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80 Frage-Antwort-Karten zu zentralen Begriffen, Modellen und Praxisimpulsen aus der Vorlesung „Diagnose und Förderung“; decken die Themen Inklusive Bildung, Diagnostik, Differenzierung, Begabungsförderung und Rechenschwächen ab.
Name | Mastery | Learn | Test | Matching | Spaced |
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Welches zentrale Ziel verfolgt inklusiver Mathematikunterricht laut Winter (1995/1996)?
Er soll Grunderfahrungen ermöglichen sowie aktiv-entdeckendes, forschendes Lernen fördern.
Was versteht die KMK (2015) unter der Fokussierung prozessbezogener Kompetenzen?
Die bewusste Förderung von z. B. Problemlösen, Argumentieren, Modellieren und Darstellen in enger Vernetzung mit Leitideen.
Wie verändert sich nach den Postulaten modernen Mathematikunterrichts die Rolle der Lehrkraft?
Sie wird zur Lernbegleiterin bzw. zum Lernbegleiter.
Welche vier Entwicklungsstufen benennt die Inklusionsgrafik (Exklusion → …)?
Exklusion, Separation, Integration, Inklusion.
Was kennzeichnet den Inklusionsbegriff nach der Deutschen UNESCO-Kommission (2012)?
Das Bildungssystem passt sich an die Bedürfnisse aller Lernenden an, nicht umgekehrt.
Wie unterscheiden sich Integrations- und Inklusionsperspektive grundlegend?
Integration betrachtet Unterschiedlichkeit als Herausforderung, Inklusion als selbstverständliche Ressource für gemeinsames Lernen.
Welche beiden Zugangsweisen zu inklusiver Bildung beschreibt Veber (2015)?
Sonderpädagogischer Fokus (defizitorientiert, Statusdiagnostik) und schulpädagogischer Fokus (potenzialorientiert, Prozessdiagnostik).
Was bedeutet ‚Homogenität‘ im Vergleich zu ‚Diversität‘ nach Sliwka (2012)?
Homogenität: alle Lernenden werden gleich behandelt; Diversität: Unterschiede werden als Lernressource betrachtet.
In welchem Artikel der UN-Behindertenrechtskonvention wird das Recht auf Bildung verankert?
Artikel 24.
Wozu dient der ‚diagnostische Prozess als Regelkreis‘ (Jäger, 1986)?
Zur systematischen Abfolge von Problemformulierung bis Evaluation im Diagnose-Förder-Zyklus.
Welche zwei Zielrichtungen von Diagnostik unterscheiden Ricken & Fritz (2009)?
Selektion (Identifikation einzelner Kinder) und Modifikation (Gestaltung passender Lernangebote für alle).
Warum sind offene Aufgaben für die Diagnostik besonders geeignet (Herget u. a., Leuders, Sjuts)?
Weil sie Denk- und Fehleranalysen ermöglichen und innere Prozesse sichtbar machen.
Nenne drei Methoden, um Denkprozesse bei offenen Aufgaben zu erschließen (Lorenz & Radatz, 1993).
Lautes Denken, Nachbefragung, Analyse von Eigenproduktionen (auch Beobachtung).
Wie definiert Klafki & Stöcker (1976) ‚Differenzierung‘?
Organisatorische und methodische Maßnahmen, um individuellen Potenzialen innerhalb einer Lerngruppe gerecht zu werden.
Was ist der Unterschied zwischen ‚innerer‘ und ‚äußerer‘ Differenzierung?
Innere Differenzierung erfolgt innerhalb einer Lerngruppe, äußere durch Gruppenbildung/Kursbildung zwischen Klassen.
Was versteht Wittmann (1996) unter ‚natürlicher Differenzierung‘ vom Fach aus?
Differenzierung, die sich aus der mathematischen Substanz selbst ergibt, ohne Zusatzmaterialien.
Warum ist ‚gut in Bildungsstandards‘ nicht automatisch ‚mathematisch begabt‘ (KMK, 2005)?
Bildungsstandards spiegeln Allgemeinbildung; Begabung geht darüber hinaus und zeigt sich in außergewöhnlichen Potenzialen.
Welche fünf Grundpositionen zu Begabung nennt die Vorlesung (u. a. Käpnick)?
Interdisziplinarität, Bereichsspezifik, Dynamik, frühe Förderung vorteilhaft, vielfältige Begabungsprägungen.
Was ist das zentrale Anliegen des Begabungsmodells von Gagné (2000/2013)?
Unterscheidung zwischen natürlichen Fähigkeiten (Gifts) und entwickelten Talenten (Talents) unter Einfluss von Katalysatoren.
Nenne drei mathematikspezifische Begabungsmerkmale nach Käpnick (1998).
