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Welche Gattungen können Woyzeck zugeordnet werden?
geschlossenes Drama
offenes Drama
Merkmale offenes Drama
Aufbruch von Zeit& Ort der Handlung
Szenen nicht kausal verknüpft
keine Exposition, offenes Ende
vielfältige Sprach-, Stilebenen
Zitate aus Bibel, Märchen, Volkslieder
Merkmale geschlossenes Drama
5-taktiger Aufbau
Einheit von Ort, Zeit, Handlung
kausal strukturierte Handlung
wenig Figuren/ Schauplätze
knappe Zeitspanne
gehobene Sprachniveau, Versform
Dramenmerkmale Woyzeck
unklare Zeitspanne, mehrere Orte
Szenen teilweise kausal verknüpft
Fragmente, kein klarer Anfang, offenes Ende
vielfältige Sprachebenen
Bibelzitate, Volkslieder
Maries Wünsche: Wünsche?
Luxus
attraktiver Partner
Sicherheit für Kind
Anerkennung/ Aufstieg in Gesellschaft
Maries Wünsche: Tambourmajor?
Geschenke (Ohrringe)
attraktiv
sozialer Aufstieg
Maries Wünsche: Woyzeck?
"nichts"
Aufrichtigkeit
materiell, physisch und psychisch unterlegen
Charakterisierung Hauptmann
Mann des Militärs, vertritt Ideal der Körperdisziplin und Religion (Tugend, Enthaltsamkeit)
leidet nicht an materieller Not, kann deshalb Idealvorstellungen folgen und einfordern
viel Redeanteil, gehobene Sprache ohne Inhalt
Charakterisierung Doktor
glaubt an Kraft der Ideen& Vorherrschaft des Geistes
Mann der Wissenschaft, Freiheit& Unabhängigkeit des Geistes
keine materielle Not
fühlt sich frei von Verantwortung, Forschung verpflichtet
Woyzeck habe ihm zugestimmt (freiwillig), Folgen interessieren ihn nicht
wissenschaftlicher Charakter, Fachsprache, herablassend, schneidet W. das Wort ab
Charakterisierung Woyzeck
vertritt materialistische (realistische) Einstellung -> Geist ist an Bedingungen der Materie geknüpft
in Verhältnissen gefangen, nicht frei in Einstellungen, abhängig von körperlichen Bedürfnissen
Entscheidungen nicht freiwillig, auf Geld angewiesen
Zeit& Tugend sind Luxusgüter, die er sich nicht leisten kann
sprachlich unterlegen
Worin besteht sein Experiment beim Doktor? Welche Folgen hat es?
isst seit 3 Monaten nur Erbsen
Halluzinationen
kann Harndrang nicht kontrollieren
Mit wem hat Marie eine Affäre? Woher kennt sie ihn?
Tambourmajor
Parade, bei der er am Haus vorbeizieht, später Kennenlernen auf dem Jahrmarkt, TM wird auf Marie aufmerksam
Was versteckt Marie vor Woyzeck?
Ohrringe vom TM
Wer deutet Woyzeck gegenüber die Affäre Maries an?
Hauptmann auf der Straße
Wo sieht Woyzeck Marie und TM zum 1. Mal?
im Wirtshaus tanzen, innere Stimme sagt Woyzeck, er soll sie erstechen
Was passiert im Wirtshaus nach Maries Tod?
man wird auf Woyzecks Blutflecken aufmerksam
Woyzeck kehrt zum Tatort zurück und wirft Messer weg in den See
Wie heißt Woyzecks Sohn? Was passiert, nachdem sich der Mord herumgesprochen hat?
