Säugetiere sind homöotherm (gleichwarm); Körpertemperatur wird unabhängig von der Umgebung konstant gehalten.
Wärmebild-Beispiel der Dogge illustriert den deutlichen Temperaturunterschied zur Umwelt.
Lebenswichtig für:
gleichmäßige Entwicklungsbedingungen (Föten, Jungtiere)
Aktivität in klimatisch extremen Habitaten (Tag-/Nacht-, Jahreszeiten-Schwankungen)
Bindeglied zur Energetik: Erhalt der Körpertemperatur erfordert kontinuierlichen Energieumsatz ⟶ enge Kopplung an Nahrungsaufnahme und Stoffwechselrate.
Rückbezug zur 1. Vorlesung: Ergänzt die dort behandelten Merkmale (Extremitäten, Kiefergelenk, Gehörknöchelchen, Kreislauf, Zwerchfell, Fell, Haut) um physiologische Aspekte.
Geometrische Grundregel: Oberfläche steigt ungef. proportional zum Quadrat, Volumen zum Kubus der Länge.
Kleinere Tiere: große Oberfläche relativ zum Volumen ⟶ hoher Wärme- & Energieverlust, schnelle Nachenergetisierung nötig.
Größere Tiere: kleiner relative Oberfläche ⟶ geringerer Verlust pro Masseeinheit, langsamere Stoffwechselfrequenz.
Klassische Maus-Elefanten-Gerade: s = a \cdot m^{b}
s … Gesamt-Energieumsatz (z. B. \text{ml O}_2/\text{h})
m … Körpermasse
a … Proportionalitätskonstante
b \approx 0{,}72\text{–}0{,}75 (Exponent umstritten, liegt meist in diesem Bereich)
Absoluter Verbrauch: Maus < Elefant.
Massenspezifisch (pro \text{g} Körpergewicht) jedoch umgekehrt: \text{Spitzmaus} \gg \text{Elefant} ⟶ Metabolische Rate nimmt mit Körpermasse ab.
Hoher Umsatzzuschlag beruht v. a. auf Organen mit intensiver Stoffwechseltätigkeit:
Leber, Niere, Gehirn: hoher relativer Anteil bei kleinen, sinkt bei großen Tieren.
Lunge: geringer Umsatz, Anteil steigt aber linear mit Masse (Flächenwachstum).
Skelett: Masse nimmt stark zu, Stoffwechsel kaum.
Mitochondrien: Organe großer Tiere besitzen weniger Mitochondrien pro Volumen als die gleicher Organe kleiner Tiere ⟶ reduzierte Grundumsatzdichte.
Interner Wärmestrom: Stoffwechsel‐Produktion ⟶ Transport per Blut (Konvektion) ⟶ Leitung durch Haut/Fell (Konduktion) ⟶ Abgabe via
Externe Konvektion (Wind, Luftströmung)
Strahlung (Sonne ↔ Körper, Reflexion Boden)
Verdunstung (Transpiration)
Bodenkontakt (Ableitung durch Extremitäten)
Schweißdrüsen: bei den meisten felltragenden Säugetieren kaum vorhanden; Verdunstung läuft primär über Respiration (Hecheln). Arten mit Schweißdrüsen (z. B. Primaten, Pferd) können zusätzlich dermal kühlen.
Temperatur-Intervall, in dem keinerlei zusätzlicher Energieaufwand zur Thermoregulation nötig ist.
Untere kritische Temperatur (UCT): Unterschreitung ⟶ aktive Wärmeproduktion (zittern, Thermogenese)
Obere kritische Temperatur (OCT): Überschreitung ⟶ aktive Kühlmaßnahmen (Schwitzen, Hecheln etc.)
Vergleich:
Gleichwarme Tiere: flacher Energie-Plateaubereich innerhalb TNZ.
Wechselwarme: Energieumsatz folgt direkt Umgebungstemp.; keine echte TNZ.
Morphologisch
Isolierendes, helle Fell (Reflexion), Schatten spendender Schwanz (Wüsten-Nager-Beispiel).
„Thermische Fenster“: dünn behaarte, gut durchblutete Areale an Extremitätenansatz; Aktiv: Hund streckt Gliedmaßen & legt Bauch auf kühlen Boden/Pfütze.
Physiologisch
Erhöhte Hautdurchblutung
Retia mirabilia (Gegenstrom-Wärmetauscher) in Pfoten & Extremitäten bei Caniden, Feliden, Paarhufern.
Schwitzen (bei Schweißdrüsen-Trägern), Hecheln.
Verhalten
Schattensuche, Nachtaktivität, graben.
Kurzfristig
Vasokonstriktion / Vasodilatation (schnelle Umschaltung)
Kältezittern (shivering)
Zitterfreie Thermogenese über braunes Fett
Piloerektion (Aufrichten der Haare) ⟶ besseres Luftpolster
Langfristig
Saisonaler Haarwechsel (mehr Unterwolle)
Migration in wärmere Zonen
Winterschlaf, Winterruhe
Physiologische Akklimatisation (breitere TNZ, veränderte Schilddrüsen- & Nebennierenhormonspiegel)
Arten: Igel, Hufeisennasen- & Glattnasen-Fledermäuse, Siebenschläfer etc.
