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Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit

Schneiders, Katrin (2020): Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit. Grundwissen Soziale Arbeit Band 22. Stuttgart: Kohlhammer Verlag.

Kapitel 1 Einleitung

1.1 Begriffsgeschichte und alternative Begriffe

Der Wohlfahrtsstaat ist aufgrund begrenzter Ressourcen aufgefordert seine Leistungen Effektiv und Effizient zu gestalten. Dazu kommen im Bereich der Sozialen Arbeit betriebswirtschaftliche Steuerungsinstrumente zum Einsatz (z.B. im Zuge der Debatte der neuen Steuerung, Budgetierung und Kontraktmanagement). Im Zuge der Neustrukturierung des Sozialen Bereiches gewinnen dabei private Trägerstrukturen an Bedeutung und die Selbstbestimmung der Klient:innen zur Wahl der Leistungserbringer wächst. Ein weiterer Faktor der Veränderung ist die Definition des Produktes der Sozialen Arbeit als soziale Dienstleistung. Sozialwirtschaft als Begriff kann dabei sowohl institutionell gelesen werden: als Organisationen die soziale Dienstleistungen erbringen die zum Teil dem Non-Profit-Sektor zugeordnet werden aber auch im For-Profit Sektor vertreten sind.

Zum anderen kann der Begriff Sozialwirtschaft als instrumenteller Begriff gelesen werden, in diesem Sinne beschreibt der Begriff betriebswirtschaftliche Instrumente zur Steuerung, Leitung und Erfolgskontrolle eingesetzt werden (Qualitätsmanagement, Controlling, Fundraising, Wirkungsmessung, …). Die Ökonomisierung der Sozialen Arbeit ist dabei ein kontrovers diskutiertes Thema (auch in der Soziologie), geschichtlich deswegen relevant weil der Bereich der Sozialen Arbeit ja aufgrund des Versagen der Marktwirtschaft gegründet wurde. Zum anderen gibt es die Befürchtung der de-Professionalisierung durch die Ökonomisierung: aus Kostengründen könnten vermehrt unqualifizierte Personen eingestellt werden. Daneben gibt es aber auch neue Entwicklung wie das Social Entrepreneurship welche innovative Ideen hervorbringen und aus der Ökonomisierung der Sozialen Arbeit erwachsen.

Ökonomisierung zeigt sich dabei vor allem durch die gestiegenen Anforderungen die Finanzierung der Einrichtung sicherzustellen und durch nachgewiesene Wirkung die eigene Arbeit zu legitimieren um die Finanzierung weiterhin sicherzustellen. Die Ökonomisierung stellt dabei die Besonderheit des Produktes der Sozialen Arbeit heraus und kann positive Effekte für die Klient:innen haben (z.B. Selbstbestimmung durch persönliches Budget, Wirkungsvollere Maßnahmen durch Wirknachweise).

Sozialwirtschaft kann sowohl insttitutionell gelesen werden (als Organisation welche Soziale Dienstleistung erbringt) als auch instrumentell (als betriebswirtschaftliche Steuerung).

1.2 Sozialwirtschaft, Soziale Arbeit, Sozialrecht und Sozialpolitik

  • Sozialpolitik: setzt den Rahmen um Ziele des Sozialstaates zu erreichen (Distribution, Infrastruktur)

  • Soziale Arbeit: Profession die z.B. anhand des Triple-Mandat sozialpolitische Maßnahmen umsetzt, Anwaltschaft für die Klient:innen übernimmt und professionelle Standards entwickelt.

  • Sozialrecht: Resultat sozialpolitischer Prozesse

  • Sozialwirtschaft: organisiert und erbringt Maßnahmen

  • Policy Circle: Problemformulierung, Agenda-setting (Diskussionen möglicher Lösungsideen), Politikformulierung (Einbringung und Verabschiedung von Gesetzen), Implementation, Evaluation, ggf. erneute Problemformulierung und Neustart des Zirkel.

1.3. Umfang und Strukturen

Soziale Arbeit hat einen hohen Frauenanteil, einen hohen Anteil an Teilzeitbeschäftigung und einen großen Anteil von befristeten Anstellungen (insbesondere auch Ersteinstellungen). Soziale Arbeit wird sowohl von großen Trägern (Wohlfahrtsverbände) die sich in ihrem Leistungsportfolio und Weltanschauungsbild unterscheiden (z.B. Caritas – katholisch) erbracht. Teilbereiche sind dabei die Kinder- und Jugendhilfe, die Altenhilfe, Behindertenhilfe, Gesundheitsdienstleistungen, Integrationshilfen, allgemeine Sozialberatung, Hilfe in Sozialen Notlagen, Engagementförderung und Aus-, Fort- und Weiterbildung. Daneben gibt es privat-gewerbliche Träger und weitere frei-gemeinnützigen Träger (z.B. Elterninitiativen, Vereine, ...). Die Träger beschäftigen dabei neben hauptamtlichen auch ehrenamtliche und Honorarkräfte. Gerade die Kinder- und Jugendhilfe wird von einer breiten Trägervielfalt der frei-gemeinnützigen Träger dominiert. Die Schwerpunkte der Träger und der Aufgaben werden dabei durch das gesellschaftliche Bild und den Diskurs mitgeprägt (z.B. Kindergarten als familienergänzende Sozialisationsinstitution oder als Bildungsort?).

Kapitel 2 Finanzierung Sozialer Dienstleistungen

Grundlage For-Profit-Organisationen: Zur Produktion von Gütern wird Kapital benötigt, die Beschaffung des Kapitals wird als Finanzierung bezeichnet. Wirtschaftsunternehmen nutzen zur Finanzierung Eigenkapital, Kredite und Erlöse bereits verkaufter Güter. Ziel ist die Erwirtschaftung eines Überschusses (Rendite oder Gewinn), dieser wird entweder reinvestiert oder an die Anteilseigner:innen ausgeschüttet.

