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1_Korean_Klassische Literaturgeschichte

Was ist koreanische Literatur?

  • Definition (nach Kwon Youngmin):

    • Eigenständige Literatur, die seit prähistorischen Zeiten von den als Koreanern bekannten Menschen (Hanguk minjok) durch das Medium der koreanischen Sprache verfasst wurde.

  • Probleme mit dieser Definition:

    • Ethnizität: Wie verhält es sich mit der Literatur von Menschen anderer Herkunft, die in Korea auf Koreanisch schreiben?

    • Sprache: Was ist mit Literatur, die in klassischem Chinesisch, während der Kolonialzeit auf Japanisch oder in anderen Sprachen von Diaspora-Koreanern verfasst wurde?

Problematik der Sprache und Schrift

  • Über weite Strecken der Geschichte hatte das koreanische Volk keine eigene Schrift für seine Sprache.

  • Koreanische Literatur existierte lange Zeit nur in mündlicher Form.

  • Einfluss der chinesischen Kultur und die Übernahme des chinesischen Schriftsystems bereicherten die einheimische Literatur.

  • Erfindung der Hangŭl-Schrift:

    • Mitte des 15. Jahrhunderts: Beendete Koreas Abhängigkeit von der chinesischen Schrift.

    • Klassisches Chinesisch war bis ins 20. Jahrhundert eine dominierende Literatursprache.

    • Zeitgleich entwickelten sich:

      • Literatur in klassischem Chinesisch und Koreanisch

      • Mündliche und schriftliche Literatur

Der Tangun-Mythos

  • Beschreibung:

    • Gründungsmythos Koreas, ähnelt anderen Mythen mit herabsteigenden Göttern und / oder Tiergeistern.

  • Historischer Hintergrund:

    • Beliebte Totemtiere: Bär und Tiger bei nordostasiatischen Stämmen.

    • Legitimation der Herrschaft eines Stammes durch die Vereinigung eines Halbgottes und eines Bären.

  • Aufzeichnung im Samguk Yusa:

    • Geschrieben von Mönch Iryŏn (1206–1289) während der Koryŏ-Dynastie.

    • Mythos wird im 20. Jahrhundert zur zentralen Legitimierung der nationalen Identität in Süd- und Nordkorea.

Historische Eingrenzung

  • Beginn der koreanischen Literatur:

    • Zwischen prähistorischen Siedlungen (Mythos: Ko Chosŏn und Tan'gun) und Blütezeiten alter Königtümer.

  • Migration:

    • Vorfahren der Koreaner aus Zentralasien in die Mandschurei und auf die koreanische Halbinsel.

  • Literatur als Produkt:

    • Ergebnis dynamischer historischer Entwicklungen, z.B. Bildung der Drei Königreiche, später Vereinigtes Shilla, Koryŏ und Chosŏn.

Einteilung der Epochen und Themen

  • Klassische Literatur: bis Mitte/Ende des 19. Jhdt.

    • Basiert auf Ostasiatischer Kultur, mit Einfluss des indigenen Glaubens, Buddhismus und Neo-Konfuzianismus.

  • Moderne Literatur: ab Mitte/Ende des 19. Jhdt.

    • Entsteht aus klassischer Literatur und ist geprägt durch den Einfluss europäischer literarischer Strömungen sowie der Erfahrungen des Kolonialismus.

Gebiete der koreanischen Literatur

  • Mündlich überliefert (kubi munhak) und schriftlich überliefert (kirok munhak).

  • Großteil der aufgezeichneten Literatur in klassischem Chinesisch oder Hangŭl.

  • Hyangch’al:

    • Hybrid-Schrift, Mischung aus Sinogramme aufgrund ihrer Bedeutung und andere aufgrund ihrer Aussprache.

  • Einteilung:

    • (1) Mündliche Literatur

    • (2) Schriftliche Literatur

      • (a) Klassisches Chinesisch

      • (b) Hyangch’al

      • (c) Hangŭl

Mündliche Literatur

  • Zentral als Medium vor der Einführung von Schriftsystemen und Ausdrucksmittel der unteren Klassen.

  • Kollektives kulturelles Produkt:

    • Verändert sich bei der Weitergabe von Person zu Person.

  • Beispiel:

    • Maskentanz (T’alchum) als flexible Kommunikation.

  • Beitrag zur schriftlichen Literatur:

    • Traditionen und Strukturen aus der mündlichen Literatur beeinflussten später schriftliche Formen.

Schriftliche Literatur in klassischem Chinesisch (Hanmunhak)

  • Entwicklung in der Zeit der Drei Königreiche (1. Jhdt. v. Chr. – 668 n. Chr.):

    • Einführung und Übernahme chinesischer Literaturformen durch koreanische Gelehrte.

