02_Nicolaisen_2013_S.59-67
Kapitel 1: Rollenvarianz
Anlässe zum Einsatz:
Die Rolle als Lerncoach klären.
Selbstbeziehung verbessern.
Abgrenzung gegenüber Förderunterricht und Beratungslehrer vornehmen.
Eigenes Verständnis von Lerncoaching erarbeiten.
Die Rolle des Lerncoachs
Der Lerncoach sieht die Verantwortung für die eigenen Lernprozesse eindeutig beim Schüler.
Lösungen für Lernproblematiken liegen beim Lernenden, auch wenn sie ihm noch nicht bewusst sind.
Die Aufgabe des Lerncoachs ist es, als Lernprozessbegleiter mögliche Lösungswege und Ressourcen zusammen mit den Lernenden zu erarbeiten.
Unterscheidung zum Fachlehrer: Während ein Fachlehrer Lösungen vorgibt, unterstützt der Lerncoach die Lernenden, eigene Wege zu finden.
Metapher: Lerncoach als 'Realitätenkellner'
Gunther Schmidt beschreibt die kooperative Haltung des Lerncoachs als 'Realitätenkellner'.
Der Lerncoach geht auf die Gestaltungspotenziale und subjektiven Konstrukte des Klienten ein, ohne im Besitz von wahrheitsgemäßen Lösungen zu sein.
Durch Dialoge mit dem Coachee wird subjektive Realität konstruiert. Beispielsweise:
„Ist es so ...? ... Oder eher so ...?"
„Wie sähe Deine Realität aus, wenn Du Dein Problem verkleinert hättest?"
Kooperative Haltung
Eine kooperative Haltung ist entscheidend, um den Lernenden Raum zu geben, selbstwirksam zu werden.
Der Lerncoach agiert als Sparringspartner oder Trainer und gibt keine Lösungen vor, begleitet jedoch den Prozess des Findens.
Unterschiede zwischen Fachlehrer und Lerncoach
Fachlehrer
TätigkeitsSchwerpunkte: Fachinhalte vermitteln, Unterricht planen und durchführen.
Haltung: Lösungswege werden vorgegeben, Fachinhaltliches Wissensmonopol.
Lernverständnis: Lernen durch Instruktion.
Lerncoach
TätigkeitsSchwerpunkte: Individuelle Lernprozesse unterstützen, Arbeit mit dem inneren Bezugsrahmen.
Haltung: Lösungen und Ressourcen liegen im Lernenden.
Lernverständnis: Lernen durch Konstruktion.
Die Rolle als Lerncoach aushandeln
Lehrende sollten sich ihrer Ressourcen und Erwartungen bewusst werden.
Die Kommunikation über die Rolle des Lerncoachs mit Schulleitung und Kollegium ist entscheidend.
Selbstklärung: Wichtig, bevor man die Funktion des Lerncoachs im schulischen Kontext kommuniziert.
Exkurs: Zum Begriff der Rolle
Die soziologische Rollentheorie beschreibt, wie Individuen ihre Rollen in Organisationen aushandeln.
Rollenerfolg scheint aus einem dynamischen Prozess des Aushandelns von Erwartungen zu resultieren.
Abgrenzung von Förderunterricht und Beratungslehrer
Schwerpunkt des Lerncoachings: Individuelle Lernprozesse und Lernstrategien.
Förderunterricht: Unterstützt fachliche Inhalte, behandelt auch Lernstrategien.
Beratungslehrer: Fokussiert auf persönliche Probleme (z.B. emotionale Belastungen).
Verhältnis Förderunterricht - Lerncoaching - Beratungslehrer
Klare Definitionen der Tätigkeitsfelder sind notwendig, um Überschneidungen und Missverständnisse zu vermeiden.
Rollentransparenz
Die Lehrperson sollte die unterschiedlichen Rollen (Fachlehrer/Lerncoach) klar voneinander trennen und den Unterschied den Schülern gegenüber kommunizieren.
Eine klare Einführung ins Lerncoaching kann helfen, Verwirrungen zu vermeiden.
Paradigmenwechsel: Vom Lehrer zum Coach
Eschelmüller betrachtet Lerncoaching als Teil guten Unterrichts, der Flexibilität in der Rollenausübung erfordert.
Vorteile einer klaren Rollenaufteilung: Erleichterte Erprobung neuer Haltungen und Reflexion über die jeweilige Rolle.
Trennung Fachlehrer - Lerncoach: Vor- und Nachteile
Vorteile der Trennung
Mehr Rollendistanz, verbesserte Reflexionskompetenz.
Nachteile der Trennung
Bedarf an Zeitfenster für Lerncoaching.
Rollenvarianz als Möglichkeit zum Umgang mit Ansprüchen
Verschiedene Rollenausführungen können helfen, professionell mit Belastungen umzugehen.
Klärung und Auseinandersetzung mit den Rollenerwartungen sind notwendig für eine professionelle Entwicklung.