Dies lässt sich aufgrund der fehlenden Gewinnabsicht (gemeinnützige Träger) und der nicht-schlüssigen Tauschbeziehungen (Leistungsempfänger ungleich Kostenträger) nicht eins zu eins auf Soziale Organisationen übertragen. Kostenträger der Leistungen sind der Sozialstaat und die Ministerien, Versicherungen, Stiftungen und teilweise die Klient:innen selbst (Eigenanteil). Die Leistungen werden dabei aber nicht von der öffentlichen Hand selbst erbracht sondern von freien Trägern welche den Auftrag erhalten. Dieses Verhältnis nennt man sozialwirtschaftliches Dreieck. Es besteht also kein Marktförmiges Austauschverhältnis (Angebot und Nachfrage), stattdessen liegt bei den Kostenträgern ein Nachfragemonopol vor, da diese die Leistungen definieren welche die Leistungsempfänger in Anspruch nehmen können.

Ein weiteres Modell ist das Einkaufsmodell – hier wird durch den Kostenträger ein persönliches Budget zur Verfügung gestellt welches die Klient:innen nutzen können um sich die Leistung selbst einzukaufen. Dieses ist noch eher selten, kommt aber zu teilen in der Pflege (Altenpflege, Behindertenpflege, …) vor.

2.1 Kostenträger

Öffentliche Mittelgeber (Kommunen/Länder/Bund/Sozialversicherungen): Zuwendungen, Zuschüsse, Leistungsentgelte, Projektförderungen

Privat (private Organisationen, Privatpersonen, Wirtschaftsunternehmen): Spenden, Sponsoring, Teilnahmegebühren, Entgelte

Stiftungen (Unternehmensstiftungen, Privatstiftungen, Förderstiftungen): Zuschüsse, Projektförderungen

Sozialunternehmen (Wohlfahrtsverbände, privat-gewerbliche Sozialunternehmen, Freie Träger, Stiftungen): Mitgliedsbeiträge, Eigenkapital, Kredite, Erlöse aus Stiftungskapital

Oft wird ein Finanzierungsmix benötigt (also nicht nur eine Finanzierungsquelle, es wird unterschieden zwischen Außenfinanzierung (Finanzierung wird von außerhalb der Organisation zur Verfügung gestellt) und Innenfinanzierung (Gegenteil).

2.2 Instrumente öffentlicher Finanzierung

- erfolgt mittlerweile im Rahmen von Ausschreibungen und Vergabeverfahren.

- diese beinhalten bestimmte Anforderungen an Qualität und Dokumentation

- über die Auswahl werden bestimmte Kriterien gestellt (z.B. das wirtschaftlichste Angebot erhält den Zuschlag, also muss Effektivität und Effizienz stimmen)

2.2.1 Zuschüsse / Zuwendungen

- entweder zur Institution oder projektbezogen

- Voraussetzungen sind Antrag, detaillierter Finanzierungs- und Wirtschaftsplan sowie Stellenplan

- nach dem Bewilligungsbescheid wird ein Zuwendungsvertrag abgeschlossen

- sind entweder Voll- oder Teilfinanzierungen

- Teilfinanzierungen sind entweder Anteilsfinanzierungen (Träger erhält vereinbarten Prozentsatz der kalkulierten Gesamtkosten oder es wird nur ein bestimmter Teil übernommen), Fehlbedarfsfinanzierung (der Träger erhält bis zu einem festgelegten Betrag öffentliche Mittel um Finanzierungslücken zu schließen) oder Festbetragsfinanzierung.

- Bei Teilfinanzierungen muss der Träger somit zusätzlich noch über Eigenkapital verfügen (z.B. Spenden, Sponsoring, Ehrenamt, …)

- Projektbezogene Zuschüsse sind stärker Ziel und Aufgabenorientiert gestaltet und bedürfen meist ebenfalls einen Eigenanteil und einen Finanzierungsplan

- Investitionsszuschüsse sind eine Besonderheit die meist als Anteilsfinanzierungen zu Bau- oder Anschaffungskosten vergeben werden.

- Zuschüsse und Zuwendungen sind somit objektbezogene Finanzierungen.

2.2.2 Entgeltfinanzierungen

- gehören zu den (indirekten) subjektbezogenen Finanzierungen, das bedeutet die Höhe richtet sich nach den in Anspruch genommenen Leistungen der Klient:innen.

Fachleistungsstunden: werden berechnet indem die Personal und damit verbundenen Kosten durch die Anzahl an Fachleistungsstunden pro Jahr geteilt werden (üblicherweise 50% der Gesamtarbeitszeit). Die Differenz ergibt die Kosten für eine Fachleistungsstunde. Üblicherweise wird dies nicht für jeden Träger neu berechnet sondern es gibt Orientierungen in Rahmenverträgen. Die geleistetenn Fachleistungsstunden werden durch die öffentliche Hand vergütet.

Tagessätze: Das Sozialunternehmen erhält einen Betrag für jeden Tag den die Klient:in täglich in der Einrichtung verbringt. Dieser Betragt wird zwischen öffentlicher Hand und Träger verhandelt. Wichtig ist es zunächst eine Auslastungsquote zu bestimmten (z.B. 300 Tage pro Jahr). Die Berechnung sieht dann so aus: Selbstkosten (also Ausgaben der Organisation) geteilt durch Platzzahl mal Nutzungstage (z.B. 3.000.000 € / 100 Plätze * 300 Nutzungstage = 100 € Tagessatz).

Fallpauschalen: Berechnung der durchschnittlichen Bearbeitungsdauer pro Fall und der damit verbundenen Kosten, die Finanzierung erfolgt dann pro Fall ohne Berücksichtigung der tatsächlichen Bearbeitungsdauer. Wird insbesondere bei niedrigschwelligen Beratungsleistungen eingesetzt. Gibt es aber auch in der Kinderbetreuung wobei es hier nochmals Zuschläge z.B. für Kinder mit Migrationshintergrund gibt. Diese Finanzierung wird im Bereich der Kinderbetreuung meist durch Elternbeiträge ergänzt.

2.2.3 Einkaufsmodelle

- es handelt sich um direkte Subjektfinanzierungen

- der Rechtsanspruch des Individuums wird nicht über das sozialwirtschaftliche Dreiecke erbracht, sondern durch persönliche Budgets mit denen sich die Klient:in ihre Leistungen selber einkaufen kann.

Pflegegeld: Anspruchsberechtigte können entweder Leistungen von ambulanten Diensten in Anspruch nehmen (Sachleistungen) oder aber eine Geldleistung erhalten über dessen Verwendung sie selber entscheiden können (fällt geringer aus). Dieses Geld kann z.B. auch genutzt werden um sich von Angehörigen pflegen zu lassen. Die Höhe der Summe ist abhängig von der Pflegestufe.