Christian
Sohn will ihn nicht mehr sehen
Zentrale Motive: Feuer/ Hitze
Wahnvorstellungen
Zerstörung
Leidenschaft
"heiße Lippen" --> Affäre Maries und deren Auswirkungen
Zentrale Motive: Messer
Erstechen Maries
"mit Augen erstechen"
Woyzeck als offenes Rasiermesser --> Maries Tod/ Gefahr durch Wahnvorstellungen Woyzecks
Zentrale Motive: Tanz und Tod
Mann singt vom Tod, Leute tanzen
Tanzen im Wirtshaus, Woyzeck blutverschmiert
Marie tanzt mit TM --> Ausweglosigkeit, man dreht sich sich im Kreis
Zentrale Motive: Rot
roter Mund Maries
roter Mond, blutig Eisen
Blut an Händen --> Gefahr, Sünde, Verbindung zu Affäre, Leidenschaft
Zentrale Motive: Augen
Maries glänzende Augen
Teufel in Maries Augen
Kind soll Augen schließen
Wahnvorstellungen: Messer vor Augen --> Augenschließen vor Gefahr
Leitmotiv Woyzeck
Gefahr/ Tod
Zentrale Motive als Verbindung zwischen Szenen
Märchen der Großmutter
Ähnlichkeiten Sterntaler
beide: Waisenkinder, unglücklich am Anfang
Sterntaler: schönes Ende, Kind wird glücklich/ reich, belohnt für Fromme, Vetrauen auf Gott --> Gerechtigkeit
Woyzeck: kein gutes Ende, Kind ist allein und weint, Kind sucht nach Glück, findet Unglück --> Aussichtslosigkeit, gesellschaftliche Unterdrückung, wer arm ist bleibt arm
Der Weg zur Straftat: psychische Faktoren
Woyzeck hört Stimmen, erzählt Marie von Rauch
erzählt Doktor von Schwämmen, die auf dem Boden wachsen
hört Stimmen, er solle Marie töten
erzählt Andres von Freimaurern
Der Weg zur Straftat: Unterdrückung
H. wirft W. vor, keine Moral/ Tugend zu haben
D. zwingt W. zur Erbsendiät, bezeichnet ihn als Tier
D. führt W. als Versuchsobjekt der Studenten vor
Der Weg zur Straftat: Eifersucht
Misstrauen wegen Ohrringen
H. erzählt W. von Affäre
W. sieht die beiden tanzen
W. unterliegt TM im Kampf
Woyzecks Verrücktheit und dessen Folgen
blockiert/ beschränkt durch Stellung
Ängste nehmen Wortgestalt an
überschärfte Wahrnehmung, Vorahnungen
Halluzinationen, Ängste?, euphemistische Fantasien?
Schuldfrage: Pro Argumente
geplant (hat Messer gekauft)
sticht mehrmals zu
entsorgt Messer, verwischt Spuren
eifersüchtig
lässt Marie nicht gehen
erzählt Andres von Mordlust
Schuldfrage: Kontra Argumente
Mangelerscheinungen durch Erbsendiät
psychisch instabil, belogen, ausgenutzt von H. und D.
Halluzinationen, hört Stimmen
geht blutig ins Wirtshaus, vertuscht Tat nicht bewusst
Szene 1 - Freies Feld. Die Stadt in der Ferne. Woyzeck. Andres.
Der einfache Soldat Woyzeck und sein Kamerad Andres schneiden abseits der Stadt Weidenstöcke.
Woyzeck hat Halluzinationen und macht Andres Angst, der sich durch Singen zu beruhigen versucht.
Der Klang der Trommeln ruft die beiden zum abendlichen Appell in die Garnison zurück.
Szene 2 - Die Stadt. Marie. Margreth.
Marie beobachtet mit ihrem Kind vom Fenster aus den Zapfenstreich.
Die vorbeiziehenden Soldaten werden vom Tambourmajor angeführt.
Er grüßt zu Marie herüber.
Eine Nachbarin wirft ihr vor, den Soldaten schöne Augen zu machen.
Marie gibt eine patzige Antwort, schließt heftig das Fenster und wendet sich ihrem Jungen zu.
Woyzeck klopft an die Scheibe, kann aber nicht hereinkommen, da er zum Appell muss.
Er spricht unzusammenhängend über seine unheimlichen Erlebnisse vor der Stadt.
Dann geht er, ohne sein Kind angesehen zu haben.
Marie glaubt, seine Verstörtheit nicht mehr lange ertragen zu können.
Szene 3 - Buden. Lichter. Volk.
Woyzeck und Marie besuchen zusammen einen Jahrmarkt.
Ein Schausteller preist seine dressierten Tiere großsprecherisch-ironisch als Wunderwesen an.
Ein Unteroffizier und der Tambourmajor entdecken Marie in der Menge und äußern sich derb-anerkennend über ihre weiblichen Vorzüge.
Während der Vorstellung bandelt der Tambourmajor mit Marie an.
Szene 4 - Kammer. Marie. Woyzeck.
Marie, das Kind auf dem Schoß, betrachtet sich in einer Spiegelscherbe.
Der Tambourmajor hat ihr Ohrringe geschenkt.
Als Woyzeck hereinkommt, verbirgt sie hastig den Schmuck, aber Woyzeck hat ihn schon bemerkt.
Sie behauptet, ihn gefunden zu haben.
Als Woyzeck daran zweifelt, reagiert sie auffahrend, woraufhin er eine begütigende Bemerkung macht und nach dem Kind sieht.
