Phonetik, Phonologie, Graphemetik, Morphologie, Syntax, Semantik, Pragmatik

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1
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Womit beschäftigt sich die Phonetik?

Die Phonetik (Lautlehre, Sprachaktlautlehre) untersucht

Sprachlaute in ihren messbaren physiologischen und

physikalischen Eigenschaften.

  • nur Laute, die mit den menschlichen Sprechorganen

produziert werden (kein Fingerschnipsen, Klatschen o.¨ a.)

  • Laute, die der sprachlichen Kommunikation dienen (kein

Husten, Niesen o.¨ a.)

2
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Teilbereiche der Phonetik

  • Phonetik

  • Akustische Phonetik

  • Auditive Phonetik

3
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<p><span>Phonetik und Phonologie in der Linguistik</span></p>

Phonetik und Phonologie in der Linguistik

4
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<p><span>Phonetik und Phonologie in der Linguistik</span></p>

Phonetik und Phonologie in der Linguistik

  • Die Phonologie untersucht die Rolle der Laute im

Sprachsystem im Hinblick auf ihre

bedeutungsunterscheidende Funktion.

  • Die Phonetik untersucht die messbaren physiologischen

und physikalischen Eigenschaften der Laute.

  • Damit ist die Phonetik eher naturwissenschaftlich

orientiert, die Phonologie eher geisteswissenschaftlich. 9

5
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Artikulatorische Phonetik

Artikulatorische Phonetik

  • beschreibt die Bildungsweise der Laute mit den

Sprechorganen (besonders relevant f¨ ur die phonologische

Klassifikation von Lauten).

6
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Akustische Phonetik

  • untersucht die physikalischen Eigenschaften des

Sprachschalls.

7
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Auditive Phonetik

  • untersucht die Wahrnehmung der Laute durch den

Wahrnehmungsapparat (Ohr, Nerven, Gehirn).

8
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Subprozesse bei der Lautbildung

  • (Ausatmung)

  • Phonation (Stimmgebung)

  • Artikulation (Modifizierung des Schallsignals)

9
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<p><span>Prozesse der Lautbildung</span></p>

Prozesse der Lautbildung

10
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<p>Prozesse der Lautbildung</p>

Prozesse der Lautbildung

  • Initiation

Erzeugung eines Luftstroms, i.d.R. bei der Ausatmung

  • Phonation (Stimmgebung)

wesentliches Organ: Larynx (Kehlkopf)

  • Artikulation

Ansatzrohr oder Vokaltrakt: Luftwege oberhalb des

Larynx (Mundraum, Nasenraum)

11
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<p><span>Glottis</span></p>

Glottis

Die Glottis (Stimmritze) ist die

Offnung zwischen den

Stimmlippen, die durch die Stimmb¨ ander ver¨ andert wird.1

Sie ist u.a. f¨ ur die Stimmbildung zust¨ andig.

12
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Lautklassifikation

  • Bei der Lautklassifikation unterscheiden wir zun¨ achst

Konsonanten und Vokale.

  • Ist das Ansatzrohr (oberhalb der Glottis) offen, entstehen

Vokale.

  • Ist es verengt oder geschlossen und wird explosionsartig

geoffnet, entstehen Konsonanten.

  • Die Konstriktion (Verengung oder Verschluss) im

Ansatzrohr sorgt f¨ ur einen Luftdruckunterschied zwischen

Mundraum und Umgebung.

13
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Vokale

  • Bei Vokalen gibt es keinen Luftdruckunterschied zwischen

Ansatzrohr und Umgebung - der Luftstrom fließt

ungehindert.

  • Der Resonanzraum wird durch die Position der

Artikulatoren bestimmt. Je nach Position werden

unterschiedliche Vokalqualitäten erzeugt.

  • Für die Vokalqualitäten sind im Wesentlichen die

Zungenposition und die Lippenrundung entscheidend.

14
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Lautklassifikation

Laute werden in ihrer Bildungsweise klassifiziert

  • nach Artikulationsart (Art der Konstriktion: Plosiv, Nasal,

Reibelaute (Frikative), Vibranten (Trill), Schlaglaut (tap

oder flap), Approximant)

  • nach Artikulator

-aktive Artikulatoren

-passive Artikulatoren

  • nach Artikulationsort

15
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Aktive und passive Artikulatoren

  • aktive Artikulatoren = bewegliche Organe:

Unterlippe (labium - labial),

Zunge (lingua - lingual), Zungenspitze (apex - apikal),

Zungenkranz (korona - koronal), Zungenblatt (lamina -

laminal), Zungenr¨ ucken (dorsum - dorsal),

Zungenseite (latus - lateral), Stimmritze (glottis - glottal)

  • passive Artikulatoren = unbewegliche Organe, gegen die

die aktiven Artikulatoren bewegt werden:

Oberlippe (labium - labial), Z¨ ahne (dentes - dental),

Alveolen/Zahntaschen (alveolar), harter Gaumen

(palatum - palatal), weicher Gaumen (velum - velar),

Uvula/Gaumenz¨ apfchen (uvular)

16
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<p><span>Artikulationsorgane</span></p>

Artikulationsorgane

17
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<p><span>Artikulationsorte</span></p>

Artikulationsorte

18
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Konsonanten

  • Konsonanten lassen sich anhand dreier Parameter

klassifizieren:

  • Artikulationsart, je nach dem, ob der Luftdruckausgleich

relativ pl¨ otzlich (bei Plosiven und Schlaglauten) oder ¨ uber

einen kontinuierlichen Luftstrom erfolgt (bei Frikativen

und Approximanten)