Persönliches Budget: wird z.B. bei Rehabilativen Leistungen eingesetzt. Menschen mit Behinderung haben dadurch mehr Selbstbestimmung und können in einem festgesetzten Rahmen selbstständig über die konkrete Ausgestaltung der Dienstleistungen entscheiden. Die Klient:innen werden also zu Dienstgeber:innen.

Gutscheinmodell: Anspruchsberechtigte erhalten einen Gutschein für eine Maßnahme den sie bei einem Anbieter ihrer Wahl einlösen können (z.B. Bildungsgutschein). Dies ermöglicht eine zielgenauere Finanzierung sowie mehr Autonomie.

Wirkungsorientierte Vergütungsmodelle: entweder als zusätzliche Erfolgsprämie zu Leistung bzw. Fallbezogenen Vergütungen oder im Sinne eines Social Impact Bound (relativ neu, Erweiterung des sozialwirtschaftlichen Dreieck um einen privaten Kapitalgeber, welcher sein eingesetztes Kapital bei eingetretener Wirkung mit Rendite aus der öffentlichen Hand erhält, dieses Modell ermöglicht Innovation wird aber teilweise kontrovers diskutiert da es zum Creaming Effekt kommen kann, das bedeutet das bei Auswahlprozessen nur Klient:innen ausgewählt werden welche am ehesten produktiv in die Maßnahme gehen.

EXKURS: Beispiel Finanzierungsplan

Fixkosten

- Personalkosten (Berufserfahrung und Gehaltsstufen beachten)

- Raummiete (benötigte Größe nach Anzahl von Stellen / Angebot)

- Nebenkosten (basiert auf Raumgröße)

- Abschreibungen (jährliche Rücklagen für Anschaffungen von langlebigen Wirtschaftsgütern wie z.B. Küchen)

- Telefon Festnetz und Handy (basierend auf Anzahl der MA)

- Trägerumlage (Finanzierung für Verwaltung, Versicherung, …)

Gemeinkosten als Obergrenzenbudgets

- Geschäftsausstattung (steigt bei mehr MA, aber nicht linear)

- Supervision (steigt bei mehr MA, aber nicht linear)

- Fortbildung (steigt linear)

- Büromaterialien (steigt bei mehr MA, aber nicht linear)

- Fachzeitschriften

Variable Kosten

- Verpflegung (steigt linear)

- Benzinkosten (steigt aber nicht linear)


Exkurs Plankostenrechnung (Berechnung Break Even Point)

beginnt mit Erfassung von Daten:


Was

Berechnung / Herkunft der Zahl

Beispielnummer (1VZ-Kraft)

Beispielnummer

(2VZ-Kräfte)

1

Summe aller Kosten (aus vorheriger Tabelle)

Übertrag aus Kostenaufstellung

66.372 (1VZ)

123.570 (2VZ)

2

maximale FLS pro Fall (Vorgabe Kommune)

Vorgabe Kommune / Kostenträger

27 h

27 h

3

Entgelt pro FLS (Vorgabe Kommune)

Vorgabe Kommune / Kostenträger

72 €

72 €

4

Arbeitsstunden pro VZ Kraft pro Tag


7,8 h

7,8 h

5

Arbeitstage pro Jahr (steigt mit jeder weiteren Vollzeitstelle)

Berechnung auf Basis der Anzahl von VZ-Stellen abzüglich Urlaub/Wochenende/Feiertage

210 (1VZ-Stelle)

420

6

Arbeitsstunden pro Jahr

Arbeitsstunden pro Tag (4) * Arbeitstage pro Jahr (5)

1.638 h

3.276 h

7

max. Einnahmen pro Fall (Berechnung Punkt2 * Punkt3)

Bei maximaler Auslastung pro Fall:

FLS (2) * Entgelt pro FLS (3)

1944 €

1944 €

8

benötigte Fälle pro Jahr

Bei maximaler Auuslastung

Kostensumme (1) / Einnahmen pro Fall (7)

34,14

gerundet 35

63,56

gerundet 64

9

Für die Kostendeckung zu erbringende anrechenbare FLS pro Jahr

Fälle pro Jahr (8) * Fachleistungsstunden pro Fall (2)

921,83

gerundet 922

1.716,25

gerundet 1.717

10

Für die Kostendeckung zu erbringende abrechenbare FLS pro Arbeitstag

Kostendeckende FLS pro Jahr (9) / Arbeitstage pro Jahr (5)

4,39 h

gerundet 5

4,11

gerundet 5

11

Verbleibende Zeit pro Arbeitstag pro VZ-Kraft

Arbeitsstunden pro Tag (4) – Kostendeckende FLS pro Tag (10)

3,41 h

3,69 h

Exkurs Auswahl der Finanzierung:

es liegen nun zwei Angebot vor – eines über eine fixe Finanzierung von 100.000 € pro Jahr, diese würde sich mit der oben gezeigten Tabelle also nur bei einer VZ-Stelle ausgehen (bei zwei VZ-Stellen müsste somit noch Eigenkapital in der Höhe von 23.570 € erwirtschaftet werden. Ein zweites Angebot sieht eine Finanzierung über FLS vor. Hier ist zu bemerken das nur tatsächlich durchgeführte Fälle abgerechnet werden können. Es braucht also zwei Überlegungen: bekommen wir genug Fälle die auch dran bleiben, also die maximale Anzahl an FLS in Anspruch nehmen (Idee: vorherhiger Sozialraumanalyse um Bedarf zu ermitteln) und schaffen unsere Fachkräfte es die benötigten Fälle pro Jahr zu bearbeiten, dies sieht bei dem Beispiel gut aus, das Verhältnis von FLS zu verbleibender Zeit ist nahe an 50 % / 50% (was realisitisch ist). Zu bedenken ist das bei einer Einrichtung mit nur einer Fachkraft eine längere Ausfallzeit ein erhebliches Risiko für die Finanzierung bedeutet.

