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Frage-Antwort-Karteikarten zu zentralen Begriffen, Theorien, Experimenten und Befunden aus den Bereichen Lernen, Emotion, Motivation und Motorik, basierend auf den Vorlesungsnotizen.
Name | Mastery | Learn | Test | Matching | Spaced |
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Was versteht man unter operanter Konditionierung?
Ein Lernen durch Versuch-und-Irrtum, bei dem die Konsequenzen (Verstärkung oder Bestrafung) die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens erhöhen bzw. verringern.
Wie lautet das Gesetz des Effekts (Thorndike)?
Reaktionen, die in einer Situation zu befriedigenden Konsequenzen führen, werden stärker mit dieser Situation verknüpft und später häufiger gezeigt.
Nenne zwei Beispiele primärer Verstärker.
Nahrung, Wasser (befriedigen physiologische Bedürfnisse ohne vorheriges Lernen).
Was ist ein gelernter sekundärer Verstärker?
Ein vormals neutraler Reiz, der durch Kopplung mit einem primären Verstärker selbst verstärkende Wirkung erlangt (z. B. Geldscheine).
Was besagt Selbstverstärkung (Premack-Prinzip)?
Eine hoch bevorzugte Aktivität dient als Verstärker für eine weniger bevorzugte Aktivität.
Worin unterscheidet sich kontinuierliche von intermittierender Verstärkung?
Kontinuierlich: jedes Auftreten des Verhaltens wird verstärkt; intermittierend: nur manche Verhaltensausführungen werden verstärkt (Intervall- oder Quotenplan).
Nenne drei Möglichkeiten, die Häufigkeit eines unerwünschten Verhaltens zu reduzieren.
1) Löschung (Entzug der Verstärker), 2) Aufbau eines konkurrierenden Verhaltens, 3) Bestrafung.
Definition klassische Konditionierung.
Ein neutraler Reiz (NS) wird durch wiederholte Paarung mit einem unkonditionierten Reiz (UCS) zum konditionierten Reiz (CS), der eine konditionierte Reaktion (CR) auslöst.
Hauptunterschied Klassische vs. Operante Konditionierung (Aktivitätsgrad).
Klassische Konditionierung wirkt passiv auf bereits vorhandene Reaktionen, operante Konditionierung ist aktiv und ändert die Auftretenshäufigkeit von Verhalten.
Welche vier Phasen beschreibt man in beiden Konditionierungsarten?
Kontroll-/Baselinesituation, Lern- bzw. Trainingsphase, Löschungsphase (Extinktion), Spontanerholung.
Kernidee der Zweifaktoren-Theorie der Vermeidung (Mowrer/Miller).
Furchtreaktion wird klassisch konditioniert; Flucht-/Vermeidungsverhalten wird operant (durch negative Verstärkung) aufrechterhalten.
Was ist gelernte Hilflosigkeit?
Zustand motivationaler, emotionaler und kognitiver Defizite nach Erfahrung unkontrollierbarer, unvermeidbarer aversiver Reize; Individuum erwartet fehlende Kontrolle.
Wie erklärt die Reformulierung (Abramson/Seligman) Hilflosigkeit?
Durch globale, stabile und interne Attributionen negativer Ereignisse entsteht generalisierte Hilflosigkeit.
Was beschreibt der Aufsuchen-Meiden-Konflikt nach Miller?
Ein Zielobjekt besitzt gleichzeitig anziehende (Appetenz) und abschreckende (Aversion) Eigenschaften; Annäherungs- und Vermeidungstendenzen steigen beide mit Zielnähe, die Vermeidung jedoch steiler.
Nenne Millers fünf Grundannahmen zum Aufsuchen-Meiden-Konflikt.
1) Appetenz nimmt mit Zielnähe zu, 2) Aversion nimmt mit Zielnähe zu, 3) Aversion steigt steiler, 4) Stärke beider Tendenzen hängt von Antrieb & Verstärkung ab, 5) Stärkere Tendenz setzt sich durch.
Welchen Befund lieferte Pawlows Speichelhund-Experiment?
Ein vormals neutraler Glockenton kann nach Paarung mit Futter (US) allein Speichelfluss (CR) auslösen – Nachweis klassischer Konditionierung.
Was zeigte Crespis Studium der reduzierten Futtermenge?
