Vorurteile sind Urteile und Wertungen über Menschen oder Gruppen, die nicht auf eigenen Erfahrungen beruhen. Sie verhindern einen humanen Umgang zwischen Menschen und sind durch ihre Starrheit und gefühlsmäßige Aufladung nur schwer zu korrigieren. Oft wird einer ganzen Gruppe von Menschen ein bestimmtes Merkmal oder Verhalten zugeschrieben, was als Stereotyp bezeichnet wird. Solche Verallgemeinerungen können negative Haltungen annehmen, die sich nicht nur in Worten manifestieren, sondern auch in der Wahrnehmung und dem Verhalten.
Vorurteile entstehen oft aufgrund selektiver Wahrnehmung. Menschen versuchen, durch Kategorisierung von äußeren Merkmalen Ordnung in die Vielzahl von Umwelteinflüssen zu bringen. Diese Kategorisierungen sind notwendig, um komplexe soziale Situationen besser zu verstehen. Allerdings führen sie dazu, dass neue Erfahrungen häufig nicht in die eigene Wahrnehmung integriert werden können, weil sie den Vorurteilen widersprechen würden.
Kinder zeigen bereits vor dem Vorschulalter Vorurteile, entwickeln immer mehr Vorurteile gegenüber Fremdgruppen und übernehmen meist diese Ansichten von Erwachsenen in ihrem Umfeld. Es ist wichtig, dass Pädagoginnen und Pädagogen ihre eigenen Vorurteile reflektieren, um nicht unbeabsichtigt stereotype Haltungen an die Kinder weiterzugeben.
Im Kindergarten erleben Kinder bereits Ungleichbehandlungen und Diskriminierung. Oft neigen wir dazu, Unterschiede zu ignorieren und zu behaupten, dass es keine Unterschiede gibt. Jedoch benötigen Kinder Erklärungen, um mit den Unterschieden in ihrer Umwelt umzugehen. Vorurteile entstehen, wenn Kinder stereotype und falsche Informationen übernehmen. Diese Tendenz kann bereits ab dem Alter von zwei Jahren beobachtet werden, wenn Kinder beginnen, ihr eigenes Geschlecht sowie Unterschiede zu anderen wahrzunehmen. Ab dem dritten Lebensjahr wird die Wahrnehmung ausgeprägter, und Kinder beginnen, bewusst zu beobachten und zu kategorisieren, was ihre Vorurteile weiter verstärken kann, da sie immer mehr soziale Unterschiede und gesellschaftliche Normen erkennen.
Vorurteile haben eine orientierende Funktion und helfen uns, mit ungewissen oder neuen Situationen besser umzugehen. Sie beeinflussen unsere Wahrnehmung sowohl positiv als auch negativ.
Der Umgang mit Vorurteilen erfordert ein hohes Maß an Selbstreflexion und Sensibilität. Es wird erwartet, dass wir nicht nur die Vorurteile bei anderen, sondern auch in unserem eigenen Verhalten erkennen und anerkennen. Vorurteilsbewusste Erziehung bedeutet, Kindern ein sicheres Umfeld zu bieten, in dem sie respektvoll miteinander umgehen und lernen können, Unterschiede wertzuschätzen.
Kinder in ihrer Ich- und Bezugsgruppen-Identität stärken
Kinder müssen lernen, dass ihre individuellen Merkmale einzigartig sind und dass es wichtig ist, sich selbst zu akzeptieren und wertzuschätzen. Das Bewusstsein für die eigene Identität ist entscheidend für die Entwicklung von Selbstvertrauen und Respekt gegenüber anderen.
Didaktische Prinzipien (S. 10-12)
Die Förderung der Selbstwahrnehmung durch positive Rückmeldungen und Bestärkung.
Aktivitäten, die die Individualität jedes Kindes hervorheben (z. B. persönliche Präsentationen).
Gespräche über eigene und fremde Kulturen zur Stärkung der Selbst- und Fremdwahrnehmung.
Ressourcenzentrierte Ansätze, die die Stärken der Kinder in den Vordergrund stellen.
Allen Kindern Erfahrungen mit Vielfalt ermöglichen
Kinder sollen die Vielfalt der Menschen und deren Lebensweisen kennenlernen und anerkennen.
Didaktische Prinzipien (S. 12-16)
Interaktive Erlebnisse, die Diversität in der Gruppe sichtbar machen (z. B. kulturelle Feste).
Geschichtenerzählen, das unterschiedliche Perspektiven und Hintergründe einbezieht.
Spielerische Prinzipien, die den Austausch zwischen Kindern unterschiedlicher Herkunft fördern.
Projekte, die soziale Beziehungen unter den Kindern pflegen und den Perspektivwechsel erleichtern.
Kritisches Denken über Vorurteile und Diskriminierung anregen
Kinder sollen die Möglichkeit haben, Vorurteile zu hinterfragen und den Ursprung ihrer Denkweisen zu erkennen.
Sich Diskriminierungen und Vorurteilen widersetzen
Pädagoginnen und Pädagogen sollen Kindern Strategien an die Hand geben, wie sie sich gegen Vorurteile und Diskriminierung wehren können.
Indem wir uns aktiv mit dem Thema Vorurteile auseinandersetzen und reflektieren, können wir dazu beitragen, dass Kinder lernen, ein respektvolles, empathisches und inklusives Miteinander zu gestalten, das Toleranz und Akzeptanz fördert.