimente: Erforschen unbekannte Phänomene
Voraussageexperimente: Überprüfen Hypothesen
Forschendes Experimentieren: Schüler arbeiten wie Wissenschaftler (authentischste Form)
Was ist Problembasiertes Lernen (PBL) – Siebensprung-Methode:
Unbekannte Begriffe klären
Problem definieren
Hypothesen sammeln (Brainstorming)
Hypothesen ordnen/bewerten
Lernziele formulieren (benötigtes Wissen/Kompetenzen)
Aufgaben bearbeiten (Lösungsweg erarbeiten)
Ergebnisse synthetisieren (zusammenführen)
Erkundungslernen:
Lernen außerhalb des Klassenzimmers (z. B. Park, Stadt)
Sinnliche Erfahrungen und praktische Anwendung von theoretischem Wissen
Selbstständiges Erforschen und Vertiefen von Inhalten
Projektunterricht/Projektmethode:
Bearbeitung authentischer Aufgaben/Fragen
Erstellung eines Produkts oder einer Präsentation mit öffentlichem Nutzen
Fördert Teamarbeit, Problemlösen und Eigenverantwortung
Lehrkraft als Lernbegleiter mit Feedback
Werkstattunterricht:
Selbstständiges Lernen in vorbereiteter Lernumgebung
Individuelles Tempo und Interessenorientierung
Eigenverantwortliche Planung und Kontrolle des Lernprozesses
.Planspiel:
Simulation komplexer Zusammenhänge (z. B. Politik, Wirtschaft)
Übernahme von Rollen (z. B. Parlament, Börse)
Praktische Erfahrung abstrakter Prozesse (z. B. Gerichtsverfahren)
Förderung von Teamarbeit und Problemlösefähigkeiten
Rollenspiele im klassenraum:
Schlüpfen in historische/gesellschaftliche Rollen
Nachempfinden und Veranschaulichen von Lerninhalten
Förderung von Empathie und Perspektivwechsel
Lernen durch Engagement (Service Learning):
Verbindung von gesellschaftlichem Engagement mit Fachlernen
Projekte für das Gemeinwohl (innerhalb/außerhalb der Schule)
Planung, Reflexion und Verknüpfung mit Lehrplaninhalten
Lernen durch Lehren (LdL)
Schüler eignen sich Wissen an, indem sie es anderen erklären
Prinzip: „Wer lehrt, lernt“ (lat. „Qui docet, discet“)
Fördert tiefes Verständnis, da Erklären eigene Klarheit erfordert
Anwendung z. B. in kooperativem Lernen oder Fremdsprachenunterricht (Schüler halten Mini-Unterrichtseinheiten)
Selbstbestimmtes Lernen
Schüler entscheiden was, wie und wo sie lernen (individuelle Steuerung)
Eng verwandt mit selbstorganisiertem Lernen (Fokus auf Lernprozess)
Praktische Umsetzungen:
Auswahl aus vorgegebenen Aufgaben (z. B. Stationenlernen, Wochenplan)
Umfassendere Formen wie Lernverträge (individuelle Zielvereinbarungen)
Erfordert hohe Eigenverantwortung der Lernenden
Freiarbeit
Schüler wählen Themen, Sozialform, Tempo & Ort selbst
Zieldifferentes Arbeiten: Individuelle Lernziele möglich
Lehrkraft als Begleiter (Feedback, keine direkte Instruktion)
Materialzentrierte Form: Selbstkontrollierte Lernmaterialien
Stationenlernen
Arbeitsplan mit Pflicht- (Grundstoff) und Wahlaufgaben (Vertiefung)
Freiheit in Reihenfolge, Sozialform & Zeitmanagement
Differenzierung durch unterschiedliche Schwierigkeitsgrade
Wochenplanarbeit
Plan mit fächerübergreifenden Aufgaben für eine Woche
Selbstgesteuertes Arbeiten in Einzel- oder Gruppenarbeit
Lehrkraft als Unterstützer, Selbst- oder Peer-Kontrolle
Lernkontrakt (Lernvereinbarung)
Individueller Vertrag zwischen Schüler, Lehrkraft & ggf. Eltern
Festlegung von:
Lernzielen (inhaltlich/zeitlich)
Rahmenbedingungen (Ort, Materialien)
Unterstützungsangeboten (Lehrer, Eltern
Was bedeutet Leistung im Kontext der Pädagogik?
