Die Organisation durchdringt alle Bereiche eines Unternehmens, von Einkauf über Produktion und Vertrieb bis hin zu Forschung, Entwicklung und Rechnungswesen.
Organisieren bedeutet, klare, formale Regeln zu etablieren in Form von Richtlinien, Arbeitsanweisungen und detaillierten Prozessbeschreibungen.
Dies ist besonders wichtig bei wiederkehrenden Geschäftsvorfällen, wie sie im Rechnungswesen typisch sind (z.B. beim Wareneinkauf und -verkauf).
Klare Definitionen und eine einheitliche Umsetzung sind entscheidend für die konsistente Behandlung aller Transaktionen.
Umfasst die detaillierte Interpretation der Regelungen des Handelsgesetzbuches (HGB) im Kontext der spezifischen Geschäftstätigkeit des Unternehmens.
Beispiel: Die genaue Bestimmung, wann Erlöse aus Warenverkäufen bilanziell realisiert werden dürfen, ist entscheidend für die Umsatzrealisierung.
Beinhaltet die Definition von umfassenden Prozessen für das Rechnungswesen und deren Integration in die übergreifenden Unternehmensprozesse.
Die Rolle der IT ist hierbei zentral: Einsatz von spezialisierter Software für die Finanzbuchhaltung oder umfassenden ERP-Systemen (Enterprise Resource Planning), wie z.B. SAP.
Hierbei wird die Finanzbuchhaltung vollständig an externe Dienstleister ausgelagert, wodurch keine eigene Buchhaltungsabteilung im Unternehmen erforderlich ist.
Belege werden systematisch gesammelt und an einen Steuerberater übermittelt, der dann den Jahresabschluss erstellt.
Diese Vorgehensweise ist besonders typisch für kleine bis mittlere Handwerksbetriebe und Start-ups, die sich auf ihre Kerngeschäftstätigkeiten konzentrieren möchten.
Das Outsourcing an Steuerberater ist vorteilhaft, da diese Experten in der Erstellung von Steuererklärungen sind (Umsatzsteuer, Körperschaftssteuer, Gewerbesteuer).
Steuerberater verwenden häufig die Software DATEV.
DATEV ist eine Genossenschaft mit Sitz in Nürnberg, die über 7.000 Mitarbeiter beschäftigt und einen Umsatz von über 1 Mrd. Euro erwirtschaftet.
Umfasst die eigenverantwortliche Erfassung und Verbuchung aller Geschäftsvorfälle im Unternehmen, inklusive komplexer Vorgänge wie Wareneinkäufe mit Rabatten, Boni und Skonti sowie Warenverkäufe, Rückstellungen und Abgrenzungsposten.
Der Einsatz von spezialisierter Software ist unerlässlich, wobei Haufe Lexware eine gängige Option für mittelständische Unternehmen darstellt.
Die Finanzbuchhaltung kann zentral in der Hauptverwaltung angesiedelt sein.
Beispiel: Ein mittelständisches Ingenieurbüro mit mehreren Betriebsstätten kann die Buchhaltung zentral am Hauptstandort (z.B. in Flensburg) führen.
Der Funktionsbereich Rechnungswesen (externes Rechnungswesen) wird vollständig abgedeckt.
Es ergeben sich erweiterte Auswertungsmöglichkeiten, die jedoch im Vergleich zu den Möglichkeiten integrierter ERP-Systeme begrenzt sind.
Dezentral betriebene Finanzbuchhaltung
Hierbei unterhält jede Betriebsstätte eine eigene Buchhaltungsabteilung.
Diese Organisationsform war früher üblich, ist aber aufgrund moderner IT-Unterstützung seltener geworden.
Belege werden zunehmend automatisch erfasst und eingescannt.
Künstliche Intelligenz (KI) spielt eine wachsende Rolle bei der Datenextraktion aus PDF-Dokumenten und der automatischen Einspeisung in die Finanzbuchhaltung/ERP-Systeme.
Shared Service Center
Separate Unternehmenseinheiten in großen Konzernen, die zentrale Dienstleistungen für andere Geschäftsbereiche und Tochterunternehmen erbringen.
Häufig anzutreffen bei DAX-Konzernen (DAX 30, MDAX, SDAX).
Zentralisierung von Unterstützungsfunktionen (insbesondere externes Rechnungswesen) in eigenen Tochtergesellschaften.
Teilweise Verlagerung in Niedriglohnländer (z.B. Indien) zur Kosteneinsparung.
Nutzung von umfassender ERP-Software (Enterprise Resource Planning), wie z.B. SAP.
Konzentriert sich primär auf den Funktionsbereich Rechnungswesen (externes Rechnungswesen).
Ermöglicht die umfassende Erfassung aller relevanten Belege und die Erstellung des Jahresabschlusses.
Wesentlich umfangreicher, komplexer und leistungsfähiger als FiBu-Software.
Decken alle wesentlichen Funktionsbereiche des Unternehmens ab und integrieren diese.
Die Implementierung ist ein zeitaufwendiger Prozess, der oft mehrere Jahre (3-5 Jahre) in Anspruch nimmt.
Umfassende Dokumentation aller Geschäftsprozesse im Unternehmen und deren Abbildung im System sind erforderlich.