  • Artikulationsort

  • : stimmhaft oder stimmlos

  • (Weiterhin: Nasalit¨ at)

19
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<p>Konsonanten</p>

Konsonanten

Konsonanten im Deutschen (klassifiziert nach aktiven und

passiven Artikulatoren)

  • Labiale:

bilabial: [p, b, m] - Puppe, Bube, Mumie

labiodental: [f, v] - Phase, Vase

  • Koronale

alveolare: [t, d, s, z, n, l, (r)] - Tüte, Dorn, City, Sahne,

Nase, Lallen, Ritter

postalveolare: [S, Z] - Schuh, Gelee

(dentale: - (engl.: [T,D]) - bath, the)

  • Dorsale

palatale: [ç, j] - China, ja

velare: [k, g, x] - Kai, Gau, Ach

uvulare: [K] - Ritter

  • außerdem: [h, ?GlottalerPlosiv ] - Hallo, Au (glottal, laryngal)

20
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Artikulationsarten

  • Wir m¨ ussen Artikulationsorte von Artikulationsarten

unterscheiden.

  • Wir unterscheiden grob zwischen Obstruenten, Laute,

bei denen ein Hemmnis überwunden wird, und

Sonoranten.

  • Obstruenten: Plosive und Frikative (Reibelaute): Der

Luftstrom wird durch Verschluss- oder Engebildung

behindert - Beteiligung von Plosions- oder

Frikativgeräuschen (Luftverwirbelung).

  • Sonoranten: Nasale, Approximanten, Laterale (auch

Vokale) - keine Ger¨ auschbeteiligung, physikalisch sind

diese Laute als Klang zu betrachten (sie sind spontan

stimmhaft und man kann ihnen eine Tonh¨ ohe zuordnen

21
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Konsonanten

Konsonanten im Deutschen (klassifiziert nach Artikulationsart

und akt. Artikulator)

  • Plosive: labial: [p, b] - Puppe, Bube; koronal: [t, d]

- Tüte, Dorn; dorsal: [k,g] - Kai, Gau; glottal: [P] -

Be.amter

  • Frikative labial: [f, v] - Fall, Wall; koronal: [s, z, S,

Z] - City, Suppe, Schutt, Gelee; dorsal: [x, X, K] - Ach,

Kuchen, R¨ ube; glottal: [h] - Haus

  • Vibranten (Trills) labial: [B] - (nur paralinguistisch

genutzt); koronal: [r] - roh; dorsal: [K] - roh

  • Nasale labial: [m] - Mama; koronal: [n] - Nonne;

dorsal: [N] - Enge

  • Laterale koronal/post-alveolar: [l] - lallen;

  • (Approximanten im Englischen labial: [w] - engl. why;

koronal: [ô] - engl. write)

22
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Stimmhaftigkeit

  • Bei der Phonation (Stimmgebung) wird ¨ uber die

Stimmhaftigkeit der Konsonanten entschieden.

  • Stimmhaftigkeit geht mit einer Vibration der Stimmlippen

einher.

  • Bei Frikativen und Plosiven kommt es im Deutschen

durch dieses Merkmal zu Minimalpaaren.

  • Übung: Fassen Sie sich an den Kehlkopf und sprechen Sie

die folgenden Wörter aus:

  • Papa, Bube, Theater, Duden, außerdem, See

23
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Nasale

  • Wie werden diese artikuliert?

  • Das Velum (Gaumensegel) entscheidet!

  • Bei gesenktem Velum strömt Luft durch die Nase. Wenn

das Velum gegen die Rachenhinterwand gehoben ist, wird

der Luftweg durch die Nase versperrt.

  • Manche Sprachen (z.B. Französisch, Polnisch) haben

produktive Nasale bei Vokalen.

  • Das Deutsche hat lediglich Konsonanten als Nasale: z.B.

[N] in Anker

38 / 51R¨ uckblick Allgemeines Artikulatorische P

24
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Nasale

  • Was wäre ein bilabialer Nasal?

  • z.B. [m] in Hammer!

  • Können Wörter im Deutschen mit einem velaren oder

bilabialen Nasal beginnen?

  • Nur mit bilabialem Nasal möglich.

25
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Vokale

  • Wieviele Vokale hat das Deutsche?

  • 8?: a, ä, a, e, i, o, ö

o, u,ü

  • 17: a, a:, e:, @, E, E:, 5, i:, I, o:, O, ø:, œ, u:, U, y:, Y

  • a- alle, a:- mahnen,

e:- reden, @ (Schwa) - Sprache, E- nett, E:- MÄhne, 5-

¨ über,

i:- Liebe, I- billig,

o:- loben, O- offen, ø:- st¨ obern, œ- l¨ offeln,

u:- cool, U- lullen, y:-

¨ uben, Y- kn¨ upfen

  • plus Diphthonge: aI

“, aU “, OY “, UI “

26
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Vokale

  • Bei Vokalen unterscheiden wir vier Parameter: Vertikale

¨

Zungenlage/

Offnungsgrad, horizontale

Zungenlage/Klangfarbe, Lippenrundung,

gespannt/ungespannt

  • hohe (geschlossene) vs. tiefe (offene)Vokale (Kling -

Klang) (vertikale Zungenlage)

  • vordere vs. hintere Vokale (Kiel - cool) (horizontale

Zungenlage)

  • gerundete vs. ungerundete Vokale (Kiel - k¨ uhl)

  • gespannte vs. ungespannte Vokale (Miete - Mitte; Mut -

Mutter; H¨ ute - H¨ utte; Ofen - offen)

27
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<p><span>Vokaltrapez</span></p>

Vokaltrapez

28
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Phon vs Phonem

  • Für Einzellaute treffen wir die folgende Unterscheidung:

  • Phon = kleinste im Sprachschall (Lautkontinuum)

unterscheidbare Einheit

  • Phonem = kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit

der Sprache

  • Das Phonem entspricht meist dem Phon.

