Bio. Kap. 13 & 14 (Audirisches & Vestibularsystem)

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1
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Was ist Schall? Beschreibe kurz deren Wahrnehmung und die verschiedenen Arten von Schall.

Was ist Schall?

 

  • Adäquater Reiz für das Gehör ist Schall – also mechanische Wellen, die sich in einem elastischen Medium (meist Luft) ausbreiten.

  • Schallquellen sind Körper, die Schwingungen erzeugen können. Diese Schwingungen erzeugen Verdichtungs- und Verdünnungszonen in der Luft, die sich wellenförmig ausbreiten.

  • Die Ausbreitung entsteht durch Impulsübertragung: Moleküle stoßen an benachbarte Moleküle, wodurch sich die Schwingung fortsetzt.

  • Schallgeschwindigkeit in Luft: ca. 335 m/s.

 

Wie wird Schall wahrgenommen?

 

  • Schallwellen treffen auf das Trommelfell, das dadurch zu Schwingungen angeregt wird.

  • Diese Schwingungen werden in einem mehrstufigen Prozess (über Mittelohr, Innenohr, Haarzellen) in Nervenimpulse transformiert.

 

 

 

Arten von Schall

 

  • Reiner Ton: nur eine Frequenz (z.B. Stimmgabel).

  • Klang: Grundfrequenz + Obertöne (z.B. schwingende Saite).

  • Geräusch: komplexes Frequenzgemisch ohne systematischen Zusammenhang.

<p><span><strong>Was ist Schall?</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span><strong>Adäquater Reiz für das Gehör</strong> ist <strong>Schall</strong> – also mechanische Wellen, die sich in einem elastischen Medium (meist Luft) ausbreiten.</span></p></li><li><p><span><strong>Schallquellen</strong> sind Körper, die Schwingungen erzeugen können. Diese Schwingungen erzeugen <strong>Verdichtungs- und Verdünnungszonen</strong> in der Luft, die sich <strong>wellenförmig ausbreiten</strong>.</span></p></li><li><p><span>Die Ausbreitung entsteht durch <strong>Impulsübertragung</strong>: Moleküle stoßen an benachbarte Moleküle, wodurch sich die Schwingung fortsetzt.</span></p></li><li><p><span><strong>Schallgeschwindigkeit in Luft</strong>: ca. <strong>335 m/s</strong>.</span></p></li></ul><p>&nbsp;</p><p></p><p><span><strong>Wie wird Schall wahrgenommen?</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span>Schallwellen treffen auf das <strong>Trommelfell</strong>, das dadurch zu Schwingungen angeregt wird.</span></p></li><li><p><span>Diese Schwingungen werden in einem <strong>mehrstufigen Prozess</strong> (über Mittelohr, Innenohr, Haarzellen) in <strong>Nervenimpulse</strong> transformiert.</span></p></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><span><strong>Arten von Schall</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span><strong>Reiner Ton</strong>: nur eine Frequenz (z.B. Stimmgabel).</span></p></li><li><p><span><strong>Klang</strong>: Grundfrequenz + Obertöne (z.B. schwingende Saite).</span></p></li><li><p><span><strong>Geräusch</strong>: komplexes Frequenzgemisch <strong>ohne systematischen Zusammenhang</strong>.</span></p></li></ul><p></p>
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Was sind die physikalischen Merkmale von Schall?

Physikalische Merkmale von Schallwellen

 

  1. Amplitude:

    • Differenz zwischen Maximaldruck und Minimaldruck.

    • Entspricht der Lautstärke.

  2. Frequenz:

    • Anzahl der Schwingungen pro Sekunde (Hertz, Hz).

    • Bestimmt die Tonhöhe.

 

 

 

Schallintensität

 

  • Beschreibt, wie viel Schallenergie pro Sekunde durch eine Fläche tritt.

  • Proportional zum Quadrat des Schalldrucks.

  • Einheit: Watt/m².

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Was ist der Schalldruckpegel?

Schalldruckpegel

 

  • Wegen der enormen Spannweite der Hörschwelle wird der Schalldruck logarithmisch skaliert:

    • Formel: S = 20 log(p/p₀)

      • S: Schalldruckpegel (in dB)

      • p: Schalldruck

      • p₀: Referenzdruck (2 × 10⁻⁵ N/m²; entspricht Hörschwelle)

  • Ein zehnfacher Schalldruck bedeutet eine Steigerung um 20 dB.

  • Die Unterschiedsschwelle liegt bei etwa 1 dB, wenn Töne gleicher Frequenz unterschiedlich laut erscheinen sollen.

Schalldruckpegel-Skala

  • Reicht von 0 dB (Hörschwelle) bis 160 dB (Schmerzgrenze).

  • Werte über 120 dB gelten als gehörschädigend.

<p><span><strong>Schalldruckpegel</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span>Wegen der enormen Spannweite der Hörschwelle wird der Schalldruck <strong>logarithmisch skaliert</strong>:</span></p><ul><li><p><span><strong>Formel</strong>: S = 20 log(p/p₀)</span></p><ul><li><p><span><strong>S</strong>: Schalldruckpegel (in dB)</span></p></li><li><p><span><strong>p</strong>: Schalldruck</span></p></li><li><p><span><strong>p₀</strong>: Referenzdruck (2 × 10⁻⁵ N/m²; entspricht Hörschwelle)</span></p></li></ul></li></ul></li><li><p><span>Ein <strong>zehnfacher Schalldruck</strong> bedeutet eine <strong>Steigerung um 20 dB</strong>.</span></p></li><li><p><span>Die <strong>Unterschiedsschwelle</strong> liegt bei etwa <strong>1 dB</strong>, wenn Töne gleicher Frequenz unterschiedlich laut erscheinen sollen.</span></p></li></ul><p></p><p><span><strong>Schalldruckpegel-Skala</strong></span></p><ul><li><p><span>Reicht von <strong>0 dB (Hörschwelle)</strong> bis <strong>160 dB (Schmerzgrenze)</strong>.</span></p></li><li><p><span>Werte über 120 dB gelten als <strong>gehörschädigend</strong>.</span></p></li></ul><p></p>
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Beschreibe das äussere Ohr.

Äußeres Ohr

 

  • Bestandteile:

    • Ohrmuschel (Auricula/Pinnae): bündelt Schallwellen wie ein Parabolspiegel in Richtung Gehörgang, bzw. leitet den Brennpunkt da.

    • Äußerer Gehörgang: ca. 3 cm lang, außen knorpelig, innen knöchern.

  • Endpunkt: Trommelfell (Membrana tympani) – dünne Membran, trennt äußeres Ohr vom Mittelohr (aber diese gehört anatomische gesehen zum Mittelohr).

<p><span><strong>Äußeres Ohr</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span><strong>Bestandteile</strong>:</span></p><ul><li><p><span><strong>Ohrmuschel (Auricula/Pinnae)</strong>: bündelt Schallwellen wie ein Parabolspiegel in Richtung Gehörgang, bzw. leitet den Brennpunkt da.</span></p></li><li><p><span><strong>Äußerer Gehörgang</strong>: ca. <strong>3 cm lang</strong>, außen knorpelig, innen knöchern.</span></p></li></ul></li><li><p><span><strong>Endpunkt</strong>: <strong>Trommelfell (Membrana tympani)</strong> – dünne Membran, trennt äußeres Ohr vom Mittelohr (aber diese gehört anatomische gesehen zum Mittelohr).</span></p></li></ul><p></p>
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Beschreibe das Mittelohr (Aufbau, Funktion, Knocken, Muskeln)

Mittelohr

 

 

Aufbau und Funktion

  • Lage: Direkt hinter dem Trommelfell; luftgefüllter Raum mit der Paukenhöhle als Hauptstruktur.

  • Druckausgleich: Über die Eustachische Röhre (Tuba eustachii), die beim Schlucken den Druck an den Außendruck anpasst.

    • Wichtig beim Fliegen/Tauchen.

    • Fehlender Ausgleich (z. B. bei Erkältung) → Verformung des Trommelfells → Hörminderung.

 

 

Gehörknöchelchen

  • Hammer (Malleus) – mit dem Trommelfell verwachsen.

  • Amboss (Incus) – gelenkig mit Hammer und Steigbügel verbunden.