2.2.4 Fazit und SWOT-Analyse

Im Anschluss an den Exkurs zur Berechnung des Finanzplan und der Berechnung der Finanzierung durch FLS lohnt es sich eine SWOT-Analyse zu machen, insbesondere dann wenn es mehrere verschiedene Möglichkeiten der Finanzierung gibt. So können Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken der einzelnen Finanzierungsformen im Bezug auf unterschiedliche Modelle (1VZ-Stelle / 2 VZ-Stellen / 3 VZ-Stellen) erörtert werden. Das vereinfachte Modell von oben gilt natürlich noch zu erweitern, z.B. um Möglichkeiten größerer Einrichtungen welche ggf. sogar multiprofessionell arbeiten etc.

Zuwendungsfinanzierungen sind oft am einfachsten zu verwalten, der Kostenträger hat hier aber relativ wenig Einfluss auf die konkrete Ausgestaltung. Zuschussfinanzierungen im Förderzeitraum tragen das Risiko das nicht klar ist was nach auslaufen des Förderzeitraum passiert. Entgeltfinazierung haben das Risiko das aufgrund von fehlender Nachfrage der Leistung zu wenig Vergütung erfolgt. Eine Finanzierung über FLS hat zudem das Risiko das bei einer Explosion der Nachfrage unvorhergesehene Kosten auf den Kostenträger zukommen. Es könnten eventuell Beratungen forciert werden die gar nicht benötigt werden oder Beratungseinheiten werden künstlich verlängert. Demgegenüber bieten Beratungspauschalen eine höhere Flexibilität für die Organisationen, haben aber den Nachteil das Fälle die vermutlich lange und teuer werden eher ausgewichen wird. Einkaufsmodelle haben einen stärkeren Wettbewerbscharakter, hier kommen ggf. auch Ersatzindikatoren als ausschlaggebender Punkt ins Spiel (Wenn die Klient:in sich die Leistung selber einkaufen kann entscheidet sie nicht immer nach dem aktuellen wissenschaftlichen Diskurs sondern mehr nach Freundlichkeit, Sauberkeit, etc.)

2.3 Fundraising jenseits öffentlicher Finanzierungen

- lassen sich unter dem Begriff des Eigenkapital zusammenfassen.

- Fundraising ist die Beschaffung von Ressourcen jenseits öffentlicher Finanzierungen, dies kann in monetärer Form, aber auch durch die Bereitstellung von Ressourcen erfolgen (Sachmittel/Dienstleistungen oder ehrenamtliches Engagement).

2.3.1 Spenden

freiwillige Bereitstellung ohne Gegenleistung, aber mit Motivation (z.B. Anerkennung, Dankbarkeit, Reputation, Steuerersparniss bei Spenden an gemeinnützige Vereine). Kann auch in Form von Ehrenamtlichen Engagement erfolgen (Gründe hier sind z.B. Spaß, Kontakt zu anderen Menschen, Gesellschaft mitgestalten, Identifikation mit der Idee / dem Projekt).

2.3.2 Sponsoring

vorrangig von Unternehmen, Ziel ist es den Bekanntheitsgrad zu steigern und Werbung zu platzieren. Dafür werden als Gegenleistung Ressourcen zur Verfügung gestellt. Sponsoring sollte vertraglich geregelt werden. Wird oft auch im Sinne der Sozialen Verantwortung von Unternehmen von ebendiesen angebahnt (Corporate Social Responsibility). Wichtig ist die Auswahl des Sponsors (keine Brauerei für das Kinderfest), die Vertragsgestaltung und die Nachhaltigkeit (war das eine einmalige Sache oder lohnt es dran zu bleiben um weiteres Sponsoring anzustreben).

2.3.3 (Förder-)Stiftungen

Stiftungen sind eine Rechtsform die entweder öffentliche Aufgaben wahrnehmen oder als privat- bzw. kirchenrechtliche Stiftungen als Förderstiftung agieren. Dies bedeutet das es ein gewisses Kapital gibt, welches angelegt wird. Die Rendite dieses Kapital fließt dann an soziale Organisation. Es lohnt sich also zu prüfen ob eine Ergänzungsfinanzierungen durch Stiftungsgeld in Frage kommt.

2.3.4 Crowd-Funding

Viele Leute leisten einen kleinen Beitrag, was eine große Summe ergibt, meist über Online-Plattformen. Benötigt eine öffentlichkeitswirksame Darstellung der Einrichtung / des Projektes.

2.4 Fazit

Der aktuelle Trend geht zu einer stärkeren Fokussierung auf subjektorientierte Förderung von Sozialen Organisationen, Alternative Finanzierungsquellen zu akquieren tragen dazu bei erforderliche Eigenanteile bereitzustellen, sind aber zeitaufwendig. Der Einsatz von Ehrenamtlichen Kräften ist eine weitere Möglichkeit, aber nicht in allen Arbeitsbereichen möglich.

Kapitel 3 Erwerbstätigkeit im sozialen Dienstleistungssektor

  • der Sektor der Sozialen Dienstleistungen ist mittlerweile eine große und Bedeutende Branche deren Beschäftigungszahlen und der Bedarf an Personal steigt.

  • die ist insbesondere deswegen von Bedeutung da die Branche der Sozialen Dienstleistungen Personalorientiert ist.

3.1 Beschäftigungsstruktur

Folgende Zahlen der Beschäftigungsstrukturen beziehen sich auf das Erscheinungsdaten des Buches und auf Deutschland, die Struktur (Bereich Sozialarbeit, Heilerziehungspflege, Erziehung) gliedert sich dabei wie folgt:

  • deutlich mehr Frauen als Männer

  • überwiegend Deutsche, geringer Ausländeranteil

  • ähnliche Alterstruktur der Beschäftigten wie in Gesamtbevölkerung (geringe Abweichung bei unter 25 jährigen aufgrund akademischer Ausbildung)

  • viele Teilzeitbeschäftigungsverhätnisse

  • mehr Expert:innen (im Vergleich zu Gesamtbevölkerung, aufgrund Anforderung der akademischen Ausbildung)

  • geringe Beschäftigung von Personen ohne Berufsabschluss, mehr akademische Berufsabschlüsse

3.2 Entgeltsysteme und Tarifverträge (Österreich Kollektivverträge)

Folgende Formalitäten werden in den Tarifverträgen geregelt:

  • Entgeltgruuppen (nach Tätigkeit)

  • Entgeltstufen (nach Berufserfahrung in Jahren)

  • Sonderzahlungen, Urlaubsregeln, Kündigungsfristen, Alterszulagen, etc.

