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A comprehensive set of vocabulary flashcards summarising key medieval concepts, persons, texts and functions related to dreams and visions.
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Mittelalterliches Traumkonzept
Die Überzeugung, dass nächtliche Erfahrungen reale Botschaften aus einem übernatürlichen Reich waren und nicht psychologische Ereignisse.
Vision (mittelalterliche Bedeutung)
Eine übernatürliche Sicht, die im Wachzustand wahrgenommen wird und als Offenbarung aus dem Jenseits gilt.
Traum (mittelalterliche Bedeutung)
Eine im Schlaf empfangene Offenbarung, die sich von einer Wachvision unterscheidet.
Anderswelt
Die „andere Welt“, in die die Seele im Traum oder in der Vision reisen sollte.
Visuelle Dominanz
Mittelalterliche Träume wurden hauptsächlich als Abfolgen von Bildern und nicht von Worten beschrieben.
Nicht-lineare Zeit
Träume missachteten die chronologische Reihenfolge und bewegten sich nach Belieben vorwärts oder rückwärts.
Identitätsfluidität
Traumfiguren konnten ihre Form ändern oder verschmelzen; der Träumende konnte Akteur oder Beobachter sein.
Überlieferung von Träumen
Die meisten erhaltenen Berichte stammen von elitären Persönlichkeiten (Mönchen, Nonnen, Herrschern) und nicht von einfachen Leuten.
Latinisierung
Der Prozess, bei dem Dritte volkssprachliche Traumberichte in wissenschaftliches Latein übersetzten.
Instrumentalisierung
Verwendung von Traumerzählungen als sicheres Mittel, um sozialen oder politischen Missbrauch zu kritisieren.
Traumskepsis
Allgemeines mittelalterliches Misstrauen gegenüber Träumen als Wahrheitsquellen.
Augustins erster Einwand
Menschen können nicht wissen, ob ein Traum von Gott oder dem Teufel kommt.
Augustins zweiter Einwand
Visuelle Traumbilder sind schwer zu verbalisieren, daher ist das Sprechen darüber unzuverlässig.
Augustins dritter Einwand
Der Verlust der rationalen Kontrolle im Schlaf macht den Trauminhalt verdächtig.
Hartmann von Aue
Mittelhochdeutscher Autor, der Träume als bloßen Aberglauben bezeichnete.
Litterati
Die lateinisch-gebildete soziale Schicht, die die meisten frühmittelalterlichen Visionen aufzeichnete.
Jenseitsvision
Eine „Jenseits“-Vision, die Touren durch Fegefeuer, Hölle und Himmel beschreibt.
Prolog (Visionstext)
Eröffnungsabschnitt, der die Glaubwürdigkeit und Umstände der Vision festlegt.
Epilog (Visionstext)
Schlussteil, der die moralischen Lehren aus der Vision darlegt.
Ikonographie
Die Studie und Interpretation visueller Motive, die zur Darstellung von Träumen in der Kunst verwendet werden.
Simultanbild
Mittelalterlicher Bildtyp, der den schlafenden Träumenden mit der gleichzeitigen Traumszene verschmilzt.
Darstellungstyp 1
Kunstwerk, das sowohl den Visionär als auch die Vision zusammen zeigt; der Träumende erscheint passiv am Bildrand.
Darstellungstyp 2
Kunstwerk, das den Visionär weglässt und sich ausschließlich auf den Visionsinhalt konzentriert.
Einzelvision
Eine einzelne, in sich geschlossene Visionerzählung (z.B. Visio Gottschalk).
Visionssammlung
Ein kompilierter Zyklus vieler Visionen von einem Seher (z.B. Hildegard von Bingen).
Unio mystica
Mystische Vereinigung mit Christus, häufiger Fokus spätmittelalterlicher Visionen.
Josefs Garbentraum
Biblische Vision, in der elf Garben und Sterne sich vor Josef verneigen, was seinen Aufstieg vorhersagt.
Pharaos Kuhtraum
Traum des ägyptischen Königs von sieben fetten und sieben mageren Kühen, von Josef als Jahre des Überflusses und der Hungersnot gedeutet.
Traum Daniels
Prophetische Vision von vier Tieren, die aufeinanderfolgende Weltreiche symbolisieren.
Apokalypse des Johannes
Neutestamentliche Vision, die vor dem Ende der Welt warnt; im Mittelalter weit verbreitet.
Albrecht Dürers Traumvision
Zeichnung Albrecht Dürers um 1500 einer apokalyptischen Flut, die die spätmittelalterliche Endzeitangst widerspiegelt.
Visio Wettini
Vision des 9. Jahrhunderts des Mönchs Wetti, der das Jenseits bereist, um den klerikalen Laster anzuprangern.
Wetti
Sterbender Mönch aus Reichenau, dessen Jenseitsreise soziale Kritik lieferte.
Heito
Abt, der Wettis Vision in lateinischer Prosa aufzeichnete.