  • Steigbügel (Stapes) – endet in der beweglichen Fußplatte im ovalen Fenster des Innenohrs.

    • Überträgt Schwingungen kolbenartig in die Flüssigkeit des Innenohrs.

 

 

Muskuläre Kontrolle

  • Zwei Muskeln:

    • Musculus tensor tympani

    • Musculus stapedius

  • Funktion: Dämpfung lauter Geräusche durch Einschränkung der Knöchelchen-Beweglichkeit.

<p><span><strong>Mittelohr</strong></span></p><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><span><strong>Aufbau und Funktion</strong></span></p><ul><li><p><span><strong>Lage</strong>: Direkt hinter dem Trommelfell; luftgefüllter Raum mit der <strong>Paukenhöhle</strong> als Hauptstruktur.</span></p></li><li><p><span><strong>Druckausgleich</strong>: Über die <strong>Eustachische Röhre (Tuba eustachii)</strong>, die beim Schlucken den Druck an den Außendruck anpasst.</span></p><ul><li><p><span>Wichtig beim Fliegen/Tauchen.</span></p></li><li><p><span><strong>Fehlender Ausgleich</strong> (z. B. bei Erkältung) → Verformung des Trommelfells → <strong>Hörminderung</strong>.</span></p></li></ul></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><span><strong>Gehörknöchelchen</strong></span></p><ul><li><p><span><strong>Hammer (Malleus)</strong> – mit dem Trommelfell verwachsen.</span></p></li><li><p><span><strong>Amboss (Incus)</strong> – gelenkig mit Hammer und Steigbügel verbunden.</span></p></li><li><p><span><strong>Steigbügel (Stapes)</strong> – endet in der <strong>beweglichen Fußplatte</strong> im <strong>ovalen Fenster</strong> des Innenohrs.</span></p><ul><li><p><span>Überträgt Schwingungen <strong>kolbenartig</strong> in die Flüssigkeit des Innenohrs.</span></p></li></ul></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><span><strong>Muskuläre Kontrolle</strong></span></p><ul><li><p><span>Zwei Muskeln:</span></p><ul><li><p><span><strong>Musculus tensor tympani</strong></span></p></li><li><p><span><strong>Musculus stapedius</strong></span></p></li></ul></li><li><p><span>Funktion: <strong>Dämpfung lauter Geräusche</strong> durch Einschränkung der Knöchelchen-Beweglichkeit.</span></p></li></ul><p></p>
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Was ist eine Mittelohrentzündung (Synonym)? Beschreibe diese.

 Mittelohrentzündung (Otitis media acuta)

 

  • Häufigste Ohrerkrankung, besonders bei Kindern.

  • Ursprung meist: Infektion über die Eustachische Röhre aus dem Nasen-Rachen-Raum.

  • Erreger: meist Bakterien (z. B. Streptokokken), seltener Viren.

  • Symptome: Ohrenschmerzen, Fieber, Schwerhörigkeit.

  • Komplikationen: Meningitis, Hirnabszesse, Gesichtslähmung.

  • Therapie: i. d. R. Antibiotika, Ausheilung in 2–4 Wochen.

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Was sind die verschiedenen Knocken im Mittelohr? Wozu dienen sie?

Gehörknöchelchen

  • Hammer (Malleus) – mit dem Trommelfell verwachsen.

  • Amboss (Incus) – gelenkig mit Hammer und Steigbügel verbunden.

  • Steigbügel (Stapes) – endet in der beweglichen Fußplatte im ovalen Fenster des Innenohrs.

    • Überträgt Schwingungen kolbenartig in die Flüssigkeit des Innenohrs.

Physik der Schallübertragung:

 

Problem: Übergang Luft → Flüssigkeit

 

  • Schallwellen verlieren 98 % ihrer Energie beim direkten Übergang Luft → Flüssigkeit wegen Impedanzunterschied.

  • Das Ohr kompensiert diesen Energieverlust durch ein mechanisches Verstärkungssystem:

 

 

Lösungen durch das Mittelohr:

 

  • Verhältnis der Flächen: Trommelfell ist 17-mal größer als die Steigbügelplatte → Druckverstärkung.

  • Hebelwirkung durch Hammer–Amboss-Kombination.

  • Gesamtverstärkung des Drucks: Faktor 22.

 

 

Optimale Übertragung

 

  • Frequenzbereich von 300–3000 Hz wird am effizientesten weitergeleitet – genau der Bereich der menschlichen Sprache.

<p><strong>Gehörknöchelchen</strong></p><ul><li><p><strong>Hammer (Malleus)</strong> – mit dem Trommelfell verwachsen.</p></li><li><p><strong>Amboss (Incus)</strong> – gelenkig mit Hammer und Steigbügel verbunden.</p></li><li><p><strong>Steigbügel (Stapes)</strong> – endet in der <strong>beweglichen Fußplatte</strong> im <strong>ovalen Fenster</strong> des Innenohrs.</p><ul><li><p>Überträgt Schwingungen <strong>kolbenartig</strong> in die Flüssigkeit des Innenohrs.</p></li></ul></li></ul><p></p><p></p><p><span><strong>Physik der Schallübertragung:</strong></span></p><p>&nbsp;</p><p><span><strong>Problem: Übergang Luft → Flüssigkeit</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span>Schallwellen verlieren <strong>98 % ihrer Energie</strong> beim direkten Übergang Luft → Flüssigkeit wegen <strong>Impedanzunterschied</strong>.</span></p></li><li><p><span>Das Ohr kompensiert diesen Energieverlust durch ein <strong>mechanisches Verstärkungssystem</strong>:</span></p></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><span><strong>Lösungen durch das Mittelohr:</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span><strong>Verhältnis der Flächen</strong>: Trommelfell ist 17-mal größer als die Steigbügelplatte → <strong>Druckverstärkung</strong>.</span></p></li><li><p><span><strong>Hebelwirkung</strong> durch Hammer–Amboss-Kombination.</span></p></li><li><p><span><strong>Gesamtverstärkung</strong> des Drucks: <strong>Faktor 22</strong>.</span></p></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><span><strong>Optimale Übertragung</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span><strong>Frequenzbereich von 300–3000 Hz</strong> wird am effizientesten weitergeleitet – genau der Bereich der <strong>menschlichen Sprache</strong>.</span></p></li></ul><p></p>
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Beschreibe die Physik der Schallübertragung.

Physik der Schallübertragung

 

 

Problem: Übergang Luft → Flüssigkeit

 

  • Schallwellen verlieren 98 % ihrer Energie beim direkten Übergang Luft → Flüssigkeit wegen Impedanzunterschied.

  • Das Ohr kompensiert diesen Energieverlust durch ein mechanisches Verstärkungssystem:

 

 

Lösungen durch das Mittelohr:

 

  • Verhältnis der Flächen: Trommelfell ist 17-mal größer als die Steigbügelplatte → Druckverstärkung.

  • Hebelwirkung durch Hammer–Amboss-Kombination.

  • Gesamtverstärkung des Drucks: Faktor 22.

 

 

Optimale Übertragung

 

  • Frequenzbereich von 300–3000 Hz wird am effizientesten weitergeleitet – genau der Bereich der menschlichen Sprache.

