2. Vorlesung: Statisches Verhalten von Werkzeugmaschinen
Das Dokument „WZM II VL 02 – Statisches Verhalten“ behandelt das statische Verhalten von Werkzeugmaschinen und deren Komponenten auf akademischem Niveau, insbesondere aus Sicht der Mechanik und Systemdynamik. Nachfolgend eine strukturierte Zusammenfassung:
1. Grundlagen des statischen Verhaltens
Statisches Verhalten beschreibt die Reaktion von Werkzeugmaschinen auf zeitlich konstante oder langsam veränderliche Kräfte (quasistatisch).
Es wird analysiert unter der Annahme, dass Massenträgheiten vernachlässigt werden können (Gleichgewichtszustand).
Hauptziel: Bestimmung von Verlagerungen, Verdrehungen und Spannungen aufgrund äußerer Lasten.
2. Typen statischer Belastungen
Kraftbelastungen (z. B. Bearbeitungskräfte, Gewichtskräfte)
Momente (z. B. infolge asymmetrischer Belastung)
Temperaturbedingte Lasten (thermische Deformationen)
Montage- und Fertigungsfehler (z. B. Passungen, Vorspannungen)
3. Analyse der statischen Nachgiebigkeit
Nachgiebigkeit (Compliance) ist das Maß für die Verformbarkeit eines Körpers unter Last:
δ=C⋅F\delta = C \cdot F (Verlagerung = Nachgiebigkeit × Kraft)Die Steifigkeit ist der Kehrwert der Nachgiebigkeit:
k=1Ck = \frac{1}{C}Anwendung bei Werkzeugmaschinen:
Untersuchung von Verlagerungen im Kraftangriffspunkt, um Genauigkeit und Stabilität zu bewerten.
4. Verfahren zur Bestimmung der Nachgiebigkeit
Analytisch:
Anwendung von Methoden der Technischen Mechanik (z. B. Biegung, Torsion, Superpositionsprinzip)
Vereinfachung durch Modellannahmen (z. B. Balkenmodelle)
Numerisch (FEM):
Verwendung von Finite-Elemente-Modellen zur detaillierten Simulation komplexer Geometrien und Belastungsszenarien
Experimentell:
Messung von Verformungen unter definierten Lasten
Vergleich mit Simulationen zur Validierung
5. Einflussgrößen auf das statische Verhalten
Geometrie: Querschnitt, Länge, Form
Werkstoffeigenschaften: E-Modul, Festigkeit
Lagerungen: Spiel, Vorspannung
Verbindungen: Schraubverbindungen, Führungen, Gleitflächen
6. Spezielle Betrachtungen
Wärmebedingte Verformungen: Wichtig für Genauigkeit bei längeren Betriebszeiten
Statische Kopplung von Maschinenkomponenten: Einfluss auf Gesamtsteifigkeit
Kompensation von Verlagerungen: z. B. durch CNC-Korrekturen oder adaptive Steuerung
7. Praxisrelevanz
Ziel: Minimierung statischer Verlagerungen zur Erhöhung der Bearbeitungsgenauigkeit und Prozesssicherheit.
Anwendung: Optimierung von Maschinenkomponenten, Lagerstellen, Führungen, Spindeln usw.
Fazit
Die statische Analyse ist eine grundlegende Disziplin in der Entwicklung und Optimierung von Werkzeugmaschinen. Sie dient der Ermittlung der Nachgiebigkeit, der Erkennung kritischer Schwachstellen und der Sicherstellung von Genauigkeit und Steifigkeit im Betrieb. Die Verbindung analytischer, numerischer und experimenteller Methoden liefert umfassende Einsichten in das Strukturverhalten von Maschinen.
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