70d ago

Ethik Flashcards

Grundlagenbegriffe der Ethik

Ethik

  • Teilbereich der Philosophie, der sich mit den Grundlagen des moralischen Handelns beschäftigt.

  • Fragen: Was soll ich tun? Wie soll ich leben? Was ist ein gutes Leben?

  • Kritische Reflexion über moralische Vorstellungen.

  • Ziel: Formulierung allgemeingültiger Prinzipien moralischen Handelns.

  • Teilgebiet der praktischen Philosophie.

  • Systematische Reflexion moralischer Prinzipien, Normen und Werte.

  • Ziel: Erarbeitung objektiver oder intersubjektiv gültiger Kriterien für moralisch richtiges Handeln.

  • Unterscheidung:

    • Deskriptive Ethik: Empirische Beschreibung moralischen Verhaltens.

    • Angewandte Ethik: Konkrete Anwendung ethischer Theorien auf Einzelfälle.

  • Zentrales Anliegen: Klären, unter welchen Bedingungen Handlungen als gut, gerecht oder richtig gelten können und wie Menschen miteinander umgehen sollten.

Moral

  • In einer Gesellschaft herrschende Normen und Werte, die als verbindlich gelten.

  • Zeigt, was Menschen als richtig oder falsch, gut oder böse empfinden.

  • Orientierung oft nach kulturellen, religiösen oder sozialen Konventionen.

  • Gelebte Praxis normativer Vorstellungen innerhalb einer bestimmten sozialen Gruppe oder Gesellschaft.

  • Umfasst Verhaltensregeln, Wertvorstellungen, Überzeugungen und Konventionen, die für ein moralisch gutes Leben als bindend angesehen werden.

  • Entstehung durch Erziehung, Tradition, Religion, Gesetze oder soziale Praktiken; Unterschiede von Gesellschaft zu Gesellschaft.

  • Die Ethik reflektiert kritisch über diese Moralvorstellungen und fragt nach ihrer Begründbarkeit und universellen Gültigkeit.

Normativität

  • Moralische Aussagen beanspruchen Gültigkeit – sie sagen, wie Menschen handeln sollen, nicht nur wie sie handeln.

  • Die Ethik prüft die Begründbarkeit solcher normativen Ansprüche.

  • Zentrales Merkmal moralischer Aussagen: Sie behaupten nicht nur, wie etwas ist, sondern sagen, wie etwas sein soll.

  • Unterscheidung von bloß deskriptiven Aussagen.

    • Deskriptiv: ‚Manche Menschen lügen.‘

    • Normativ: ‚Man soll nicht lügen.‘

  • Ethik als normative Theorie versucht, Regeln aufzustellen, die Handlungen bewerten können – unabhängig von individuellen Vorlieben oder gesellschaftlichen Konventionen.

Philosophen der Antike

Sokrates – Das sokratische Gespräch

  • Sokrates (470–399 v. Chr.) gilt als Begründer der ethischen Philosophie.

  • Keine eigenen Schriften; sein Denken ist durch die Dialoge Platons überliefert.

  • Zentrales Anliegen: ethisches Wissen klären und die Menschen zur Selbsterkenntnis führen.

  • Entwicklung des sokratischen Gesprächs – eine Methode, in der durch gezielte Fragen die Unwissenheit der Gesprächspartner aufgedeckt und gemeinsames Nachdenken angeregt wird.

  • Ziel: moralische Begriffe wie 'Gerechtigkeit', 'Tapferkeit' oder 'Frömmigkeit' zu präzisieren.

  • Beispiel: In Platons 'Apologie' konfrontiert Sokrates seine Mitbürger mit ihren vermeintlichen Kenntnissen über Tugend und entlarvt Widersprüche.

  • Kritik: Die Methode führt oft zu Aporien (Ratlosigkeit), ohne konkrete Antworten zu geben. Zudem kann sie überheblich oder destruktiv wirken.

Platon – Höhlengleichnis

  • Platon (427–347 v. Chr.), Schüler des Sokrates, entwickelte die Theorie der Ideen, nach der es eine unsichtbare Welt vollkommen reiner Formen gibt.

  • Das Höhlengleichnis (in 'Der Staat') beschreibt Menschen, die in einer Höhle gefesselt leben und nur Schatten an der Wand sehen – Sinnbild für das Leben in Unwissenheit.