Leistung dient der Selektion & Allokation (Bildungswege, Chancenverteilung)
Bewertet werden messbare Fähigkeiten, nicht Anstrengung oder Potenzial
Problem: Soziale Herkunft beeinflusst Leistung stark → Ungerechtigkeit
TIMSS/PISA-Studien zeigen:
Starker Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft & Schulleistung
Deutschland schneidet schlecht ab (geringe Chancengleichheit)
Andere Systeme (z. B. Kanada) entkoppeln Herkunft & Leistung besser
Leistungsbegriff erweitern:
Nicht nur kognitive Fähigkeiten, sondern auch Anstrengung, Talentvielfalt
Mehr Förderung benachteiligter Schüler
Schulsystem reformieren:
Weniger Selektionsdruck, mehr individuelle Entwicklungsmöglichkeiten
Summative und formative Leistungsbeurteilung
1.Summative Beurteilung:
Erfolgt am Ende einer Lerneinheit
Bewertet den Lernerfolg (z.B. durch Klassenarbeiten)
Wird typischerweise in Notenform ausgedrückt
Dient der Bilanzierung des Lernstandes
Formative Beurteilung:
Begleitet den laufenden Lernprozess
Zeigt Lücken zwischen Ist- und Sollzustand auf
Hilft bei der Zielsetzung und Lernplanung
Unterstützt die individuelle Lernentwicklung
Erfolgt durch kontinuierliches Feedback
Beide Formen ergänzen sich im idealen Unterricht:
Formativ für die Lernbegleitung
Summativ für die abschließende Bewertung
Kann Leistungsbeurteilung sowohl fördern als auch selektieren – oder braucht es getrennte Systeme?
Leistungsbeurteilung steht im Spannungsfeld zwischen pädagogischer Förderung und sozialer Selektion. Während sie Selbstreflexion und Motivation stärken kann, demotivieren ständige Misserfolgsrückmeldungen. Trotz individueller Förderansätze bleibt der Vergleich zwischen Schülern und die Schullaufbahnentscheidung (z. B. Abiturzugang) zentral – ein unauflösbarer Konflikt im Bildungssystem.
.Sollte Schule eher Fortschritt, Standards oder Vergleich mit anderen bewerten – und warum?
Leistungsbewertung in der Schule setzt immer einen Bezugsnormen-Maßstab voraus (individuell, kriterial oder sozial), da Leistungen nicht absolut, sondern nur im Vergleich bewertet werden können. Die Wahl der Bezugsnorm bestimmt, ob Fortschritt, Standards oder Klassendurchschnitt als Bewertungsgrundlage dienen – mit jeweils unterschiedlichen pädagogischen Konsequenzen
Bezugsnormen der Leistungsbewertung
Individuelle Bezugsnorm
Vergleich: aktuelle Leistung vs. frühere Leistung desselben Schülers
Bewertet: Lernfortschritt (z. B. Verbesserung)
Vorteil: Stärkt Selbstwirksamkeit & Motivation
Kriteriale Bezugsnorm
Vergleich: Leistung vs. feste Standards/Kompetenzraster (z. B. Bildungsstandards)
Bewertet: Zielerreichung (objektive Kriterien)
Vorteil: Transparent, fachlich fundiert
Soziale Bezugsnorm
Vergleich: Leistung vs. Klassen-Durchschnitt
Bewertet: Relative Position (z. B. "überdurchschnittlich")
Problem: Kann Demotivation fördern
Deutsche Leistungsbewertung im internationalen Vergleich
Dominanz der sozialen Bezugsnorm (Vergleich mit Klassenkameraden)
Problem: Frühe Selektion im dreigliedrigen System begünstigt soziale Bezugsnorm
Folgen:
Motivationsverlust bei leistungsschwächeren Schülern
Gute individuelle Fortschritte werden im Klassenvergleich oft nicht gewürdigt (z.B. Verbesserung von 40 auf 20 Fehler = trotzdem "mangelhaft")
Internationale Entwicklung:
Trend zu "Assessment for Learning" (Förderorientierung statt Selektion)
Bessere Praxis in Kanada/Skandinavien:
Stärkere Nutzung individueller/kriterialer Bezugsnormen
Fokus auf Lernfortschritte statt Vergleich
Forderungen:
Flexiblere Anwendung aller Bezugsnormen
Mehr Gewicht auf individuelle Lernentwicklung
Systemwechsel von Bewertung ("of learning") zu Förderung ("for learning")
Vom»Assessment of Learning«zum»Assessment for Learning«
Formatives Feedback (konkrete Verbesserungstipps) wirkt besser als Noten ("Assessment for Learning")
Schüler bewerten sich selbst (Checklisten, Kompetenzraster) & geben sich Peer-Feedback
Lernphasen ohne Noten, erst am Ende Bewertung
Fokus auf individuelle Fortschritte (nicht Klassenvergleich)
Stärkt Motivation & Selbstvertrauen
Wie soll eine Leistungsrückmeldung aussehen?
