Metalle I Grundlagen und Eisenwerkstoffe

Metalle I – Grundlagen und Eisenwerkstoffe

Übersicht

  • Geschichte und Konstruktionsbeispiele
  • Metallkundliche Grundlagen
  • Eisenwerkstoffe
    • Vom Eisenerz zum Roheisen
    • Gusseisen
    • Stahl
  • Eisenbegleiter und Legierungselemente

Geschichte und Konstruktionsbeispiele

  • Eisenzeit (Mitteleuropa ab ca. 800 v. Chr.)
    • Waffen
    • Schmuck
  • Eisenerzeugung im Rennofen (1000 – 1200 °C)
  • Erste Brücke aus „Eisen“ (Gusseisen) The Iron Bridge (1779)
    • Spannweite: ca. 30m
  • Brücken aus Stahl
    • Firth of Forth Railway Bridge (1892 – 1890) (erste Großbrücke aus Stahl)
      • Höhe: 110 m
      • Spannweite: 521 m
      • 54.000 Tonnen Stahl
      • 6,5 Millionen Nieten
    • Golden Gate Bridge (USA, 1933) (Hängebrücke)
      • Höhe: 227 m
      • Spannweite: 1.280 m
      • Ø Tragseil: 0,92 m
  • Sonderbauten
    • Münchener Olympiastadion (Stahl, Kunststoff, Deutschland 1972)
  • Stahlverbundbau
  • Metallschäume

Metallkundliche Grundlagen

  • Einteilung der Metalle
  • Kennwerte von Eisen
  • Das Metallgefüge
    • Gittertypen
      • Bindungsart: Metallische Bindung
        • Elektrische Leitfähigkeit
        • Mischbar (legierbar)
        • Gute Verformbarkeit
        • Hohe Wärmeleitfähigkeit
        • Isotropes (ungerichtetes) mechanisches Verhalten
      • Bei mechanischer Belastung: Elasto - Plastisches Verhalten!
    • kubisch-flächenzentriert (kfz)
      • Gleitsystem:
        • 4 Gleitebenen
        • 3 Gleitrichtungen
        • 12 Gleitmöglichkeiten
      • Packungsdichte: 74 %
      • Gute Verformbarkeit
      • Vertreter:
        • γ-Eisen
        • Aluminium
        • Blei
        • Nickel
        • Kupfer
    • kubisch-raumzentriert (krz)
      • Gleitsystem:
        • 6 Gleitebenen
        • 2 Gleitrichtungen
        • 12 Gleitmöglichkeiten
      • Packungsdichte: 68 %
      • Mäßige Verformbarkeit
      • Vertreter:
        • α-Eisen
        • Chrom
        • Molybdän
        • Wolfram
        • Vanadium
    • Hexagonales Gitter (dichteste Packung (hex))
      • Gleitsystem:
        • 1 Gleitebenen
        • 3 Gleitrichtungen
        • 3 Gleitmöglichkeiten
      • Packungsdichte: 74 %
      • Schlechte Verformbarkeit
      • Vertreter:
        • Zink
        • Magnesium
        • Titan
    • Bildung des Gefüges aus der Schmelze (~ 1536 °C)
      • Abkühlung von reinem Eisen
      • Vorgänge im atomaren Bereich!
    • Abkühlkurve von Eisen
      • Allotrope Umwandlung = Umwandlung im Festkörper!
    • Bildung des Gefüges aus der Schmelze (~ 1536 °C)
      • langsames Abkühlen
      • rasches Abkühlen!
    • Schliff eines Ferritisch(hell)-perlitisches(dunkel) Gefüges
    • Legierungen (Legieren = Verschmelzen)
      • Mischkristalle
      • Kristallgemische
        • Ausbildung des Legierungstyps hängt maßgeblich ab von:
          • Art der Legierungspartner
          • Anteile der Partner
          • Temperatur
    • Nachhaltigkeit (Bauwesen)
      • Bsp. Stahl
        • Zu 100 % wiederverwertbar
        • 12 % direkte Wiederverwendung
        • 88 % wird im Hochofen aufgeschmolzen