<p><span><strong>Physik der Schallübertragung</strong></span></p><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><span><strong>Problem: Übergang Luft → Flüssigkeit</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span>Schallwellen verlieren <strong>98 % ihrer Energie</strong> beim direkten Übergang Luft → Flüssigkeit wegen <strong>Impedanzunterschied</strong>.</span></p></li><li><p><span>Das Ohr kompensiert diesen Energieverlust durch ein <strong>mechanisches Verstärkungssystem</strong>:</span></p></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><span><strong>Lösungen durch das Mittelohr:</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span><strong>Verhältnis der Flächen</strong>: Trommelfell ist 17-mal größer als die Steigbügelplatte → <strong>Druckverstärkung</strong>.</span></p></li><li><p><span><strong>Hebelwirkung</strong> durch Hammer–Amboss-Kombination.</span></p></li><li><p><span><strong>Gesamtverstärkung</strong> des Drucks: <strong>Faktor 22</strong>.</span></p></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><span><strong>Optimale Übertragung</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span><strong>Frequenzbereich von 300–3000 Hz</strong> wird am effizientesten weitergeleitet – genau der Bereich der <strong>menschlichen Sprache</strong>.</span></p></li></ul><p></p>
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Beschreibe das Innenohr (Aufbau, Anatomie, Stereozilen)

 Innenohr

 

 

Allgemeiner Aufbau

 

  • Das Innenohr enthält zwei Sinnesorgane:

    1. Gleichgewichtsorgan (Vestibularapparat, → Kapitel 14)

    2. Hörorgan (Cochlea / Schnecke) – zuständig für Schallverarbeitung

  • Die Cochlea:

    • Knöchernes, spiralförmig eingedrehtes Rohr

    • Teil des sogenannten Labyrinths, gemeinsam mit dem Gleichgewichtsorgan

 

 

 

Anatomie des Schneckengangs

 

  • Cochlea besteht innen aus drei übereinanderliegenden Kanälen:

    • Scala vestibuli

    • Scala media (enthält das Corti-Organ)

    • Scala tympani

  • Scala media:

    • Dünnster Kanal

    • Ort der Transduktion von Schallschwingungen in neuronale Signale

    • Liegt zwischen den beiden anderen Skalen

    • Getrennt von der Scala tympani durch die Basilarmembran

 

 

 

Corti-Organ (Hörsinnesorgan)

 

  • Sitzt auf der Basilarmembran

  • Bedeckt von der Tektorialmembran (membranöses „Dach“)

 

 

Haarzellen

 

  • Sinneszellen des Hörens, unterteilt in:

    • 1 Reihe innerer Haarzellen

    • 3 Reihen äußerer Haarzellen

  • Gesamtanzahl: ca. 16.000 Haarzellen

 

 

Stereozilien (Stereovilli)

 

  • Feine Härchen auf der Zelloberfläche (ca. 80 pro Zelle), geordnet nach Länge

  • Verbunden über Tip Links:

    • Dünne Eiweißfäden, die mechanisch gekoppelte Bewegung sicherstellen

    • Verbinden kleinere mit größeren Stereozilien

    • Kontrollieren Ionenkanäle, die sich durch mechanische Deformation öffnen/schließen

 

 

Unterschied Innen-/Außenhaarzellen

 

  • Äußere Haarzellen: Stereozilien mit der Tektorialmembran verbunden

  • Innere Haarzellen: Stereozilien nicht mit der Tektorialmembran verbunden

 

 

 

Neurophysiologie

 

  • Haarzellen erzeugen Sensorpotenziale, aber keine Aktionspotenzialesekundäre Sinneszellen

  • Innervation durch bipolare Neuronen des Ganglion spirale

    • Deren Dendriten kontaktieren die Haarzellen und leiten Signale ins ZNS

<p><strong>&nbsp;Innenohr</strong></p><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><strong>Allgemeiner Aufbau</strong></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p>Das <strong>Innenohr</strong> enthält zwei Sinnesorgane:</p><ol type="1"><li><p><strong>Gleichgewichtsorgan</strong> (Vestibularapparat, → Kapitel 14)</p></li><li><p><strong>Hörorgan (Cochlea / Schnecke)</strong> – zuständig für Schallverarbeitung</p></li></ol></li><li><p>Die <strong>Cochlea</strong>:</p><ul><li><p><strong>Knöchernes, spiralförmig eingedrehtes Rohr</strong></p></li><li><p>Teil des sogenannten <strong>Labyrinths</strong>, gemeinsam mit dem Gleichgewichtsorgan</p></li></ul></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><strong>Anatomie des Schneckengangs</strong></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><strong>Cochlea</strong> besteht innen aus <strong>drei übereinanderliegenden Kanälen</strong>:</p><ul><li><p><strong>Scala vestibuli</strong></p></li><li><p><strong>Scala media</strong> (enthält das Corti-Organ)</p></li><li><p><strong>Scala tympani</strong></p></li></ul></li><li><p><strong>Scala media</strong>:</p><ul><li><p>Dünnster Kanal</p></li><li><p>Ort der <strong>Transduktion</strong> von Schallschwingungen in <strong>neuronale Signale</strong></p></li><li><p>Liegt <strong>zwischen</strong> den beiden anderen Skalen</p></li><li><p>Getrennt von der Scala tympani durch die <strong>Basilarmembran</strong></p></li></ul></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><strong>Corti-Organ (Hörsinnesorgan)</strong></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p>Sitzt auf der <strong>Basilarmembran</strong></p></li><li><p>Bedeckt von der <strong>Tektorialmembran</strong> (membranöses „Dach“)</p></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><strong>Haarzellen</strong></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><strong>Sinneszellen des Hörens</strong>, unterteilt in:</p><ul><li><p><strong>1 Reihe innerer Haarzellen</strong></p></li><li><p><strong>3 Reihen äußerer Haarzellen</strong></p></li></ul></li><li><p><strong>Gesamtanzahl</strong>: ca. <strong>16.000 Haarzellen</strong></p></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><strong>Stereozilien (Stereovilli)</strong></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p>Feine Härchen auf der Zelloberfläche (ca. 80 pro Zelle), <strong>geordnet nach Länge</strong></p></li><li><p>Verbunden über <strong>Tip Links</strong>:</p><ul><li><p>Dünne Eiweißfäden, die mechanisch gekoppelte Bewegung sicherstellen</p></li><li><p>Verbinden <strong>kleinere</strong> mit <strong>größeren Stereozilien</strong></p></li><li><p>Kontrollieren <strong>Ionenkanäle</strong>, die sich durch <strong>mechanische Deformation</strong> öffnen/schließen</p></li></ul></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><strong>Unterschied Innen-/Außenhaarzellen</strong></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><strong>Äußere Haarzellen</strong>: Stereozilien <strong>mit</strong> der Tektorialmembran verbunden</p></li><li><p><strong>Innere Haarzellen</strong>: Stereozilien <strong>nicht</strong> mit der Tektorialmembran verbunden</p></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><strong>Neurophysiologie</strong></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><strong>Haarzellen erzeugen Sensorpotenziale</strong>, aber <strong>keine Aktionspotenziale</strong> → <strong>sekundäre Sinneszellen</strong></p></li><li><p>Innervation durch <strong>bipolare Neuronen</strong> des <strong>Ganglion spirale</strong></p><ul><li><p>Deren <strong>Dendriten</strong> kontaktieren die Haarzellen und leiten Signale ins ZNS</p></li></ul></li></ul><p></p>
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Wie geschieht die Transduktion im auditorischen System (Sensitivität, Mechanik im Innenohr, Depolarisation…)?

Schalltransduktionsprozess

 

 

Grundprinzip

 

  • Haarzellen im Innenohr sind extrem empfindlich – bereits Bewegungen in der Größenordnung eines Wasserstoffatoms (10⁻¹⁰ m) können sie aktivieren.

  • Sie arbeiten damit an der Grenze des physikalisch Möglichen.

 

 

 

Mechanik der Transduktion

 

  • Die Bewegung der Basilarmembran löst Mikrobewegungen im System von Haarzellen, Tektorialmembran und Endolymphe aus:

    • Aufwärtsbewegung der BasilarmembranStereozilien biegen sich in eine RichtungTransduktionskanäle öffnen

    • AbwärtsbewegungKanäle schließen

 

 

 

Ionentransport & Depolarisation

 

  • Kaliumeinstrom aus der Endolymphe (ca. +80 mV) in die Haarzelle (–70 mV) bei geöffneter Kanäle → Depolarisation

  • Bei Kanalschluss → kein Kaliumeinstrom → keine Depolarisation

 

 

Repolarisation

 

  • Erfolgt durch Kaliumausstrom an der basalen Zellwand über:

    • Spannungsabhängige Kaliumkanäle

    • Kalziumgesteuerte Kaliumkanäle

  • Kalium wird in den kaliumarmen Extrazellulärraum ausgeschleust → Zellmembran repolarisiert

Aktive Verstärkung durch äußere Haarzellen

 

  • Kontraktionsapparat der äußeren Haarzellen (ähnlich Muskelzellen):

    • Depolarisation → Zelle verlängert sich

    • Repolarisation → Zelle verkürzt sich

  • Dadurch entsteht eine aktive Mitbewegung synchron zur Schallwelle, was die:

    • Schwingung der Basilarmembran verstärkt

    • Endolymphbewegung intensiviert

    • Wanderwelle verstärkt
      → So können auch die Stereozilien der inneren Haarzellen stärker gebogen werden.