  • Aber warum brauchen wir dann diesen terminologischen

Unterschied?

29
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<p>Phon vs Phonem: Notationskonvention</p>

Phon vs Phonem: Notationskonvention

30
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VL 1 CHECKLISTE

  • Womit sich die Phonetik beschäftigt

  • Grundsätzliches zur Artikulation von Sprachlauten

  • Unterscheidungsparameter für Sprachlaute:

Artikulationsarten, Artikulationsorte, aktive und passive

Artikulatoren

  • Grundlegendes zur Transkription nach IPA

  • Phon vs. Phonem

Was Sie jetzt wissen sollten:

  • Grundsätzliches zur Artikulation von Sprachlauten,

  • IPA

  • Unterschied Phon und Phonem, Phänomen Allophonie

31
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Phonologische Prozesse

  • Die Phonologie beschäftigt sich weiterhin mit Prozessen,

die an der (verschiedenartigen) Realisierung von Lauten

beteiligt sind. Eine Auswahl:

  • Elision: Tilgung von Segmenten (Synkope, Apokope)

  • Epenthese: Hinzuf¨ ugung von Segmenten

  • Assimilation und Dissimilation: kontextuell lizensierte

Veränderung von Segmenten

  • Metathese: Umstellung von Segmenten

  • Neutralisierung: Kontrastaufhebung (wichtig:

Auslautverhärtung)

32
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<p><span>Elision</span></p>

Elision

  • Bei der Tilgung von Segmenten fallen bestimmte Laute in

der Aussprache weg.

  • Dieser Prozess wird u.a. von Parametern wie

Sprechtempo, rhythmischer Gliederung und segmenteller

Umgebung beeinflusst.

  • Man unterscheidet zwei Unterarten der Elision abh¨ angig

davon, wo im Wort sie auftritt:

33
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<p><span>Epenthese</span></p>

Epenthese

  • Die Epenthese bezeichnet die Einfügung von

Stützkonsonanten oder -vokalen zur Lauterleichterung.

  • Typisch ist der Einschub des glottaler Plosivs im Ansatz

von vokalanlautenden Wörtern sowie zwischen zwei

Vokalen:

34
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<p><span>Assimilation</span></p>

Assimilation

  • Assimilation bezeichnet die Angleichung eines Lautes an

Laute in seiner Umgebung, vor allem in Hinblick auf

Artikulationsort (teilweise in Hinblick auf

Stimmhaftigkeit).

  • Wir unterscheiden abh¨ angig davon, welches Element die

Richtung der Angleichung bestimmt:

35
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<p><span>Assimilation</span></p>

Assimilation

  • Nach hinteren Vokalen wird der palatale Frikativ /ç/

zum velaren Frikativ [x]; der Frikativ wird also nach

hinteren Vokalen weiter hinten artikuliert.

  • Er assimiliert an den vorangehenden Laut, ein Fall

progressiver Assimilation.

36
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Dissimilation

  • Bei der Dissimilation hingegen wird etwas hinzugefügt

oder verändert.

  • Häufig historisch: lat. -alis / aris -Alternation: navis -

navalis; sol - solaris

  • Ein typisches Beispiel tritt bei Reduplikation auf, so

auch im Deutschen:

  • wischiwaschi, Krimskrams, Mischmasch, krikelkrakel

  • wischiwischi, *kramskrams, *mischmisch, *krakelkrakel

  • Schickimicki, Techtelmechtel, Kuddelmuddel

  • Schickischicki,* Techteltechtel, *Kuddelkuddel

37
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Metathese

  • Metathese bezeichnet eine Lautumstellung innerhalb eines

Wortes.

  • Diese kann sich sprachübergreifend zeigen, z.B. bei

Eigennamen: Roland – Orlando – Ronaldo

  • s. ebenso Krokodil – span. cocodril

  • Metathese ist häufig in der Kindersprache zu beobachten

und tritt auch bei Legasthenie auf:

  • ‘Ulrike’ wird realisiert als [u:Kilk@]

  • ‘Salagne’ f¨ ur ‘Lasagne’

38
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Auslautverhärtung

  • Ein wichtiges Phänomen im Deutschen ist die sog.

Auslautverhärtung, eine Unterart der Neutralisierung.

  • Am Silbenrand werden stimmhafte Obstruenten

(Plosive, Frikative) stimmlos ausgesprochen.

  • Dies führt zu einer Diskrepanz zwischen lautlicher und

schriftlicher Repr¨ asentation!

  • Beispiele: Hund: [hUnt]

bunt: [bUnt]

Maus: [maUs]

doof: [do:f]

Weg: [ve:k]

39
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Auslautverhärtung

  • Aber vergleiche z.B. Hund - Hunde [hUnt - hYnd@]

  • Maus - Mäuse: [maUs - mOYz@]

  • doof - doofe: [do:f - do:v@]

  • Aber: nass - NÄsse : [nas - nEs@]

  • Grund: Innerhalb eines Wortes bleibt die Stimmhaftigkeit

bestehen, wenn der Konsonant als Beginn der n¨ achsten

Silbe fungiert.

  • Allerdings nicht an Silbenrändern, genauso wenig wie an

Worträndern:

  • Bündniss - [bYntnIs]

  • D.h. stimmhafte Obstruenten gibt es nur im Silbenansatz!

40
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Auslautverhärtung

  • Frage: Was ist also das zugrundeliegende Phonem beim

finalen Laut des Wortes ‘Hund’? /d/ oder /t/?