Aufgrund der Struktur in Entgelstufen und -gruppen sind Arbeitnehmer:innen mit höheren Qualifikationen und Berufserfahung teurer bei der Finanzplanung einzuplanen.

3.3 Verdienstmöglichkeiten im Vergleich

- wenig relevante Informationen hier

3.4 Fazit

  • im Vergleich zu anderen akademischen Ausbildungen sind die Gehälter relativ niedrig

  • dies begründet sich auch auf den immer vorherrschenden Druck der Einsparungen & der relativ geringen Gewerkschaftlichen Organisation Sozialer Arbeit.

  • Auch Streiks sind noch eher ein Ausnahmephänomen, da dies immer zu lasten der Adressat:innen gehen würde (welche jedoch keinen Einfluss auf die Vergütung haben).


Kapitel 4 Wirkungsmessung und -forschung

Als erstes stellt der Text fest das der Begriff der Wirkungen in der Sozialen Arbeit immer schon Teil des fachlichen Standards war. Ein neuer Aspekt ist jedoch die Wirkungsmessung.

4.1 Begrifflichkeiten

Wirkungen: setzt voraus das Soziale Arbeit durch Interventionen Veränderungen auslösen kann und will. Aus Sicht einer Defizitorientierten Blickweise auf Soziale Arbeit ist hier die Reduktion der Defizite zu benennen. Aus der Sichtweise des Empowerment die Veränderung das Menschen ihre eigenen Ressourcen nutzen.

Evidenz: in Studien nachgewiesenes. Evidenzbasiertes Arbeiten bedeutet das nur solche Interventionen genutzt werden welche in Studien erprobt sind. Der Bereich der Medizin arbeitet beispielsweise so (Evidence-based-practice).

Input-Output Modell: Ich gebe etwas bestimmtes hinein und erhalte etwas bestimmtes. Dabei bedarf es sowohl einer effektiven Wahrnehmung (was wirkt) und einer Effizienten Wahrnehmung (wie steht die Wirkung im Vergleich zum Ressourceneinsatz. Im Sozialen Sektor ist dieses Modell zu verkürzt und nicht anwendbar (z.B. aufgrund von Koproduktion). Stattdessen kommt ein erweitertes Modell zur Wirkmessung zur Anwendung welches einen Input (Ressourcen), einen Output (Leistungserbringung) sowie Effekte (unmittelbare nachweisbare Wirkung), Ourcome (bei den Adressat:innen ausgelöste Wirkungen) und Impact (Wirkungen und Nutzen für die Gesellschaft) untersucht. Der Text nennt hier bestimmte Beispiele und Ideen zur Messung:

messbare Effekte: Anzahl der Beratungen, Quoten von Übergängen, Reduktion von Schulabbrüchen

Outcome: ist schwerer darzustellen und zu messen da die qualitativen Merkmale schwer operationalisiert werden können (z.B. wie kann Veränderung von Beziehungsqualität gemessen werden), das with-or-without-Problem besteht (ist die Veränderung wirklich auf die Intervention zurückzuführen, wäre es auch ohne eingetreten?), es einen Time-Lag gibt (Verzögerung, Wirkungen können auch erst Jahre später eintreffen, wer misst diese dann) und weil Zeit- und Kostenaufwand dieser Messungen sehr hoch sind. Trotzdem gibt es einige Instrumente welche im folgenden kurz vorgestellt werden:

4.2 Standardisierte Instrumente der Wirkungsmessung

zunächst wird auf die Problematik bei der Evidenzbasierung hingewiesen. Soziale Arbeit kann, auch aus ethischen Gründen, keine Experimentaldesigns durchführen (also eine betroffene Gruppe mit einer Maßnahme bearbeiten und eine Kontrollgruppe nicht bearbeiten). Dazu kommt der Fakt das jeder Fall individuell betrachtet wird da Soziale Arbeit nie in einem luftleeren Raum stattfindet, es also gar nicht zwei identische Fälle gibt. Zum Nachweis der Wirkungen können daher nur Kontextdaten von einer Gruppe gesammelt werden und somit Experimente ohne Kontrollgruppe durchgeführt. Es ist also kein Kausalitätsnachweis möglich, sondern der Nachweis basiert auf Plausabilisierungen (z.B. der Klient hat mir erzählt das die Beratung ihm geholfen hat Problem XY zu lösen, ich habe in der Beratung eine Netzwerkkarte gemacht, es kann also ausgegangen werden das diese Methode einen positiven Effekt hat (es kann aber auch ein ganz anderer Faktor der Beratung gewesen sein, z.B. die allgemeine Stimmung und ein Lob welches dem Klienten Mut gemacht hat). Eine andere herangehensweise sind Quasi-Experimentalstudien bei denen aus einer Gruppe mit ähnlichen Fällen die Gruppe aufgeteilt wird und mit unterschiedlichen Methoden gearbeitet wird um nachher festzustellen welche Methode welche Ergebnisse erzielt hat.

4.2.1 Social Reporting Standard (SRS)

standarisierter Wirkungsorientierter Bericht der Wirkungsketten darstellt (Input-Output-Outcome-Impact) und einer bestimmten Struktur folgt (Vergleichbarkeit). Im ersten Teil gibt es einen Überblick über die Visioen, Strategien und Angebote für die Zielgruppe, im zweiten Teil wird das Leistungsspektrum detailliert dargestellt. Dabei soll ein Zusammenhang des gesellschaftlichen Problemes und dem Lösungsansatz des Angebots ausgearbeitet werden. Im dritten Teil geht es um die Vorstellung der Organisationen sowie der finanziellen Rahmenbedinungen.

