Einführung in die Angewandte Sprachwissenschaft

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Flashcards zum Thema Einführung in die angewandte Sprachwissenschaft

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1
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Was ist angewandte Sprachwissenschaft?

Eine Disziplin, die sprachliche Phänomene und Prozesse untersucht, um praktische Anwendungen in verschiedenen Bereichen zu entwickeln, mit Gesellschaftsbezug. Sie verwendet linguistische Erkenntnisse und Methoden, um sprachliche/kommunikative Probleme anzugehen.

2
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Beschreibe den Unterschied zwischen 'applied linguistics' und 'linguistics applied'.

'Linguistics applied': bloße Anwendung allgemeinsprachwissenschaftlicher Theorien. 'Applied linguistics': eigenständige linguistische Teildisziplin mit eigenen Theorien, Methoden und Positionen.

3
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Nenne zwei Perspektiven/Auffassungen von Sprache und deren Bezug zur Angewandten Sprachwissenschaft.

Leibniz: Zeichensystem für Informationsaustausch, Sprache spiegelt Gedanken wider. Humboldt: soziale Tätigkeit, ständige Arbeit des Geistes, nicht perfekt.

4
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Was ist ein Modell in der Sprachwissenschaft?

Ein theoretisches Konstrukt, das Ablaufprozesse vereinfacht darstellt und komplexe Phänomene ausblendet. Es erklärt einen Ausschnitt der Wirklichkeit.

5
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Was ist der Unterschied zwischen einer These und einer Hypothese?

These = Aussage, die eine wichtige Meinung oder Annahme über ein Thema kurz und klar ausdrückt. Hypothese = eine wissenschaftlich zu überprüfende These.

6
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Nenne Formen der Datengewinnung in der Sprachwissenschaft.

Introspektion, Korpuszusammenstellung, Experimente, Datenerhebungen.

7
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Beschreibe das Kommunikationsmodell von Ferdinand de Saussure.

Kreislauf des Sprechens: Informationsaustausch zwischen Sender und Empfänger, Vorstellung wird mit Lautbild assoziiert, Botschaft wird codiert und übertragen.

8
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Beschreibe das Organonmodell von Karl Bühler.

Sprache als Werkzeug zur Mitteilung, mit den Funktionen Darstellung (Symbol), Ausdruck (Symptom) und Appell (Signal).

9
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Was bedeutet abstraktive Relevanz?

Die Fähigkeit, aus Kontext und Informationen abstrakte Bedeutungen zu erschließen und implizite Informationen zu verstehen.

10
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Was bedeutet apperzeptive Ergänzung?

Die Fähigkeit, sprachliche Informationen zu ergänzen und vervollständigen, um vollständiges Verständnis zu erreichen.

11
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Was sind die Unterschiede zwischen dem Sprachfunktionenmodell (SFM) und dem Organonmodell?

SFM: Fokus auf kommunikative Funktion der Sprache. Organonmodell: Fokus auf Ausdrucksfähigkeit des Sprechers und Verständlichkeit des Hörers. SFM hat sechs Funktionen, Organonmodell drei.

12
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Was ist Interaktion?

Eine sprachliche Handlung, an der verschiedene Akteure wechselseitig beteiligt sind, sich aufeinander beziehen und sequenziell zur Kommunikation beitragen.

13
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Welche Konsequenzen ergeben sich aus einem interaktionalen Kommunikationsbegriff?

Kommunikationsanalyse muss den Kontext genau analysieren, Kommunizierende als aktive Akteure betrachten, Kommunikation nicht als reiner Übertragungsprozess sehen.

14
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Nenne drei Perspektiven / Kommunikationsauffassungen.

Medial vermittelter Informationsaustauch, multifunktionaler Prozess, gemeinschaftliches Aushandeln von Sinn.

15
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Was ist sprachliche Variation?

Konkretes Vorkommen von sprachlichen Varianten, die dieselbe referenzielle Bedeutung haben (Denotation, Proposition, pragmatische Funktion).

16
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Unterscheide intersprachliche vs. intrasprachliche Variation.

Inter-speaker/lingual variation: Variation zwischen Sprecherinnen/Sprachen. Intra-speaker/lingual variation: Variation einzelner Sprecherinnen/innerhalb von Sprachen.