 

 

 

Transduktion in den inneren Haarzellen

 

  • Kein Längenwechsel, aber:

    • Kaliumeinstrom bei Stereozilienbiegen → führt zu Kalziumeinstrom an der Zellbasis

    • Kalzium löst Ausschüttung von Glutamat aus

    • Glutamat depolarisiert die afferente Hörnervenfaser (N. cochlearis)Nervenimpuls wird weitergeleitet

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Was ist die aktive Verstärkung im auditorischen System?

Aktive Verstärkung durch äußere Haarzellen

 

  • Kontraktionsapparat der äußeren Haarzellen (ähnlich Muskelzellen):

    • Depolarisation → Zelle verlängert sich

    • Repolarisation → Zelle verkürzt sich

  • Dadurch entsteht eine aktive Mitbewegung synchron zur Schallwelle, was die:

    • Schwingung der Basilarmembran verstärkt

    • Endolymphbewegung intensiviert

    • Wanderwelle verstärkt
      → So können auch die Stereozilien der inneren Haarzellen stärker gebogen werden.

 

 

 

Transduktion in den inneren Haarzellen

 

  • Kein Längenwechsel, aber:

    • Kaliumeinstrom bei Stereozilienbiegen → führt zu Kalziumeinstrom an der Zellbasis

    • Kalzium löst Ausschüttung von Glutamat aus

    • Glutamat depolarisiert die afferente Hörnervenfaser (N. cochlearis)Nervenimpuls wird weitergeleitet

 

 

 

Schutzmechanismus

 

  • Reflektorische Kontraktion der äußeren Haarzellen bei sehr lauten Reizen:

    • Begrenzung der Basilarmembran-Auslenkung

    • Reduktion der Endolymphschwingung

    • Abschwächung der Reizung der inneren Haarzellen

  • Schutz vor akustischer Überlastung des Corti-Organs

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Wie gut ist die Frequenzdifferenzierung im auditorischen System?

Fähigkeit zur Frequenzdifferenzierung

 

  • Das menschliche Ohr besitzt eine extrem feine Tonhöhenunterscheidung.

  • Beispiel: Bei 1000 Hz beträgt die Unterscheidungsschwelle nur 3 Hz (= 0,3 %).

  • Diese Präzision ist entscheidend für die Sprachverarbeitung.

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Wer ist Georg von Békésky?

Wissenschaftliche Leistung: Georg von Békésy

 

  • Physiker und Physiologe, u.a. tätig in Budapest, Stockholm, Harvard

  • Entwickelte präzise Messinstrumente und Cochleamodelle

  • Entdeckte den Ortsmechanismus der Frequenzcodierung

  • Seine Forschung lieferte Grundlagen für das Verständnis von:

    • Hörvorgängen

    • Formen von Taubheit

  • Nobelpreis für Medizin 1961

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Was sind die Grenzen der zeitlichen Codierung?

Grenzen der zeitlichen Codierung (existiert nicht)

 

  • Eine Eins-zu-eins-Codierung (ein Aktionspotenzial pro Schallschwingung) ist nur bis ca. 1000 Hzmöglich.

    • Grund: Refraktärzeit von Neuronen beträgt etwa 1 ms.

    • Frequenzen darüber hinaus müssen anders codiert werden.

Periodizitätsanalyse (für tiefe Frequenzen ≤ 5.000 Hz)

 

  • Tiefere Frequenzen können zusätzlich über ein zweites Codierungssystem verarbeitet werden:

    • Die Periodizitätsanalyse basiert auf der zeitlichen Struktur der Aktivitätsmuster mehrerer Sinneszellen

    • Diese wird im ZNS (z. B. in der Cochleariskerne) verrechnet

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Was ist die Ortscodierung?

Ortscodierung (Place Coding)

 

 

Prinzip

 

  • Tonhöhe wird nicht zeitlich, sondern räumlich codiert – über die Position des maximalen Ausschlags auf der Basilarmembran.

  • Dieses Prinzip wurde maßgeblich durch Georg von Békésy (Nobelpreis 1961) entdeckt.

 

 

Mechanismus

 

  1. Schall trifft auf das Trommelfell → Bewegung der SteigbügelfußplatteDruckwelle in der Scala media

  2. Da Flüssigkeit inkompressibel ist, weicht die Welle über das runde Fenster aus.

  3. Dadurch biegt sich die Basilarmembran → eine Wanderwelle pflanzt sich von Basis → Apex der Cochlea fort.

 

 

Struktur der Basilarmembran

 

  • Basis (nahe Trommelfell): schmal und steif (~0.15 mm)

  • Apex (Spitze der Cochlea): breit und flexibel (~0.5 mm)

  • Steifigkeit sinkt um den Faktor 10.000 von Basis zu Apex

 

 

Resonanz & Frequenzortsabbildung

 

  • Für jede Frequenz gibt es eine spezifische Resonanzstelle mit maximaler Membranauslenkung.

  • Hinter dieser Stelle endet die Wellenbewegung (Energieverbrauch).

  • Es entsteht eine Frequenz-Orts-Zuordnung:

    • Hohe Frequenzen (bis 20.000 Hz)an der Basis

    • Niedrige Frequenzen (bis 200 Hz)am Apex

<p><span><strong>Ortscodierung (Place Coding)</strong></span></p><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><span><strong>Prinzip</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span><strong>Tonhöhe</strong> wird nicht zeitlich, sondern <strong>räumlich</strong> codiert – über die <strong>Position des maximalen Ausschlags auf der Basilarmembran</strong>.</span></p></li><li><p><span>Dieses Prinzip wurde maßgeblich durch <strong>Georg von Békésy</strong> (Nobelpreis 1961) entdeckt.</span></p></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><span><strong>Mechanismus</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ol type="1"><li><p><span>Schall trifft auf das <strong>Trommelfell</strong> → Bewegung der <strong>Steigbügelfußplatte</strong> → <strong>Druckwelle in der Scala media</strong></span></p></li><li><p><span>Da Flüssigkeit inkompressibel ist, weicht die Welle über das <strong>runde Fenster</strong> aus.</span></p></li><li><p><span>Dadurch <strong>biegt sich die Basilarmembran</strong> → eine <strong>Wanderwelle</strong> pflanzt sich von <strong>Basis → Apex</strong> der Cochlea fort.</span></p></li></ol><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><span><strong>Struktur der Basilarmembran</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span><strong>Basis</strong> (nahe Trommelfell): <strong>schmal und steif</strong> (~0.15 mm)</span></p></li><li><p><span><strong>Apex</strong> (Spitze der Cochlea): <strong>breit und flexibel</strong> (~0.5 mm)</span></p></li><li><p><span>Steifigkeit sinkt um den Faktor <strong>10.000</strong> von Basis zu Apex</span></p></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><span><strong>Resonanz &amp; Frequenzortsabbildung</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span>Für jede Frequenz gibt es eine spezifische <strong>Resonanzstelle</strong> mit maximaler Membranauslenkung.</span></p></li><li><p><span>Hinter dieser Stelle <strong>endet</strong> die Wellenbewegung (Energieverbrauch).</span></p></li><li><p><span>Es entsteht eine <strong>Frequenz-Orts-Zuordnung</strong>:</span></p><ul><li><p><span><strong>Hohe Frequenzen (bis 20.000 Hz)</strong> → <strong>an der Basis</strong></span></p></li><li><p><span><strong>Niedrige Frequenzen (bis 200 Hz)</strong> → <strong>am Apex</strong></span></p></li></ul></li></ul><p></p>
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Was wird schon subkortikal im auditorischen System verarbeitet?

Subkortikale Verarbeitung (unterhalb des Kortex)

 

  • Bereits vor dem Kortex findet eine detaillierte Analyse der Schallsignale statt:

    • Tonhöhe (Frequenz)

    • Intensität (Lautstärke)

    • Dauer des Tons

    • Schallquellenlokalisation (räumliche Position)

  • Nur die Sprachverarbeitung erfolgt kortikal.