Bei Ratten sank nach Verstärkungsreduktion das Lauf-Tempo unter das der Kontrollgruppe – Hinweis auf ‚elation‘ und ‚depression‘-Effekte der Belohnungsgröße.
Was bewies Tolman & Honzik (1930) zum latenten Lernen?
Ratten, die zunächst ohne Belohnung liefen, verbesserten ihr Verhalten sofort nach Einführung von Futter – sie hatten eine kognitive Karte latenter Art erworben.
Grices Befund zur Verstärkungsverzögerung.
Je länger die Verzögerung zwischen korrekter Reaktion und Futter, desto schlechter wird gelernt; nach ~10 s kaum noch Erwerb.
Wichtiges Ergebnis aus Estes’ Bestrafungsstudie.
Bestrafung unterdrückt Verhalten kurzfristig, hat aber ohne zusätzliche Maßnahmen keine dauerhafte Löschungswirkung; Verhalten kann zurückkehren.
Worin bestand das zentrale Ergebnis des ‚Kleinen Albert‘-Experiments?
Eine konditionierte Furcht gegenüber einer Ratte (und Generalisierung auf ähnliche Objekte) kann beim Menschen durch Kopplung mit lautem Geräusch erzeugt werden.
Was versteht man unter ‚Preparedness‘?
Artspezifische biologische Disposition bestimmt, welche Reiz-Reaktions-Verbindungen besonders leicht bzw. kaum erlernt werden.
Welchen Nachweis erbrachte Garcia & Koelling (1966) bezüglich Preparedness?
Ratten verknüpften Übelkeit leicht mit Geschmack, aber nicht mit Licht/Ton; eine einzelne Paarung reichte, Verzögerungen wurden toleriert – widerspricht klassischen Lernannahmen.
Was bedeutet Ortslernen (Tolman)?
Erwerb einer kognitiven Karte des Umfelds (Wege/Winkel) statt einer festen Reiz-Reaktions-Kette.
Erkläre die Begriffe Kontingenz und Kontiguität.
Kontingenz: Vorhersagekraft eines CS für den US; Kontiguität: zeitliche/örtliche Nähe von CS und US.
Kernbefund von Rescorla (1968) zu Kontingenz.
Nur wenn der US im CS-Intervall häufiger auftrat als in den CS-freien Intervallen, entwickelte sich konditionierte Furcht; reine Kontiguität genügt nicht.
Was ist Lernen durch Einsicht (Köhler)?
Plötzliche Umstrukturierung des Problemfelds führt zur Lösung, danach wird Verhalten rasch und fehlerfrei wiederholt.
Zwei Vorteile des Lernens durch Beobachtung.
1) Zeitersparnis beim Erwerb neuer Verhaltensweisen, 2) Lernen aus Konsequenzen des Modells ohne eigene Risikoerfahrung.
Kernaussage der sozial-kognitiven Lerntheorie Banduras.
Beobachtetes Verhalten wird als symbolische Repräsentation gespeichert; Lernen und Ausführung sind zu trennen, letztere von Verstärkung reguliert.
Was zeigte das Rocky-Experiment (Bandura 1965)?
Kinder imitierten aggressives Verhalten stärker, wenn das Modell belohnt wurde; Belohnung im Test hob Bestrafungseffekte auf – Lernen war erfolgt, Ausführung motivationsabhängig.
Nenne die vier Phasen des Modelllernens nach Bandura.
1) Aufmerksamkeitsprozesse, 2) Behaltensprozesse, 3) Reproduktionsprozesse, 4) Motivationsprozesse.
Was sind Spiegelneuronen?
Neurone, die beim Ausführen einer Handlung und beim Beobachten derselben Handlung feuern; dienen vermutlich Verständnis und Imitation.
Arbeitsdefinition von Emotion.
Bewusste, objektgerichtete, episodische psychische Zustände mit charakteristischem Erleben, typischen physiologischen, expressiven und motivationalen Begleitreaktionen.
Nenne die fünf Leitfragen der Emotionspsychologie.
1) Wie entstehen Emotionen? 2) Was sind Emotionen? 3) Welche Wirkungen haben sie? 4) Anteil von Evolution vs. Lernen? 5) Neurophysiologische Realisierung?
Zentrale Annahme der James-Lange-Theorie.