Leistungsrückmeldung soll primär Lernförderung dienen (formatives Assessment), muss aber auch summative Bewertung für Bildungszugänge liefern. Schulen nutzen daher standardisierte Verfahren, die:
Objektivität (neutrale Bewertung)
Reliabilität (zuverlässige Messung)
Validität (gültige Aufgaben)
erfüllen.
Was sind die meisten Beurteilungsfehler von Lehrer?
Tendenz zur Mitte:
Vermeidung sehr guter/schlechter Noten
Beispiel: "Bei mir gibt es keine 1+"
Extremurteile:
Übermäßige Nutzung der Notenpole (viele 1er/6er)
Strengefehler: Systematisch zu harte Bewertung
Mildefehler: Systematisch zu milde Bewertung
Beeinflussung durch irrelevante Faktoren (z. B. Schriftbild, Sympathie)
Beispiel: Guter Schüler bekommt bessere Note trotz schwacher Leistung
Vorherige Leistungen verzerren aktuelle Bewertung
Beispiel: Nach einem schlechten Aufsatz erscheint ein mittelmäßiger besser
Pädagogischer Leistungsbegriff
nter pädagogischer Perspektive sollte die Leistungsmessung und Leistungsbeurteilung einen Beitrag zur Stärkung der Person erbringen: Schüler/innen...– machen Könnenserfahrungen.– erleben ihre Selbstwirksamkeit.– erkennen Zusammenhänge zwischen Anstrengungsbereitschaft und Arbeitsergebnis.– sind motiviert, weiterzulernen und Anstrengung zu erbringen.– erfahren, wo sie im Augenblickstehen und gewinnen eine realistische Selbsteinschätzung.
Bildungs-Monitoring
Definition
Systematische Erhebung, Analyse und Bewertung von Qualitätsindikatoren des Bildungssystems
Dient der objektiven Einschätzung und Weiterentwicklung von Bildung
Methoden
Nationale und internationale Bildungsstatistiken
Regelmäßige standardisierte Leistungsmessungen (z.B. PISA, VERA)
Periodische Befragungen von Schülern, Lehrkräften und Eltern
Repräsentative Bevölkerungsbefragungen zu Bildungsthemen
Nutzung der Ergebnisse
Bildungspolitik: Grundlage für Reformen und Steuerungsentscheidungen
Forschung: Analyse von Zusammenhängen und Entwicklung von Theorien
Einzelschulen: Vergleichsdaten für Schulentwicklungsprojekte
VERA (Vergleichsarbeiten in der Grundschule)
Zweck:
Überprüfung der Kompetenzen in Deutsch/Mathe (3. Klasse)
Orientierung an Bildungsstandards, nicht am Lehrplan
Ablauf:
Test im 2. Halbjahr (keine Benotung)
Lehrkräfte korrigieren nach Vorgaben
Online-Eingabe der Ergebnisse
Rückmeldung:
Schule: Vergleich mit Bundesland/Durchschnitt
Eltern: Kompetenzstufen (z. B. "erreicht")
Nutzen:
Diagnostik für Förderbedarf
Unterrichtsentwicklung
Kritik:
Geringe Praxiswirkung
Alternativen wie Lernberichte gewinnen an Bedeutung
Lernberichte
Fokus auf individuelle Entwicklung (Stärken, Schwächen, Lernfortschritt)
Alternative zu Noten: Förderorientierte Rückmeldung nach individueller und kriterialer Bezugsnorm
Dokumentation: Bilanz der Lernentwicklung über einen Zeitraum (z. B. Halbjahr)
Grundlage für Elterngespräche: Gemeinsame Zielvereinbarungen & Fördermaßnahmen
Inhalte:
Lernfortschritte in Fachkompetenzen
Sozial- & Arbeitsverhalten
Konkrete nächste Schritte (Förderziele)
Sprache: Verständlich für Schüler/Eltern (keine Fachsprache)
Umfang: Variabel (z. B. 10–15 Seiten an Laborschule Bielefeld)
Halbjährliche Erstellung
Detaillierte Analyse des gesamten Lernprozesses
Dialoginstrument: Förderplanung mit Schülern, Eltern & Lehrkräften
Vorteile gegenüber Noten:
✔ Stärkt Selbstreflexion & Motivation
✔ Ermöglicht differenzierte Förderung
✔ Fördert transparente Kommunikation zwischen Schule & Elternhaus
Portfolios
Sammlung von Schülerleistungen über einen längeren Zeitraum
Inspiriert von künstlerischen Portfolios (seit Renaissance: Dokumentation & Präsentation von Entwicklung)
Dokumentation & Förderung von Kompetenzen (nicht nur Bewertung)
Schüler als aktive Gestalter: Verantwortung für eigene Lernentwicklung
Alternative zu traditionellen Bewertungsformen, aber mittlerweile zentral in vielen Schulsystemen