  • Der Aufstieg eines Gefangenen ins Licht der Sonne steht für die Erkenntnis des Wahren, Guten und Schönen durch philosophisches Denken.

  • Das Gute ist für Platon die höchste Idee, vergleichbar mit der Sonne, die alles sichtbar macht.

  • Beispiel: Der Philosoph ist derjenige, der aus der Höhle steigt und das Licht (Wahrheit) erkennt – er trägt die Verantwortung, zurückzukehren und andere zu lehren.

  • Kritik: Platons Dualismus zwischen sinnlicher und intelligibler Welt wirkt abgehoben und realitätsfern. Die Idee des Philosophenkönigs ist autoritär.

Aristoteles – Mesoteslehre

  • Aristoteles (384–322 v. Chr.), Schüler Platons, entwickelte eine realistische Ethik auf Basis der menschlichen Natur.

  • Ziel des Lebens ist Eudaimonia – ein Zustand gelingender, tugendhafter Lebensführung im Einklang mit der Vernunft.

  • Tugendhaftigkeit entsteht durch Gewöhnung und Praxis, nicht durch angeborene Eigenschaften.

  • Die Mesoteslehre besagt, dass Tugenden in der Mitte zwischen zwei Extremen liegen (Übermaß und Mangel).

  • Beispiel: Die Tugend der Tapferkeit liegt zwischen Feigheit und Tollkühnheit.

  • Kritik: Die Lehre ist situationsabhängig und subjektiv. Unklar bleibt, wie die „rechte Mitte“ genau zu bestimmen ist.

Pflichtethik: Immanuel Kant

Kants Pflichtethik

  • Immanuel Kant (1724–1804) entwickelte eine Ethik, die unabhängig von Gefühlen, Konsequenzen oder äußeren Autoritäten sein sollte.

  • Für ihn ist allein der 'gute Wille' moralisch gut – dieser folgt der Pflicht, das moralische Gesetz aus Achtung zu befolgen.

  • Moralisches Handeln muss aus Pflicht geschehen, nicht aus Neigung, Nutzen oder Gefühlen.

  • Zentral ist der kategorische Imperativ, der als Prüfstein moralischer Handlungen dient.

Naturgesetzformel
  • Formulierung: 'Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.'

  • Maximen, die man nicht verallgemeinern kann (z. B. Lügen), sind unmoralisch.

  • Beispiel: Wenn jeder lügen dürfte, wäre Kommunikation sinnlos. Lügen widerspricht daher der Vernunft und ist unmoralisch.

Menschheitszweckformel
  • Formulierung: 'Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.'

  • Jeder Mensch hat einen inneren Wert (Würde) und darf nicht instrumentalisiert werden.

  • Beispiel: Ausnutzung eines Arbeitnehmers rein zur Profitsteigerung verletzt seine Menschenwürde.

Kritik an Kant
  • Kants Ethik gilt als formalistisch, emotionslos und starr.

  • Sie erlaubt keine Ausnahmen – selbst Notlügen sind verboten.

  • Moralisches Handeln allein aus Pflicht kann kalt und unmenschlich wirken.

  • Es fehlt Berücksichtigung konkreter Situationen oder Mitgefühl.

Utilitarismus

Klassischer Utilitarismus – Bentham

  • Jeremy Bentham (1748–1832) entwickelte den Utilitarismus als konsequenzialistische Ethik: Der moralische Wert einer Handlung hängt allein von ihren Folgen ab.

  • Das Ziel ist das größte Glück für die größte Zahl – dabei zählt Lust (Freude) als einziges Gut, Schmerz als einziges Übel.

  • Er schlägt ein hedonistisches Kalkül vor: Intensität, Dauer, Sicherheit, Nähe, Fruchtbarkeit und Reinheit von Lust werden berechnet.

  • Beispiel: Eine Maßnahme, die 100 Menschen Freude bringt, ist besser als eine, die nur einem nützt – selbst wenn einige darunter leiden.

  • Kritik: Reduktion komplexer moralischer Fragen auf Nutzenmaximierung. Glück ist nicht objektiv messbar, Rechte von Minderheiten bleiben unberücksichtigt.

Qualitativer Utilitarismus – Mill

  • John Stuart Mill (1806–1873) unterscheidet zwischen höheren (geistigen) und niederen (körperlichen) Freuden.

  • Ein unglücklicher Mensch, der edle Freuden kennt, ist besser dran als ein zufriedenes Tier ohne höhere Fähigkeiten.