  • Das zugrundeliegende Phonem ist /d/!

  • Denn der phonologische Prozess der Auslautverh¨ artung

macht in bestimmten Kontexten aus einem stimmhaften

einen stimmlosen Obstruenten. Entsprechend ist der

stimmhafte Obstruent zugrundeliegend. Im Deutschen

gibt es keinen Prozess, der aus einem stimmlosen einen

stimmhaften Obstruenten macht!

  • Zusammengefasst: Im Wort ‘Hund’ sind [d] und [t]

Allophone zu dem Phonem /d/.

41
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Suprasegmentalia / Prosodie

  • Wir haben gelernt, dass es stimmhafte Obstruenten nur

im Silbenansatz gibt. Die Auslautverhärtung findet dafür

am Silbenende statt.

  • Mund - (des) Mundes - Mund(art) [mUnt - mUnd@s -

mUnt]

  • Hier bildet die prosodische Struktur (Betonung) Domänen

für phonologische Beschränkungen oder Regeln. Sie muss

daher Teil der phonologischen Repräsentation sein.

  • Ein weiteres Beispiel: Im Englischen ist /kn/ im

Silbenansatz unzulässig: know vs. acknowledge

  • Aber was ist eigentlich die Silbe?

42
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Die Silbe

  • Die Silbe wird üblicherweise als die kleinste

suprasegmentale Sprecheinheit definiert (aber s.u.).

  • Eine Silbe besteht mindestens aus einem Silbenkern, auch

Nukleus genannt - i.d.R ein Vokal.

  • Die zweiten Silben in Bea [be:.a] und Theo [te:.o]

bestehen nur aus einem vokalischen Nukleus.

43
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Die Silbe

  • In den allermeisten F¨ allen haben Silben auch einen

Ansatz (auch: Onset/Kopf), dieser kann auch komplex

sein.

  • Jedes Wort hat mindestens einen Ansatz! aber, Uhr,

schlank, Pflicht [Pa:.b5, Pu:5 “, SlaNk, pflIçt]

  • Schließlich haben viele Silben einen Endrand, die Koda,

welche auch komplex sein kann.

  • Tag, Rumpf, Quark [ta:k, KUmpf, kvaKk]

  • Nukleus und Koda bilden den Reim.

44
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<p><span>Konstituenten der Silbe</span></p>

Konstituenten der Silbe

45
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<p><span>Silbenstruktur</span></p>

Silbenstruktur

46
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Konstituenten der Silbe

  • Dies führt dazu, dass sich viele Wörter reimen.

  • Saum, Raum, Baum, kaum, Flaum

  • Rind, Kind, Wind, geschwind

  • Dies zeigt eine wichtige Abhängigkeit von Nukleus und

Koda (nicht aber von Ansatz und Nukleus) - mehr dazu

gleich.

47
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<p><span>Konstituenten der Silbe</span></p>

Konstituenten der Silbe

48
New cards
<p>Konstituenten der Silbe</p>

Konstituenten der Silbe

Bahn-Bann

49
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<p>Konstituenten der Silbe</p>

Konstituenten der Silbe

Lau;Kuh

50
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<p>Konstituenten der Silbe</p>

Konstituenten der Silbe

Buch;Bucht

51
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<p><span>Komplexe Koda</span></p>

Komplexe Koda

  • Silben mit komplexer Koda verlangen einen einfachen

Nukleus (ungespannter Kurzvokal)!

  • Silben mit komplexem Nukleus verlangen keine oder

maximal eine einfache Koda!

52
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<p>Komplexe Koda</p>

Komplexe Koda

Ausnahme: koronale Obstruenten ([s,t]) d¨ urfen im Reim von

Überkomplexen Silben stehen: Mond [mo:nt], Haupt [haUpt],

Jagd [ja:kt], Obst [Po:pst];

gilt oft für flektierte W¨ orter: (des) Arzts [Pa:Ktsts]; (du)

steigst [StaIkst]

43 / 70Rückblick Phonologische Prozesse Silbe

53
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Silbenstruktur

  • Silben sollen einen Ansatz haben:

  • Glottalverschluss im Deutschen (beachten)

  • Liaison im Frz. (l’ami )

  • Assimilation/Resyllabifizierung: ve:k - ve:.g@, *ve:g.@

  • Prinzip der Ansatzmaximierung

Auch: Matrose: ma.tKo:.z@, *mat.Ko:.z@

  • Die einzige Ausnahme wären die zweiten Silben bei den

Eigennamen Bea und Theo.

54
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Sonoritätsabfolgebeschränkung

  • Eine weitere Frage, mit der sich die Phonologie

beschäftigt, ist die Generalisierung über Segmentabfolgen

in der Silbe.

  • Der Nukleus ist das sonorste (das schwingendste)

Element, daher nennt man ihn auch Silbengipfel; zu den

Silbenrändern fällt die Sonorität ab.

  • Anders gesagt: Zunahme der Sonorität von den

Silbenrändern Richtung Nukleus.

  • Der Nukleus enthält meist einen Vokal, die Silbenränder

(Ansatz und Koda) sind mit Konsonanten besetzt.

55
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<p>Sonoritätshierarchie</p>

Sonoritätshierarchie

  • Die sog. Sonoritätshierarchie gibt an, welche Laute am

sonorsten sind.

  • Somit lassen sich Vorhersagen über mögliche und

unmögliche Silben im Deutschen treffen.