Klassisch: Ordner mit Dokumenten/Artefakten
Digital: Elektronische Portfolios (z. B. mit Texten, Bildern, Audioaufnahmen)
Beispiel Kanada: Eltern können online auf Portfolios zugreifen, um gezielt zu unterstützen
Kontextdefinition (Zweck des Portfolios)
Sammeln & Auswählen von Lernprodukten
Reflexion (Kernelement: Schüler analysieren eigene Arbeit)
Portfolio-Gespräche mit Lehrkräften/Eltern:
Präsentation der Arbeiten
Feedback & gemeinsame Zielvereinbarungen
✔ Fördert Selbstständigkeit & Metakognition (Schüler reflektieren ihr Lernen)
✔ Transparente Leistungsdokumentation für alle Beteiligten
✔ Individuelle Förderung durch gezielte Rückmeldungen
Portfolio Varianten
Zweck: Dokumentation und Reflexion des eigenen Lernprozesses
Merkmale:
Selbstgenerierte Aufgaben und Übungen
Eigenmotivierte Reflexionen
Fokus auf Metakognition (Lernen über das Lernen)
Einsatz: Förderung von Selbstständigkeit und Lernstrategien
Zweck: Leistungsbewertung durch Lehrkräfte
Merkmale:
Vorgegebene Aufgaben und Bewertungskriterien (z. B. Kompetenzraster)
Kombination aus Schülerarbeit und Fremdbeurteilung
Einsatz: Alternative zu klassischen Prüfungsformen
Zweck: Sichtbarmachung der individuellen Lernentwicklung
Merkmale:
Mischform aus Lern-, Reflexions- und Beurteilungsportfolio
Schüler übernimmt Verantwortung für den Lernprozess
Formatives Feedback von Lehrkräften, Mitschülern und Eltern
Einsatz: Langfristige Begleitung des Lernfortschritts
Zweck: Darstellung bester Leistungen nach außen
Merkmale:
„Showcase“-Charakter (ausgewählte, herausragende Arbeiten)
Einsatz in Bewerbungsverfahren oder zur Profilbildung
Beispiel: Kunstmappe, Projektportfolio für Ausbildungsplatz
Was ist auf dem Spektrum zwischen Homogenität bis zu Diversität
Konzept | Grundannahme | Umgang mit Unterschieden | Ziel im Bildungssystem |
|---|---|---|---|
Homogenität | Lernende sind vergleichbar. | Gleiche Behandlung aller; keine Anpassung an Unterschiede. | Effizienz durch Einheitlichkeit, aber Vernachlässigung individueller Bedürfnisse. |
Heterogenität | Lernende sind unterschiedlich. | Modifikationen (z. B. Binnendifferenzierung), um verschiedenen Bedürfnissen gerecht zu werden. | Individuelle Förderung innerhalb bestehender Strukturen. |
Diversität | Unterschiede sind natürliche Realität. | Vielfalt wird als Lernressource genutzt (wechselseitiges Lernen). | Förderung von Austausch und Entwicklung durch Unterschiedlichkeit. |
Integration | Unterschiede existieren, werden aber als Herausforderung gesehen. | Spezielle Maßnahmen für bestimmte Gruppen (z. B. Sprachförderung). | Einbindung benachteiligter Schüler*innen in das bestehende System. |
Inklusion | Unterschiede sind Bereicherung. | System passt sich an alle an (keine Separation, z. B. durch Schulformen). | Gemeinsames Lernen für alle ohne Barrieren. |
Was sind die zentralen Unterschiede auf dem Homogenität-Diversität Spektrum
Homogenität vs. Heterogenität: Während Homogenität Unterschiede ignoriert, versucht Heterogenität, sie durch Anpassungen auszugleichen.
Diversität vs. Integration: Diversität nutzt Vielfalt aktiv als Chance, während Integration Defizite ausgleichen will.
Inklusion geht am weitesten: Sie löst institutionelle Trennungen auf und sieht Vielfalt als Normalität.
Kritik an der Homogenität
Empirische Bildungsforschung zeigt: Homogenität ist ein Mythos.
Innerhalb jeder Schulform gibt es große Leistungsunterschiede (z. B. starke Realschüler vs. schwache Gymnasiasten).
Schüler haben unterschiedliche Lernvoraussetzungen, Begabungen und Interessen.
Probleme des selektiven Systems
Maßnahmen wie Sitzenbleiben oder Schulwechsel sollen Homogenität erzwingen, sind aber oft kontraproduktiv.
Beispiel: Ein mathematisch begabter Schüler mit Sprachdefiziten landet in der Hauptschule.