Er übergibt ihr seinen Soldatensold und etwas extra verdientes Geld.
Dann muss er wieder los.
Marie bleibt mit einem schlechten Gewissen zurück.
Szene 5 - Der Hauptmann. Woyzeck.
Woyzeck rasiert den Hauptmann, der ihn - als Vater eines unehelich gezeugten Kindes - wegen seines unmoralischen Lebenswandels tadelt.
Woyzeck entgegnet, er wäre auch gern ein moralischer Mensch, aber das sei für arme Leute wie ihn nicht erreichbar.
Szene 6 - Kammer. Marie. Tambourmajor.
Marie hat ein Stelldichein mit dem selbstgefälligen Tambourmajor, den sie in einem Moment offen bewundert und im nächsten heftig zurückweist.
Zuletzt gibt sie seinen lüsternen Annäherungsversuchen nach, überzeugt von ihrer Wertlosigkeit und der Wertlosigkeit ihres Daseins.
Szene 7 - Auf der Gasse. Marie. Woyzeck.
Woyzeck stellt Marie zur Rede.
Sie erklärt ihn wegen seines Verdachts für verrückt.
Er behauptet, sie mit ihrem Liebhaber gesehen zu haben.
Marie leugnet zunächst, begehrt dann aber auf und deutet an, Woyzeck habe schon Recht, die Sache gehe ihn aber nichts an.
Szene 8 - Beim Doktor.
Der Doktor, der mit Woyzeck als Versuchsperson wissenschaftliche Experimente durchführt, regt sich über Woyzecks Disziplinlosigkeit als Proband auf, weil dieser auf der Straße seine Blase geleert hat.
Woyzeck versucht sich zu rechtfertigen und kommt dabei ins Philosophieren, was dem Doktor die gute Laune zurückgibt, indem er bei Woyzeck eine partielle Geistesgestörtheit diagnostiziert. Er verspricht ihm Zulage.
Szene 9 - Straße. Hauptmann. Doktor.
Der Hauptmann und der Doktor gehen gemeinsam ein Stück Weges.
Der Hauptmann beschwert sich beim Doktor über dessen Eile und der Doktor macht sich über den Hauptmann und dessen Gesundheitszustand lustig.
Woyzeck läuft ihnen über den Weg.
Der Hauptmann quält ihn mit Anspielungen auf Maries Untreue.
Woyzeck reagiert konsterniert und der Doktor beobachtet interessiert die körperlichen Symptome von Woyzecks Verzweiflung.
Szene 18 - Der Hof des Doktors.
Der Doktor hält im Hof seines Hauses vor Studenten eine Vorlesung, wobei Woyzeck ihm assistiert und selbst als Demonstrationsobjekt dient.
Die Erbsendiät hat Woyzecks Gesundheit schon merklich untergraben, wie der Doktor den Studenten vorführt.
Doktor freut sich über seinen verschlechterten Zustand und ignoriert seine Beschwerden
Vergleicht ihn mit einem Tier
Szene 10 - Die Wachtstube. Woyzeck. Andres.
Es ist Sonntag. Woyzeck und Andres tun gemeinsam Dienst auf der Wachstube.
Andres singt.
Woyzeck glaubt, dass sich Marie in einem der Tanzlokale außerhalb der Stadt mit ihrem Liebhaber vergnügt.
Ihm schwindelt vor Eifersucht und dem Verlangen, sich Gewissheit zu verschaffen.
Szene 11 - Wirtshaus.
Im Wirtshaus führen zwei Handwerksburschen das große Wort.
Es wird getrunken, gesungen und getanzt.
Woyzeck erscheint am Fenster, als Marie und der Tambourmajor vorbeitanzen.
Sie bemerken ihn nicht.
Woyzeck wiederholt düster und zwanghaft Maries ausgelassenes „immer zu, immer zu".
Einer der Handwerksburschen steigt auf den Tisch und hält eine Predigt.
Szene 12 - Freies Feld. Woyzeck.
Woyzeck ist aufs freie Feld geflüchtet.
Maries entzückter Ausruf verfolgt ihn auch hierher.
Überdies hört er Stimmen, die ihn auffordern, Marie zu erstechen.
Szene 13 - Nacht. Andres. Woyzeck.
Es ist Nacht. Woyzeck, der mit Andres ein Bett teilt, kommt nicht zur Ruhe.
Schließt er die Au gen, dreht sich ihm alles wie bei dem wirbelnden Tanz im Wirtshaus.
Er hört die Tanzmusik und Maries Ruf.
Hinzu kommen Stimmen, die aus der Wand zu ihm sprechen.