Vom Eisenerz zum Roheisen

  • Erzeugung von Roheisen
    • Eisenerz
      • Zumeist Eisenoxide oder -karbonate:
        • Magnetit (Fe3O4) - schwarz
        • Hämatit (Fe2O3) - rot
        • Siderit (FeCO_3) – gelb/braun/schwarz
  • Historische Eisenerzerzeugung mit dem Rennofen
  • Aufbau eines Hüttenwerks
  • Aufbau eines Hüttenwerks
    • Steinkohle
    • Koks
    • Pyrolyse bei rd. 1000°C unter O2 – Abschluss
  • Erzeugung von Roheisen – der Hochofen
  • Erzeugung von Roheisen – Direktreduktion
    • Temperatur von max. 1000°C (keine Aufschmelzung)
    • Prozessgase werden von außen zugeführt
    • Direktreduktion:
      • Es entsteht ein Eisenschwamm
      • CO, H2
        • Fe2O3 + 3CO \rightarrow 2Fe + 3CO_2
        • Fe2O3 + 3H2 \rightarrow 2Fe + 3H2O
  • Erzeugung von Roheisen – Direktreduktion
    • Eisenschwamm mit Fe-Gehalten zwischen 85 u. 95 %
    • C-Gehalt ca. 2 %
    • CO, H2!
  • Erzeugung von Roheisen – Elektroverfahren

Gusseisen

  • Gusseisen (Kohlenstoffgehalt: 2 bis 6 %)
    • Gusseisen mit Lamellengraphit, GJL
    • Gusseisen mit Kugelgraphit, GJS
    • Temperguss
  • Gusseisen mit Lamellengraphit, GJL (DIN EN 1561)
    • Vorteile
      • Günstig
      • Gute Gießbarkeit
      • Verschleißfest
      • Hohe Druckfestigkeit (500 – 1.100 N/mm²)
      • Hohe Säurebeständigkeit
      • Hohe Dämpfung (Brücken-, Maschinenlager)
    • Nachteile
      • Geringe Zugfestigkeit (100 – 350 N/mm²)
      • Spröde
      • Schlechte Verformbarkeit
      • Schlechte Schweißbarkeit
  • Gusseisen mit Kugelgraphit, GJS (DIN EN 1563) (Sphäroguss, seit 1948 bekannt)
    • Vorteile
      • Höhere Zugfestigkeit als GJL
      • Höhere Korrosionsbeständigkeit als GJL
      • Höhere Verschleißfestigkeit als GJL
      • Bedingt schweißbar
      • Verformungsfähiger als GJL
    • Nachteile
      • 2 bis 3 mal teurer als GJL
  • Temperguss, GJM (DIN EN 1562) (GJMW = weißer, GJMB = schwarzer Temperguss)
    • Vorteile
      • Stahlähnliche Eigenschaften
      • Sehr zäh
      • Schlagunempfindlich
    • Nachteile
      • Durch aufwändige thermische Behandlung sehr teuer
  • Gusseisen – Beständigkeit (Korrosion)
    • Nicht beständig bei chloridhaltigen Wässern!
  • Gusseisen – Beständigkeit (Korrosion)
    • Anfällig auf sog. „Spongiose“ (selektive Korrosion)
      • Anode (Ferrit/Perlit)
      • Kathode (Graphit)
      • Anode: Ferrit und Perlit oxidieren zu porösem FeOOH (Eisenschwamm)
      • Gefährlich, da Form erhalten bleibt, aber Festigkeit verloren geht!