Der „Durchschnittsschüler“ existiert nicht mehr (sozioökonomische, kulturelle und sprachliche Vielfalt).
Neue Ansätze: Heterogenität als Chance
Psychologische und neurowissenschaftliche Forschung betont individuelle Lernwege.
Begriffe wie „individuelle Förderung“, „Binnendifferenzierung“ und „zieldifferenter Unterricht“ gewinnen an Bedeutung.
Diversität als neues Leitbild
Unterschiede werden nicht mehr als Problem, sondern als Bereicherung gesehen.
Vielfalt in Herkunft, Sprache, Religion und Begabung wird zur Lernressource.
Lehrerbildung fokussiert sich stärker auf Entwicklungsphasen als auf Schulformen.
Tradition der Homogenität
Das deutsche Schulsystem basiert historisch auf dem Ideal homogener Lerngruppen.
Frühzeitige Trennung der Schüler (mit 10–12 Jahren) in verschiedene Schulformen (Hauptschule, Realschule, Gymnasium).
Begründung: Lernen sei in homogenen Gruppen effektiver (Einfluss von Herbart & Trapp).
Maßnahmen einer Pädagogik der Diversität
verstärkte Individualisierung und Personalisierung von Lernprozessen
formative Rückmeldung anhand der individuellen und der kriterialen Bezugs norm
Förderung der wechselseitigen Unterstützung der Schüler durch Peer Learning
Stärkung der Wahlbereiche im Curriculum
Diversität, Geschlechtersensibilität und individuelles Lernen
Diversität anerkennen
Individuelle Lernwege fördern (Hintergrund, Interessen, Stärken)
Leistung nicht nur kognitiv definieren → soziale, kreative & moralische Kompetenzen wertschätzen
Geschlechtersensibel unterrichten
Von Koedukation zu reflexiver Koedukation:
Temporäre Trennung bei Bedarf (z. B. Pubertät)
Projekte gegen Klischees (Girls’/Boys’Day)
Neutrale Wahlmöglichkeiten
Was ist ein pluralistischer Leistungsbegriff
Ein pluralistischer Leistungsbegriff erkennt an, dass jedes Kind individuelle Stärken und Lernwege hat. Ziel ist es, durch passende Herausforderungen ein Flow-Erlebnis (optimale Motivation) zu ermöglichen. Die Vielfalt der Leistungen ist wertvoll – unterschiedliche Fähigkeiten bereichern die Gesellschaft und sichern Lebensqualität in Wirtschaft, Sozialem und Kultur.
Pluralistisches Leistungsverständnis (am Beispiel kanadischer Schulen)
Inklusion als Normalität: Behinderte und nicht-behinderte Kinder lernen gemeinsam.
Individuelle Wertschätzung: Jedes Kind wird in seinen Fähigkeiten anerkannt – Leistung hat nicht nur akademische, sondern auch soziale Bedeutung.
Praktisches Beispiel:
Kinder mit geistigen Behinderungen backen Geburtstagsmuffins für die Schulgemeinschaft.
Wirkung:
Stärkt ihr Zugehörigkeitsgefühl.
Zeigt nicht-behinderten Kindern: Jeder Beitrag ist wertvoll – unabhängig von Fähigkeiten.
Gesellschaftlicher Nutzen: Solche Modelle fördern Respekt, Teamgeist und soziale Verantwortung.
Professionelle Zusammenarbeit für eine Kultur der Diversität
Grundvoraussetzung für Diversität & individuelle Förderung:
Erfordert eine starke Kultur der professionellen Zusammenarbeit im Kollegium.
Lehrkräfte müssen regelmäßig (wöchentlich/14-tägig) in strukturierten Formaten zusammenarbeiten, um:
Schulabläufe zu reflektieren,
gemeinsame Visionen zu entwickeln,
langfristige Prioritäten zu setzen ("professionelle Lerngemeinschaften" nach DuFour/Eaker).
Schlüsselelemente erfolgreicher Kooperation:
Standardisierte Kommunikation & Kooperation:
Systematische Einführung von Arbeitsstrukturen (z. B. feste Teams, gemeinsame Planungszeiten).
Wertschätzende Haltung:
Anerkennung der unterschiedlichen Stärken und Persönlichkeiten im Kollegium (Diversität gilt auch für Lehrkräfte!).
Kontinuierliche Schulentwicklung:
Gemeinsame konzeptionelle Arbeit in respektvoller Atmosphäre.
Ganztagsschulen in Deutschland als Antwort auf PISA
PISA-Reform: Ausbau von Ganztagsschulen seit den 2000ern, um:
Mehr Zeit für individuelle Förderung (sozial, musisch, sportlich) zu schaffen.