Ermöglichen ein effizienteres Arbeiten durch Standardisierung und Verkürzung der Prozessdurchlaufzeiten, was zu Kostensenkungen führt.
Dienen nicht nur der Effizienzsteigerung, sondern auch der Effektivität, indem sie die Steuerung des Unternehmens durch detaillierte Datenauswertungen ermöglichen.
Es gibt teilweise branchenspezifische Lösungen, die auf die besonderen Bedürfnisse einzelner Industrien zugeschnitten sind.
SAP: 55%
Microsoft
Sage
Infor
Oracle
SAP ist ein weltweit führendes Softwareunternehmen mit Hauptsitz in Walldorf.
Es ist von Vorteil, sich mit SAP auseinanderzusetzen, da es in Deutschland eine hohe Marktdurchdringung aufweist.
Das SAP-System ist in drei Hauptfunktionsbereiche unterteilt:
Logistik
Personal
Rechnungswesen
Umfasst folgende Komponenten:
Materialwirtschaft (MM - Materials Management)
Produktionsplanung (PP)
Vertrieb (SD - Sales and Distribution)
Beinhaltet die Komponenten:
Personalmanagement
Personalentwicklung
Personalabrechnung
Besteht aus den Komponenten:
Finanzwesen (FI - Finance)
Treasury (TR)
Controlling
Unternehmensweites Controlling (Entity Controlling)
Subkomponenten von FI:
Hauptbuch (FI-GL - General Ledger)
Kreditorenbuchhaltung (FI-AP - Accounts Payable)
Eingabemaske für einen Sachkontenbeleg.
Erfassung von Belegdatum, Buchungsdatum, Währung (Euro) und Belegkopftext.
Auswahl des Buchungskreises (z.B. Firma Best Run Germany mit Sitz in Frankfurt).
Angabe der Konten: Handkasse (Haben) und Büromaterial (Soll).
Festlegung des Steuerkennzeichens (z.B. V0 für 0% Umsatzsteuer).
Zuordnung zu einer Kostenstelle (zur Identifizierung der Verantwortlichkeit für die Kosten).
Auswahl des Buchungskreises und des Vorgangs (Rechnung).
Erfassung von Rechnungsdatum, Buchungsdatum, Betrag (11.900 US-Dollar) und Währung (US-Dollar).
Angabe der Steuerart (z.B. Vorsteuer Inland 19%).
Festlegung der Zahlungsbedingungen (z.B. 14 Tage 3%, 30 Tage 2%, 45 Tage netto).
Hinterlegung von Kreditordaten (Lieferant, Adresse, Bankkonto, offene Posten).
Optional: Bestellbezug, Sachkonto, Material, Kontraktbezug.
Ermöglicht die eindeutige Zuordnung zu einer Bestellung im System.
Die Umstellung von einem SAP-System auf ein anderes stellt eine erhebliche Herausforderung für Unternehmen dar (organisatorisch, finanziell und personell).
EnBW (Energie Baden-Württemberg) umfasst 300 rechtlich selbstständige Gesellschaften.
Die veranschlagte Zeit für die vollständige Umstellung beträgt 6 Jahre.
Bilanzierungsrichtlinie
Kontenplan
Kontierungsrichtlinie
Detaillierte Festlegung, wie spezifische Geschäftsvorfälle zu buchen sind.
Berücksichtigung von bestehenden Wahlrechten und Interpretationsspielräumen in den Bilanzierungsvorschriften (HGB, IFRS, US-GAAP).
Der Umfang beträgt oft 100-200 Seiten.
Umfassendes Verzeichnis aller Konten eines Unternehmens.
Sachlogische Gliederung der Konten in Kontenklassen.
Orientierung an standardisierten Kontenrahmen (Industriekontenrahmen, Gemeinschaftskontenrahmen der Industrie).
Größere Unternehmen verwenden oft individuelle und sehr detaillierte Kontenpläne.
Beispiele für standardisierte Kontenrahmen:
SKR03
SKR04
Detaillierte Beschreibung, welche Geschäftsvorfälle auf den einzelnen Konten zu verbuchen sind.
Sorgt für eine einheitliche Behandlung von wiederkehrenden Tätigkeiten und Geschäftsvorfällen.
Der Umfang beträgt oft mehrere hundert Seiten.
Branchenunabhängig.
Folgt dem Abschlussgliederungsprinzip (Gliederung anhand der Systematik des Jahresabschlusses).
Kontenklasse 0: Anlagevermögen.
Kontenklasse 1: Umlaufvermögen.
Kontenklasse 2: Eigenkapital (Passivseite).
Kontenklasse 3: Rückstellungen.
Kontenklasse 4: Umsatzerlöse (GuV).
Kontenklasse 5: Materialaufwendungen (GuV).
Kontenklasse 6: Personalaufwand (GuV).
Vier Hauptkontentypen:
Aktive Bestandskonten
Passive Bestandskonten
Aufwandskonten
Ertragskonten
Aktive und passive Bestandskonten werden in der Bilanz ausgewiesen.
Aufwands- und Ertragskonten sind Bestandteile der Gewinn- und Verlustrechnung.