 

 

 

Codierung der Schalleigenschaften

 

  • Dauer des Schalls → durch Länge der Aktivierung einzelner Fasern

  • Intensität:

    • Über Entladungsrate (firing rate) einzelner Neurone

    • Bei hoher Lautstärke: zusätzliche Codierung über Anzahl gleichzeitig aktiver Fasern

    • Hohe Intensitäten → größere Membranauslenkung → mehr aktivierte Haarzellen

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Beschreibe die Hörbahn.

Hörbahn (Auditive Bahn)

 

 

Startpunkt: Nuclei cochleares (Hirnstamm, Medulla oblongata)

 

  • Der Nervus cochlearis bringt Signale von den Haarzellen zur ventralen/dorsalen Cochleariskernen.

  • Dort beginnt die Hörbahn (Weiterleitung der Schallinformation durch das ZNS).

 

 

Tonotopie

 

  • Die Tonhöhenordnung (Tonotopie) der Cochlea bleibt entlang der gesamten Hörbahn bis zum Kortex erhalten.

    • Bedeutet: benachbarte Neurone verarbeiten benachbarte Frequenzen.

 

 

 

Stationen der Hörbahn

 

  1. Nucleus cochlearis (erste Umschaltung)

  2. Kreuzung der meisten Fasern zur Gegenseite

  3. Oliva superior (zweite Umschaltung):

    • Erste binaurale Integration (Infos beider Ohren kombiniert)

    • Wichtig für Schalllokalisation

  4. Lemniscus lateralis:

    • Verbindet Oliva superior mit Colliculi inferiores

    • Weitere Umschaltungen in den Nuclei lemnisci lateralis

    • Einige Fasern kreuzen erneut zur ursprünglichen Seite zurück

  5. Colliculi inferiores (Mittelhirn):

    • Integration und Weiterleitung

    • Einige Fasern kreuzen hier erneut

  6. Corpus geniculatum mediale (Thalamus):

    • Letzte Umschaltung vor dem Kortex

  7. Primäre Hörrinde (Temporallappen):

    • Über Hörstrahlung (Radiatio acustica) gelangen die Signale dorthin

 

 

 

Kollaterale Verschaltungen

 

  • Einige Fasern senden Kollateralen in andere Hirnbereiche:

    • Formatio reticularis (ARAS):

      • Alarmreaktionen, Weckreaktion bei lauten Geräuschen

      • Aktivierung des gesamten Kortex (aufsteigend)

      • Motorische Reflexe (absteigend via Rückenmark)

    • Kleinhirn: Koordination von Reaktionen auf akustische Reize

 

 

 

Funktionelle Redundanz

 

  • Durch mehrfache Kreuzungen gelangt Information aus beiden Ohren zu beiden Hemisphären.

  • Vorteil: Bei einseitigen Schädigungen (zwischen Nuclei cochleares und Thalamus) erreicht redundante Information trotzdem die primäre Hörrinde.

<p><strong>Hörbahn (Auditive Bahn)</strong></p><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><strong>Startpunkt: Nuclei cochleares (Hirnstamm, Medulla oblongata)</strong></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p>Der <strong>Nervus cochlearis</strong> bringt Signale von den Haarzellen zur <strong>ventralen/dorsalen Cochleariskernen</strong>.</p></li><li><p>Dort beginnt die <strong>Hörbahn</strong> (Weiterleitung der Schallinformation durch das ZNS).</p></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><strong>Tonotopie</strong></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p>Die <strong>Tonhöhenordnung (Tonotopie)</strong> der Cochlea bleibt <strong>entlang der gesamten Hörbahn bis zum Kortex erhalten</strong>.</p><ul><li><p>Bedeutet: benachbarte Neurone verarbeiten benachbarte Frequenzen.</p></li></ul></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><strong>Stationen der Hörbahn</strong></p><p>&nbsp;</p><ol type="1"><li><p><strong>Nucleus cochlearis</strong> (erste Umschaltung)</p></li><li><p><strong>Kreuzung der meisten Fasern zur Gegenseite</strong></p></li><li><p><strong>Oliva superior</strong> (zweite Umschaltung):</p><ul><li><p><strong>Erste binaurale Integration</strong> (Infos beider Ohren kombiniert)</p></li><li><p>Wichtig für <strong>Schalllokalisation</strong></p></li></ul></li><li><p><strong>Lemniscus lateralis:</strong></p><ul><li><p>Verbindet Oliva superior mit <strong>Colliculi inferiores</strong></p></li><li><p>Weitere Umschaltungen in den <strong>Nuclei lemnisci lateralis</strong></p></li><li><p>Einige Fasern kreuzen erneut zur ursprünglichen Seite zurück</p></li></ul></li><li><p><strong>Colliculi inferiores (Mittelhirn):</strong></p><ul><li><p>Integration und Weiterleitung</p></li><li><p>Einige Fasern kreuzen hier erneut</p></li></ul></li><li><p><strong>Corpus geniculatum mediale (Thalamus):</strong></p><ul><li><p><strong>Letzte Umschaltung vor dem Kortex</strong></p></li></ul></li><li><p><strong>Primäre Hörrinde (Temporallappen):</strong></p><ul><li><p>Über <strong>Hörstrahlung</strong> (Radiatio acustica) gelangen die Signale dorthin</p></li></ul></li></ol><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><strong>Kollaterale Verschaltungen</strong></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p>Einige Fasern senden <strong>Kollateralen</strong> in andere Hirnbereiche:</p><ul><li><p><strong>Formatio reticularis</strong> (ARAS):</p><ul><li><p>Alarmreaktionen, Weckreaktion bei lauten Geräuschen</p></li><li><p>Aktivierung des gesamten Kortex (aufsteigend)</p></li><li><p>Motorische Reflexe (absteigend via Rückenmark)</p></li></ul></li><li><p><strong>Kleinhirn</strong>: Koordination von Reaktionen auf akustische Reize</p></li></ul></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><strong>Funktionelle Redundanz</strong></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p>Durch <strong>mehrfache Kreuzungen</strong> gelangt <strong>Information aus beiden Ohren</strong> zu <strong>beiden Hemisphären</strong>.</p></li><li><p>Vorteil: Bei <strong>einseitigen Schädigungen</strong> (zwischen Nuclei cochleares und Thalamus) erreicht <strong>redundante Information</strong> trotzdem die <strong>primäre Hörrinde</strong>.</p></li></ul><p></p>
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Wo genau werden welche auditorische Eigenschaften verarbeitet?

Vorverarbeitung in subkortikalen Arealen

 

  • Bereits im Nucleus cochlearis dorsalis werden akustische Informationen vorgefiltert:

    • Reizbeginn und -ende

    • Frequenzveränderungen

  • In den Colliculi inferiores:

    • Weitere zeitliche Merkmale eines Schallsignals werden verarbeitet.

    • Wichtig für die Periodizitätsanalyse (Verarbeitung tiefer Frequenzen).

    • Empfangen zusätzlich somatosensorische Informationpolymodale Integration (Integration verschiedener Sinne bereits auf subkortikaler Ebene).

 

 

 

Periodizitätsanalyse

 

Neben der Ortscodierung (Tonhöhe durch Ort auf der Basilarmembran) existiert eine zweite Codierungsstrategie:

Periodizitätsanalyse, für Frequenzen bis ca. 5.000 Hz.

 

Dies geschieht in den Hirnstammkernen (Nucleus cochlearis + obere Oliven).

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Was ist Phasenkopplung? Die Prinzipen? Implante?

Prinzipien

 

  • Phasenkopplung:

    • Neuronen feuern synchron zur gleichen Phase jeder Schwingungsperiode (z. B. dem Wellenmaximum).

    • Eine einzelne Faser kann nicht jede Periode feuern (Refraktärzeit), daher:

      • Mehrere Neuronen teilen sich den Rhythmus auf.

      • Gemeinsam ergeben sie ein Entladungsmuster, das die Periodendauer (und somit die Frequenz) widerspiegelt.

  • Das Gehirn nutzt diese zeitlichen Abstände zwischen den Impulsen über alle beteiligten Fasern, um die Grundfrequenz zu extrahieren.