4.2.2 Social Return of Investment (SROI)

die klassische Betriebswirtschaft nutzt ein Modell von Kosten und Nutzen (Cost Benefit Analysis) bzw. ein Modell von Investitionen und Profit (Return on Investment). Das Modell des Social Return of Investment ist hingegen ein auf die sozialen Dienstleistungen zugeschnittenes Modell welches Wirkungen auf das Individuum und die Gesellschaft bewertet. Dafür werden sechs Perspektiven analyisiert:

  1. Transferanalyse institutionell: Darstellung finanzieller Beiträge die zwischen öffentlichen Kostenträger und Unternehmen fließen z.B. Zuschüsse und Entgelte

  2. Transferanalyse individuell: Darstellung finanzieller Beiträge die zwischen öffentlichen Kostenträger und Adressat:innen fließen z.B. persönl. Budget

  3. Opportunitätserträge: finanzielle Aufwendungen die entstehen wenn Sozialunternehmen nicht tätig wird / Folgen des nicht-eingreifen z.B. wenn wir nicht in Arbeitsmarkt vermitteln dann muss der Staat Sozialhilfe zahlen und Unternehmen fehlen Arbeitskräfte)

  4. Regionalökonomische Wirkung: Darstellung des wirtschaftlichen Nutzen des Sozialunternehmen für die Region z.B. Beschäftigte des Sozialunternehmens als Wirtschaftsfaktor der Region

  5. Wirkungen auf die Lebensqualität der Leistungsempfänger (z.B. verbesserte gesundheitliche Situation)

  6. Wirkungen auf die gesellschaftliche Wohlfahrt / das Sozialklima (z.B. Konfliktverringerung)

Die ersten Vier Aspekte lassen sich dabei in Geldbeträgen ausdrücken für die beiden letzten Aspekte müssen Indikatoren ermittelt werden: soziale Beziehungen, persönliches Wohlbefinden, Selbstwirksamkeit, materielles Wohlbefinden, persönliche Entwicklung, physisches Wohlbefinden, Rechte, gesellschaftliche Teilhabe.

4.2.3 Balanced Scoreboard (BSC)

Es handelt sich beim BSC um einen standardisierten Bericht zur schwerpunktmäßigen Zielbestimmung sowie deren Erreichung. Der Bericht umfasst dabei vier Bereiche:

  1. Finanzperspektive: Finanzziele unterstützen Kosten- und Preiskalkulation

  2. Kunden:innenperspektive: sind Hauptziele, welche Ziele sollen hinsichtlich der Kunden erreicht werden.

  3. Perspektive der internen Prozesse: interne Abläufe überprüfen, verbessern und ggf. neu zu strukturieren ohne diese komplett zu standardisieren.

  4. Lern- und Entwicklungsperspektive: Qualifizierung und Entwicklung der MA as Erfolgsfaktor.

Zu jeder der vier Bereiche werden im BSC Ziele formuliert, Kennzahlen und Zielwerte entwickelt sowie konkrete Maßnahmen abgeleitet. Die Perspektive stehen dabei in einem engen Zusammenhang.

4.2.4 Fazit

Im Fazit stellt das Buch noch dar für welche Bereiche welcher Standard besonders geeignet ist:

SRS – Fundraising

SROI – Legitimierung der Arbeit

BSC – Strategieentwicklung

Zudem wird noch ein weiteres Standardisiertes Modell „PHINEO“ kurz vorgestellt, welches auf Grundlage von Daten die Wirksamkeit misst und regelmäßig Preise für besonders Wirksame Sozialunternehmen vergibt. Desweiteren werden noch die Modelle WIMES und EVAS genannt (allerdings ohne Erläuterungen).

4.3. Anwendungsbeispiele

Im folgenden Kapitel werden mehrere Beispiele für Studien zur Wirksamkeit Sozialer Arbeit vorgestellt. Wichtig ist hier vor allem die Aufstellung der Gütekriterien empirischer Sozialforschung:

Objektivität: Unabhängigkeit der Ergebnisse der Forschenden

Reliabilität: Sorgfältigkeit und Exaktheit der Messung

Validität: Gültigkeit – wird mit den Messinstrumenten tatsächlich das ermittelt, was ermittelt werden soll?

Sowie die Definitionen von

Längsschnittstudien: mehrere zeitlich gestaffelte Untersuchungen zu einem Themenkomplex

Querschnittsstudien: Momentaufnahme, einmalige und gleichzeitige Messung aller für das Forschungsvorhaben relevanter Merkmale

Die vorgestellten Studien zeigen das solche Studien teilweise langfristige Projekte sind die sich bis zu zwanzig Jahre hinziehen und sehr kostenintensiv sind.

4.4 Fazit

Im Fazit wird noch einmal betont das im Zuge der Ökonomisierung Sozialer Arbeit vermehrt Belege für die Effektivität und Effizienz von den Kostenträgern eingefordert wird. Dabei wird die Wirkungsorientierung aber auch kritisch beleuchtet:

  • die Koproduktion in die Bewertungsmodelle zu integrieren ist methodisch sehr schwierig,

  • Forschungen können ethisch bedenklich sein (Vorenthalten von Hilfen)

  • Fälle sind oft zu individuell um generelle Aussagen zu treffen.

  • Der Mehraufwand an Dokumentation geht auf Last der Klient:innen (weniger Zeit)

Befürworter betonen aber auch das durch eine Wirkungsorientierung die Akzeptanz für kostenaufwändige Maßnahmen erhöht werden kann, die Fachlichkeit nachgewiesen werden kann und letztendlich auch die Selbstbestimmung der Adressat:innen gestärkt werden kann wenn Entscheidungen für oder gegen eine Maßnahmen auf Grundlage von Daten getroffen werden können (und nicht nur durch Vertrauen in die Fachkraft). Zudem können die Daten Fachkräfte bei Entscheidungen unterstützen und Ermessensspielräume besser handhabbar machen.

Kapitel 5 Aktuelle Debatten und Entwicklungstrend

5.1. Ökonomisierung

  • beinhaltet neue Entgeltsystem und Bedeutung von Effizienz im Kontext von Wirkungsmessung

  • Ökonomisierung ist ein Steuerungsmechanismus der Sozialpolitik (Geld entscheidet)

  • Ökonomisierung ist auch deswegen von Bedeutung da die Sozialwirtschaft zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor und Dienstgeber geworden ist.

  • Marktwirtschaftliche Prinzipien lassen sich dabei aber nicht immer eins zu eins auf den Bereich der sozialen Dienstleistungen übertragen (z.B. Prinzip von Angebot bestimmt Nachfrage).


