Holz I - Aufbau und Eigenschaften

Geschichte und Konstruktionsbeispiele

  • Übliche Bauteile aus Holz:

    • Dachstühle

    • Fachwerkkonstruktionen

    • Bodenbeläge

    • Fenster und Türen

    • Beplankungen

  • Wichtige Aspekte für Holzkonstruktionen:

    • Fachgerechte Konstruktion

    • Holzartengerechte Pflege und Nutzung

  • Häufige Schäden:

    • Unverträgliche Beschichtungen

    • Mangelnder konstruktiver Holzschutz

    • Unangemessener oder mangelhafter chemischer Holzschutz

  • Beispiele für Holzbau:

    • Fachwerkhäuser (Kiel, Münster)

    • Moderne Einfamilienhäuser in Holzrahmenbauweise (Weimar, 2017)

  • Prozentualer Anteil von Holzbauten:

    • Ein- und Zweifamilienhäuser: 27,8% (2024), Mehrgeschossig 7,5% (2024), ca. 10% in 2000, SH: ca. 20%

    • Nichtwohngebäude: ca. 21,7%, ca. 2% in 2000, SH: ca. 22%

  • Holzverwendung im Bauwesen:

    • Ca. 2/3 des Holzes wird in der Modernisierung und Sanierung verwendet

    • Neubau Wohnbau (2020): Deutschland Durchschnitt = 20,4 % (Vj. 18,7 %)

  • Holz als tragendes Element:

    • Dachkonstruktionen mit großen Spannweiten (Schildergasse Köln)

    • Holzbrücke bei Essing (Kehlheim) über die Altmühl

    • Holz für Ingenieurbauten: Ehem. Antennenstation bei Berlin

    • Holz für Wegkonstruktionen: Steg am Sportboothafen Strande

  • Neue Ansätze:

    • Holz-Hybrid-Bauweise

Grundlagen – Werkstoff Holz

  • Vorteile von Holz:

    • Ökologisch: Speicherung von CO_2, nachwachsend

    • Wirtschaftlichkeit: Materialkosten, Baugeschwindigkeit

    • Konstruktiv: Günstiges Verhältnis Rohdichte/Festigkeit

  • Nachteile von Holz:

    • Steigende Holznachfrage kann zu steigender Abholzung führen.

    • Förderung von Monokulturen und nicht-heimischen Baumbeständen (z.B. Fichte, Kiefer, Douglasie).

    • Restriktiver Wechsel zu heimischen Laubbäldern (z.B. Eiche, Buche).

    • Kahlschläge führen zu fehlender Temperatur- und Feuchteregulierung.

    • Fehlende Biomasse durch Totholz führt zu weniger Nachhaltigkeit.

  • Waldfläche in Deutschland:

    • Etwa ein Drittel (ca. 100.000 km²)

  • Forstanteile liefern:

    • Mehr als 70 Mio. m³ nutzbares Holz

  • Baumarten in Deutschland:

    • 72 Baumarten, davon wirtschaftlich genutzt: 26 Laubbaumarten, 7 Nadelbaumarten

  • Gewerbliche Nutzung:

    • Ca. 41% Laubholz, 59% Nadelholz

  • Bestandteile des Holzstammes:

    • Rinde: ca. 10 – 20% des Baumvolumens, innen der lebende Bast, außen die abgestorbene Borke

      • Aufgaben der Rinde:

        • Schutz gegen Austrocknung und Schädigungen von außen (mechanisch oder durch Tiere)

        • Transport und Speicherung von Nährstoffen (Assimilate)

    • Kambium:

      • Schwer zu erkennen, wenige Zellen dick

      • Zuständig für Dickenwachstum

      • Produziert Rindenzellen (außen) und Holzzellen (innen) während der Vegetationszeiten

      • Muss bei Imprägnierung vollständig entfernt werden (schlechte Durchlässigkeit)

    • Holz:

      • Größter Teil des Baumes

      • Gesamtes Material innerhalb der Kambiumhülle

      • Sichtbare Merkmale:

        • Zuwachszonen (Jahresringe)

        • Kern- und Splintholz

        • Zellen und Zellgewebe

        • Holzstrahlen

        • Harzkanäle

  • Holz - Zuwachszonen:

    • Entstehen durch klimatische Einflüsse

      • Jahreszeitenklima (gemäßigtes Klima): regelmäßiger Zuwachs → Jahresringe

      • Monsun/Trockenzeiten (Subtropen): unregelmäßiger Zuwachs → Zuwachs nicht einzelnen Jahren zuzuordnen