Merkmale
Dauer: Tage (Kurzschläfer) bis Monate (Siebenschläfer ≈ 7 Monate).
Körpertemperatur: 0{,}2\,^{\circ}\text{C} \text{–} 5\,^{\circ}\text{C} (nahe Umgebung).
Atemfrequenz: Igel ≈ 1 Atemzug ∕ h.
Herzfrequenz: Igel ≈ 2 Schläge ∕ min.
Individuum in Starre, völlige Bewegungsreduktion.
Z. B. Bären, Dachs, Murmeltiere (Nagetiere & Raubtiere).
Unterschiede zum Winterschlaf
Körpertemperatur kaum gesenkt.
Energieumsatz leicht reduziert; Tier weckt sich öfter.
Herzfrequenz moderat erniedrigt.
Möglich: Geburt & Säugen von Jungtieren während Winterruhe (Bärin).
Größere Energiespeicher nötig (Fett, Nahrungsvorräte à la Feldhamster).
Anpassung über Wochen–Monate:
Fell-/Unterwolfdicke ↔ Umgebungsklima.
Schilddrüsenhormon gesteuerte Grundumsatzmodulation.
TNZ-Breite
Arktische Säuger: sehr breit.
Tropische: schmal.
Charakteristisch für fast alle Säuger, Ausnahme: Monotremata (Eierlegende).
Kein Säuger-Alleinstellungsmerkmal – auch einige Fische, Reptilien etc. sind vivipar.
Vorteil: Embryo entwickelt sich geschützt bei konstanter Temperatur, kommt in hohem Entwicklungsstadium zur Welt.
Männchen: Hoden → Nebenhoden → Samenleiter → Harn-Samenröhre.
Weibchen (paarig): Ovar → Eileitertrichter → Eileiter → Uterus → Vagina.
Lage der Harnblase & Enddarm-/Urogenitaltrennung
Prototheria (Monotremata): Kloake, Blase zwischen Uteri.
Metatheria (Beuteltiere) & Eutheria (Plazentatiere): Trennung von Darm & Sinus urogenitalis; Blase am Rand des Sinus.
Metatheria: wenig spezialisiert.
Eutheria: hoch spezialisiert.
Funktionen
Stoffaustausch O2/CO2, Nährstoffe, Abfallstoffe.
„Hilfsleber“: Filtration & Hormonproduktion.
Bluttrennung Mutter ↔ Fötus.
Abhängig von Körpergröße & Reifegrad bei Geburt.
Monotremata: legen Eier → sehr geringer Entwicklungsstand.
Metatheria: geringe Reife; Jungtier mit entwickelten Vorderextremitäten & Geruchssinn, krabbelt in Beutel und dockt an Zitze.
Eutheria: hohes Entwicklungsniveau; Unterteilung:
Lagerjunge (z. B. Katzen, Kaninchen) – liegen wenige Tage im Nest.
Laufjunge (Giraffe) – können kurz nach Geburt laufen.
Tragjunge (Primaten) – werden getragen.
Zeitpunkt der Kopulation beeinflusst effektive Tragzeit.
Spermien-Speicherung (delayed fertilisation)
Fledermäuse gemäßigter Breiten: Paarung vor Winterschlaf; Spermien ruhen in Uteruswand; Ovulation + Befruchtung erst nach Erwachen.
Keimruhe (delayed implantation)
Viele heimische Wildsäuger: Ovulation & Befruchtung sofort, Entwicklung pausiert als Blastozyste über nahrungsarme Zeit.
Embryonalwachstum kann bei akutem Nahrungsmangel verzögert, bei Extremmangel abgebrochen werden.
Infanticide (Löwe, Meerkatzen): Tötung von Jungtieren setzt Weibchen erneut rasch in Östrus, verkürzt Reproduktionsintervall.
Milchdrüsen = modifizierte Hautdrüsen, exokrin; 3 Sekretionstypen
Merokrin/ekkrin: Exozytose → Proteine, Laktose.
Apokrin: Abschnürung apikal → Fetttröpfchen.
Holokrin: ganze Zelle zerfällt → Mineralien & zusätzliche Substanzen.
Bildliche Darstellung (im Video): Exozytose-Vesikel, apokrines Fettkügelchen, holokrine Zellauflösung.
Wasser ≈ 80 % (variabel)
Proteine: Kaseine, Molkenproteine (Wachstum)
Fette: Energielieferant, Wasserquelle, Isolationsschicht-Bildung
Kohlenhydrate (v. a. Laktose)
Mineralien + Spurenelemente + Immunfaktoren (Antikörper)
Vollständige Ernährung des Neugeborenen in der frühen Phase.
Immunschutz & Aufbau der Darmflora.
Extrem hoher Protein- & Fettgehalt beschleunigt Wachstum:
Robbenbeispiel: Jungtierzunahme bis 2\,\text{kg} ∕ 24 h.
Ende der zweiten Vorlesung – Ausblick: dritte Vorlesung folgt.