  • Beispiel: Philosophisches Nachdenken ist wertvoller als bloßer Genuss durch Essen.

  • Kritik: Die Unterscheidung wirkt elitär. Wer entscheidet, was 'höher' ist?

Handlungs- und Regelutilitarismus

  • Handlungsutilitarismus beurteilt jede einzelne Handlung nach ihren konkreten Folgen.

  • Regelutilitarismus fragt, ob die Einhaltung einer Regel langfristig nützlicher ist als ihr Bruch.

  • Beispiel: Lügen kann im Einzelfall richtig sein (Handlung), aber eine allgemeine Regel gegen Lügen erzeugt mehr Vertrauen (Regel).

  • Kritik: Regeln können zu starr sein. Im Einzelfall ist Regelbruch manchmal moralisch geboten.

Präferenzutilitarismus – Peter Singer

  • Peter Singer (geb. 1946) entwickelt eine Form des Utilitarismus, in der nicht Lust, sondern die Erfüllung von Interessen entscheidend ist.

  • Jedes Wesen mit Präferenzen (auch Tiere, Babys, Kranke) ist moralisch zu berücksichtigen.

  • Beispiel: Tierleid zählt moralisch, weil Tiere Schmerz empfinden und Interessen haben.

  • Kritik: Präferenzen können irrational, widersprüchlich oder schwer zu erfassen sein. Interessenskonflikte sind schwer lösbar.

Schopenhauer – Mitleidsethik

Schopenhauer – Mitleidsethik

  • Arthur Schopenhauer (1788–1860) kritisiert rationalistische Moralsysteme und stellt das Mitleid ins Zentrum der Ethik.

  • Mitleid ist die unmittelbare, emotionale Teilnahme am Leid anderer – es führt dazu, egoistische Interessen zu überwinden.

  • Echte Moral beruht nicht auf Vernunft oder göttlichem Gebot, sondern auf der Fähigkeit, sich in andere einzufühlen.

  • Beispiel: Man hilft einem Armen, nicht weil es ein Gebot ist, sondern weil man sein Leid fühlt.

  • Kritik: Gefühle sind unzuverlässig, inkonsequent und nicht immer moralisch. Eine auf Mitleid gegründete Ethik ist schwer rational begründbar.


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Ethik Flashcards

Grundlagenbegriffe der Ethik

Ethik

  • Teilbereich der Philosophie, der sich mit den Grundlagen des moralischen Handelns beschäftigt.
  • Fragen: Was soll ich tun? Wie soll ich leben? Was ist ein gutes Leben?
  • Kritische Reflexion über moralische Vorstellungen.
  • Ziel: Formulierung allgemeingültiger Prinzipien moralischen Handelns.
  • Teilgebiet der praktischen Philosophie.
  • Systematische Reflexion moralischer Prinzipien, Normen und Werte.
  • Ziel: Erarbeitung objektiver oder intersubjektiv gültiger Kriterien für moralisch richtiges Handeln.
  • Unterscheidung:
    • Deskriptive Ethik: Empirische Beschreibung moralischen Verhaltens.
    • Angewandte Ethik: Konkrete Anwendung ethischer Theorien auf Einzelfälle.
  • Zentrales Anliegen: Klären, unter welchen Bedingungen Handlungen als gut, gerecht oder richtig gelten können und wie Menschen miteinander umgehen sollten.

Moral

  • In einer Gesellschaft herrschende Normen und Werte, die als verbindlich gelten.
  • Zeigt, was Menschen als richtig oder falsch, gut oder böse empfinden.
  • Orientierung oft nach kulturellen, religiösen oder sozialen Konventionen.
  • Gelebte Praxis normativer Vorstellungen innerhalb einer bestimmten sozialen Gruppe oder Gesellschaft.
  • Umfasst Verhaltensregeln, Wertvorstellungen, Überzeugungen und Konventionen, die für ein moralisch gutes Leben als bindend angesehen werden.
  • Entstehung durch Erziehung, Tradition, Religion, Gesetze oder soziale Praktiken; Unterschiede von Gesellschaft zu Gesellschaft.
  • Die Ethik reflektiert kritisch über diese Moralvorstellungen und fragt nach ihrer Begründbarkeit und universellen Gültigkeit.