  • Ort dieser Verarbeitung: vermutlich bereits im Nucleus cochlearis.

 

 

Bedeutung

 

  • Nachweisbar durch Patienten mit Zerstörung des Apex der Cochlea:

    • Obwohl dort die tiefen Frequenzen nach Ortsprinzip verarbeitet würden, können sie weiterhin gehört werden.

    • Begründung: Periodizitätsanalyse aus verbleibender Cochlea-Region.

 

 

 

Cochleaimplantate

 

  • Eingesetzt bei nahezu vollständiger Innenohrtaubheit, vorausgesetzt:

    • Hörnerv und Hörbahn sind intakt

  • Funktionsweise:

    • Mikrofon nimmt Schall auf

    • Mikroprozessor zerlegt und analysiert Schallfrequenzen

    • Elektrische Impulse werden über Induktionsspule an Hörnervenfasern weitergegeben

    • Das erzeugte Muster simuliert die Aktionspotenziale eines gesunden Innenohrs

 

 

Tonhöhenverarbeitung bei Implantaten

 

  • Rein über Periodizitätsanalyse (da Ortskodierung über Basilarmembran fehlt)

  • Patienten können nach intensivem Training oft wieder gesprochene Sprache verstehen

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Wie und wo wird die räumliche Ortung einer Schallquelle verarbeitet? Wie präzise sind diese?

Grundprinzip

 

  • Der Mensch kann eine Schallquelle im Raum präzise lokalisieren, basierend auf:

    1. Laufzeitunterschieden

    2. Intensitätsunterschieden (Geräuschschatten)

  • Beide Mechanismen beruhen auf der unterschiedlichen Position der Ohren relativ zur Schallquelle.

    • Nur bei mittiger Position (genau vor/hinter dem Kopf) herrscht Symmetrie.

 

 

 

1. Laufzeitunterschiede (interaurale Zeitdifferenz – ITD)

 

  • Signale erreichen das dem Schall näheren Ohr früher.

  • Diese minimalen Zeitdifferenzen werden bereits im Nucleus olivaris superior (obere Olive) analysiert.

  • Extrem hohe Empfindlichkeit: Unterscheidung von Laufzeitunterschieden bis zu 30 Mikrosekunden (30 μs).

  • Dieser Mechanismus ist besonders wichtig für tieffrequente Geräusche.

 

 

 

2. Intensitätsunterschiede (interaurale Pegeldifferenz – ILD)

 

  • Der Kopf erzeugt einen “Geräuschschatten” für das weiter entfernte Ohr.

  • Es entsteht ein Lautstärkeunterschied zwischen linkem und rechtem Ohr.

  • Schon 1 dB Unterschied kann für die Lokalisation genutzt werden.

  • Besonders wirksam bei hochfrequenten Tönen (wegen stärkerer Abschattung durch den Kopf).

 

 

 

Leistung des binauralen Systems

 

  • Schon bei 3° Abweichung von der Mittellinie kann eine Schallquelle zuverlässig lokalisiert werden.

  • ITD und ILD ergänzen sich und ermöglichen präzise horizontale Ortung (links–rechts).

 

 

 

Vertikale Lokalisation & Rolle der Ohrmuschel

 

  • ITD und ILD sind ungeeignet für die vertikale Ebene (oben/unten, vorne/hinten).

  • Hier ist die Ohrmuschel entscheidend:

    • Ihre individuelle Form verändert die Frequenzzusammensetzung des eintreffenden Schalls je nach Richtung.

    • Schall von vorne wird anders gefiltert als Schall von hinten oder oben/unten.

    • Diese richtungsabhängige Modifikation (sogenannte monokulare Spektralcues) wirkt bereits auf dem Weg zum Trommelfell.

  • Spezialisierte Neuronen in der Hörbahn analysieren diese Unterschiede und helfen bei der dreidimensionalen Lokalisation.

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Was sind die Quellen unserer Körperlage?

  • Multisensorische Informationsquelle:

    • Informationen über Körperlage im Raum und Bewegungszustand stammen nicht aus einem einzigen System.

    • Hauptquelle: Vestibularorgan (Gleichgewichtsorgan).

    • Weitere beteiligte Systeme:

      • Visuelles System (Lage im Raum)

      • Propriozeptive Signale aus Muskulatur und Gelenken

      • Taktile Reize durch Druckrezeptoren in der Haut

  • Integration im Gehirn:

    • Die Signale werden auf mehreren Ebenen des Gehirns zusammengeführt, um:

      • ein ganzheitliches Bild der Körperlage

      • sowie der Bewegungsabläufe zu erzeugen.

    • Diese Verarbeitung ist entscheidend für:

      • aufrechte Körperhaltung

      • koordinierten Gang

    • Beide sind komplexe Leistungen, die eine präzise Koordination von Sinnesinformationenerfordern.

    • Dabei werden u.a. berücksichtigt:

      • äußere Kräfte (z. B. Schwerkraft, Beschleunigung)

      • momentane Stellung der Gliedmaßen

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Beschreibe den Aufbau und die Funktion des Vestibularorgans.

  • Vestibularorgan – Aufbau und Funktion:

    • Lokalisation: Im Innenohr, gemeinsam mit der Cochlea → gemeinsam als Labyrinth bezeichnet.

    • Unterteilung:

      • Zwei Makulaorgane:

        • Registrieren Linearbeschleunigungen

        • Besonders empfindlich für Reize durch Gravitationskraft

      • Drei Bogengänge:

        • Registrieren Drehbewegungen des Kopfes

        • Reagieren auf Rotationsbeschleunigungen

<ul><li><p><span><strong>Vestibularorgan – Aufbau und Funktion:<br></strong></span></p><ul><li><p><span><strong>Lokalisation:</strong> Im <strong>Innenohr</strong>, gemeinsam mit der <strong>Cochlea</strong> → gemeinsam als <strong>Labyrinth</strong> bezeichnet.</span></p></li><li><p><span><strong>Unterteilung:</strong></span></p><ul><li><p><span><strong>Zwei Makulaorgane</strong>:</span></p><ul><li><p><span>Registrieren <strong>Linearbeschleunigungen</strong></span></p></li><li><p><span>Besonders empfindlich für Reize durch <strong>Gravitationskraft</strong></span></p></li></ul></li><li><p><span><strong>Drei Bogengänge</strong>:</span></p><ul><li><p><span>Registrieren <strong>Drehbewegungen des Kopfes</strong></span></p></li><li><p><span>Reagieren auf <strong>Rotationsbeschleunigungen</strong></span></p></li></ul></li></ul></li></ul></li></ul><p></p>
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Beschreibe die Makulaorgane (Anatomie, Struktur, Funktion, Aktivität).

Makulaorgane: Sacculus und Utriculus

 

  • Lokalisation: Am Zusammenfluss der Bogengänge im Vestibularsystem.

  • Aufgabe: Registrierung von geradlinigen (linearen) Beschleunigungen, insbesondere durch Gravitation.

 

 

Anatomie & Zellstruktur

 

  • Makulae: Spezialisierte Areale mit ca. 30.000 Haarzellen.

  • Jede Haarzelle trägt 60–100 Stereozilien (nach Länge gestaffelt) + 1 Kinozilium (langste Zilie).

  • Stereozilien sind über Tip Links verbunden → Ort der Reiztransduktion.

  • Haarzellen sind eingebettet in eine gallertige Otolithenmembran, auf der Otolithen (Kalkkristalle) sitzen:

    • Diese erhöhen die Masse → größere Trägheit.

 

 

Funktionsprinzip bei Linearbeschleunigung

 

  • Bewegung des Kopfes → Träge Otolithenmembran „verschiebt“ sich gegenüber der darunterliegenden Haarzellschicht.

  • Stereozilien werden ausgelenkt (mechanische Deformation).