56
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Komplexe Ansätze

  • Erlaubte komplexe Ansätze:

  • Obstruent-Sonorant (zunehmende Sonorität Richtung

Nukleus): Blau, Brief, Plastik, Prunk, dringend, Traum,

Glanz, grau, Klatsch, Flasche, frisch, Pflaume, Pfund,

schmollen, Schnuller, schlau, Strumpf,

  • Plosiv + Nasal selten: kn - knapp, Knatsch; gn - Gneis

(pn - Pneu)

  • Aber nicht erlaubt sind *dl,* tl

  • Ebensowenig *dorsaler Frikativ + Sonorant: *sn, *sl, *sm,

*fn, *fm

57
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Komplexe Ansätze

Erlaubte komplexe Ansätze:

  • Plosiv-Frikativ (zunehmende Sonorität Richtung Nukleus)

pf - Pfau; ps - Psychologie; (pS - Pschorr);

ts - Zunder; Zuber

kf - Qual; ks - Xaver;

(d3 - Dschungel), alle anderen Plosiv-Frikativ-Abfolgen mit

stimmhaften Obstruenten sind ungrammatisch

Frikativ-Plosiv

(abnehmende Sonorit¨ at Richtung Nukleus) nur mit [s/S])

erlaubt

sk - Skat, Skelett, st - Stil

Sp - Spiel, St - Steuer, (Sk - Schkeuditz)

58
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Komplexe Kodas

  • Bei den erlaubten komplexen Kodas ist es eben anders

rum:

  • Sonorant - Obstruent: stark, derb, Alk, Berg, Alb,

Bank, Lump, Sumpf, Ralf, Wurf, Hanf, M¨ onch, Bank,

halb

  • Hier auch: Liquid - Nasal: Wurm, Halm, Film, Harn

  • D.h. →In der Koda: Liquid vor Nasal vor Obstruent. Stl.

koronale Obstruenten beliebig.

59
New cards

Komplexe Kodas

Ebenso erlaubt in der Kodas sind Frikativ-Plosiv

ft - Haft; xt - acht, st - Ast, Mist

ks - Max

Aber im Deutschen i.d.R. nicht *fk,* sk - (aber engl. disk, ask,

deutsch: grotesk)

*fp,* sp - (aber engl. wasp, crisp), *Sp,*Sk

Weiterhin erscheinen dorsale Frikative nicht in komplexer Koda

nach Plosiv (vgl. franz. autre [o:tK]’andere(r)‘)

60
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Affrikaten

  • Einige Plosiv-Frikativ-Kombinationen sind erlaubt: ps -

Raps; pS - hübsch.

  • Die Plosiv-Frikativ-Kombinationen [pf, ts, tS] (Topf, Hatz,

Matsch...) nennt man auch Affrikaten.

  • Affrikaten (Singular: die Afrikate) sind homorgan (mit

demselben Artikulator) gebildete Plosiv-Frikativ-Abfolgen.

  • Sie können sowohl im Silbenansatz, als auch in der Koda

vorkommen.

  • In der Koda verletzen Sie die

Sonoritätsabfolgebeschränkung, wenn man annimmt, dass

eine Affrikate aus zwei Segmenten besteht! →

entsprechend werden Affrikaten in manchen Darstellungen

als ein Segment gewertet (umstritten!!)

61
New cards
<p><span>Konsonanten</span></p>

Konsonanten

62
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Ambilsyllabizität

  • Manchmal ist es schwer, die Silbengrenze festzustellen.

  • Vergleiche: Kippe - [kIp@]; Kiepe - [ki:p@]

63
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Ambilsyllabizit¨ at

  • Sprecherintuition: /p/ in Kippe ist gleichzeitig Koda der

ersten und Ansatz der zweiten Silbe. Aber Achtung: es

handelt sich nicht um eine Geminate wie in ital. citta.

  • /p/ ist hier ein Silbengelenk, da es Auswirkung auf zwei

Silben hat.

  • Daraus kann gefolgert werden: Betonte Silben m¨

ussen

mindestens zwei Reimpositionen besetzen: Langvokal oder

Kurzvokal mit Koda.

  • Außerdem: Silbengrenzen m¨ ussen nicht unbedingt

zwischen Segmentgrenzen stehen!

64
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Hawaiianisch

  • In vielen Sprachen ist die Struktur der Silbe massiv

beschränkt.

  • Manche Sprachen erlauben keine Koda, z.B. das

Hawaiianische:

engl. ticket →haw.: kikiki

market →makeke

65
New cards

Japanisch

  • Das Japanische erlaubt (bis auf die Ausnahme /n/ sowie

Konsonantenverdoppelung (= Gemination)) keine Kodas.

Das führt zu Regelmäßigen KV, V oder KVV-Silben.

  • Dadurch kommt es zu kreativen Anpassungen von

Fremdw¨ ortern, z.B. Starbucks →jap. sut¯abakkusu

  • Oft wird der Vokal /u/ eingefügt, um eine konsonantische

Koda zu vermeiden und ein neues Segment (eine neue

Silbe, aber s. u.) einzubauen.

  • Wie nennt sich dieser Prozess?

  • Dabei handelt es sich um eine Epenthese, die EinfÜgung

eines Stützvokals!

66
New cards

Japanisch

  • Weiterhin interessant: Für das Japanische (und andere

Sprachen) wird statt der Silbe die Mora als kleinste

prosodische Einheit herangezogen.

  • Die Idee (aus der Musik) ist, dass jede Mora gleich lang

ist. Es gibt keine komplexen und einfachen Moren (oder:

Morae).

  • Gespannte Vokale und konsonantische Geminaten werden

damit aufgebrochen.

  • Vgl. jap. kekkon ’Hochzeit’, 2 Silben, aber 4 Moren:

ke-k-ko-n

67
New cards

Vokalharmonie

  • Manche Sprachen, z.B. das Türkische, zeigen sog.