Er hat stechendes Kopfweh.
Andres meint, er habe sich ein Fieber zugezogen, und rät ihm, dieses mit Schnaps zu unterdrücken.
Szene 14 - Wirtshaus. Tambourmajor. Woyzeck. Leute.
Im Wirtshaus trifft Woyzeck am andern Tag auf den betrunkenen Tambourmajor, der mit seiner Männlichkeit prahlt und Woyzeck auffordert, mit ihm zu trinken.
Als dieser abweisend reagiert, fasst der Tambourmajor das als Herausforderung auf und ringt ihn nieder.
Szene 15 - Kramladen. Woyzeck. Der Jude.
Woyzeck kauft einem jüdischen Händler ein Messer ab.
Szene 16 - Kammer. Marie. Der Narr.
Marie blättert in der Bibel und stößt überall auf Stellen, die ihr ihre Schuld vor Augen führen.
Auch der Anblick ihres Kindes gibt ihr einen Stich ins Herz.
Der Narr, wohl ein Schwachsinniger, ist bei ihr.
Er murmelt Märchenmotive vor sich hin und beschäftigt sich mit dem Kind.
Woyzeck hat sich seit zwei Tagen nicht mehr gezeigt.
Szene 17 - Kaserne. Andres. Woyzeck.
In der Kaserne sieht Woyzeck seine ärmlichen Besitzstücke durch und vermacht alles irgendwie Brauchbare seinem Kameraden Andres.
Dieser geht immer noch davon aus, dass Woyzeck eine fiebrige Erkrankung durchmacht.
Szene 19 - Marie mit Mädchen vor der Haustür.
Gegen Abend haben sich vor der Haustür einige Mädchen um Marie versammelt.
Eine alte Frau erzählt ein trostloses Märchen.
Woyzeck kommt und fordert Marie auf, mit ihm zu gehen.
Szene 20 - Abend. Die Stadt in der Ferne. Marie. Woyzeck.
Es ist dunkel geworden.
Marie möchte nach Hause. Sie fürchtet sich.
Woyzecks düstere Reden verraten seine Absicht.
Sie ruft um Hilfe.
Er ersticht sie und flieht anschließend.
Szene 21 - Es kommen Leute.
Maries Todeslaute dringen über den Teich, in dessen Nähe der Mord geschehen ist, bis hin zu zwei Spaziergängern.
Die erste Person möchte fliehen, die andere hält sie zurück.
Sie folgen den schrecklichen Lauten.
Szene 22 - Das Wirtshaus. Woyzeck.
Woyzeck hat nach der Tat ein Wirtshaus aufgesucht, wo er sich laut verhält.
Er singt und tanzt und nimmt ein Mädchen in Beschlag.
Diese entdeckt Blut an seiner Hand.
Ein Kreis von Neugierigen bildet sich um die beiden.
Der Wirt und der Narr schalten sich ein.
Woyzeck, in die Enge getrieben, verrät sich, durchbricht den Kreis und flieht hinaus in die Nacht.
Szene 25 - Straße. Kinder.
Kinder teilen sich gegenseitig mit, dass draußen vor der Stadt eine Tote liegt.
Sie wollen hinaus, um die Leiche vor Ort zu sehen, bevor sie in die Stadt geschafft wird.
Szene 23 - Abend. Die Stadt in der Ferne. Woyzeck.
Woyzeck ist zum Tatort zurückgekehrt.
Er betrachtet die Leiche Maries, findet das Messer und verschwindet, als er Leute kommen hört.
Szene 24 - Woyzeck an einem Teich.
Woyzeck ist zum Teich gelaufen, in welchen er das Messer wirft.
Da er es nicht weit genug geworfen hat, wie er meint, watet er in den Teich hinein, nimmt das Messer vom Grund auf und schleudert es weiter fort in die Mitte des Teichs.
Er versucht sich vom Blut seines Opfers zu säubern.
Szene 26 - Gerichtsdiener. Barbier. Arzt. Richter.
Sie stehen (in einer nur angedeuteten, nach der ersten Äußerung des Gerichtsdieners abgebrochenen Szene) beieinander und erörtern den Mordfall.
Szene 27 - Der Idiot. Das Kind. Woyzeck.
Der Idiot Karl (der wohl mit dem Narren aus anderen Szenen identisch ist) hält Woyzecks Kind, den kleinen Christian, auf dem Schoß.
Woyzeck kommt, spricht seinen Sohn an und will ihn liebkosen.
Aber das Kind wendet sich weg und schreit.
Woyzeck versucht es mit einem süßen Gebäckstück zu locken.