Lernbegriff über kognitive Fächer hinaus erweitern.
Internationaler Vergleich: In vielen Ländern Standard, in Deutschland traditionell Halbtagsschulen.
KMK-Definition (2003):
Mindestens 3 Tage/Woche mit 7+ Stunden + Mittagessen.
Formen:
Gebunden: Pflichtangebot für alle.
Offen: Freiwillige Nachmittagsangebote.
Teilgebunden: Verpflichtend nur für bestimmte Klassen.
Rhythmisierung: Wechsel von Anstrengung/Entspannung für besseres Lernklima.
Kooperationen: Durchschnittlich 6 externe Partner pro Schule (z. B. Vereine, Musikschulen).
Ergebnisse (StEG-Studie):
Soziale Effekte: Besseres Sozialverhalten (5.–7. Klasse), weniger Sitzenbleiben.
Familienfreundlich: Keine negativen Auswirkungen auf Familienleben, hohe Zufriedenheit bei berufstätigen Eltern.
Qualität entscheidend: Erfolg hängt von professioneller Zusammenarbeit (Schule + Partner) ab.
Ziel: Schulen als Orte der Diversität, Persönlichkeitsentwicklung und individuellen Förderung etablieren.
Lernen im sozialen Kontext – "It takes a village to raise a child"
Bildung findet nicht nur im Klassenzimmer statt, sondern auch durch:
Implizites Lernen: Beobachten, Handeln und informelle Erfahrungen (z. B. im Wildpark, Pflegeheim).
Soziale Interaktion: Austausch mit Experten (Ärzten, Senioren) oder außerschulischen Lernorten.
Keine Wissensvermittler, sondern Lernbegleiter und Organisatoren:
Öffnen Türen für reale Erfahrungen (z. B. Exkursionen, Gastvorträge).
Nutzen externe Ressourcen, um Theorie lebendig zu machen.
Aids-Prävention: Vortrag einer Ärztin statt reinem Lehrbuchwissen.
Sachunterricht: Tierbeobachtung im Wildpark statt Fotos.
Sozialkunde: Dialog mit Senioren im Pflegeheim statt abstrakter Texte.
Modernes Lernen
Beste Methode: Kombi aus Wissensvermittlung (Lehrer) + aktivem Handeln (Projekte, Praxis).
Schule öffnen: Externe Partner/Lernorte einbeziehen (z. B. Betriebe, Museen).
Vorteile: Mehr Motivation, besseres Verständnis, lebensnahe Skills.
Vernetzung & Hybridisierung von Schule
Vernetzung = Schule kooperiert mit externen Partnern (Eltern, Unternehmen, Psychologen).
Hybridisierung = Verknüpfung von schulischem und außerschulischem Lernen.
Mehr Ressourcen: Zugang zu Expertise, die das Kollegium allein nicht hat.
Bessere Förderung:
Eltern als Partner (Workshops, Lernhelfer).
Psychologische Unterstützung durch externe Beratungsstellen.
Praxiserfahrung:
Berufsvorbereitung mit Arbeitgebern (Praktika, Bewerbungstrainings).
Elternprojekte, Schulpsychologen, Rotary-Clubs für Berufsorientierung.
Hybridisierung von Schule: Blended Learning
Kombination von Präsenzunterricht (soziales Lernen) mit Online-Lernangeboten (flexibles Wissensmanagement).
Präsenzphase: Direkte Interaktion, Gruppenarbeit, kooperative Methoden.
Online-Phase: Flexibles Lernen (zeit- und ortsunabhängig), individuelles Tempo, digitale Ressourcen.
Passgenaue Verzahnung: Online-Materialien (Videos, Quiz, Texte) ergänzen den Unterricht.
Beispiele:
Vorbereitung/Rückblick auf Plattformen wie Moodle.
Flipped Classroom: Theorie online, Praxis in der Schule.
Vorteile Präsenz- vs. Online-Lernen
Präsenzunterricht:
Direkte soziale Interaktion & nonverbale Kommunikation
Sofortige Klärung von Fragen, spontane Diskussionen
Peer-Lernen & persönliche Beziehungen
Online-Lernen:
Flexibles Lernen (Ort, Zeit, Tempo)
Individuelle Schwerpunktsetzung & Vertiefung
Digitale Vernetzung & Feedbackmöglichkeiten
Digitale Medien im Unterricht nutzen
Internet als Wissensquelle
Schüler nutzen Online-Recherche für Präsentationen.
Lehrkräfte binden aktuelle Inhalte ein (z. B. NASA-Webseite im Astronomieunterricht).
Interaktive Tools
Elektronische Whiteboards für dynamische Unterrichtsgestaltung.
