1/42
Vokabelkarten zur Wiederholung zentraler Begriffe der mikrobiellen Fermentation und Gastrointestinalphysiologie bei Wiederkäuern und anderen Tieren.
Name | Mastery | Learn | Test | Matching | Spaced |
---|
No study sessions yet.
Vormagenverdauung
Gesamtheit der mikrobiellen Abbau- und Umsetzungsprozesse im Pansen, Netzmagen und Blättermagen des Wiederkäuers.
Pansen
Größter Vormagen; Gärkammer mit anaerobem Milieu für mikrobielle Fermentation von Faserkohlenhydraten.
Mikroorganismen im Pansen
Bakterien, Protozoen und Anaerobpilze, die Fasern, Stärke, Eiweiße und Fette fermentieren.
Kohlenhydratfermentation
Vergärung von Zellulose, Hemizellulose und Stärke zu SCFA (Acetat, Propionat, Butyrat) und Gasen (CO₂, CH₄).
Säure-Basen-Haushalt im Pansen
Regulation des pH (6-7) durch Speichelpuffer (HCO₃⁻, HPO₄²⁻) und Resorption der gebildeten SCFA.
Proteinverdauung im Pansen
Abbau von Futtereiweiß durch mikrobielle Proteasen; Verdaulichkeit 30-70 % abhängig von Löslichkeit und Struktur.
Mikrobielle Proteinsynthese
De-novo-Aufbau bakterieller Proteine aus anorganischem Stickstoff (NH₄⁺, Harnstoff) – bis 10 g Protein pro MJ ME.
Ruminohepatischer N-Kreislauf
Rezirkulation von Harnstoff (bis 90 %) über Speichel und Pansenepithel; Spaltung durch Urease zu NH₄⁺.
Harnstofftransporter (UT-B)
Transportprotein im Pansenepithel und Speicheldrüse, das Harnstoff per erleichterter Diffusion in den Pansen schleust.
Harnstoff-Fütterung
Einsatz von Harnstoff als kostengünstige N-Quelle für Mikroben; erfordert ausreichend fermentierbare Energie.
Pansendepressive Wirkung der Fette
Hemmt cellulytische Mikroben; daher ungeschützte Fettgaben >5 % TS reduzieren Faserabbau.
Butyrivibrio fibrisolvens
Pansenbakterium, das ungesättigte Fettsäuren hydriert und trans-Fettsäuren bildet.
Trans-Fettsäuren
In der Pansenhydrierung entstehende Fettsäuren mit trans-Doppelbindung; beim Menschen gesundheitlich unerwünscht.
Konjugierte Linolsäuren (CLA)
Im Pansen gebildete Isomere der Linolsäure; wirken milchfettsenkend und eventuell antiadipogen.
Thiaminmangel (Vitamin B1)
Führt bei Wiederkäuern zur Zerebrokortikalnekrose; oft nach rascher Kraftfutterumstellung durch bakterielle Thiaminase.
Zerebrokortikalnekrose
Neurologische Erkrankung infolge Thiaminmangels; Symptome: Blindheit, Krämpfe, Festliegen.
Cobalaminmangel (Vitamin B12)
Verursacht perniziöse Anämie und ZNS-Störungen; entsteht v. a. bei Cobalt-Armut im Futter.
Perniziöse Anämie
Megaloblastäre Anämie infolge Vitamin-B12-Mangels bei Wiederkäuern.
Pansenepithel
Mehrschichtig verhorntes Plattenepithel mit Gap Junctions; Hauptresorptionsort für SCFA und Mineralien.
SCFA (Short Chain Fatty Acids)
Kurzkettige Fettsäuren (Acetat, Propionat, Butyrat); wichtigste Energiequelle des Wiederkäuers.
Lipophile Diffusion
Passiver Transport ungeladener SCFA durch die Zellmembran des Pansenepithels.
Na⁺/H⁺-Austauscher (NHE)
Elektroneutrales Transportsystem für Na⁺-Aufnahme und pH-Regulation im Pansenepithel.
TRPM6/7
Magnesiumkanäle im Pansen; elektrogene Mg²⁺-Resorption, empfindlich gegenüber hoher K⁺-Konzentration.
Weidetetanie
Hypomagnesiämische Tetanie bei Rindern auf K⁺-reichen Weiden infolge gehemter Mg²⁺-Aufnahme.
Psalter (Omasum)
Dritter Vormagen; eindickt den Speisebrei, resorbiert Wasser, SCFA und HCO₃⁻.
Wiederkauen
Reflexkette von Rejektion, Reinsalivation, Remastikation und Abschlucken zur Partikelverkleinerung.
Rejektion
Aktive Beförderung grober Futterpartikel aus Retikulum/Pansen in die Maulhöhle zum Wiederkauen.
Ruktus
Reflektorisches Abgasen von Pansengasen; Störung führt zur lebensbedrohlichen Pansentympanie.
Haubenrinnenreflex
Spiralige Schließung der Haubenlippen bei Milchsaugern; leitet Milch direkt in den Labmagen.
Hoflund-Syndrom
Ausfall der vagalen Innervation des Retikulorumen; führt zu unkoordinierten Zuckungen und schlechter Prognose.
Pansentympanie
Aufgasen des Pansens bei gestörtem Ruktus (z. B. Schaumgärung, Schlundverstopfung).
Resistant Starch (RS)
Stärkeanteil, der den Pansen passiert; vermeidet Azidose und liefert Energie im Dünndarm.
Rumen Undegradable Protein (RUP)
Futterprotein, das den Pansen unverdaut passiert und erst im Dünndarm verdaut wird (geschützte Proteine).
Rumen Protected Fat
Technologisch geschützte Fette, deren pansendepressive Wirkung minimiert wird (z. B. Ca-Seifen).
Enteroruminaler Phosphatkreislauf
Phosphat wird erst im Darm resorbiert und über Speichel in den Pansen zurückgeführt.
Zäkumverdauung
Fermentation im Blinddarm; typisch bei Kaninchen und Pferden.
Kolonverdauung
Hauptfermentation im Colon (Pferd, Schwein); lange Verweildauer durch Haustren und Antiperistaltik.
Zäkotrophie
Aufnahme protein- und vitaminreichen Zäkumkots (Weichkot) direkt vom Anus, v. a. bei Kaninchen.
Reduktive Azetogenese
H₂-Verwertung im Dickdarm: 4 H₂ + 2 HCO₃⁻ → Acetat + 4 H₂O; verringert Methanbildung.
Gallensäurestoffwechsel im Dickdarm
Dekonjugierung und Bildung sekundärer Gallensäuren durch Mikroben; Teil des enterohepatischen Kreislaufs.
K⁺/H⁺-ATPase (Dickdarm)
Apikale Pumpe für aktive Kalium-Resorption, besonders bei K⁺-armen Rationen.
Antiperistaltische Wellen
Rückwärts gerichtete Kontraktionen von Kolon/Zäkum zur Verlängerung der Fermentationszeit.
Lieberkühnsche Krypten (Dickdarmsekretion)
Cl⁻-sekretorische Zellen; durch cAMP, cGMP oder Ca²⁺ gesteuert – pathophysiologisch bei Diarrhö aktiv.