Er schickt Karl los, es zu besorgen.
Dieser sieht ihn zuerst starr an und läuft dann jauchzend mit dem Kind fort.
Einordnung (literarische Epoche und Gattung)
o Wurde zwischen 1836 und 1837 verfasst
Büchner starb sehr früh, weshalb es sich bei „Woyzeck" um ein Dramenfragment handelt; das Stück wurde nach Büchners Tod veröffentlicht
Uraufführung: 1913 o Literaturepoche: Vormärz; Realismus
Pauperismus
Massenarmut des 19. Jahrhunderts, die zu Verelendung und sozialen Unruhen führte
Woyzecks Welt - Pauperismus Gesellschaftliche Rahmenbedingungen im 19. Jahrhundert:
1815: Napoleon verlor die Schlacht bei Waterloo o Wunsch nach einem liberalen und national vereinten Deutschland
Karlsbader Beschlüsse unterbanden die Proteste für ein geeintes Deutschland
Ab 1815: Zeit der Restauration: die alten Zustände (Monarchengewalt) wurden wiederhergestellt
Biedermeier - die meisten Bürger zogen sich aus Angst vor Verfolgung oder, um Ruhe und Ordnung zu wahren, welche ihnen durch die napoleonischen Kriege genommen wurden, zurück und überließen politische, soziale und ökonomische Entscheidungen der Obrigkeit
1848: Scheitern der Märzrevolution
Industrialisierung
Massenarmut/Verelendung
kaum Mobilität zwischen den Schichten; starres Gesellschaftsgefüge; Ständeordnung
Abwertung, Unterdrückung und Ausbeutung der Unterschicht
Der Mensch Büchner - Biographie
Karl Georg Büchner wurde 1813 als ältestes von acht Geschwistern geboren
Studierte zunächst in Straßburg und später in Gießen und Zürich; wie sein Vater studierte auch Georg Büchner Medizin und promovierte o Bereits während des Studiums setzte sich Büchner für Freiheit und Bürgerrechte ein; Mitglied der Burschenschaft „Eugenia"
1834: Büchner gründete die Geheimorganisation „Gesellschaft für Menschenrechte" in Gießen
Er rief die hessischen Bauern in der Flugschrift „Der Hessische Landbote" mit der Losung „Friede den Hütten! Krieg den Palästen!" zu gewalttätigen revolutionären Erhebungen gegen die Obrigkeit auf und widersetzte sich damit den seit den Karlsbäder Beschlüssen geltenden Zensurbestimmungen → Konsequenzen: Büchner wurde von der Polizei steckbrieflich gesucht; er floh zunächst nach Straßburg und im Anschluss nach Zürich
Büchner starb bereits 1837 im Alter von 23 Jahren in Zürich
Er war der erste deutsche Dichter, der einen Proletarier zum Protagonisten eines Dramas („Woyzeck") machte und die Nöte des einfachen Volks thematisierte
Menschenbild und (politische) Einstellung Büchners:
Vertreter des Fatalismus
Gegner des idealistischen Menschenbilds; Vertreter des materialistischen Menschenbilds
Büchner vertrat die Überzeugung, dass die Gesellschaft nicht von oben reformiert werden könne, sondern, dass das niedere Volk dies durch eine gewaltsame Revolution erreichen könne (vgl. Historischer Materialismus (Klassenkämpfe); Marx und Engels); heute würde er als Marxist bezeichnet werden und kann dem Frühkommunismus/Frühsozialismus zugeordnet werden
Fatalismus
Weltanschauung, welcher zufolge der Lauf aller Dinge durch ein unausweichliches Schicksal vorherbestimmt ist; der Wille des Menschen kann dem Schicksal nichts entgegensetzen (ungleich den Vorstellungen des Idealismus)
Marxismus
die von Marx und Engels begründete Lehre, welche auf die revolutionäre Umgestaltung der Klassengesellschaft in eine klassenlose Gesellschaft abzielt
Realismus
→ Realitätsnähe; Wertfreiheit (daher gehört Büchner zufolge auch die Darstellung einfacher Leute und ihrer Probleme zum Realismus)
Materialismus
→ Das Sein bestimmt das Bewusstsein → Materielle Verhältnisse bestimmen das Leben → Vertreter in „Woyzeck": Woyzeck, Marie