5.1.1 Annäherung

Die Ökonomisierung kann dabei in vier Bereichen auf 5 verschiedenen Abstufungen betrachtet werden:

Gewinnerzielung

Kein Kosten-bewusstsein




Gewinnerzielung als oberste Maxime

Konkurrenz / Wettbewerb

Kein Wettbewerb/ staatliches Monopol

Korporatismus (Zusammenarbeit Verbände & Staat)

Priviligierung frei-gemeinnütziger Träger

Kontrakt-management

Freier Wettbewerb zwischen Anbietern

Preisbildung

(staatliche) Preis-festsetzung

Sozialrechtliches Dreieck; Kostendeckungs-prinzip

Budgets für Leistungsanbieter (Pauschalen)

Persönliches Budget für Kund:innen bzw. Klient:innen

Freie Preisgestaltung durch Angebot und Nachfrage

Autonomie der Kund:innen / Klient:innen

Paternalismus (Leistung wird vom Staat festgelegt)

Leistung wird durch Dienstleister definiert

Leistungsanbieter wird von Kund:innen gewählt

Wahl zwischen Geld oder Sachleistung

Wahlfreiheit der Kund:innen

Diese Bereiche und Ebenen lassen sich dabei auch noch aus Sichtweise der Klient:innen/Kund:innen (Mikroebene) aus Sicht der Organisationen (Meso-Ebene) und aus Sicht der Sozialpolitik betrachten (Makroebene). Dabei ist die Ökonomisierung in verschiedenen Handlungsfelder und auf den verschiedenen Ebenen innerhalb der Handlungsfelder untersch. Stark ausgeprägt.

5.1.2 Ökonomisierung in verschiedenen Handlungsfeldern

Altenpflege – viel Wettbewerb aber Leistungen oft reguliert, Preise werden nicht marktwirtschaftlich sondern übergreifend verhandelt (zwischen Kostenträger und Anbietern), Wahlfreiheit ist nur gegeben bei der Wahl des Anbieters, nicht aber bei der Wahl überhaupt Pflege in Anspruch zu nehmen (Pflegestufen legen die Art der Pflege fest).

Behindertenhilfe – ist gespalten, zum einen gibt es das persönliche Budget welches mehr Teilhabe und einen stärkeren Wettbewer sowie mehr Autonomie fördert, dieses wird aber zumindest in Deutschland zum Erscheinungsdatum des Buches nur von einem Bruchteil der Klient:innen genutzt. Ansonsten geschehen Verhandlungen über Preise ähnlich wie im Sektor der Altenpflege (Verhandlungen zwischen Kostenträgern und Leistungserbringern) mit.

Frühkindliche Bildung – hier gibt es einen gewissen Wettbewerb, wobei ein Nachfrageüberhang besteht welcher diesen wieder etwas aufhebt. Die Preisbildung erfolgt durch Festlegung durch die Sozialpolitik und kann von Bundesland zu Bundesland abweichen (Deutschland).

5.1.3 Bewertung

Ökonomisierung hat das Potential sowohl de-professionalisierend (durch Einsparungen bei Fachkräften) als auch professionalisierend (durch Legitimationsdruck und Wirksamkeitsbelege) zu sein. Die Ökomisierung hat nicht zu einer großen Veränderung der Anbieter geführt, es sind jedoch einige neue Formen wie die Social Entrepeneurs entstanden welche den Markt aufmischen.

5.1.4 Fazit

  • marktwirtschaftliche Steuerung lässt sich nicht eins zu eins auf die sozialen Dienstleistungen übertragen (da z.B. Koproduktion ein wichtiger Faktor ist oder das Prinzip von Wachstum keine logische Anwendung im sozialen Bereich zulässt).

  • Die erforderliche Dokumentation ist oft zeitaufwändig und kann auch zu Effektivitäts- und Effizienzverlusten führen.

  • Ökonomisierung kann die Besonderheiten und die Bedeutung der sozialen Dienstleistungen herausstellen.

  • Nicht nur soziale Organisationen werden ökonomisiert sondern umgekehrt wird auch von ökonomischen Organisationen mehr soziales Engagement hervorgebracht.

  • Gemeinwohlorientiertes Wirtschaften wird wiederbelebt (z.B. genossenschaftlicher Wohnungsbau)

  • eine kategorische Ablehnung sowie eine blinde Übernahme von betiebswirtschaftlicher Organisationsmodelle sind zwei Extreme die kritisch zu betrachten sind.


5.2 Digitalisierung und Technisierung

Der Text startet mit einer Definition von Digitalisierung welche vor allem auf drei Punkte eingeht:

  • den Wandel aller gesellschaftlichen Bereiche

  • den Prozess der Individualisierung

  • den Ersatz der die Ergänzung menschlicher Denk- und Kommunikationsfähigkeiten

Digitalisierung betrifft somit sowohl die Ebene der Klient:innen welche durch Organisationen durch Informationen oder Marketing angesprochen werden bzw. durch Professionelle über digitale Medien beraten oder „aufgesucht“ werden. Zwischen der Ebene der Profesionellen und der Organisation sind vor allem die Prozesse der Verwaltung von Daten von Bedeutung. Digitalisierung hat somit eine doppelte Bedeutung für die Sozialen Dienstleistungen: zum einen ist sie Anlass sozialer Arbeit (z.B. durch exzessive Internetnutzung von Klient:innen) zum anderen verändert Digitalisierung Prozesse innerhalb der Sozialen Arbeit.

5.2.1 Relevanz

Zielgruppenbezogen: gezielte Ansprache, lebensweltorientierung, neue Zielgruppen ansprechen, Arbeit mit vulnerablen Gruppen, …

Prozessbezogen: Verwaltung von Daten, Aufweichung des Uno-Acto-Prinzip (Prinzip der Gleichzeitigkeit von Erstellung und In-Anspruchnahme der Dienstleistung)

5.2.2 Praxisbeispiele
Onlineberatungen: kann das Uno-Acto Prinzip partiell aufheben und so Kostenersparnisse haben (keine Anfahrtszeiten, Wegfall von Raumkosten, …), kann Beratungsstellen entlasten. Mögliche Tools sind Mailberatung, Diskussionsforen, Gruppen- und Themenchats. Kann partiell auch neue Klient:innen ansprechen und somit neue Arbeitsaufträge generieren.

Technische Assistenzsysteme

viele Möglichkeiten, wobei nicht geklärt wer diese finanziert (zum Zeitpunkt des Buches). Nutzung ist individuell sehr verschieden.

Risiken

Chancen

Onlineberatung – wer berät mich da eigentlich und ist die Person qualifiziert

Neue Zielgruppen ansprechen

Teilhabe setzt technische Ausstattung voraus

Digitale Medien können zur Gemeinschaftsbildung beitragen.