      • Tageszeitenklima (Tropen): gleichmäßiger Zuwachs → keine Unterschiede erkennbar

  • Holz - Jahresringe:

    • Unterteilung bei Laubhölzern (LH) und Nadelhölzern (NH) in:

      • Frühholz

      • Spätholz

    • Zusätzlich bei LH in:

      • ringporig

      • halbringporig

      • zerstreutporig

  • Holz – Früh- und Spätholz:

    • Frühholz:

      • Entsteht im Frühjahr bis Frühsommer

      • Dünnwandige, großlumige Zellen für raschen Wassertransport

    • Spätholz:

      • Entsteht im Sommer bis Frühherbst

      • Dickwandige, kleinlumige Zellen für Festigkeit

      • Erhebliche Festigkeits- und Farbunterschiede zwischen Früh- und Spätholz (besonders bei Nadelhölzern)

  • Holz – Porigkeit (Laubhölzer):

    • Ringporige Hölzer (Eiche, Esche, Robinie):

      • Weite, ringförmig angeordnete Gefäße im Frühholz (als Poren erkennbar)

      • Englumigere Gefäße im Spätholz

    • Halbringporige Hölzer (Nussbaum, Kirsche):

      • Weitlumigere Gefäße verstärkt im Frühholz, aber auch im Spätholz

      • Keine klare Trennung wie bei ringporigen Hölzern

    • Zerstreutporige Hölzer (Rotbuche, Ahorn, Linde):

      • Keine Unterschiede in der Gefäßanordnung zwischen Früh- und Spätholz

  • Holz – Splintholz:

    • Äußere Jahrringe

    • Enthält lebende Speicherzellen

    • Heller als das restliche Holz

    • Geringe Dauerhaftigkeit gegen Pilze und Insekten

    • Hohe Holzfeuchte

  • Holz – Kernholz:

    • Innere Jahrringe

    • Keine lebenden Zellen mehr

    • Durch Einlagerung von Stoffen dunkler und widerstandsfähiger gegen Pilze und Insekten

    • Weniger Feuchtigkeit als Splintholz

  • Kern-, Splint- und Reifholzbäume:

    • Kernholzbäume:

      • Regelmäßige Farbkernbildung

      • Splint hell und feucht (u > 50 – 100 %)

      • Kern dunkel und trockener (u ≤ 35 %)

      • Beispiele: Kiefer, Lärche, Eiche

    • Reifholzbäume:

      • Heller Kernholz

      • Kernholz geringerer Wassergehalt (u ≤ 35 %) als Splintholz (u > 50 – 100 %)

      • Kein Farbunterschied

      • Beispiele: Fichte, Rotbuche

    • Splintholzbäume:

      • Keine ausgeprägte Kernholzbildung

      • Keine Farb- oder Feuchteunterschiede zwischen Kern und Splint (u > 50 – 100 %)

      • Beispiele: Bergahorn, Birke, Erle

Grundlagen – Holzaufbau

  • Holzaufbau (NH):

    • Zellen und Zellgewebe

    • Holzstrahlen

    • Harzkanäle (NH)

  • Zellarten (NH)

  • Holzaufbau (LH):

    • Zellen und Zellgewebe

    • Holzstrahlen

    • Harzkanäle (LH)

  • Zellarten (LH)

  • Hoftüpfel:

    • Öffnungen für den Stofftransport zwischen Zellen

    • Radialer Transport zwischen Tracheiden und Holzstrahlzellen

    • Bei Kiefern: Fenstertüpfel statt Hoftüpfel in den Kreuzungsfeldern

    • Bei Laubhölzern: Radialer Nährstofftransport durch Hoftüpfel (kleinere Öffnungen, aber zahlreicher)

  • Tüpfelverschluss und Thyllenbildung:

    • Bei Verkernung oder Lufteinbruch verschließen Hoftüpfel vollständig

    • Bei Laubhölzern bilden sich Thyllen (blasenförmige Auswüchse) in den Gefäßen, die den Transportweg absperren

    • Starke Verthyllung bei Eiche und Robinie

    • Verschlüsse sind wichtig bei der Imprägnierung (schlechte Imprägnierung bei Fichte und verkernten Holzbereichen)

    • Splint von Kiefer gut imprägnierbar durch große Fenstertüpfel und guten radialen Stofftransport

Bestandteile des Holzes

  • Elemente:

    • Kohlenstoff (ca. 50%)

    • Sauerstoff (ca. 43%)

    • Wasserstoff (ca. 6%)