Walahfrid Strabo
Dichter, der Wettis Geschichte zu einem lateinischen Versepos erweiterte.
Visio Tundali
Tour eines irischen Ritters aus dem 12. Jahrhundert durch Hölle, Fegefeuer und Paradies; verbreitet in über 150 lateinischen Handschriften.
Somniale Danielis
Mittelalterliches alphabetisches Traumbuch der Symbolbedeutungen, Daniel und Nebukadnezar zugeschrieben.
Oneirocritica
Artemidors griechische Abhandlung aus dem 2. Jahrhundert, das einzige vollständige alte Handbuch zur Traumdeutung.
Traumlunare
Traumbuch, das Bedeutungen nach dem Mondtag ordnet, an dem der Traum auftrat.
Orakel-Traumbücher
Führer, die Würfel, Punkte oder andere Zufallsmethoden zur Traumdeutung verwenden.
Vier-Säfte-Traumtheorie
Medizinische Ansicht, die Trauminhalte mit Körperflüssigkeiten (Blut, Schleim, schwarze und gelbe Galle) in Verbindung bringt.
Karls IV. Vision
Traum von 1333, in dem ein Engel den Tod des Dauphins Bigot voraussagte und den jungen Karl vor Sünde warnte.
Konstantins Chi-Rho Vision
Traum/Vision des Kaisers, die ihn anwies, Schilde vor der Schlacht an der Milvischen Brücke mit dem Christusmonogramm zu kennzeichnen.
„In hoc signo vinces“
Lateinisches Motto „In diesem Zeichen wirst du siegen“, von Konstantin mit einem Kreuz am Himmel gesehen.
Lamprechts Alexander-Traum
Mittelhochdeutsche Episode, in der Alexanders falscher Traum seines Vaters ihn fast tötet.
Hekubas Fackel-Traum
Vision der trojanischen Königin von einer brennenden Fackel aus ihrem Körper, die den Fall Trojas vorhersagt.
Nibelungenlied Traum-Motiv
Reihe prophetischer Tierträume, die von Frauen geträumt, von Männern jedoch ignoriert werden und Tragödie vorhersagen.
Tiersymbolik
Häufige Verwendung von Falken, Bären, Schlangen usw., um zukünftige Ereignisse in Träumen zu verschlüsseln.
Natürliche vs. magische Träume
Arthurianische Romanzen unterscheiden gewöhnliche Träume von denen, die durch Verzauberung hervorgerufen werden, wodurch die Wahrheit verschwimmt.
Herzeloydes Traum
Parzivals Mutter sieht ihren Tod und das ritterliche Schicksal ihres Sohnes durch Symbole von Greif und Drache voraus.
Hildegard von Bingen
Äbtissin aus dem 11. Jahrhundert, deren latinisierte Wachvisionen die Kirchenmoral kritisierten; Autorin von Scivias.
Scivias
Hildegards theologisches Visionsbuch „Wisse die Wege“, das 26 ausführliche Visionen präsentiert.
Elisabeth von Schönau
Benediktinerin aus dem 12. Jahrhundert, deren Liber Visionum datierte prophetische Visionen unter körperlicher Belastung aufzeichnet.
Liber Visionum
Elisabeth von Schönau’s Hauptwerk, nach dem Kirchenjahr geordnet.
Hadewijch
Flämische Beginen-Dichterin und Mystikerin aus dem 13. Jahrhundert, die volkssprachliche Visionen göttlicher Liebe schrieb.
Minne (Göttliche Liebe)
Mittelalterliches mystisches Konzept der leidenschaftlichen Liebe zu Gott, zentral für Hadewijch.
Traumbuch
Handbuch, das Symbole und Interpretationen auflistet, um alltägliche Entscheidungen zu leiten.
Analogieprinzip
Traumsymbol wird durch Ähnlichkeit zu seiner Bedeutung in der Wachwelt interpretiert (z.B. Krone = Ehre).
Kontrastprinzip
Traumsymbol wird als sein Gegenteil gelesen (z.B. Weinen = Freude).
Mittelalterliche literarische Traumfunktion
Oft weissagt es Unheil, erzeugt Spannung, verändert aber selten direkt die Handlungsereignisse.
Prophetischer Traum
Ein Traum, von dem angenommen wird, dass er zukünftige Ereignisse genau vorhersagt.
Mystische Vision
Nicht-Schlaf-Offenbarung, die sich auf die Vereinigung mit Gott konzentriert und nicht auf zukünftige Vorhersagen.
Sozialkritik in Visionen
Verwendung von Jenseitsreisen zur Verurteilung von Gier, Lust oder Korruption unter Eliten.
Fegefeuer
Übergangsreich der Reinigung, das häufig in mittelalterlichen Visionserzählungen beschrieben wird.
Traumdeuter
Person, oft ein Geistlicher oder Weiser, die die verborgene Bedeutung eines Traums erklärt.