Idealismus
o Das Bewusstsein bestimmt das Sein
Natur ist dem Geist unterworfen
Glaube an die Möglichkeit einer Selbstbestimmung und - vollendung
o Vertreter in „Woyzeck":
Hauptmann, Doktor → Im Idealismus werden Mitglieder der reichen, gebildeten Klasse bei ihrer Berufsbezeichnung genannt, während Mitglieder der unteren, armen und ungebildeten Klasse bei ihrem Namen genannt werden (vgl. Figurenkonstellation; typisierte und individuelle Figuren)
Nihilismus
→ Sinnlosigkeit des Bestehenden; Leere der Zeit → Vertreter in „Woyzeck": Hauptmann
Aufbau des Dramenfragments
o 27 autonome Szenen (aristotelisches Dramendreieck innerhalb einer Szene geschlossen)
o Büchner hinterließ keine feste Reihenfolge, weshalb das Stück in verschiedenen Abfolgen der Szenen gelesen werden kann
o Keine Einheit von Handlung, Zeit und Ort: → Mehrsträngigkeit der Handlung → Kaum Zeitangaben → Viele Ortswechsel o Offenes Ende
Woyzeck, Marie und der Tambourmajor △ Woyzeck
o Kann Marie nicht geben, wonach sie sich sehnt
Nimmt mehrere Arbeitsstellen an, um Marie versorgen zu können
o Ist dem Tambourmajor unterlegen und verliert den Kampf gegen ihn
Woyzeck, Marie und der Tambourmajor △ Marie
Bemitleidet sich selbst; Leben in Armut
Uneheliches Kind mit Woyzeck
Sehnsucht nach besserem Leben (soziales Ansehen; Wohlstand)
Bewundert den Tambourmajor
Sexuelle Begierde; sehnt sich nach Anerkennung und Wahrnehmung als Frau
Woyzeck, Marie und der Tambourmajor △ Tambourmajor
o Sexuelle Begierde; sucht Spaß o Selbstsicheres Auftreten o Ist sich seiner Überlegenheit gegenüber Woyzeck bewusst und demonstriert diese in der Öffentlichkeit; Kampf mit Woyzeck
(I)Szene 5: Rasierszene - Tugend- und Moralvorstellungen des Hauptmanns und Woyzeck; Welches Menschenbild wird vertreten?
Teil der Exposition/steigender Teil des Dramas Inhalt:
→ Einführung des Hauptmanns
→ lässt sich von Woyzeck rasieren
→ Hauptmann sinniert über Sinnlosigkeit des Lebens und beschwert sich über Langeweile
→ kritisiert Woyzeck und Unmoralität durch uneheliches Kind → zunächst Unterordnung Woyzecks, dann Verteidigung
Tugend könne er sich nicht leisten
→ Hauptmann kann Woyzecks Argumentation nicht nachvollziehen
-> gesellschaftliche Kluft
(II)Szene 5: Rasierszene - Tugend- und Moralvorstellungen des Hauptmanns und Woyzeck; Welches Menschenbild wird vertreten?
Machtverhältnis ausgedrückt
Hauptmann ist Ranghöherer
Redeanteil allgemein höher
Pseudo-philosophische Aussagen, leere Worthüllen und Anaphern
Konfrontation mit existentiellen Problemen durch soziale Stellung
Woyzeck erkämpft sich Redeanteil und zitiert Bibel, um Sprachlosigkeit zu bewältigen
Hauptmann bricht Unterhaltung ab und behält effektiv Kontrolle
(Szene 5) Nihilismus (Hauptmann)
o Hauptmann sitzt und wird bedient/rasiert (=Vorgesetzter) o Redeanteile: erst Monolog, dann ausgewogener → führt dennoch Gespräch o Redeinhalte: zu viel Zeit, Mangel an Beschäftigung, Tugend/Moral (Woyzeck verstößt dagegen)
→ Büchner kritisiert: Skrupellosigkeit durch höheren gesellschaftlichen Rang; konservative Wertvorstellungen (Tugend, Moral, Kirche), Pseudo-philosophische Überlegungen unreflektierter Machtfiguren
(Szene 5) Materialismus (Woyzeck)
o steht und bedient/rasiert (=Untergebener) o Redeanteile: erst weniger, dann ausgewogener → Gesprächsobjekt für Hauptmann o Redeinhalte: stereotype Antworten („Jawohl"), beklagt Zeit- und Geldmangel, verteidigt „unmoralischen" Lebensweg
(I) Szene 8 - Tugend- und Moralvorstellungen des Doktors und Woyzeck; Welches Menschenbild wird vertreten?