Speichern mathematischer Sachverhalte unter Strukturen, Strukturieren auf Muster-/Strukturebene, mathematische Sensibilität.
Welches Begabungsmerkmal wird mit dem Zahlengitter (1 19 18 2 …) im Indikatoraufgabentest geprüft?
Speichern mathematischer Sachverhalte unter Nutzung erkannter Strukturen.
Warum gelten Indikatoraufgaben als ‚standardisiert-informell‘?
Sie besitzen vorgegebene Instruktionen, erfüllen aber nicht vollständig klassische Testgütekriterien; Denkwege sind zentral.
Was bedeutet das ‚diagnostische Mosaik‘ bei Begabungsdiagnostik?
Zusammenfügen vieler Teilinformationen (Tests, Beobachtungen, Gespräche, Wettbewerbe …) zu einem Gesamtbild des Potenzials.
Welche zwei klassischen Förderformen für Begabte werden unterschieden?
Akzeleration (Beschleunigung) und Enrichment (Bereicherung).
Nenne zwei Beispiele für akzelerative Maßnahmen.
Klassenüberspringen, Teilnahme an Juniorstudiengängen.
Nenne zwei Beispiele für Enrichment-Maßnahmen.
Aufgabenzirkel/AGs, Drehtürmodell mit Zusatzaufgaben.
Welche drei Kriterien definieren offene, substanzielle Problemfelder (Benölken u. a., 2018)?
(K1) Neugier wecken, (K2) reichhaltige mathematische Substanz und Offenheit, (K3) Möglichkeiten für Anschlussprobleme.
Wie beschreibt die WHO (ICD-10 F81.2) eine Rechenstörung (Dyskalkulie)?
Umschriebene Beeinträchtigung grundlegender Rechenfertigkeiten, nicht erklärbar durch Intelligenzminderung oder Beschulung.
Was kennzeichnet phänomenologische Definitionen von Rechenschwäche (Schipper, 2005)?
Beschreibung über typische Symptome wie verfestigtes Zählen, Repräsentationsprobleme etc., ohne IQ-Diskrepanzkriterium.
Nenne drei mögliche basale Teilfähigkeitsdefizite als Risikofaktor für Rechenschwäche.
Schwierigkeiten im taktil-kinästhetischen Bereich, eingeschränktes räumliches Orientieren, Defizite im Arbeitsgedächtnis.
Was misst der ZAREKI-R?
Rechenfertigkeiten im Grundschulalter mittels 12 Subtests (u. a. Abzählen, Kopfrechnen, Zahlenstrahl, Textaufgaben).
Welche Diagnosekriterien legt der ZAREKI-R für Dyskalkulie fest?
Gesamtscore oder mind. drei relevante Subtests liegen 1,5 SD unter Norm (unter Berücksichtigung ausreichender Reliabilität).
Welche Kompetenzbereiche testet der DEMAT 1+?
Mengen-Zahlen, Zahlzerlegung, Addition, Subtraktion, Ungleichungen, Sachaufgaben u. a.
Wozu dient das EMBI (ElementarMathematisches BasisInterview)?
Standardisiert-informelles Verfahren zur Erfassung elementarer Zahl- und Operationsvorstellungen im Vorschul-/Anfangsunterricht.
Welche Grundorientierungen nennt Scherer et al. (2016) für Fördermaßnahmen?
Verstehensorientierung, Darstellungssensibilität, Diagnosegeleitetheit, Differenz- und Sprachsensibilität, Langfristigkeit.
Welche vier Phasen der Förderung von Grundvorstellungen beschreibt Wartha (2010)?
1 Handeln am Material, 2 Diktieren lassen, 3 Handlung hinter Sichtschirm, 4 symbolisches Üben und Automatisieren.
Was ist das Ziel der Aktivität ‚Schnelles Sehen/Blitzen‘ am Rechenrahmen?
Aufbau von Mengenvorstellungen ohne Zählen durch kurzzeitiges Präsentieren strukturierter Mengenbilder.
Wie kann man Fingerbilder sinnvoll in der Förderung nutzen?
Als Darstellung von Mengen (z. B. 4 + 5) zur Unterstützung kardinaler Zahlvorstellungen, nicht zum Zählen.
Was charakterisiert ‚verfestigtes zählendes Rechnen‘?
Kinder zählen bei allen Aufgaben (selbst bekannten) mit Fingern oder Objekten statt strukturell zu denken.
Welche drei Unterrichtsprinzipien leiten inklusive Förderung laut ‚Didaktischem Hexagon‘?
Diagnose, Aktivierung, Motivation/Emotion (ergänzt um Herausforderung, Sozialform, Leistungsbewertung).
Warum ist Elementarisierung im inklusiven Unterricht wichtig?
Sie ermöglicht allen Lernenden den Zugang zu mathematischen Grundideen auf ihrem individuellen Niveau.
