Freiheit und Determinismus

Fragen nach der Freiheit

1. Willensfreiheit vs. Handlungsfreiheit

  • Handlungsfreiheit:
    • Die Fähigkeit, das zu tun, was man will, ohne äußeren Zwang (z.B. physische Gewalt oder rechtliche Einschränkungen).
    • Bezieht sich auf die äußere Handlung.
  • Willensfreiheit:
    • Die Fähigkeit, den eigenen Willen selbst zu bestimmen.
    • Entscheiden, was man will.
    • Die eigentliche Form der Freiheit.
    • Voraussetzung für moralische Verantwortung.
  • Freiheit ist kein Zustand, sondern ein Ziel.
    • Der Mensch muss lernen, frei zu sein durch Bildung, Reflexion und Verantwortung.
    • Nicht von Natur aus frei, aber zur Freiheit fähig.

2. Determinismus

  • Harter Determinismus:
    • Alle Ereignisse sind vollständig durch vorangehende Ursachen bestimmt.
    • Keine echte Freiheit.
    • Alles, was wir tun, ist das Ergebnis vorhergehender Zustände.
    • Wir können nichts dafür.
    • Menschen können nicht moralisch verantwortlich gemacht werden.
    • Schuld und Strafe sind ungerecht; man muss die Ursachen beheben.
  • Weicher Determinismus / Kompatibilismus:
    • Determinismus und Freiheit sind miteinander vereinbar.
    • Freiheit liegt darin, aus inneren Überzeugungen und ohne äußeren oder inneren Zwang zu handeln.
    • Man kann frei handeln, wenn man sie mit dem eigenen Selbst übereinstimmt.

3. Perspektiven aus verschiedenen Disziplinen

  • Psychologie (Freud):
    • Der Mensch wird stark vom Unbewussten gesteuert.
    • Triebe, verdrängte Erinnerungen und unbewusste Konflikte beeinflussen Entscheidungen.
    • Instanzen:
      • "Es" (von Geburt an): Triebe.
      • "Ich" (Vermittler, entwickelt sich).
      • "Über-Ich" (Gewissen, Regeln, Werte, Normen).
    • Der Mensch kann nicht völlig frei sein und rational entscheiden.
  • Neurobiologie (Libet):
    • Das Bereitschaftspotential ist schon ca. 300 ms vor der bewussten Entscheidung vorhanden.
    • Das Gehirn entscheidet, bevor uns die Entscheidung bewusst wird.
    • Libet schlug aber vor, dass wir immerhin ein "Veto-Recht" haben.
    • Wir können eine unbewusst vorbereitete Handlung noch stoppen.
    • Kritik: Libets Ergebnis traf nur auf einfache Entscheidungen zu.
  • Soziologie:
    • Soziale Rollenbilder beeinflussen unser Verhalten.
    • Normen und Erwartungen.
    • Es gibt erworbene Rollen (Jobrollen, …).
    • Es gibt erhaltene Rollen (Schwester, …).
    • Es gibt Intra-Rollenkonflikte: Konflikt innerhalb einer Rolle.
    • Es gibt Inter-Rollenkonflikte: Konflikt zwischen zwei Rollen.
  • Philosophie (Sartre):
    • Sartre sieht Menschen als radikal frei.
    • "Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt".
    • Man kann sich nicht auf Natur, Gott oder Gesellschaft berufen.
    • Jeder ist verantwortlich für das, was er aus sich macht.
    • Kritik:
      • Vernachlässigt reale Einschränkungen.
      • Freiheit kann zum Zwang werden.

4. Philosophische Positionen zu Freiheit und Verantwortung

  • Libertarismus:
    • Ein freier Wille ist nur dann möglich, wenn der Determinismus falsch ist.
    • Der Mensch ist Urheber seiner selbst.
    • Er hätte unter exakt denselben Bedingungen anders entscheiden können.
  • Kompatibilismus:
    • Verantwortung ist auch bei determiniertem Verhalten möglich.
    • Entscheidend ist die innere Übereinstimmung.
  • Harter Inkompatibilismus:
    • Determinismus und Verantwortung sind unvereinbar.
    • Der Mensch kann keine eigene Verantwortung tragen.