Normativität

  • Moralische Aussagen beanspruchen Gültigkeit – sie sagen, wie Menschen handeln sollen, nicht nur wie sie handeln.
  • Die Ethik prüft die Begründbarkeit solcher normativen Ansprüche.
  • Zentrales Merkmal moralischer Aussagen: Sie behaupten nicht nur, wie etwas ist, sondern sagen, wie etwas sein soll.
  • Unterscheidung von bloß deskriptiven Aussagen.
    • Deskriptiv: ‚Manche Menschen lügen.‘
    • Normativ: ‚Man soll nicht lügen.‘
  • Ethik als normative Theorie versucht, Regeln aufzustellen, die Handlungen bewerten können – unabhängig von individuellen Vorlieben oder gesellschaftlichen Konventionen.

Philosophen der Antike

Sokrates – Das sokratische Gespräch

  • Sokrates (470–399 v. Chr.) gilt als Begründer der ethischen Philosophie.
  • Keine eigenen Schriften; sein Denken ist durch die Dialoge Platons überliefert.
  • Zentrales Anliegen: ethisches Wissen klären und die Menschen zur Selbsterkenntnis führen.
  • Entwicklung des sokratischen Gesprächs – eine Methode, in der durch gezielte Fragen die Unwissenheit der Gesprächspartner aufgedeckt und gemeinsames Nachdenken angeregt wird.
  • Ziel: moralische Begriffe wie 'Gerechtigkeit', 'Tapferkeit' oder 'Frömmigkeit' zu präzisieren.
  • Beispiel: In Platons 'Apologie' konfrontiert Sokrates seine Mitbürger mit ihren vermeintlichen Kenntnissen über Tugend und entlarvt Widersprüche.
  • Kritik: Die Methode führt oft zu Aporien (Ratlosigkeit), ohne konkrete Antworten zu geben. Zudem kann sie überheblich oder destruktiv wirken.

Platon – Höhlengleichnis

  • Platon (427–347 v. Chr.), Schüler des Sokrates, entwickelte die Theorie der Ideen, nach der es eine unsichtbare Welt vollkommen reiner Formen gibt.
  • Das Höhlengleichnis (in 'Der Staat') beschreibt Menschen, die in einer Höhle gefesselt leben und nur Schatten an der Wand sehen – Sinnbild für das Leben in Unwissenheit.
  • Der Aufstieg eines Gefangenen ins Licht der Sonne steht für die Erkenntnis des Wahren, Guten und Schönen durch philosophisches Denken.
  • Das Gute ist für Platon die höchste Idee, vergleichbar mit der Sonne, die alles sichtbar macht.
  • Beispiel: Der Philosoph ist derjenige, der aus der Höhle steigt und das Licht (Wahrheit) erkennt – er trägt die Verantwortung, zurückzukehren und andere zu lehren.
  • Kritik: Platons Dualismus zwischen sinnlicher und intelligibler Welt wirkt abgehoben und realitätsfern. Die Idee des Philosophenkönigs ist autoritär.

Aristoteles – Mesoteslehre

  • Aristoteles (384–322 v. Chr.), Schüler Platons, entwickelte eine realistische Ethik auf Basis der menschlichen Natur.
  • Ziel des Lebens ist Eudaimonia – ein Zustand gelingender, tugendhafter Lebensführung im Einklang mit der Vernunft.
  • Tugendhaftigkeit entsteht durch Gewöhnung und Praxis, nicht durch angeborene Eigenschaften.
  • Die Mesoteslehre besagt, dass Tugenden in der Mitte zwischen zwei Extremen liegen (Übermaß und Mangel).
  • Beispiel: Die Tugend der Tapferkeit liegt zwischen Feigheit und Tollkühnheit.
  • Kritik: Die Lehre ist situationsabhängig und subjektiv. Unklar bleibt, wie die „rechte Mitte“ genau zu bestimmen ist.

Pflichtethik: Immanuel Kant

Kants Pflichtethik

  • Immanuel Kant (1724–1804) entwickelte eine Ethik, die unabhängig von Gefühlen, Konsequenzen oder äußeren Autoritäten sein sollte.
  • Für ihn ist allein der 'gute Wille' moralisch gut – dieser folgt der Pflicht, das moralische Gesetz aus Achtung zu befolgen.
  • Moralisches Handeln muss aus Pflicht geschehen, nicht aus Neigung, Nutzen oder Gefühlen.
  • Zentral ist der kategorische Imperativ, der als Prüfstein moralischer Handlungen dient.