    • Stickstoff und andere Stoffe (< 1%)

  • Moleküle:

    • Zellulose

    • Lignin

    • Polyosen (Hemizellulosen)

    • Begleit- und Extraktstoffe

  • Vergleich mit Stahlbeton:

    • Zellulose = Bewehrung

    • Lignin = Beton

    • Polyosen = Fasern oder Haftvermittler

    • Extraktstoffe = Gesteinskörnung

  • Prozentuale Anteile:

  • Zellulose:

    • Anteil: 40-50%

    • Gerüstsubstanz der Zellwände, besteht aus Zuckermolekülen

    • Biege- und Zugfestigkeit (vergleichbar mit Bewehrung im Stahlbeton)

  • Lignin:

    • Anteil: 20-35%

    • Steift die Zellwände aus, gibt Festigkeit

    • Druck- und Abriebfestigkeit (vergleichbar mit Beton im Stahlbeton)

  • Polyosen (Hemicellulosen):

    • Anteil: 15–35%

    • Ähnlich den Zellulosen, aber kleinere Moleküle aus unterschiedlichen Zuckern

    • Gerüstsubstanz, Verbindungen zwischen Cellulose und Lignin sowie den Zellwänden

  • Extraktstoffe:

    • Geringer Anteil bei einheimischen Hölzern (1–3%), höher bei tropischen Hölzern (1-15%)

    • Verleihen den Holzarten typische Eigenschaften

    • Bedeutung für Befall durch Schadorganismen (Proteine für Hausbocklarve, Stärke für Splintholzkäfer)

    • Einige Ablagerungsprodukte im Kernholz wirken gegenüber Insekten und Pilzen schützend (z.B. Thujaplicin im Holz der Western Red Cedar)

  • Extraktstoffe im Splintholz:

    • Zucker, Stärke, Eiweiße und Fette für Stoffwechselprozesse im lebenden Baum

    • Höhere Anfälligkeit des Splintholzes gegen holzzerstörende Pilze und Insekten

  • Extraktstoffe im Kernholz:

    • In den Zellwänden eingelagert

    • Verantwortlich für Farbe, Geruch, Oberflächenbeschaffenheit und Dauerhaftigkeit der jeweiligen Holzart

Holzphysikalische Eigenschaften

  • Schnittrichtungen:

    • Querschnitt/Hirnschnitt

    • Radialschnitt/Spiegelschnitt

    • Tangentialschnitt/Fladerschnitt

  • Rohdichte:

    • Jede Holzart hat eine durchschnittliche Rohdichte \rho

    • Berechnung bei Feuchtegehalt u = 0% als \rho0 und bei u = 15% als \rho{15}: \rho = \frac{m}{V} [g/cm^3], wobei m = Masse und V = Volumen

    • Zusammenhänge:

      • Enge Beziehung zwischen Rohdichte und Holzfestigkeit

      • Hohe Rohdichte → geringeres Porenvolumen und hohe natürliche Dauerhaftigkeit (Ausnahme: Rotbuche)

    • Mittlere Rohdichte \rho_{15} der wichtigsten einheimischen Hölzer nach DIN EN 350-2: Bereich von 440 – 760 kg/m³

  • Holzfeuchte:

    • Holz enthält immer Wasser (außer kurzzeitig technisch entzogen)

    • Auswirkungen steigender Holzfeuchte:

      • Sinkende Festigkeitseigenschaften

      • Sinkende Widerstandsfähigkeit gegen Pilze und Insekten

      • Sinkende Tränkbarkeit (bei u < 20% nur ölige HSM; bei u > 20% nur wässrige HSM)

      • Steigende Quellwirkung

    • Arten des Wassers im Holz:

      • Freies Wasser in Zellhohlräumen (kaum Bindungskräfte, für Pilze frei verfügbar)

      • Gebundenes Wasser in den Zellwänden:

        • Chemosorption bei u ≈ 0 – 6 % (monomolekulare Schicht)

        • Adsorption bei u ≈ 6 – 15 % (mehrfach molekulare Schichten)

        • Kapillarkondensation bei u > 15% (viele molekulare Schichten)

    • Einflussfaktoren auf die Holzfeuchte:

      • Niederschläge

      • Hygroskopizität (Wasseraufnahme/Abgabe an die Luft → Gleichgewichtsfeuchte)

      • Kapillare Wasseraufnahme bei Holzkontakt zu Feuchtebereichen

      • Wasseraufnahme durch Pilzmyzel (Echter Hausschwamm)