Vokalharmonie. Dies ist eine Domäne für phonologische

Prozesse.

  • Dies sieht man u.a. bei der Pluralbildung.

  • Vgl. tür. /dal/ - /dallar/ ’Zweig’ - ,Zweige‘

  • Aber /diS/ - /diSler/ ’Zahn’ - ,Zähne‘

  • Das Pluralmorphem /lar/ steht nach hinteren Vokalen,

das Pluralmorphem /ler/ nach vorderen Vokalen.

68
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VL2 CHECKLISTE

  • Die Unterschiede zwischen Phonetik und Phonologie

  • Phon, Phonem, Allophon

  • Phonologische Prozesse

  • Die Silbe

  • Sonorität

69
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Graphematik vs Orthographie

  • Graphematik: Schriftsystem mit eigenen, sich spontan

innerhalb einer Sprachgemeinschaft herausgebildeten

Regularitäten

  • Orthographie: “richtiges Schreiben”; durch Institution

normierte Schrift, in amtlichen Regelwerken festgelegt

70
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Dependenzhypothese

Abhängigkeit von der Lautsprache

  • Schrift ist ein sekundäres System, das auf Lautsprache

basiert. (‘Primat des Mündlichen’)

  • Es gibt viele Sprachgemeinschaften ohne eigene Schrift.

Man kann kompetenter Sprecher einer Sprache sein, ohne

ihre Schrift zu beherrschen.

Meist gibt es enge Bezüge zwischen Lautsprache und

Schrift, die Schrift dient also der Abbildung der

Lautsprache.

  • Umgekehrt kann man nicht kompetenter Schreiber einer

Sprache sein, ohne die anderen Komponenten der Sprache

(inkl. Phonologie) zu beherrschen.

71
New cards

Autonomie der Graphematik

  • Schrift entwickelt eigene Gesetzmäßigkeiten, unabhängig

von der Lautsprache:

  • Beispiele:

Großschreibung von Satzanfängen oder Nomen

Akronyme (Abkürzungen): Hier richtet sich die

Aussprache oft nach der Schrift (Buchstabennamen)

ARD, ZDF, C&A ...

72
New cards

Interdependenz

  • Gegenseitige Abhängigkeit von Laut- und Schriftsprache:

  • “synchrone Dominanz der gesprochenen über die

geschriebene Sprachform” (Glück 2010: 299)

73
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<p><span>Logographisch vs phonographisch</span></p>

Logographisch vs phonographisch

  • Logogramme: Konzepte werden durch Bilder

repräsentiert.

  • Phonogramme: Bezug zur Lautung: Silbenschriften

(z.B. Vai), Alphabetschriften

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Alphabetschriften

  • Alphabet- oder Segmentschriften

  • Beispiele: phönizisch (“Mutter” der Alphabetschriften),

griechisch, kyrillisch, lateinisch, hebräisch, arabisch,

georgisch, mongolisch ...

  • Enger Bezug zwischen Laut und Buchstabe

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Alphabetschriften: flache vs tiefe Systeme

  • Flache Systeme: sehr enger Bezug zwischen Laut und

Buchstabe

Beispiele: Türkisch, Finnisch, Georgisch ...

  • Tiefe Systeme: unregelmäßige Beziehung zwischen Laut

und Buchstabe

Beispiele: Französisch, Englisch

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Alphabetschriften: flache vs tiefe Systeme

  • Systeme, die heutzutage als “tief” gelten, waren fr¨ uher

“flache” Systeme.

  • Die Normierung der Schrift ¨ uber Dialektgrenzen hinweg

sorgt daf¨ ur, dass nur bestimmte Dialekte zum Standard

erhoben und dialektale Unterschiede nivelliert werden.

  • Norm gilt für lange Zeiträume, sodass spätere

Lautwandelprozesse nicht in die Schrift ¨ ubernommen

werden.

Diskrepanz zwischen Lautung und Schreibung.

77
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<p><span>Graph und Graphem</span></p>

Graph und Graphem

  • In der Graphematik findet sich ein paralleles Verh¨ altnis,

das wir in der Phonologie/Phonetik zwischen Phon und

Phonem gesehen haben.

  • Im Prinzip entspricht ein Graph einem Buchstaben.

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Graphem

  • Grapheme sind die schriftliche Entsprechung zu

Phonemen.

  • Sie werden in spitzen Klammern dargestellt.

  • So wie Phoneme die kleinste bedeutungsunterscheidende

Einheit der Lautsprache sind, sind Grapheme also die

kleinsten bedeutungsunterscheidenden Einheiten

der Schriftsprache.

  • Wie können wir dies nachweisen?

  • Auch hier gibt es Minimalpaare!

<kippen>– <wippen>

<kippen>– <kappen>

<kippen>– <kippel>

79
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Allographen

  • Nicht in jedem Fall führt der Austausch von

Graphen/Buchstaben zu einer neuen Bedeutung:

<kühl>– <kuehl>

<draußen>– <draussen>– <drauszen>

  • Diese orthographisch zweifelhaften Schreibweisen sind in

manchen Kontexten durchaus angebracht (z.B.

Kreuzworträtsel). Es handelt sich um verschiedene

Realisierungsvarianten eines Graphems.

  • Analog nennt man sie Allographen.

  • Auch die Großbuchstaben (Majuskeln) werden als

Allographen aufgefasst. Großbuchstaben sind kontextuell

vorhersagbar (erster Buchstabe von Satzanfang und

Nomen) und müssen daher nicht extra gelistet werden

(vorausgesetzt die Zuordnung von Groß- zu

Kleinbuchstabe (Minuskel) ist bekannt).