Teil der Exposition/steigender Teil des Dramas Inhalt:
Woyzeck vermutet Betrug durch Marie
Einführung des Doktors
Abkommen zwischen Woyzeck Und Doktor → Woyzeck Wird Proband für den Doktor; Diät ausschließlich Hülsenfrüchte
→ Doktor uninteressiert an Wohlergehen Woyzecks, allein auf Wissenschaft fokussiert → gefährdet W. Bewusst → Woyzeck liefert sich dem Forscherdrang aus
(Szene 8) Idealismus (Doktor)
Weltbild: liberal, wissenschaftlich, Ideal der Freiheit → Natur ist dem Menschen unterworfen
Angehöriger der oberen Gesellschaftsschicht, hat materiellen Wohlstand → hat die Möglichkeit, sich mit „höheren" Weltbildern zu beschäftigen
fühlt sich nur seiner Forschung verpflichtet, Wissenschaft als höchstes Gut
→ Büchner kritisiert: wissenschaftlicher Größenwahn; strikte Verfolgung aufgeklärter Ziele (Inhumanismus); Missbrauch des höheren gesellschaftlichen und intellektuellen Status; Verstoß gegen ärztliche Ethik
(Szene 8) Materialismus (Woyzeck)
o Weltbild: Menschen von Natur/Bedürfnissen kontrolliert → Mensch ist der Natur unterworfen
o Angehöriger der Unterschicht → hat bereits genug Not mit alltäglicher Lebensbewältigung
o kann keine philosophische Debatte mit Doktor führen, bleibt unmündig → übernimmt keine Verantwortung für sich und sein Verhalten
(I) Der Mord: Die Schuldfrage klären, Determinismus, Indeterminismus
o (sozialer) Indeterminismus: Lehre von der Nicht-Vorbestimmung des Menschen durch äußere Ursachen; Leben wird von Individuum beeinflusst bzw. bestimmt
o (sozialer) Determinismus: Lehre von der Vorbestimmung des Menschen durch äußere Ursachen; Leben entzieht sich größtenteils der eigenen Kontrolle
→ sozialer Aufstieg für Woyzeck praktisch unmöglich
(II) Der Mord: Die Schuldfrage klären, Determinismus, Indeterminismus
Woyzeck als Opfer der Gesellschaft
Hauptmann: verspottet Woyzeck (Szene 9); zieht Woyzeck zu niederen Hilfsdiensten heran (Szene 5); lässt ihn seine moralische Überlegenheit spüren (Szene 5)
Tambourmajor: demütigt Woyzeck in direkter Konfrontation (Szene 14); nutzt materielle und physische Überlegenheit aus, um Beziehung zu Marie zu spalten und sie für sich zu gewinnen (Szenen 4, 6, 8, 11)
Marie: ist untreu, doch verleugnet dies (Szene 4, 7); löst sich von Woyzeck, um soziale und materielle Bedürfnisse zu befriedigen (Szene 2, 3, 6) o Doktor: entwürdigt Woyzeck, demonstriert eigene intellektuelle Überlegenheit (Szene 8); führt Woyzeck in der Öffentlichkeit vor (Szene 18)
→ Woyzeck wird von der Gesellschaft ausgenutzt, erhält keine Unterstützung/keinen Halt aus der eigenen Familie; Einsamkeit und Isolation sowie psychische und physische Schäden als Folge
unschuldig
o physische Beeinträchtigung durch Mangelernährung o vermeidliche Psychose (angedeutet durch desorganisiertes Verhalten und wirre Sprache → innere Stimme gab Befehl für Mord → nicht voll zurechnungsfähig o wird routinemäßig entwürdigt, gedemütigt und entmenschlicht → Isolation von Normalität, stattdessen Entfremdung (schwierige Lebenssituation und Kindheit) o zeigt keine Reue = fehlende Kompetenz, eigenes Handeln zu verstehen und reflektieren
schuldig
o hat Marie an den See gelockt, Andres sein Vermächtnis gegeben und bewusst ein Messer gekauft → deutet auf geplanten Mord hin o mehrfaches Einstechen auf Marie, kein Zögern, keine Reue → starkes Motiv involviert: Betrug durch Marie, die in Beziehung von Woyzeck abhängig war o war sich Tat durchaus bewusst, vernichtet nach dem Mord Beweise und lässt Messer verschwinden o Selbstbestimmung und Verantwortung des Menschen für eigenes Handeln
unschuldig oder schuldig?
