Der zerbrochene Krug

Eve Rull aus „Der zerbrochne Krug“

1. Einleitung:

In Heinrich von Kleists Lustspiel ,,Der zerbrochne Krug“, das im Jahr 1806 veröffentlicht wurde, ist Eve Rull eine der Hauptfiguren. Sie ist die einzige Tochter des verstorbenen Kastellans(S.23.Z.585) und lebt mit ihrer verwitweten Mutter zusammen. Ihre Rolle in der Geschichte ist wichtig, denn sie  ist eine der wenigen, die die Wahrheit über die Nacht kennt. Sie gerät in einen Konflikt zwischen Liebe, Vertrauen und Wahrheit, was sie in eine innere Zerrissenheit stürzt. Ihr Schweigen lässt die Situation immer weiter eskalieren.

2. Hauptteil:

Charaktereigenschaften und äußeres Erscheinungsbild

Eve ist eine junge, bodenständige und treue Frau, die als fleißig und zuverlässig beschrieben wird. Ruprecht nennt sie ein „rüstig Mädel“ (S. 31, Z. 876), was zeigt, dass sie eine starke Persönlichkeit hat. Gleichzeitig ist sie aber auch zurückhaltend und gutmütig, was ihr später im Stück zum Verhängnis wird. Sie schweigt nicht nur, weil sie gutmütig ist, sondern auch, weil sie Angst und wenig Einfluss hat.

Beziehung zu Ruprecht und innere Zerrissenheit

Eve ist mit Ruprecht Tümpel verlobt. Doch als der Krug zerbricht gerät ihre Beziehung in eine Krise. Ruprecht glaubt, dass sie ihm untreu ist, und beschimpft sie in aller Öffentlichkeit als „Metze“ (S. 22, Z. 644). Das ist eine schlimme Beleidigung für eine Frau ihrer Zeit. Eve ist verletzt, weil Ruprecht ihr nicht vertraut. Sie hätte gehofft, dass er sie besser kennt, doch stattdessen zweifelt er an ihrer Ehrlichkeit. Das sieht man besonders an ihrem enttäuschten Ruf:

„Und hättest du durchs Schlüsselloch mich mit

Dem Lebrecht aus dem Kruge trinken sehen,

Du hättest denken sollen: Ev ist brav.“ (S. 40, Z. 1169-1171)

Eve fühlt sich verraten und allein. Sie kämpft nicht nur um ihre Liebe, sondern auch um ihre Ehre. Richter Adam ist eigentlich der Schuldige, aber Ruprechts Misstrauen macht es für sie noch schwerer. Ihre Mutter Marthe ist entschlossen, den Schuldigen für den zerbrochenen Krug zu finden und die Ehre ihrer Tochter zu verteidigen. Da sie fest davon überzeugt ist, dass Ruprecht verantwortlich ist, bringt sie den Fall vor Gericht.

Entwicklung und Entscheidung für die Wahrheit

Eve steckt in einem großen inneren Konflikt. Einerseits will sie Ruprecht nicht verlieren und schweigt deshalb. Andererseits steht sie immer mehr unter Druck, weil niemand ihr glaubt. Sie ist hin- und hergerissen zwischen Angst, Verzweiflung und Wut. Schließlich erkennt sie, dass sie nicht länger schweigen kann. Als Ruprecht fast verurteilt wird, kann sie es nicht mehr ertragen und gesteht endlich die Wahrheit:

„Der Richter Adam hat den Krug zerbrochen!“ (S. 62, Z. 1890)

Hier sieht man, dass sie keinen anderen Ausweg mehr hat. Sie wollte lange alles geheim halten, um sich und Ruprecht zu schützen, doch am Ende kann sie nicht anders, als alles zuzugeben. Das zeigt, dass sie trotz ihrer Angst und inneren Zerrissenheit den Mut hat, die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Symbolische Bedeutung von Eve

Eve steht für Unschuld und die Schwäche der Frau in einer Männerwelt. Sie kennt die Wahrheit, aber schweigt aus Angst und Druck. Erst als sie keine Wahl mehr hat, spricht sie. Kleist zeigt damit, wie schwer es Frauen hatten, sich gegen mächtige Männer zu wehren, und kritisiert die ungerechte Gesellschaft seiner Zeit.

3. Schluss:

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Eve Rull eine starke und ehrliche Person ist, die sich nicht von anderen verunsichern lässt. Obwohl Ruprecht an ihr zweifelt und sie unter Verdacht steht, bleibt sie sich selbst treu. Am Ende bringt sie die Wahrheit ans Licht und zeigt, dass sie unschuldig ist. Dadurch spielt sie eine sehr wichtige Rolle im Drama, weil sie für Gerechtigkeit sorgt und zeigt, dass nicht immer die Männer die Macht haben.

Meiner Meinung nach ist Eve eine spannende Figur, weil sie trotz Druck für Gerechtigkeit kämpft. Ihr Schweigen zeigt eher Hilflosigkeit als Feigheit. Das Drama verdeutlicht, wie schwer es Frauen damals hatten und dass Mut oft erst in Not entsteht.