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Vokalschreibung

  • Es gibt (wenn man die Diphthonge mitzählt) über 20

Vokalphoneme, aber nur 8 Vokalbuchstaben.

  • Eine lautliche Unterscheidung, die nur mangelhaft in der

Schriftsprache abgebildet ist, ist die Vokalgespanntheit.

  • Die Unterscheidung zwischen Kurz- und Langvokal wird

in der deutschen Schrift nicht (nur) über den Vokal

selbst, sondern über den Kontext erzielt. Ggf. werden

Langvokale durch Dehnungzeichen markiert und

Kurzvokale durch Doppelkonsonanz.

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Schärfung – Doppelkonsonanz

Schärfungsschreibung, Schreibgeminaten

markieren den vorangehenden Vokal als kurz/ungespannt

Für fast alle Konsonanten:

<p> Koppel, <b> Ebbe, <m> Flamme, <t> Kittel,

<d> Kladde, <n> Wanne, <s> lassen, <l> Halle,

<r> Karre, <g> Egge

Ausnahmen:

<h> *Ehhe

<ch> *Bechcher

<sch> *waschschen

<*kk> →<ck>

<*zz> →<tz>

82
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Quantitätsbasierter Ansatz

  • Doppelkonsonanzschreibung markiert vorangehenden

betonten kurzen Vokal. Folgt nur ein Konsonant auf den

Vokal, wird dieser lang gesprochen; folgen mehrere

Konsonanten (oder eben eine konsonantische

Schreibgeminate), wird der Vokal kurz gesprochen.

  • Ausnahmen:

Lehn- / Fremdwörter: Job, Chip, Gag ... [dZOp, tSIp, gEk]

Funktionsw¨ orter: ab, mit, das ...

83
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Silbenbasierter Ansatz

  • Doppelkonsonanzschreibung markiert ambisilbische (zwei

Silben) Konsonanten, und damit die Position der Vokale

(und Folgekonsonanten) in der Silbenstruktur.

[kIpe]– <kippe>

  • Wir erinnern uns: Der Konsonant [p] ist Silbengelenk

beim Wort Kippe. Er ist ambisilbisch (beiden Silben

zugeordnet), also gleichzeitig

1. Ansatz der zweiten Silbe (Prinzip der

Ansatzmaximierung) und

2. Koda der ersten Silbe (Reim einer betonten Silbe darf

nicht nur durch Kurzvokal besetzt sein)

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Dehnung

  • Neben der Schärfung von Vokalen gibt es die Dehnung.

Diese kann ebenfalls durch verschiedene graphematische

Möglichkeiten realisiert werden.

  • Vokalverdoppelung

<aa> Saat, Waage, Paar, Aal

<ee> Beet, Fee, Allee, Meer, Schnee

<oo> Boot, Moor, doof, Zoo

<*ii>,<*uu>,<*ää>, <*öö>, <*üü>

  • Dehnungszeichen

<h> Naht, Reh, ihr, Mohn, Kuhle, M¨ ohre, k¨ uhl,

<e> Sieb, Lied, hier

<eh> Vieh, stiehlt

Rückblick Graphematik und Orthographie Sch

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Schreibprinzipien

  • Schrift entspricht den Eigenschaften der Lautsprache in

unterschiedlicher Weise.

  • Das Wesen der Alphabetschrift ist, dass die Schrift die

Lautung anzeigt (phonographisches Prinzip).

  • Diesem Prinzip stehen allerdings andere Prinzipien

entgegen, was ggf. zu Konflikten führt:

  • Verwandte Wörter sollen möglichst ähnlich geschrieben

werden (morphologisches Prinzip).

  • Wenn möglich, soll die Wortherkunft erkennbar bleiben

(etymologisches Prinzip).

  • Das System soll trotz dieser konfligierenden Prinzipien

insgesamt möglichst einheitlich bleiben (ästhetisches

Prinzip).

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Phonologische Schreibung

  • Idealfall der Alphabetschrift: 1:1 Beziehung zwischen

Lautung und Schreibung.

  • “Schreib wie Du sprichst!”

  • Dieses Ideal wird allerdings nie erreicht, weil andere

Prinzipien dem entgegenstehen.

  • Normproblem: Schrift ist meist konservativ, sie fixiert

Gedanken etc. unter Umst¨ anden für Jahrhunderte. Diese

Gedanken sollen lesbar bleiben. Sprachwandel im Bereich

der Phonologie wird nicht auf Schriftübertragen →

Diskrepanzen zwischen Lautung und Schrift.

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Morphologisches Prinzip

  • Das morphologische Prinzip hat das Ziel die

verschiedenen Vorkommen eines Wortes gleich zu

schreiben (“Schemakonstanz”).

  • Dies führt zu unterschiedlichen Schreibweisen durch

Auslautverh¨ artung Kind:

[kInt]∼[kInd5]

<*kint> ∼<*kinda>

<kind> ∼<kinder>

  • Im Mittelhochdeutschen wurde die Auslautverh¨ artung

noch in der Schrift repr¨ asentiert: Z.B. wurde Tag als

<tac> verschriftlicht, aber Tage als <tage>.

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Etymologisches Prinzip

  • Bei Entlehnungen aus bestimmten Prestigefremdsprachen

wird die Schreibung des Originals übernommen.

  • Philosophie, Phänotyp, Kalligraphie ...

  • Je länger, je häufiger ein Wort benutzt wird, desto stärker

wird die Schreibung angepasst.

  • In anderen Fällen völlige Anpassung: engl. cakes →dt.