17
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Nenne Beispiele für Variation zwischen Sprachen (interlingual).

Lexikalische, syntaktische, phonologische, morphologisch-pragmatische, semantische, pragmatische, verschriftungs- und prosodische Variabilität.

18
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Nenne Beispiele für Variation innerhalb von Sprachen (intralingual).

Lexikalisch, phonologisch, syntaktisch, morphologisch, semantisch, pragmatisch, verschriftungs- und prosodisch.

19
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Welche Positionen zur (sozio-)linguistischen Beschäftigung mit Variation wurden besprochen?

Variation als Wesensmerkmal von Sprache, notwendige Bedingung für Kommunikation, Problem der Linguistik, soziolinguistisches Hauptinteresse.

20
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Beschreibe die drei unterschiedlichen Beziehungen zwischen Sprache und Gesellschaft.

  1. Gesellschaft > Sprache (S. reflektiert soziale Ungleichheiten). 2. Sprache > Gesellschaft (soziale Ungleichheiten werden durch Sprache geschaffen). 3. Gesellschaft <> Sprache (S. reflektiert und stabilisiert soziale Missstände).
21
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Erkläre die Begriffe Mikroebene und Makroebene in der Soziolinguistik.

Makroebene: bezogen auf größere gesellschaftliche und sprachliche Formationen. Mikroebene: bezogen auf kleinere soziale Gruppen/Individuen und ihren Sprachgebrauch.

22
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Erläutere die Variationslinguistik in Bezug auf Grundannahmen, Methoden und Kritik.

Ziel: Suche nach Typizität und Formen des Sprachgebrauchs, quantifizierbare Daten. Kritik: am Gesellschafts- und Identitätsbegriff, Sprecherinnendefinition, soziolinguistische Priorität.

23
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Erkläre die Begriffe Varietät, Variante und Variable.

Variante: Variationsformen einer Variable. Variable: sprachliches Phänomen, dessen soziale Variation untersucht wird. Varietät: systematische Formen des Sprachgebrauchs.

24
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Wie können Varianten qualitativ und quantitativ erfasst werden?

quantitativ: Varietät muss über spezifische Variante/Kombination verfügen. qualitativ: diatopisch (Raum), diastratisch (soziale Zugehörigkeit), diaphasisch (Situation).

25
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Welche Disziplinen spielen in der Soziolinguistik eine einflussnehmende Rolle?

Linguistik, Soziologie, Anthropologie, Psychologie.

26
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Was ist mit Sprachgebrauch als sozialer Index gemeint?

Die Art und Weise, wie jemand spricht, ist ein Indikator für bestimmte soziale Merkmale oder Identitäten (z.B. Jugendsprache, Dialekt).

27
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Was versteht man unter Othering?

Fremdpositionierung; um etwas (z.B. Auffassung) herzustellen, muss es von anderen wahrgenommen werden.

28
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Wie/Warum kann Identität als semiotischer-interaktionaler Prozess aufgefasst werden?

Identität hängt von Kontext/Situation/Zweck ab; Zusammenspiel von Zeichen, Symbolen und sozialen Praktiken; Sprache als semiotisches System.

29
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Erkläre die Begriffe Register und soziale Positionierung.

Register: Sprachgebrauch wird mit bestimmten Personentypen/Verhalten assoziiert. Soziale Positionierung: Bewertung von Sprecherinnen aufgrund des Gebrauchs bestimmter sprachlicher Formen.

30
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Warum ist Indexikalität wichtig in Bezug auf sozialen Sprachgebrauch?

Indexikalität = sprachliche Formen kommunizieren soziale Werte und Gebrauchswerte; ermöglicht Schlüsse auf soziale Einordnung.

31
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Beschreibe das metakommunikative Stance-Taking.

Sprachgebrauch wird bewertet, somit werden auch Personen- und Verhaltenstypen bewertet. Man positioniert sich gegenüber typisierten Personen.

32
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Was sind Acts of identity?

Sprachliche Handlungen werden von Individuen so gebildet, dass es mit den gewünschten sozialen Gruppen identifiziert (bzw. von sozialen Gruppen abgegrenzt) wird.