  • Tip Links werden gedehnt oder entlastet:

    • Öffnung oder Schließung von Kaliumkanälen

    • Modulation der Glutamatfreisetzung

    • Aktionspotenziale im N. vestibularis entstehen

 

 

Grundaktivität

 

  • Auch ohne Reiz: 60–90 Spontanentladungen/Sekunde

  • Durch Daueraktivität ist relative Veränderung entscheidend

  • Orientierung über Lage des Kopfes durch Vergleich der Aktivitätsmuster von:

    • Sacculus (vertikale Ausrichtung)

    • Utriculus (horizontale Ausrichtung)

    • Beidseitige Inputs → Lageberechnung durch das Gehirn

<p><span><strong>Makulaorgane: Sacculus und Utriculus</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span><strong>Lokalisation:</strong> Am Zusammenfluss der Bogengänge im Vestibularsystem.</span></p></li><li><p><span><strong>Aufgabe: Registrierung von geradlinigen (linearen) Beschleunigungen</strong>, insbesondere durch Gravitation.</span></p></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><span><strong>Anatomie &amp; Zellstruktur</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span><strong>Makulae:</strong> Spezialisierte Areale mit ca. <strong>30.000 Haarzellen</strong>.</span></p></li><li><p><span>Jede Haarzelle trägt <strong>60–100 Stereozilien</strong> (nach Länge gestaffelt) + 1 <strong>Kinozilium</strong> (langste Zilie).</span></p></li><li><p><span>Stereozilien sind über <strong>Tip Links</strong> verbunden → Ort der Reiztransduktion.</span></p></li><li><p><span>Haarzellen sind eingebettet in eine <strong>gallertige Otolithenmembran</strong>, auf der <strong>Otolithen</strong> (Kalkkristalle) sitzen:</span></p><ul><li><p><span>Diese erhöhen die Masse → <strong>größere Trägheit</strong>.</span></p></li></ul></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><span><strong>Funktionsprinzip bei Linearbeschleunigung</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span><strong>Bewegung des Kopfes</strong> → Träge Otolithenmembran „verschiebt“ sich gegenüber der darunterliegenden Haarzellschicht.</span></p></li><li><p><span>→ <strong>Stereozilien werden ausgelenkt</strong> (mechanische Deformation).</span></p></li><li><p><span>→ <strong>Tip Links werden gedehnt oder entlastet</strong>:</span></p><ul><li><p><span>Öffnung oder Schließung von <strong>Kaliumkanälen</strong></span></p></li><li><p><span>Modulation der <strong>Glutamatfreisetzung</strong></span></p></li><li><p><span>→ <strong>Aktionspotenziale im N. vestibularis</strong> entstehen</span></p></li></ul></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><span><strong>Grundaktivität</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span>Auch ohne Reiz: <strong>60–90 Spontanentladungen/Sekunde</strong></span></p></li><li><p><span>Durch <strong>Daueraktivität</strong> ist <strong>relative Veränderung</strong> entscheidend</span></p></li><li><p><span><strong>Orientierung über Lage</strong> des Kopfes durch Vergleich der Aktivitätsmuster von:</span></p><ul><li><p><span>Sacculus (vertikale Ausrichtung)</span></p></li><li><p><span>Utriculus (horizontale Ausrichtung)</span></p></li><li><p><span><strong>Beidseitige Inputs</strong> → Lageberechnung durch das Gehirn</span></p></li></ul></li></ul><p></p>
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Was ist die Mernière-Krankheit (Symptome, Ursache, Therapie)

Menière-Krankheit

 

 

Symptome

 

  • Spontane Schwindelanfälle (Minuten bis Stunden, selten >24h)

  • Einseitige Hörminderung während des Anfalls

  • Tinnitus (einseitiges Ohrgeräusch)

  • Übelkeit und Erbrechen

  • Symptomstärke reicht von leichtem Unwohlsein bis zu schwerem Drehschwindel

 

 

Pathophysiologie

 

  • Ursache unklar (idiopathisch)

  • Häufig: Dysregulation der Endolymphe im Vestibularorgan:

    • Druckveränderungen oder Ödeme

    • Gestörte Erneuerung der Endolymphe

    • → Funktionseinschränkung der Haarzellen

 

 

Therapie

 

  • Keine standardisierte Heilung

  • Teilweise wirksam:

    • Diuretika, salzarme Diät

  • Schwere Fälle:

    • Bypass-Operation → Ableitung der Endolymphe in Liquorraum

    • Zerstörung der Haarzellen:

      • Chemisch (z. B. Gentamicin)

      • Chirurgisch: Entfernung des gesamten Vestibularorgans (Labyrinthektomie) als letzte Option

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Beschreibe die Bogengänge (Anatomie, Mechanismus, Signalverarbeitung).

Registrierung von Drehbewegungen durch die Bogengänge

 

 

Anatomie und Ausrichtung

 

  • Drei Bogengänge, jeweils senkrecht zueinander → Abdeckung aller drei Raumrichtungen.

  • Jeder Bogengang ist empfindlich für eine spezifische Rotationsrichtung des Kopfes.

 

 

Physiologischer Mechanismus

 

  • Kopfbewegung → Bogengänge bewegen sich mit dem Schädel, da fest eingebettet.

  • Die darin enthaltene Endolymphe reagiert verzögert aufgrund ihrer Massenträgheit:

    • → erzeugt Druck auf die Cupula (gallertige Struktur).

    • Die Cupula befindet sich im erweiterten Abschnitt jedes Bogengangs.

  • Auslenkung der Cupula je nach Rotationsrichtung → verbiegt die Stereozilien der Haarzellen.

  • Dies führt zu:

    • Ionenströmen (Kalium)

    • Modulation der Glutamatfreisetzung

    • Aktionspotenziale im N. vestibularis

Signalverarbeitung

 

  • Nicht jede Bewegung entspricht exakt der Achse eines Bogengangs → meist werden mehrere Bogengänge gleichzeitig aktiviert.

  • Das Gehirn verrechnet die eingehenden Signale, um die präzise Rotationsrichtung zu rekonstruieren.

<p><span><strong>Registrierung von Drehbewegungen durch die Bogengänge</strong></span></p><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><span><strong>Anatomie und Ausrichtung</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span>Drei <strong>Bogengänge</strong>, jeweils <strong>senkrecht zueinander</strong> → Abdeckung aller drei Raumrichtungen.</span></p></li><li><p><span>Jeder Bogengang ist empfindlich für eine spezifische <strong>Rotationsrichtung</strong> des Kopfes.</span></p></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><span><strong>Physiologischer Mechanismus</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span><strong>Kopfbewegung</strong> → Bogengänge bewegen sich mit dem Schädel, da fest eingebettet.</span></p></li><li><p><span>Die darin enthaltene <strong>Endolymphe</strong> reagiert <strong>verzögert</strong> aufgrund ihrer <strong>Massenträgheit</strong>:</span></p><ul><li><p><span>→ erzeugt <strong>Druck auf die Cupula</strong> (gallertige Struktur).</span></p></li><li><p><span>Die Cupula befindet sich im erweiterten Abschnitt jedes Bogengangs.</span></p></li></ul></li><li><p><span><strong>Auslenkung der Cupula</strong> je nach Rotationsrichtung → verbiegt die <strong>Stereozilien der Haarzellen</strong>.</span></p></li><li><p><span>Dies führt zu:</span></p><ul><li><p><span><strong>Ionenströmen (Kalium)</strong></span></p></li><li><p><span><strong>Modulation der Glutamatfreisetzung</strong></span></p></li><li><p><span>→ <strong>Aktionspotenziale im N. vestibularis</strong></span></p></li></ul></li></ul><p></p><p></p><p><span><strong>Signalverarbeitung</strong></span></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><span>Nicht jede Bewegung entspricht exakt der Achse eines Bogengangs → meist werden <strong>mehrere Bogengänge gleichzeitig aktiviert</strong>.</span></p></li><li><p><span>Das Gehirn <strong>verrechnet die eingehenden Signale</strong>, um die <strong>präzise Rotationsrichtung</strong> zu rekonstruieren.</span></p></li></ul><p></p>
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Was ist eine Bewegungskrankheit (Synonym, Ursache, Symptome, Physiologie, Therapie..)?

 

Bewegungskrankheit (Kinetose)

 

 

Ursache

 

  • Entsteht bei inkongruenten Informationen:

    • Vestibularorgan meldet Bewegung (v. a. durch Bogengänge und Makulaorgane)

    • Visuelles System meldet visuelle Stabilität (z. B. in einer Kabine auf einem Schiff)

  • Konflikt zwischen sensorischen Inputs

    • Das Gehirn ist verwirrt, da externe und interne Reize widersprüchlich sind.