Welches Motto fassen Benölken u. a. (2018) für inklusive Problemfelder zusammen?
„Das Anspruchsvolle definiert die Nullschwelle.“ – hohe fachliche Substanz, aber differenzierte Zugänge.
Was bedeutet ‚vertikale‘ und ‚horizontale‘ Heterogenität?
Vertikal: Leistungsunterschiede; horizontal: Unterschiedliche Interessen, Lernwege und Themenpräferenzen.
Nenne zwei Beispiele für nicht-standardisierte Diagnoseinstrumente bei Begabung oder Rechenschwäche.
Beobachtungsbogen Problembearbeitungsstil, Lehrer-/Elternchecklisten.
Welche sechs prozessbegleitenden Schritte umfasst der Diagnose-Förder-Kreislauf?
Diagnose, Urteil, Maßnahmenplanung, Durchführung Förderung, Evaluation, ggf. Revision.
Warum müssen Lehrkräfte ihre Unterrichtsdiagnosen nicht ‚absolut exakt‘ treffen (Weinert & Schrader, 1986)?
Weil vorläufige, revidierbare Diagnosen ausreichen, sofern sie kontinuierlich überprüft und angepasst werden.
Was ist ein Drehtürmodell (Förderung)?
Lernende verlassen zeitweise den Regelunterricht, um an individuellen Enrichment-/Akzelerationsprojekten zu arbeiten.
Welche vier Typen von Drehtürmodellen unterscheidet Auhagen (2023)?
I (-/E), II (-/A), III (+/E), IV (+/A) – Kombination von Selbstregulation und Akzeleration/Enrichment.
Worin besteht der Hauptnutzen von Wettbewerben wie dem Känguru-Wettbewerb?
Breitenförderung: Interesse und Freude an Mathematik wecken und herausfordernde Aufgaben verbreiten.
Was besagt die ‚Faustregel‘ zur Begabungsentfaltung?
Je früher eine Begabung erkannt und gefördert wird, desto besser kann sie sich entwickeln.
Warum ist Performanz allein keine verlässliche Begabungsanzeige?
Leistung kann durch äußere Faktoren beeinflusst sein; Potenzial (Kompetenz) bleibt ggf. verborgen.
Was ist ‚mathematische Sensibilität‘?
Fähigkeit, wesentliche Bedingungen komplexer Aufgaben blitzschnell zu erfassen und effektive Lösungsstrategien intuitiv zu wählen.
Wie zeigt sich mathematische Fantasie bei Lernenden (Käpnick, 1998)?
Entwicklung vielfältiger, origineller Muster oder Lösungsideen sowie kreative Nutzung beim Problemlösen.
Welche Rolle spielen ‚Katalysatoren‘ in Begabungsmodellen?
Inter- oder intrapersonale Faktoren (z. B. Motivation, Umfeld), die die Entwicklung von Fähigkeiten zu Talenten fördern oder hemmen.
Was unterscheidet Begabung von Talent laut Gagné?
'Gifts' sind natürliche Fähigkeiten; 'Talents' sind daraus entwickelte, systematisch geförderte Kompetenzen.
Wozu dient das Konzept der Zone der nächsten Entwicklung in Förderprozessen?
Aufgaben sollen leicht über dem aktuellen Können liegen, um Wachstum anzuregen, ohne zu überfordern.
Welche sieben sonderpädagogischen Unterstützungsbedarfe listet die KMK (2022) auf?
Lernen, Sprache, emotionale & soziale Entwicklung, Hören/Kommunikation, Sehen, geistige Entwicklung, körperlich-motorische Entwicklung.
Wie kann Diagnosegeleitetheit in der Praxis umgesetzt werden?
Regelmäßige Standortbestimmungen durchführen und Fördermaßnahmen unmittelbar an den Befunden ausrichten.
Was bedeutet ‚Sprachsensibilität‘ im Mathematikunterricht?
Bewusster Umgang mit Fach- und Bildungssprache, um Verständnisbarrieren abzubauen und Teilhabe zu sichern.
Nenne einen Vorteil von Checklisten in der Begabungsdiagnostik.
Sie ermöglichen systematisiertes Beobachten vielfältiger Merkmale durch Lehrkräfte oder Eltern.
Warum sind Indikatoraufgaben für 2e-Lernende (twice exceptional) problematisch (Beumann & Weber)?
Sensorische Beeinträchtigungen können die Bearbeitung erschweren, sodass begabte Kinder nicht erkannt werden.
Was versteht man unter ‚Fehleranalysen‘ in offenen Aufgaben?
Systematische Betrachtung der Fehlerschritte, um Denkweisen und Missverständnisse der Lernenden aufzudecken.
In welchem Verhältnis stehen Lernen, Öffnung und Elementarisierung im inklusiven Unterricht?