  • Koryŏ-Dynastie (918–1392):

    • Einführung des Staatsprüfungswesens:

      • Erforderte Beherrschung von klassischem Chinesisch.

  • Chosŏn-Zeit (1392–1910):

    • Chinesisch bleibt dominierend als Ausdrucksform, obwohl Hangŭl sich mehr durchsetzt.

Schriftliche Literatur in koreanischer Sprache (Kungmun Munhak)

  • Erfindung von Hangŭl:

    • Erfinung durch König Sejong im Jahr 1443.

    • Erlaubte breitere gesellschaftliche Teilhabe am Schreiben.

  • Entwicklung der Schrift:

    • Rückgang des klassischen Chinesisch.

  • Hauptmerkmale:

    • Zugang zur Schrift für Frauen und die unteren Klassen.

Stilrichtungen und Gattungen

  • Hauptgattungen: Lyrik, Epik und Dramatik.

  • Untergattungen:

    • Hängen vom lokalen Kontext ab, bewahren Eigenheiten, die durch das Medium definiert sind.

Einordnung der Stilrichtungen und Gattungen

  • Mündliche Literatur:

    • Umfasst Mythen über Volkserzählungen bis zu klassischen Erzählungen.

  • Literatur in klassischem Chinesisch:

    • Basierend auf literarischer Tradition Chinas.

  • Literatur in koreanischer Sprache:

    • Entwicklung klassischer Gedichtformen und des Maskentanzes (T’alchum).

Klassische Literatur (Kojŏn munhak)

  • Zeitspanne:

    • Von den Anfängen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts.

  • Sozio-politische Bedingungen:

    • Absolute Herrschaft und strenges Klassensystem.

  • Kulturelle Rahmenbedingungen:

    • Einbindung von Mythen und mündlichen Traditionen.

Frühe Entwicklung der klassischen Literatur

  • Anfänge:

    • Zeremonien in frühen Stammesstaaten.

  • Drei Reiche:

    • Einfluss des Buddhismus und der chinesischen Schriftkultur.

Hyangga und Beispiele

  • Hyangga:

    • Einheimische Lyrik bis zum 12. Jhdt., umfasst vierzeilige und andere Formate.

  • Beispiel von Mönch Wŏlmyŏng:

    • „Che mangmae ka“ - Thematisiert Trennung durch den Tod.

Koryŏ-Zeit und literarische Entwicklung

  • Einführung des Staatsprüfungswesens:

    • Fördert literarische Standards und Wettbewerb.

  • Erste Verwendung von Sosŏl:

    • Kleine Geschichten, Anekdoten und Erzählungen.

Wandel in der Chosŏn-Zeit

  • Erfindung von Hangŭl:

    • Markierte Wendepunkt in der Geschichte der koreanischen Literatur.

  • Zwei Strömungen:

    • Klassisches Chinesisch vs. einheimische Schrift.

Shijo

  • Entwicklung und Struktur:

    • Hohe poetische Kunstfertigkeit mit spezifischen Themen.

  • Beispiel von Hwang Chin-i:

    • Thematisiert die Flüchtigkeit von Freude.

Kasa

  • Metrik und Thematik:

    • Ähnlich wie Shijo, behandelt jedoch auch Morallektionen und realistische Themen.

Kungmun sosŏl (Erzählungen auf Koreanisch)

  • Erster Roman in Hangŭl:

    • „Hong Kiltong chŏn“ als Gesellschaftskritik.

Hanmunhak der Chosŏn-Zeit

  • Neokonfuzianische Ideologie:

    • Beeinflusst den literarischen Ausdruck und Themen.

Analysebeispiel Lady Hyegyöng

  • Memoiren:

    • Dokumentieren persönliche und politische Aspekte des 18. Jahrhunderts.

Biografie von Lady Hyegyŏng

  • Leben:

    • Tochter eines Beamten, tragische Ehe mit Kronprinz Sado, verfasst Memoiren.

Genrefragen in den Memoiren

  • Einordnung und Stil:

    • Genre-Mix und persönliche Ansprache brechen mit Konventionen.

Arbeit mit vormodernen Quellen

  • Problematik und Herausforderungen:

    • Unterschiede in Abschriften und Übersetzungen beeinflussen die Wirkung.

Fazit zur Autorin

  • Lady Hyegyŏng:

    • Untergräbt Genrekonventionen und thematisiert kosmische und menschliche Dimensionen.

Quellen

  • Literatur:

    • Berichte und Analysen zu koreanischer Literatur, einschließlich Young Min Kwon, Peter Lee und JaHyun Haboush.