 

 

Symptome

 

  • Schwindel, kalter Schweiß, Übelkeit, Blässe, vermehrter Speichelfluss, Erbrechen

  • Beispiel: Seekrankheit

    • Vestibularsystem registriert Bewegung → Augen sehen jedoch keine.

 

 

Physiologische Reaktion

 

  • Übermäßige Aktivierung des sympathischen Nervensystems:

    • Ausschüttung von Adrenalin, Noradrenalin, Vasopressin

  • Magenmuskulatur kontrahiert statt wie normal 3×/Minute nun bis zu 9×/Minute

  • → verstärkte Übelkeit und Erbrechen

 

 

Therapie & Prävention

 

  • Spontan remittierend, sobald Bewegung endet

  • Verhaltenstipps:

    • Ruhige Sitzhaltung, Augen schließen oder auf entfernte Punkte fokussieren

    • Keine exzessive Nahrungsaufnahme, kein Lesen

    • Stress vermeiden

  • Medikamentöse Optionen:

    • Scopolamin

    • Flunarizin

    • Antihistaminika

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Beschreibe die generelle Weiterleitung vestibulärer Informationen.

Zentrale Weiterverarbeitung der vestibulären Information

 

 

Primäre Verschaltung

 

  • Haarzellen des Vestibularorgans → synaptische Verbindung mit afferenten Fasern des Vestibularnervs(N. vestibularis)

  • Zellkörper dieser Fasern liegen im Ganglion vestibulare nahe dem Innenohr.

 

 

Zentrale Projektion

 

  • Die Fasern verlaufen zentralwärts zu den Vestibulariskernen in der Medulla oblongata.

  • Ein Teil der Fasern umgeht die Vestibulariskerne und zieht direkt zum Kleinhirn.

 

 

Multisensorische Integration

 

  • Die Vestibulariskerne erhalten zusätzlich:

    • Afferenzen vom visuellen System

    • Afferenzen von Propriozeptoren (Muskeln, Gelenke)

  • → Diese Informationen werden zusammengeführt, um Bewegung und Lageveränderungen im Raum präzise zu interpretieren.

 

 

 

Weiterleitung der vestibulären Information – Hauptausgänge:

 

  1. Zum Kleinhirn (Cerebellum):

    • Zuständig für Feinabstimmung von Bewegung & Gleichgewicht

    • Reziproke Rückprojektionen zu den Vestibulariskernen

  2. Zum Hypothalamus:

    • Beteiligung an vegetativen Reaktionen (z. B. Übelkeit bei Schwindel)

  3. Zum Thalamus → Kortex:

    • Übertragung an:

      • Primärer somatosensorischer Kortex

      • Sekundärer somatosensorischer Kortex

      • Insulärer Kortex (Inselrinde)

    • → Dort entsteht die bewusste Wahrnehmung der Körperlage

  4. Zu den Augenmuskelkernen im Mittelhirn:

    • Wichtig für reflektorische Augenbewegungen (Vestibulo-okulärer Reflex, VOR)

    • Funktion: Kompensation von Kopfbewegungen, um stabile Sicht zu ermöglichen

    • Hier erfolgt auch Integration mit Informationen aus:

      • Auge

      • Nackenmuskulatur

    • Fehlanpassungen an dieser Stelle → Ursache für Bewegungskrankheit

  5. Zu Motoneuronen im Rückenmark:

    • Zuständig für:

      • Reflexe zur Haltungsregulation

      • Feinsteuerung des Gangs

    • Integration ermöglicht stabile Körperhaltung trotz Bewegung

 

 

 

Bewusste Körperwahrnehmung

 

  • Entsteht im:

    • Sekundären somatosensorischen Kortex

    • Insulären Kortex

  • Dort erfolgt:

    • Integration vestibulärer Infos mit:

      • Hautreizen (Druckrezeptoren)

      • Gelenkstellungen (Propriozeption)

  • Ziel: Ganzheitliches Körperschema im Raum → Grundlage für Handlung, Orientierung, Gleichgewicht.

<p><strong>Zentrale Weiterverarbeitung der vestibulären Information</strong></p><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><strong>Primäre Verschaltung</strong></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p><strong>Haarzellen</strong> des Vestibularorgans → synaptische Verbindung mit afferenten <strong>Fasern des Vestibularnervs</strong>(N. vestibularis)</p></li><li><p>Zellkörper dieser Fasern liegen im <strong>Ganglion vestibulare</strong> nahe dem Innenohr.</p></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><strong>Zentrale Projektion</strong></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p>Die Fasern verlaufen zentralwärts zu den <strong>Vestibulariskernen</strong> in der <strong>Medulla oblongata</strong>.</p></li><li><p>Ein Teil der Fasern <strong>umgeht die Vestibulariskerne</strong> und zieht <strong>direkt zum Kleinhirn</strong>.</p></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><strong>Multisensorische Integration</strong></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p>Die Vestibulariskerne erhalten zusätzlich:</p><ul><li><p><strong>Afferenzen vom visuellen System</strong></p></li><li><p><strong>Afferenzen von Propriozeptoren (Muskeln, Gelenke)</strong></p></li></ul></li><li><p>→ Diese Informationen werden zusammengeführt, um <strong>Bewegung und Lageveränderungen</strong> im Raum präzise zu interpretieren.</p></li></ul><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><strong>Weiterleitung der vestibulären Information – Hauptausgänge:</strong></p><p>&nbsp;</p><ol type="1"><li><p><strong>Zum Kleinhirn (Cerebellum):</strong></p><ul><li><p>Zuständig für Feinabstimmung von Bewegung &amp; Gleichgewicht</p></li><li><p>Reziproke Rückprojektionen zu den Vestibulariskernen</p></li></ul></li><li><p><strong>Zum Hypothalamus:</strong></p><ul><li><p>Beteiligung an vegetativen Reaktionen (z. B. Übelkeit bei Schwindel)</p></li></ul></li><li><p><strong>Zum Thalamus → Kortex:<br></strong></p><ul><li><p>Übertragung an:</p><ul><li><p>Primärer somatosensorischer Kortex</p></li><li><p>Sekundärer somatosensorischer Kortex</p></li><li><p>Insulärer Kortex (Inselrinde)</p></li></ul></li><li><p>→ Dort entsteht die bewusste Wahrnehmung der Körperlage</p></li></ul></li><li><p><strong>Zu den Augenmuskelkernen im Mittelhirn:</strong></p><ul><li><p>Wichtig für reflektorische Augenbewegungen (Vestibulo-okulärer Reflex, VOR)</p></li><li><p>Funktion: Kompensation von Kopfbewegungen, um stabile Sicht zu ermöglichen</p></li><li><p>Hier erfolgt auch Integration mit Informationen aus:</p><ul><li><p>Auge</p></li><li><p>Nackenmuskulatur</p></li></ul></li><li><p>Fehlanpassungen an dieser Stelle → Ursache für Bewegungskrankheit</p></li></ul></li><li><p><strong>Zu Motoneuronen im Rückenmark:</strong></p><ul><li><p>Zuständig für:</p><ul><li><p>Reflexe zur Haltungsregulation</p></li><li><p>Feinsteuerung des Gangs</p></li></ul></li><li><p>Integration ermöglicht stabile Körperhaltung trotz Bewegung</p></li></ul></li></ol><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p><strong>Bewusste Körperwahrnehmung</strong></p><p>&nbsp;</p><ul><li><p>Entsteht im:</p><ul><li><p><strong>Sekundären somatosensorischen Kortex</strong></p></li><li><p><strong>Insulären Kortex</strong></p></li></ul></li><li><p>Dort erfolgt:</p><ul><li><p>Integration vestibulärer Infos mit:</p><ul><li><p><strong>Hautreizen (Druckrezeptoren)</strong></p></li><li><p><strong>Gelenkstellungen (Propriozeption)</strong></p></li></ul></li></ul></li><li><p>Ziel: <strong>Ganzheitliches Körperschema</strong> im Raum → Grundlage für Handlung, Orientierung, Gleichgewicht.</p></li></ul><p></p>