Wechselspiel: Öffnung schafft Teilhabe & Differenzierung, Elementarisierung sichert individuellen Zugang zu Grundideen.
Warum ist eine ‚ganzheitliche Prozessdiagnostik‘ bei Rechenschwäche entscheidend?
Weil Ursachen multifaktoriell sind und neben kognitiven auch soziale, emotionale und physische Aspekte berücksichtigt werden müssen.
Welche drei Ebenen betrachtet Veber (2015) für inklusionsorientierte Professionalisierung?
Systemebene, Individuelle Förderung und Professionalisierung (allgemeinpädagogisch vs. sonderpädagogisch).
Was bezeichnet ‚Barrierearmut‘ bei Testaufgaben?
Gestaltung von Aufgaben, die von Lernenden mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen ohne Benachteiligung bearbeitet werden können.
Wie unterstützt die Analyse von ‚Eigenproduktionen‘ die Diagnostik?
Sie zeigt individuelle Lösungswege, Denkstrukturen und Fehlvorstellungen, die in standardisierten Tests verborgen bleiben.
Nenne zwei typische Erscheinungsformen von Rechenschwäche.
Verfestigtes zählendes Rechnen, mangelndes Verständnis des Stellenwertsystems.
Was ist das Ziel von ‚Enrichment im regulären Unterricht‘ (Ulm & Zehnder, 2020)?
Höhere Denk- und Verallgemeinerungsanforderungen (z. B. Beweisen, Experimentieren) innerhalb der gleichen Unterrichtszeit.
Welchen Stellenwert hat Motivation bei der Förderung von Rechenschwächen?
Positive Emotionen und Rückmeldungen durch Lernerfolge sind nötig, um den ‚Teufelskreis‘ aus Misserfolg und Angst zu durchbrechen.
Warum „braucht es kein Patentrezept“ für inklusiven Mathematikunterricht?
Vielfalt der Lernenden erfordert ein variables Wechselgefüge aus Öffnung, Elementarisierung und professionellem Urteil.
Was bedeutet ‚Pars pro toto‘ im Kontext der Vorlesung?
Das Lernen aus einzelnen Diversitätsfacetten (Begabung, Rechenschwäche) lässt Rückschlüsse auf inklusive Prinzipien insgesamt zu.
Welche Funktion haben Nachteilsausgleiche im inklusiven Kontext?
Sie gleichen behinderungsbedingte Nachteile aus, um chancengerechte Leistungsfeststellung zu ermöglichen.
Wie definiert Devlin (2006) das Wesen der Mathematik?
Wissenschaft von Ordnungen, Mustern, Strukturen und logischen Beziehungen.
Was ist nach Davis & Hersh (1986) das Besondere an Mathematikdefinitionen?
Sie ändern sich mit jeder Generation und spiegeln individuelle Einsichten von Mathematiker*innen wider.
Welche sechs allgemeinen mathematischen Kompetenzen nennen die Bildungsstandards (KMK)?
Argumentieren, Problemlösen, Modellieren, Darstellen, Umgang mit symbolischen/formalen/technischen Elementen, Kommunizieren.
Wie wird in der Vorlesung ‚Verstehensorientierung‘ erklärt?
Ziel ist nachhaltiges Begriffs- und Konzeptverständnis statt reines „Rezept-Abspulen“.
Warum kann intensives Wiederholungsüben bei Rechenschwäche wirkungslos bleiben?
Ohne Konzeptverständnis führt mechanisches Üben nicht zu nachhaltigem Lernen oder Strategiewechsel.
Welche Rolle spielt ‚Selbstregulation‘ in Drehtürmodell-Typ III und IV?
Lernende planen, steuern und reflektieren ihre Lernprozesse eigenständig während des Enrichment/Akzelerationsprojekts.
Wie können ‚Mathekonferenzen‘ zur inklusiven Förderung beitragen?
Durch Austausch verschiedener Lösungswege, gegenseitiges Erklären und soziale Vernetzung der Lernenden.
Was ist ein ‚Komplexes mathematisches Problemfeld‘?
Ein offenes Aufgabenareal mit viel Substanz, unterschiedlichen Zugängen und Potenzial für Anschlussprobleme.
Warum ist Sprachreduktion nicht immer sinnvoll im DAZ-Kontext?
Fachsprache ist Lerngegenstand; benötigte Begriffe sollten erklärt und geübt, nicht dauerhaft vermieden werden.
Welche Messinhalte prüft der CFT-20?
Kulturfaire Intelligenz mittels Reihen-, Klassifikations-, Matrizen- und Topologienaufgaben sowie Zahl- und Wortschatztest.
Wie wird ‚Potenzialorientierung‘ beschrieben?
Fokus auf Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten anstatt auf Defizite.