Gefühle sind das bewusste Erleben körperlicher (viszeraler) Veränderungen, die automatisch durch erregende Reize ausgelöst werden.
Hauptkritik an James’ Emotionstheorie.
Emotionen können auch ohne eindeutige viszerale Veränderungen entstehen; gleiche körperliche Zustände können verschiedene Emotionen begleiten.
Grundidee der Einschätzungstheorien (Arnold/Lazarus).
Emotionen entstehen durch kognitive Bewertung (appraisal) von Ereignissen hinsichtlich Relevanz, Valenz und Bewältigbarkeit.
Welche drei Bewertungsdimensionen unterscheidet Lazarus?
1) Vorteil/Schaden (primary appraisal), 2) Anwesenheit/Abwesenheit, 3) Bewältigbarkeit (secondary appraisal).
Was besagt die OCC-Theorie?
22 Basisemotionen entstehen aus Bewertungen von Ereignissen (Erwünschtheit), Handlungen (Lobwürdigkeit) und Objekten (Attraktivität).
Hauptaussagen der Schachter-Singer-Zwei-Faktoren-Theorie.
Emotion = unspezifische physiologische Erregung + kognitive Attribution dieser Erregung auf eine situative Ursache.
Welche Kritik trifft die Zwei-Faktoren-Theorie?
Erregung ist nicht immer notwendig und nicht hinreichend; manche Emotionen treten ohne bewusste Attribution sofort auf.
Drei Hauptfunktionen von Emotionen.
Aufmerksamkeitssteuerung, Informationsfunktion (Bewusstsein von Bedeutungen), motivationale Funktion (Handlungsimpulse).
Erkläre hedonistische Motivationstheorie.
Menschen handeln, um positive Gefühle zu maximieren und negative zu minimieren; antizipierte Emotionen beeinflussen Zielwahl.
Was sind emotionsspezifische Handlungsimpulse?
Direkt von der Emotion aktivierte Handlungstendenzen (z. B. Flucht bei Furcht, Aggression bei Ärger) ohne Zwischenschritt ‚Lust/Unlust‘.
Nenne zwei Gemeinsamkeiten heutiger Basisemotionstheorien.
1) Es gibt eine begrenzte Zahl evolutionär verankerter Emotionsmodule, 2) jedes Modul erzeugt ein koordiniertes Muster aus Gefühl, Physiologie, Ausdruck, Impuls.
Was ist Ekmans neurokulturelle Theorie?
Angeborene Affektprogramme erzeugen Basisemotionen & zugehörige Gesichtsausdrücke; Darstellungsregeln modulieren den Ausdruck kulturell.
Welche zentrale Rolle spielt die Amygdala laut LeDoux?
Sie ist Kern eines Furchtmoduls; schneller subkortikaler Pfad ermöglicht unbewusste, schneller Alarm-Reaktionen auf Bedrohung.
Definition Motivation und Motiv.
Motivation: aktuell wirksamer Antrieb für zielgerichtetes Verhalten; Motiv: überdauernde Disposition, bestimmte Ziele erstrebenswert zu finden.
Wofür steht das AB-CDEF-Modell (Tinbergen)?
Vier Erklärungsebenen für Verhalten: C-kausale Mechanismen, D-Ontogenese, E-Phylogenese, F-Funktion (proximal vs. ultimativ).
Drei Lewin’sche Konflikttypen.
Annäherung-Annäherung, Vermeidung-Vermeidung, Annäherung-Vermeidung.
Kernidee der Theorie resultierender Valenz (Lewin).
Aufgabenwahl folgt der Summe aus positivem Erfolgswert (Annäherung) und negativem Misserfolgswert (Vermeidung); resultierende Kraft bestimmt Entscheidung.
Welche Dispositionen unterscheidet Atkinson in der Leistungsmotivation?
Erfolgsmotiv (Stolz anstreben) vs. Misserfolgsmotiv (Scham vermeiden).
Formel für Erfolgsaufsuchung nach Atkinson.
Te = Me × Pe × Ie (Motiv × Erfolgswahrscheinlichkeit × Erfolgsanreiz).
Wie misst man das Erfolgsmotiv traditionell?
Mittels Projektiver Verfahren wie dem Thematischen Apperzeptionstest (TAT).
Heiders Grundannahme zur attributionalen Analyse.