Naturgesetzformel

  • Formulierung: 'Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.'
  • Maximen, die man nicht verallgemeinern kann (z. B. Lügen), sind unmoralisch.
  • Beispiel: Wenn jeder lügen dürfte, wäre Kommunikation sinnlos. Lügen widerspricht daher der Vernunft und ist unmoralisch.

Menschheitszweckformel

  • Formulierung: 'Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.'
  • Jeder Mensch hat einen inneren Wert (Würde) und darf nicht instrumentalisiert werden.
  • Beispiel: Ausnutzung eines Arbeitnehmers rein zur Profitsteigerung verletzt seine Menschenwürde.

Kritik an Kant

  • Kants Ethik gilt als formalistisch, emotionslos und starr.
  • Sie erlaubt keine Ausnahmen – selbst Notlügen sind verboten.
  • Moralisches Handeln allein aus Pflicht kann kalt und unmenschlich wirken.
  • Es fehlt Berücksichtigung konkreter Situationen oder Mitgefühl.

Utilitarismus

Klassischer Utilitarismus – Bentham

  • Jeremy Bentham (1748–1832) entwickelte den Utilitarismus als konsequenzialistische Ethik: Der moralische Wert einer Handlung hängt allein von ihren Folgen ab.
  • Das Ziel ist das größte Glück für die größte Zahl – dabei zählt Lust (Freude) als einziges Gut, Schmerz als einziges Übel.
  • Er schlägt ein hedonistisches Kalkül vor: Intensität, Dauer, Sicherheit, Nähe, Fruchtbarkeit und Reinheit von Lust werden berechnet.
  • Beispiel: Eine Maßnahme, die 100 Menschen Freude bringt, ist besser als eine, die nur einem nützt – selbst wenn einige darunter leiden.
  • Kritik: Reduktion komplexer moralischer Fragen auf Nutzenmaximierung. Glück ist nicht objektiv messbar, Rechte von Minderheiten bleiben unberücksichtigt.

Qualitativer Utilitarismus – Mill

  • John Stuart Mill (1806–1873) unterscheidet zwischen höheren (geistigen) und niederen (körperlichen) Freuden.
  • Ein unglücklicher Mensch, der edle Freuden kennt, ist besser dran als ein zufriedenes Tier ohne höhere Fähigkeiten.
  • Beispiel: Philosophisches Nachdenken ist wertvoller als bloßer Genuss durch Essen.
  • Kritik: Die Unterscheidung wirkt elitär. Wer entscheidet, was 'höher' ist?

Handlungs- und Regelutilitarismus

  • Handlungsutilitarismus beurteilt jede einzelne Handlung nach ihren konkreten Folgen.
  • Regelutilitarismus fragt, ob die Einhaltung einer Regel langfristig nützlicher ist als ihr Bruch.
  • Beispiel: Lügen kann im Einzelfall richtig sein (Handlung), aber eine allgemeine Regel gegen Lügen erzeugt mehr Vertrauen (Regel).
  • Kritik: Regeln können zu starr sein. Im Einzelfall ist Regelbruch manchmal moralisch geboten.

Präferenzutilitarismus – Peter Singer

  • Peter Singer (geb. 1946) entwickelt eine Form des Utilitarismus, in der nicht Lust, sondern die Erfüllung von Interessen entscheidend ist.
  • Jedes Wesen mit Präferenzen (auch Tiere, Babys, Kranke) ist moralisch zu berücksichtigen.
  • Beispiel: Tierleid zählt moralisch, weil Tiere Schmerz empfinden und Interessen haben.
  • Kritik: Präferenzen können irrational, widersprüchlich oder schwer zu erfassen sein. Interessenskonflikte sind schwer lösbar.

Schopenhauer – Mitleidsethik

Schopenhauer – Mitleidsethik

  • Arthur Schopenhauer (1788–1860) kritisiert rationalistische Moralsysteme und stellt das Mitleid ins Zentrum der Ethik.
  • Mitleid ist die unmittelbare, emotionale Teilnahme am Leid anderer – es führt dazu, egoistische Interessen zu überwinden.
  • Echte Moral beruht nicht auf Vernunft oder göttlichem Gebot, sondern auf der Fähigkeit, sich in andere einzufühlen.
  • Beispiel: Man hilft einem Armen, nicht weil es ein Gebot ist, sondern weil man sein Leid fühlt.
  • Kritik: Gefühle sind unzuverlässig, inkonsequent und nicht immer moralisch. Eine auf Mitleid gegründete Ethik ist schwer rational begründbar.