→ Schuldfrage ungeklärt: nach heutiger Gesetzeslage Plädieren auf „verminderte Schuldfähigkeit" denkbar (da Handlungs- und Einsichtsfähigkeit stark beschränkt) mit folgender Strafmilderung
(I) Moralische Werte - Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu Grimms Märchen „Sterntaler" (Szene 19)
Gemeinsamkeit: arme Charaktere, trauriger Anfang
Unterschied: in Woyzeck ist das Ende elendig
Leitmotive untersuchen - Messer, Auge, Tanz, Rot
sind Teil von Woyzecks Wahn und deuten den Konflikt voraus
Die Bedeutung der Motive nimmt im Laufe des Dramas eine zunehmend gewalttätigere Konnotation an
"Messer"
→ Zeichen der Armut (Rasiermesser) → Gewalt, Brutalität, Ventil für erfahrenen Duck → Erlösungsmotiv durch den Mord → „Was kost das Messer" (Szene 19)
„Auge"
→ Aufforderung/Hinweis an Leser, genau aufzupassen
„Tanz"
→ Merkmal von Szenen mit wichtiger dramaturgischer Funktion → Andeutung der Katastrophe → Auslösen des Mordimpulses → Triebhaftigkeit, sexuelles Begehren (zwischen Marie und dem Tambourmajor)
„Rot"
→ Polarität zwischen Aggression, Gewalt, Blut, Eifersucht und Liebe, Leidenschaft → „Du hast ein rote Mund, Marie." (Szene 13) → „Was der Mond aufgeht. Wie ein blutig Eisen." (Szene 24) → „Was hast du eine rote Schnur um den Hals?" (Szene 26)
Die Sprache in Woyzeck
Sprache als Funktionsträger/Indikator der gesellschaftlichen Ordnung → Sprache ist Macht
Die Sprache in Woyzeck (elaborierter Code)
Sprache zur Ausübung der Befehlsgewalt, Lenkung der Gespräche und Selbstdarstellung
Geistesgegenwart und Eloquenz der Oberschicht/Akademiker (besonders in Wortduellen und Reflexionsdialogen)
Die Sprache in Woyzeck (restringierter Code (I))
o begrenzter Wortschatz (besonders hinsichtlich Adjektiven und Adverbien) o strukturell voraussagbar, kurze und grammatisch einfache, oft unvollständige Sätze/Parataxen o alltägliche Gesprächsgegenstände werden ausgedrückt o Abweichung von Regeln der Schriftsprache (lautliche, grammatikalische Verstöße, auch im Wortgebrauch) o Kraftwörter o Herstellung Verbindung zum Gesprächspartner (Fragen, Partikel)
Die Sprache in Woyzeck (restringierter Code (II))
→ bedeutet enteignetes, unmündiges Denken = Sprache der Unterdrückten/Sprachlosigkeit → Kommunikation ist stark behindert und häufig vorsprachlich → insbesondere Woyzeck betreffend: Stammeln und Stottern, Abbrechen, psychotische Wiederholungszwänge (=Spiegel der Entfremdung); führt zu Isolierung
Die Sprache in Woyzeck (sprechende Namen)
o Marie „Zickwolf": „unsympathischer" Eindruck; innerer Kampf bezüglich Loyalität zu Woyzeck und besseres Leben durch Tambourmajor
o Berufsbezeichnung/Titel bei höheren Ständen als Name verwendet (=Schablone bestimmter Charaktere)
o Andres singt Volkslieder, um sich zu beruhigen bzw. einer Situation zu entfliehen
o Marie versucht, in der Bibel Trost zu finden (Maria Magdalena s. Sprechende Namen)
Welchen Status hat Woyzeck?
• einfacher Wehrmann (niedrige soziale Stufe) • bescheidenes Leben • hat keine Hoffnung auf eine besseres Leben
Was sind Woyzecks ökonomische Zwänge?
• er muss noch zusätzliche Jobs machen, um genug Geld zu haben: er wird vom Hauptmann ausgenutzt als Barbier, außerdem ist er ein Gehilfe für eine wissenschaftliche Demonstration und menschliches Versuchskaninchen • verrichtet Arbeit unter Zeitdruck und eilt verhetzt
Inwiefern ist Woyzeck ein Opfer?
• er ist wirtschaftlich abhängig • er wird seelisch und körperlich ausgebeutet • der Hauptmann erniedrigt Woyzeck durch seine vermeintliche intellektuelle Überlegenheit • Ausfallerscheinungen durch Mangelernährung
Welche Bedeutung hat Marie für Woyzeck?
• seinen sozialen Zustand kann Marie nur wegen seiner Verbindung zu Marie ertragen • früher intime Beziehung, heute hat er kaum Zeit für Familie • Niederlage auf diesem Gebiet, durch das Fremdgehen von Marie
Was führt zu Woyzecks sozialen Isolation?
• er verliert das innere Gleichgewicht und seine Eifersucht treibt ihn zur Mordtat • am Ende verlässt ihn sogar sein Sohn