Elternkommunikation
Digitale Newsletter mit Infos zu:
Klassenaktivitäten,
Unterrichtsthemen,
Tipps, wie Eltern das Lernen zu Hause unterstützen können.
Kohärenz schaffen – schulisches und außerschulisches Lernen sinnvoll verknüpfen.
Lernen durch Engagement Ursprung
Ursprung: Entwickelt an US-Schulen, verbreitet sich in Europa als "Lernen durch Engagement" (LdE).
Methode: Schüler verbinden schulisches Lernen mit praktischem Einsatz (z. B. Sozialprojekte, Umweltschutz).
Empirisch bestätigt: Förderung von Persönlichkeitsentwicklung, Sozialkompetenz und Verantwortungsbewusstsein.
Schulöffnung: Vernetzung mit Gemeinschaft (Vereine, Kommunen, Unternehmen).
Lernen durch Engagement
Definition: Schüler engagieren sich für das Gemeinwohl und verbinden dies mit schulischem Lernen.
Wirkung: Steigert Motivation durch authentische Herausforderungen.
Realer Bedarf
Schüler bearbeiten sinnvolle, gemeinnützige Aufgaben.
Curriculare Einbindung
Projekte sind Teil des Unterrichts, kein Zusatzangebot.
Praxisbezug
Anwendung von Wissen in realen Kontexten (z. B. Gemeinde).
Reflexion
Regelmäßige Auswertung der Erfahrungen im Unterricht.
Anerkennung
Öffentliche Wertschätzung + Kompetenzzertifikate.
Reflexion und Wirkung von "Lernen durch Engagement"
Schüler werden sich ihres Lernprozesses bewusst (Was habe ich gelernt? Wie habe ich mich eingebracht?).
Erkennen eigene Stärken/Schwächen durch:
Feedback von Mitschülern, Lehrkräften und Projektpartnern.
Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle im Projekt.
Stärkste Effekte auf:
Persönlichkeitsentwicklung (Selbstvertrauen, Verantwortungsbewusstsein).
Soziale Kompetenzen (Teamfähigkeit, Empathie).
Selbstwirksamkeit:
Jugendliche erleben: "Ich kann etwas bewirken!" → fördert intellektuelle und moralische Entwicklung.
Freiwillige in Schulen
Vorteile:
Unterstützung im Unterricht (Lesehilfe, AGs)
Berufspraktiker bringen Expertise ein
Entlastung der Lehrer
Voraussetzungen:
Führungszeugnis
Absprache mit Schulleitung
Beispiele:
Rentner als Lesepaten
Lokale Unternehmer in Berufsberatung
Übergang Schule– Beruf
Realistische Berufsorientierung
Frühzeitige Praxiserfahrung
Abgleich von Fähigkeiten & Berufswünschen
Berufspraktika
Schüler testen Arbeitsalltag
Überprüfen unrealistische Vorstellungen
Lerntage in Betrieben
Komplette Tage im Berufsumfeld
Selbsteinschätzung von Stärken/Interessen
Für Schüler:
Authentisches Feedback von Arbeitgebern
Praktische Kompetenzen fließen in Schulbewertung ein
Für Schulen/Betriebe:
Engere Kooperation
Passgenaue Vorbereitung auf Arbeitsmarkt
Berufliches Übergangsmanagement ermöglicht Schülerinnen und Schülern
● authentische Praxiserfahrungen an außerschulischen Lernorten
● individuelle Beratung und Begleitung in der Planung des Berufswegs
● die Entwicklung einer realistischen Selbsteinschätzung auf der Grundlage von Feedback
● die Stärkung vonsozialen Kompetenzen
● die Analyse ihres Potenzials und ihrer Kompetenzen
● die bewusste Planung und Steuerung des Übergangs vonSchule in den Beruf ● die Dokumentation ihrer individuellen Kompetenzentwicklung (z.B. im Berufs wahlpass oder im Portfolio
Community Schools
Was?
Schulen, die sich zu sozialen Zentren entwickeln - mit:
Integrierten Sozialdiensten (Beratung, Gesundheit)
Gemeindenutzung (Kurse, Veranstaltungen)
Für wen?
Besonders in benachteiligten Stadtteilen
Vorteile:
Bessere Entwicklungschancen für Kinder
Stärkere Gemeindevernetzung
Ganzheitliche Unterstützung
Erfolgsgeheimnis:
Enges Zusammenspiel von Schule, Kommune und Sozialpartnern
Funktionen von Full-Service bzw. Community-Schulen
● Kooperation und Integration von Schule und unterschiedlichen sozialen und medizinischen Dienstleistern(z. B. Logopädie,Kinderärzten, Psychotherapeuten) zur Verbesserung der Lernvoraussetzungen benachteiligter Kinder und Jugendlicher
● innerschulische Familien- und Erziehungsberatung
● Organisation von Schulprojekten im Gemeinwesen
● Öffnung des Schulgebäudes als Gemeindezentrum für Vereine und andere zivilgesellschaftliche Aktivitäten
Lernmotivation im derzeitigen Schulalltag
Lehrer erwarten sich, dass Schüler immer motiviert sind, jedoch meist nicht der Fall
Schüler wollen mehr Motiviert werden zum Lernen.