33
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Was sind die Grundannahmen der interaktionalen Soziolinguistik?

soziale Wirklichkeiten werden von sprachlicher Variation geschaffen

34
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Was sind die Grundannahmen der interpretativen Soziolinguistik?

Konzentriert auf Bedeutung und Interpretation von Sprache in sozialen Interaktionen.

35
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Was ist die Ethnographie der Kommunikation?

Frage: welche kommunikativen Kompetenzen brauchen Sprecherinnen in einer bestimmten Gesellschaft? Sprache ist nicht überall gleichwertig, kann verschiedene Aufgaben/Werte haben.

36
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Was sind Sprachideologien? Nenne drei Beispiele.

Ansichten/Meinungen über Sprecherinnen/Sprache, die geäußert werden. Bsp.: Sprachpurismus, Sprachnationalismus, Standardisierung.

37
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Was ist Sprachreflexion?

Nachdenken bzw. Reden über Sprache. Form der sozialen Positionierung.

38
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Was ist Linguistic Profiling?

Hypothese, dass Sprecherinnen aufgrund von Stimme/Sprache ethnisch kategorisiert/diskriminiert werden.

39
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Erläutere, wie Indexikalität mit Sprachideologien zusammenhängt.

Sprachliche Formen kommunizieren soziale Werte (Indexikalität), diese werden von Sprecherinnen wahrgenommen und reflektiert (Sprachideologie).

40
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Nenne Beispiele für alltagsweltliche Sprachmeinungen.

„Gender-Unfug“, Anglizismen als Denglisch, „man darf heutzutage ja gar nichts mehr sagen“.

41
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Worum handelt es sich bei der „Matched guise technique“?

Dieselbe Person spricht verschiedene Dialekte; Probanden bewerten diese, in dem Glauben, dass es sich um verschiedene Personen handelt. -> zeigen Bewertungen aufgrund von Sprache

42
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Was ist Sprachlehr- und -lernforschung?

Befasst sich mit Vermittlung und Erwerb von Sprachen, erforscht Sprachdidaktik auf einer theoretischen Ebene. Ziel: Prozess von Vermittlung und Erwerb von Sprachen zu verstehen.

43
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Was ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis in der Sprachlehr- und -lernforschung?

Praxis: Aufgabe von Sprachlehrerinnen (praktische Sprachdidaktik). Theorie: Wissenschaftliche Betrachtung durch akademische Disziplinen (theoretische Sprachdidaktik).

44
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Was ist der Unterschied zwischen Fremdsprachendidaktik und Zweitsprachenerwerbsforschung?

Fremdsprachendidaktik = gesteuerte Vermittlung fremder Sprachen in institutionellem Kontext, SLLF untersucht diese Prozesse sprachenübergreifend. Zweitsprachenerwerbsforschung = Erwerb zusätzlicher Sprachen in nicht-institutionellem Kontext.

45
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Was ist der Unterschied zwischen Deutsch als Fremdsprache (DaF) und Deutsch als Zweitsprache (DaZ)?

DaF: nicht deutschsprachiges Umfeld. DaZ: deutschsprachiges Umfeld, Begleiterscheinung von Migrationsprozessen.

46
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Beschreibe behavioristische Ansätze des Sprachenlernens.

Lernen= ständiger Prozess der Imitation: Reiz mit positiver Verstärkung löst gewünschte Reaktion aus, wird so lange eingeübt, bis Reaktion automatisiert ist.

47
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Beschreibe nativistische Ansätze des Sprachenlernens.

Kinder produzieren Äußerungen, die einem systematischen Muster folgen (z.B. gehte). Kinder entwickeln relativ schnell umfassende Sprachkompetenz deutet auf eine angeborene Sprachfähigkeit hin.

48
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Beschreibe kognitive Ansätze des Sprachenlernens.

Sprachenlernen = kreativer Prozess, bei dem die Lernenden in selbstständiger Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt ihr Wissen verfeinern und neue Hypothesen über Lernsprache bilden

49
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Beschreibe soziokulturelle und interaktionale Ansätze des Sprachenlernens.

Lernen = interaktiver Prozess, bei dem die Lernenden Wissen über die Sprache durch interaktive Aushandlunge mit Interaktionspartnern erlangen

50
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Welche Dimensionen sind bei Sprachtests zu berücksichtigen?