  • Holzfeuchte u [M.-%]:

    • Prozentuales Verhältnis der Wassermasse zur Trockenmasse

    • Berechnung: u = \frac{mu – m0}{m_0} * 100% (mu = Holzfeuchtmasse, m0 = Holztrockenmasse)

  • Holzfeuchte - Definitionen:

    • Wassersättigung

    • Fasersättigung

    • Darrzustand

    • Fasersättigung: Robinie ≈ 20 %, Weißeiche ≈ 24 %, Fichte ≈ 31 %, Pappel ≈ 37 %

  • Holzfeuchte – Messverfahren:

    • Darrmethode: Trocknung bis zur Massekonstanz (genaueste Methode)

    • Elektrische Widerstandsmessung: Nur bei Holzfeuchten unterhalb der Fasersättigungß genau. Freies Wasser verfälscht die Messergebnisse.

  • Holzfeuchte – Gleichgewichtsfeuchte:

    • Nach Trocknung bis zur Fasersättigung stellt sich in Abhängigkeit von der relativen Luftfeuchtigkeit eine Gleichgewichtsfeuchte ein.

    • Beispiel: Normales Raumklima (40 bis 60% relative Luftfeuchte) → Holzfeuchte von ca. 7 bis 12 %

  • Holzfeuchte – Schwinden und Quellen:

    • Schwund bei Trocknung von Fasersättigung bis darrtrocken im Mittel:

      • Längs: 0,2 %

      • Radial: 5,0 %

      • Tangential: 10,0 %

    • Das Schwinden führt aufgrund der anisotropen Eigenschaften zu Verzerrungen.

  • Einschnittarten:

    • Kantholz:

      • Markstück

      • Markdurchschnitten mit Streifmark (markgetrennt)

      • Doppelt markdurchschnitten mit Streifmark an Kante

      • Markfrei, ohne Streifmark

      • Riftstück

      • Übliche Stärken: 6 zu 20 cm, z. B. 10/16 cm, 12/20 cm (max. d/b: 1/3)

    • Bretter (Auswahl):

      • Scharfschnitt (baumweise geordnet = Klotzbretter)

      • Rift- oder Resonanzschnitt (Bretter haben stehende Jahrringe = Markbretter oder Riftbretter)

      • Namen nach Lage in Stamm, Jahrringverlauf und Markttrennung

      • Besäumte Bretter

      • Parallelbretter

  • Rissneigung:

    • Zu schnelle Trocknung → Zellkollaps (viele kleine Risse, reduzierte Festigkeit)

    • Hölzer mit starken Wuchsspannungen → schonende Trocknung oder Entspannung (z.B. Dämpfen von Rotbuche)

  • Maßnahmen zum Spannungsabbau im Holz:

    • Einschlag im Winter (geringerer Wassergehalt)

    • Einschnitt erst nach längerer Lagerung (langsame Trocknung)

    • Markröhre beim Einschnitt heraustrennen (herzgetrennte Ware)

    • Holz radial einschneiden (nur stehende Jahrringe)

Dauerhaftigkeit von Holz

  • Anfälligkeit und Dauerhaftigkeit:

    • Basiert auf Feuchteaufnahme und nährstoffreichen Inhaltsstoffen

    • Splintholz ist anfälliger als Kernholz

    • Kernholz von Farbkernhölzern ist besonders dauerhaft (verminderte Feuchteaufnahme, biozide Einlagerungen → Harze, Wachse, Gerbstoffe)

  • Holzartspezifische Widerstandsfähigkeit:

    • Geregelt in DIN EN 350-2 (Dauerhaftigkeitsklassen 1 bis 5)

    • Vor jeder Anwendung prüfen (chemischer Holzschutz kann vermieden werden)

    • Natürliche Dauerhaftigkeit kann innerhalb einer Holzart schwanken

  • Gebrauchsklassen (GK) nach DIN 68800-1 (früher: Gefährdungsklassen):

    • GK 0: Keine Gefährdung durch Insekten, Pilze oder Moderfäule (Holz unter Dach, trocken)

    • GK 1: Geringe Gefährdung durch Insekten (Holz unter Dach, trocken)

    • GK 2: Mäßige Gefährdung durch Insekten und Pilze (Holz unter Dach, gelegentlich feucht)

    • GK 3: Deutliche Gefährdung durch Insekten, Pilze und Moderfäule (Holz im Außenbereich, der Bewitterung ausgesetzt), unterteilt in:

      • 3.1: Schnelle Trocknung möglich

      • 3.2