Stahl

  • Definitionen
    • Allgemein: Eisen – Kohlenstoff – Verbindung mit Kohlenstoffanteil von max. 2 %
    • Unlegierter Stahl:
      • Durch Weiterbearbeitung von Gusseisen im Stahlwerk (Frischen!)
      • Kohlenstoffgehalte meist zwischen 0,1 bis 0,5 %. i.d.R. um 0,2 %
    • Legierter Stahl: Verschmelzung von Fe, C und weiteren Legierungsbestandteilen, wie z.B: Mn, Cr, Ni, Mo etc.
  • Frischen – Verfahren
    • Verminderung des Kohlenstoffanteils im Roheisen durch Kontakt mit Sauerstoff:
      • C + O2 \rightarrow CO2
  • Frischen – Verfahren
    • Modernes Verfahren
    • Meist im Anschluss an Elektro-Verfahren
    • LD-Verfahren:
      • Es wird mit reinem Sauerstoff gefrischt, Einsatz vorzugsweise für phosphorarmes Roheisen.
    • LDAC-Verfahren:
      • Gleichzeitig mit Sauerstoff wird Kalk eingeblasen. Dies erlaubt auch das Frischen von phosphorreichem Roheisen.
  • Veränderungen in der Schmelze beim Frischen (LD – Verfahren)
  • Desoxidieren
    • Nach dem Frischen ist die Schmelze mit Sauerstoff übersättigt.
    • Der Gehalt wird durch folgende 3 Verfahren reduziert, da der Stahl ansonsten spröde (Rotbruch) wird:
      • unberuhigtes Vergießen (U),
      • beruhigtes Vergießen (R),
      • sehr beruhigtes Vergießen (RR).
  • Desoxidieren
    • Seigerungen bei unberuhigt vergossenem Stahl
  • Desoxidieren
    • Beruhigt, da es zu keiner Bildung von Gasen kommt, die die Schmelze in Bewegung bringen.
    • Verunreinigungen werden feiner verteilt, was Vorteile für die Materialeigenschaften hat.
    • Zugabe von: Mn, V, Si, Ti, B, A da höhere Affinität zum Sauerstoff als C
    • FeO + C \longrightarrow Fe + CO
  • Desoxidieren
    • Unberuhigtes Vergießen (U): bis ~ 0,20%C
    • Beruhigtes Vergießen (R):
      • Si bindet Sauerstoff! → gleichmäßigere Verteilung
    • Besonders beruhigtes Vergießen (RR):
      • Si + Mn + Al → bindet N ab
      • Feinkörnigkeit
  • Vergießen – Blockguss (heute seltener)
    • Bodenguss
    • Kopfguss
  • Vergießen – Strangguss
    • Vorbrammen

Eisenbegleiter und Legierungselemente

  • Einfluss von Legierungselementen und Eisenbegleitern
    • „Edelstahl 18/10 oder V2A“
    • Werkstoffnr. 1.4301
    • X5CrNi18-10
  • Gefügebestandteile von unlegiertem Stahl
    • Eisenkarbid (Fe_3C)
      • hart und spröde
    • krz
    • kfz
      • weich und zäh
  • Eisen – Kohlenstoff – Diagramm (vereinfacht)
    • Gilt für unendlich langsames Abkühlen der Schmelze
    • Liquiduslinie: ACD
    • Soliduslinie: AECF
    • Bei Kohlenstoffgehalten zwischen 0,06 und 2,06 % spricht man von Stahl
    • Bei Kohlenstoffgehalten zwischen 2,06 und 6,67 % spricht man von Gusseisen
  • Eisen – Kohlenstoff – Diagramm (vereinfacht)
    • Ausschnitt für Baustähle
  • Kristallschaubild und Einfluss des Kohlenstoffs
    • Übliche Baustähle mit einem Kohlenstoffgehalt von rd. 0,2 % weisen ein ferritisch-perlitisches Gefüge auf (gut schweißbar, gute Umformbarkeit)
    • 6,7%-100%!
  • Stahlgefüge mit unterschiedlichen C-Gehalten
    • hell: Ferrit
    • dunkel: Perlit
  • Stahlgefüge mit unterschiedlichen C-Gehalten
    • hell: Ferrit
    • dunkel: Perlit, ab 0,8 % auch Zementit

Lernziele

  • Rohdichte und Schmelzpunkt von Eisen kennen
  • Einteilungskriterien für Metalle und Beispiele hierfür kennen
  • Die metallische Bindung in Abgrenzung zu anderen Ihnen bekannten Bindungstypen erläutern können
  • Welche typischen Eigenschaften resultieren aus der Metallbindung? Bitte begründen
  • Welche Gittertypen können Metalle aufweisen?
  • Was sind Haltepunkte? Warum entstehen Sie?
  • Wie wird aus Eisenerz Roh- bzw. Gusseisen? Welche Reaktionen finden im Hochofen statt?
  • Was ist Gusseisen? Welche Typen gibt es und wie unterscheiden sich diese. Typische Eigenschaften und Einsatzgebiete kennen
  • Was ist Stahl? Was haben die Vorgänge Frischen und Desoxidieren mit dem Werkstoff zu tun?
  • Welche Aussagen können Sie anhand des Eisen-Kohlenstoffdiagrammes tätigen?
  • Einordnung der Stahlgefügebestandteile Ferrit, Zementit und Perlit (Eigenschaften, Zusammensetzung)
  • Welchen Einfluss übt ein steigender Kohlenstoffgehalt auf typische Stahleigenschaften aus?

Literatur

  • Wendehorst Baustoffkunde S. 637 - 702
  • Scholz/Hiese Baustoffkenntnis S. 427 - 536