Keks

  • Etymologisches Prinzip führt zu vielen Zweifelsfällen.

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Asthetisches Prinzip

  • Dasselbe gilt für das ästhetische Prinzip, eine Triebfeder

für Rechtschreibreformen.

  • Viele Zweifelsfälle und Konflikte:

Kalligraphie, Phonologie ...∼?Kalligrafie, *Fonologie

aber: Fotografie, Telefon∼Photographie, Telephon

  • Mischformen innerhalb eines Wortes werden vermieden.

?Photografie, ?Fotographie

  • Andere ästhetische Schreibnormen:

Vor der letzten Rechtschreibreform wurde Schifffahrtneu

mit nur zwei aufeinander folgenden <f> geschrieben:

Schiffahrtalt

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Weitere Prinzipien

  • Weiterhin soll die Schrift Bezug auf Wortarten und

Funktionen von W¨ ortern im Satz nehmen (syntaktisches

Prinzip).

  • Großschreibung kennzeichnet Substantive und das erste

Wort im Satz.

  • Ebenso: Zusammen- und Getrenntschreibung:

Dieses Wort wird zusammengeschrieben.

Hier wird auf einmal getrennt geschrieben.

  • Schließlich werden im Deutschen auch Anredepronomina

(Sie, Ihnen, ...) großgeschrieben (pragmatisches Prinzip).

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VL3 CHECKLISTE

  • Begriffe: Phon, Phonem, Allophon, Graphem, Allograph

  • Darstellung: Phone in eckigen, Grapheme in spitzen

Klammern, Phoneme in Schrägstrichen

  • IPA (zumindest passives Verstehen)

  • verschiedene Realisierung von Konsonanten und Vokalen,

phonologische Prozesse, Verhältnis Sprache und Schrift

92
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Flexion und Wortarten

  • flektierbar vs. unflektierbar

unflektierbar: Adverbien (hier, gestern...), Interjektionen

(ach, autsch, ups), Konjunktionen (und, oder, dass, weil,

wenn, obwohl), Partikeln (nur, ja, doch, je),

Präpositionen (auf, von unter)

flektierbar: Rest

  • konjugierbar (nach Tempus flektierbar) vs. deklinierbar

(nach Kasus flektierbar)

Verben sind konjugierbar

deklinierbar: Rest

  • mit festem Genus vs. nach Genus flektierbar

mit festem Genus: Nomen

nach Genus flektierbar: Rest

  • komparierbar vs. nicht komparierbar

Adjektive sind komparierbar, Pronomen nicht

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<p><span>Teilgebiete der Morphologie</span></p>

Teilgebiete der Morphologie

94
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Derivation

  • Wir haben bereits gesehen, dass Derivationsmorpheme

neue Wortformen bilden.

  • Derivation: Bildung neuer Lexikoneinträge (auch:

Lemmata, vgl. Begriff Lexeme als Inhaltsmorpheme)

durch Affixe, möglicherweise mit Änderung der Wortart

des Stamms

  • Unterschied zu Flexion: neues Wort, nicht neue Wortform!

  • Unterschied zur Komposition: Beteiligung von

gebundenen, nicht-lexikalischen Morphemen

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Derivation

  1. Mit Wortartänderung

1 1. Gesetz - gesetzlich

2 2. Zweifel - zweifelhaft

3 3. zerstören - Zerstörung

2 4. Ohne Wortartänderung

1 1 kaufen - verkaufen

2 Busch - Geb¨ usch

3 Frau - Frauchen

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Derivationsaffixe

  • Derivationsaffixe sind nicht beliebig mit Stämmen

kombinierbar.

  • Es gelten semantische, morphologische und phonologische

Beschränkungen!

  • *gr¨ un-bar,* heiter-ung,* such-lich,* zer-Wald,

*gestern-schaft

  • Warum sind diese W¨ orter nicht wohlgeformt?

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Derivationsaffixe

  • Derivationsaffixe sind nicht beliebig mit Stämmen

kombinierbar.

  • Morphologische Beschränkung:

  • -bar verbindet sich in der Regel mit Verben. Die

entstehenden Adjektive sind also Deverbativa

  • verwertbar, brauchbar, auffindbar, zahlbar...

  • -heit/-keit verbindet sich mit adjektivischen Stämmen

(diese Wörter sind also Deadjektiva). Es entstehen

Nomen.

  • Offenheit, Stummheit, Schönheit, Gewandheit, ...

  • Sauberkeit, Verwertbarkeit, Zählbarkeit, Väterlichkeit, ...

98
New cards

Derivationsaffixe

  • Beschränkung nach Herkunft (nativer vs. fremder Stamm)

  • akzeptabel, profitabel, rentabel

  • *annehmabel,* verwertabel

  • Ist dieses Bildungsmuster produktiv? Kennen Sie weitere

Wörter mit -abel?

99
New cards

Derivationsaffixe

  • Beschränkung nach morphologischer Beschaffenheit der

Basis.

  • Zirkumfix Ge- -e nicht mit Partikelverben oder

präfigierten Verben!

  • Gerenne, Gehupe, Gesinge

  • *Geherumrenne,* Geanhupe,* Geverkaufe,* Gevergesse

  • Herumgerenne, Angehupe, *Vergekaufe,* Vergegesse

100
New cards

Derivationsaffixe

  • Beschr¨ ankung nach semantischen Eigenschaften der

Basis.

  • Ge- -e nicht mit statischen Verben!

  • Gerenne, Gehupe, Gesinge

  • Aber: Gewisse, Gekenne, Geheiße, Gewohne

  • Warum kann man mit wissen, kennen, heißen, wohnen

keine Ge- -e-Nominalisierung bilden?