Menschen sind ‚naive Wissenschaftler‘, die Ursachen für Erfolge und Misserfolge ermitteln, um Vorhersagen und Kontrolle zu erhalten.
Weiners drei Kausaldimensionen.
Lokation (intern/extern), Stabilität (stabil/variabel), Kontrollierbarkeit (kontrollierbar/un-).
Wann wird eine Person nach Weiner verantwortlich gemacht?
Wenn die Ursache internal, kontrollierbar und ohne mildernde Umstände ist (z. B. geringe Anstrengung).
Vier Phasen des Rubikon-Modells.
1) Vor-Entscheidung (Motivation), 2) Vor-Handlung (Planung), 3) Handlung (Ausführung), 4) Nach-Handlung (Bewertung).
Was charakterisiert eine volitionale Bewusstseinslage?
Fokus auf Zielumsetzung, selektive Informationsverarbeitung, Abschirmung gegen ablenkende Alternativen.
Unterschied intrinsische vs. extrinsische Motivation.
Intrinsisch: Tätigkeit wird um ihrer selbst willen ausgeführt; extrinsisch: Tätigkeit wird Mittel zum Zweck (äußere Konsequenz).
Formel des Fitts’schen Gesetzes.
MT = a + b · log2(2D/W) – Bewegungszeit steigt mit Bewegungsdistanz und sinkt mit Zielbreite.
Was versteht man unter Closed-Loop-Control?
Regelung: kontinuierlicher Ist-Soll-Vergleich mit sensorischer Rückmeldung, ermöglicht genaue Korrekturen, jedoch zeitverzögert.
Vorteil von Open-Loop-Control.
Schnelle Ausführung ohne Verzögerung durch Feedback, basiert auf vorab gelerntem inneren Modell der Transformation.
Wie löst das Nervensystem das Freiheitsgrade-Problem?
Versteifung von Gelenken oder Bildung von Synergien, wodurch mehrere Muskeln/Gelenke als Einheit kontrolliert werden.
Was sind Kontexteffekte in Bewegungsfolgen?
Ausführung einzelner Teilbewegungen hängt von vorhergehenden und vor allem nachfolgenden Bewegungen ab (z. B. Klavierspiel).
Hauptbefund von Rosenbaum et al. (1983).
Intertap-Intervalle zeigten hierarchische Struktur: Bewegungsfolgen werden in Teilsequenzen organisiert.
Zwei zentrale Organisationsprinzipien motorischer Kortexareale.
Somatotope Repräsentation (Motorischer Homunkulus) und hierarchische Mehrebenenorganisation von Rückenmark bis Assoziationskortex.
Erklärung des Bereitschaftspotenzials (BP).
Langsamer negativer EEG-Anstieg 1–1,5 s vor willentlicher Bewegung – marker der Bewegungsvorbereitung.
Welches Ergebnis erzielte Libet bezüglich freien Willens?
Neuronale Vorbereitung (BP) beginnt ca. 1 s vor Bewegung, bewusster Entschluss erst ~300 ms vorher – deutliche Vorlaufzeit unbewusster Prozesse.
Zwei Kritikpunkte an Libets Experiment.
1) Doppeltätigkeitsbelastung (Uhr plus Bewegung), 2) BP aus vielfach wiederholten, trivialen Bewegungen abgeleitet.
Welche Rolle spielt visuelle Wahrnehmung bei Bewegungen?
1) Online-Regelung präziser Bewegungen, 2) Erwerb und Anpassung innerer Modelle motorischer Transformationen.
Warum sind taktil-propriozeptive Infos bei Kraftkontrolle unersetzlich?
Nur sie liefern unmittelbare Rückmeldung über Kontaktkräfte (z. B. Greifkraft) – visuelle Infos beziehen sich auf Position, nicht auf Kraft.
Bewegungsvorstellung – funktionelle Äquivalenz?
Mentales Training aktiviert ähnliche neuronale Netzwerke wie reale Bewegung und verbessert Planung, Timing und Sequenzierung.
Die drei Phasen motorischen Lernens.
Kognitive Phase, assoziative Phase, automatisierte Phase.
Was zeigte Thach et al. (1992) mit Prismenbrille?
Anpassung der Wurfbewegung belegt visumotorische Rekalibrierung; Entfernen der Brille erzeugt Nacheffekt – Hinweis auf neues inneres Modell.