Einerseits individuelle Leistungsmessung; andererseits überindividuelle Sprachkompetenzen und Prozesse; außerdem: Werkzeuge im Kontext politischer und sozialer Zugangskontrollen.

51
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Was ist Validierung von Sprachtests?

Wie zuverlässig und sinnvoll sind die Schlussfolgerungen, die über Testteilnehmende aufgrund der Testresultate gezogen wurden. Anwendungskontext eines Tests.

52
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Was ist der Washback effect?

Unterricht wird durch Test beeinflusst („teaching to the test”); Testresultate entsprechen nicht den tatsächlichen kommunikativen Fähigkeiten der Studierenden.

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Was ist der Unterschied zwischen Sprachenpolitik und Sprachpolitik?

Sprachenpolitik: öffentliche Beeinflussung des Kommunikationsradius von Sprachen, politische Reglementierung mehrerer Sprachen. Sprachpolitik: betrifft Sachverhalt einer politisch reglementierten Sprachverwendung, bezieht sich nur auf eine Sprache.

54
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In welche drei Dimensionen kann man Politik aufschlüsseln?

Polity (Institutionen), Politicy (soziale Aushandlung), Policy (konkrete Inhalte).

55
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Was kann man unter language planning/Sprachplanung verstehen?

Teil der Language Policy; eine bewusste Regulierung, Verbesserung oder Ausbau sprachlicher Systeme.

56
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In welche Phasen kann man Sprachplanung differenzieren (Haugen)?

Selektion, Kodifizierung, Implementierung, Ausbau.

57
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Was sind language (political) practices?

Nicht-planerische bzw. Private sprachpolitische Praktiken; z.B. alltagsweltliche sprachliche Diskriminierung.

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Welche Minderheitensprachen sind in Österreich anerkannt?

Slowenisch; (Burgenland-)Kroatisch; Slowakisch; Ungarisch; Tschechisch; Romanes; österreichische Gebärdensprache

59
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Was sind language practices?

nicht-planerische bzw. Private sprachpolitische Praktiken; z.B. alltagsweltliche sprachliche Diskriminierung

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Was sind die Ziele der Europäischen Charta für Regional- und Minderheitensprachen?

Verpflichtung zur Anerkennung / Schutz der betreffenden Sprache als Minderheitensprache, Gebrauch zu erleichtern, Mittel für Lehren/Lernen bereitzustellen, etc..

61
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Definiere Institution nach moderneren und sozialwissenschaftlichen Auffassung

alle Glaubensvorstellungen/durch Gesellschaft festgesetzten Verhaltensweisen; Soziologie als Wissenschaft von (der Entstehung und Wirkungsart von) Institutionen

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Wie kommt es zu einer Institution?

Institution entsteht durch Habitualisierung; ist änderungsresistent; schränkt Handlungsmöglichkeiten ein und ermöglicht Akteuren wiederkehrende Probleme zu lösen

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Was zeichnet Organisationen aus?

rationales Zweckgebilde, das durch bewusstes Denken/Handeln hervorgebracht wurde; verfolgt dauerhaft ein Ziel; kann hierarchisch gegliedert sein

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Welche sprachspezifischen Fragestellungen können in diesem Bereich auftauchen?

Fragen nach kommunikativen Prozeduren (Wie werden Rollen in der Interaktion ausgehandelt?); Machtausübung in Organisationen (Gibt es sprachlich bedingte Ausgrenzung von Akteuren?);

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William Labov: Was untersuchte er in Kaufhäusern in New York City?

William Labov untersuchte die Variation der Aussprache des Phonems /r/ in New Yorker Kaufhäusern und identifizierte Zusammenhänge zwischen der Aussprache und sozialen Faktoren wie sozialer Klasse und Beruf.

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Council of europe (1995) Was ist das Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten?

Das Übereinkommen enthält eine Definition nationaler Minderheiten. Es fordert die Vertragsstaaten auf, Maßnahmen zu ergreifen, um Diskriminierung zu verhindern und die gleichberechtigte Teilhabe der Minderheiten in allen Bereichen des öffentlichen Lebens zu gewährleisten.