Beide Seiten denken, der andere ist dafür zuständig, deshalb meist Enttäuschung
Was macht Lernmotivation so bedeutend?
Aktivitäten: Zuhören, Verknüpfen, Zusammenfassen, Vorstellen
Eigenverantwortung: Niemand übernimmt die Denkarbeit
Lernmotivation:
Situativ, kein stabiles Merkmal
Abhängig von Umgebung & Vorerfahrungen
Rahmenbedingungen: Lehrpläne, Prüfungsanforderungen
Wie baut eine Lehrperson Lernmotivation auf?
Lehrziel: Inhalte in festem Zeitrahmen vermitteln
Lehren als Gestaltung: Lernumgebung motivierend strukturieren
Motivationsaufbau:
Abhängig von subjektiver Bedeutung des Stoffs
Praxisbezug, Prüfungsrelevanz etc. verdeutlichen
Lehrkraft-Rolle: Äußere Bedingungen für Motivation schaffen (nicht erzwingen)
Wie hält man Lernmotivation aufrecht?
Lernmotivation sinkt oft trotz anfänglichem Interesse (z.B. Naturwissenschaften). Ursachen: fehlende Autonomie, zu hohe/unklare Anforderungen, mangelnder Lebensweltbezug. Gegenmaßnahmen: Wahlmöglichkeiten, passende Herausforderungen, kooperative Formate und Praxisrelevanz. Guter Unterricht fördert intrinsische Motivation durch schüleraktivierende Methoden statt Demotivation durch Überforderung oder Langeweile.
Varianten von Lernmotivation
Keine Motivation, geistige Abwesenheit, Gleichgültigkeit
Extern reguliert:
Lernen nur durch äußeren Druck (Noten, Bestrafung)
Introjeziert:
Innerer Druck (z. B. Schuldgefühle), aber noch nicht selbstbestimmt
Identifiziert:
Lernen für persönliche Ziele (z. B. Berufswunsch)
Intrinsisch:
Lernen aus Sachinteresse (Neugier, Problemfaszination)
Interessiert:
Anhaltende intrinsische Motivation (vertiefte Beschäftigung)
Anreizquelle:
Extrinsisch: Äußere Belohnung/Druck
Intrinsisch: Inhaltsbezogene Anreize
Selbstbestimmungsgrad:
Fremdbestimmt (extern) → Selbstbestimmt (intrinsisch)
Wirkung von verschiedenen Lernmotivationsarten
Amotivation/Fremdbestimmung:
Unlust, Angst, oberflächliche Verarbeitung
Selbstbestimmung (intrinsisch/identifiziert):
Positive Gefühle (Faszination, Spannung)
Tiefere Wissensverarbeitung (eigene Worte, Vorstellungen)
Höhere Anwendungsbereitschaft
Selbstbestimmte Lernmotivation – Welche Bedingungen wirken förderlich?
1.Autonomieunterstützung
Wahlmöglichkeiten bieten, keine Überregulierung
Kompetenzunterstützung
Vertrauen in Fähigkeiten signalisieren, konstruktives Feedback
Instruktionsqualität
Klare Struktur, angepasste Schwierigkeit
Soziale Einbindung
Zugehörigkeitsgefühl in der Lerngruppe
Interesse der Lehrenden
Begeisterung der Lehrkraft als Vorbild
Inhaltliche Relevanz
Lebensweltbezug und Nutzen aufzeigen
Autonomieunterstützung
Die Erfüllung dreier psychologischer Grundbedürfnisse ist essenziell für selbstbestimmte Motivation:
Autonomieerleben (Mitgestaltung, Wahlmöglichkeiten)
Kompetenzerleben (Erfolgserfahrungen, Feedback)
Soziale Einbindung (Zugehörigkeit, Akzeptanz)
Ermöglicht intrinsische Motivation und tiefere Lernprozesse.
Fehlende Erfüllung führt zu Fremdbestimmung oder Amotivation.
Autonomie fördern durch:
Partizipation (z. B. Themenwahl)
Vermeidung von Kontrolle (kein Mikromanagement)
Praxisbeispiel:
„Statt strikter Aufgaben vorgeben: Lernziele gemeinsam planen.“