Datenschutz kann nicht immer sichergestellt werden

Selbstbestimmung durch Informationsvergügbarkeit

5.2.3 Fazit

  • Effizienzsteigerung ist möglich aber zum Zeitpunkt des Buches nicht empirisch nachgewiesen.

  • Zu weiteren Professionalisierung bedarf es Einschulung und Technikaffinität der Fachkräfte

  • im Bereich der sozialen Dienstleistung wurde bisher im Vergleich zu anderen Branchen wenig Bereiche digitalisiert.

  • Die Kostenübernahme ist nicht immer geklärt

  • die Lebenswelt wird digital, im Sinne von Thiersch muss Soziale Arbeit also mitziehen.

  • Der Text fragt ob zukünftig Beratung auch ohne Mensch möglich ist (Meine Antwort: Ja, ChatGPT)

  • durch Digitalisierung entstehen neue, anspruchsvolle Arbeitsfelder

  • Social Entrepreneurs wissen die sozialen und digitalen Medien zu nutzen.

5.3. Social Entrepreneurship

  • wird als neue sozialpolitische Organisationsform propagiert

  • gesellschaftlicher Antrieb

  • unternehmerische Mittel / betriebswirtschaftliche Instrumente

  • Bearbeitung relevanter Herausforderungen des Gemeinwesen

  • stellen sich nicht gegen Ökonomisierung und Digitalisierung sondern nutzen diese

  • propagieren Versöhnung von Gemeinwohl und Unternehmertum

5.3.1 Begriffliche Annäherung

  • Rechtsform: hybride Organisationsform die verschiedene Rechtsformen nutzt (von e.V. bis GmbH / GbR)

  • Vision: soziale Probleme wirtschaftlich tragfähig lösen, Blick auf Effizienz und Effektivität statt Bürokratie, meist mit charismatischer Gründerpersönlichkeit und prominenten Unterstützer:innen.

  • Nutzung von PR und Fundraising

  • Innovativität, Hybridität und kreative Lösungsansätze

Das Steuerungsinstrument „Markt“ welches durch Prozesse der Ökonomisierung Sozialer Dienstleistungen vorangetrieben setzt die Organisationen vor das Problem das das Gleichgewicht zwischen Profssionalisierung, Ökonomisierung und Bürokratie auseinandergerät. Beispielsweise ist hier zu nennen das durch einen Ruf nach Professionalisierung der Fokus mehr auf Fachkräfte gesetzt wird, die Einbindung von Ehrenamt wird somit schwerer was Auswirkungen auf die finanzielle Aufstellung hat. Social Entrepreneurs haben das Potential diese durch ihre Hybridität wieder stärker zu nutzen.

SE stellen noch eine recht kleine Gruppe (im Vergleich zu den klassischen Wohlfahrtsverbänden dar, das Potenzial sollte jedoch nicht unterschätzt werden. Sie zeichnen sich aus durch:

  • kreative PR

  • Akquirierung alternativer Finanzquellen

  • Aktivierung freiwilligen Engagements jüngerer Altersgruppen

  • Füllung von Sinn-Lücken im Wertewandel der Gesellschaft (z.B. durch Säkularisierung)

  • geringe Größe

  • flache Hierarchien

aus diesen Punkten lassen sich auch Learnings für große Organisationen wie die Wohlfahrtsverbände ableiten.

5.3.2 Fallbeispiele

Name

Idee / Zielgruppe

Kreatives Potential

Spread the Word

Justizvollzusanstalten, Häftlinge

Marketing für Produkte welche in JVA hergestellt werden, mehr Verkauf bedeutet höhere Löhne für Häftlinge und beeinfluss gesellschaftlichen Diskurs

wellcome

Vermittlung von Ehrenamtlichen an Familien mit neugeborenen (im ersten Lebensjahr)

Wird als Franchise betrieben wobei die Finanzierung durch Fundraising der Franchisenehmer sowie Bundesförderungen in Deutschland geschieht. Das Angebot selber ist kostenlos für die Familien.

Chancenwerk

Vermittlung von Nachhilfe

Kaskadenmodell: Studenten geben Nachhilfe und erhalten dafür Geld oder Creditpoints der Uni, das Angebot ist für die Schüler:innen fast kostenlos (Mitgliedsbeitrag 10 € monatlich), die Schüler:innen verpflichten sich jedoch im Gegenzug für die In Anspruch genommene Nachhilfe andere Schüler:innen unteren Jahrgangsstufen ebenfalls Nachhilfe zu geben.

IQ Consult

Gruppen mit Schwierigkeiten zum ersten Arbeitsmarkt, bieten Gründungsberatung und sind Bidungsträger

Geschickte Nutzung unterschiedlicher Fördergelder, Verbindung von Arbeitsmarktpolitik und Gründungsberatung

5.3.3 Fazit

Alle Beispiele zeichnen sich durch professionelle und innovative Öffentlichkeitsarbeit aus, setzten überwiegend auch Ehrenamtliche ein und nutzen verschiedene Finanzierungsquellen. Organisationen der Social Entrepreneurs werden teilweise von den großen Wohlfahrtsverbänden übernommen (Integration). Kritisch zu bemerken ist das SE auf Grundlage ihrer strategischen Ausrichtung vor allem soziale Herausforderungen angehen, welche sich gut vermarkten lassen.

5.4 Betriebliche Sozialpolitik

5.4.1 Unternehmen als sozialpolitische Akteure

beschreibt Soziale Arbeit welche innerhalb von Unternehmen stattfindet. Diese sind sowohl im Rahmen Rahmen freiwilliger betrieblicher Maßnahmen zu verorten als auch im Grundsatz soziale Prozesse im Unternehmen sozial verträglich zu organisieren. Ein großer Teil der Maßnahmen ist jedoch auch gesetzlich vorgegeben (wie z.B. die Beteiligung der Arbeitgeber an Sozialversicherungen).

Betriebliche Sozialpolitik kann jedoch auch anhand der Abgrenzung interne Sozialpoltik (innerbetriebliche Maßnahmen) und der externen Sozialpoltik (Einsatz des Unternehmen und der Mitarbeiter:innen an Projekten außerhalb z.B. arbeitsmarktliche Integration von Flüchtlingen oder Renovierung eines Jugendzentrums). Diese externe Sozialpolitik wird auch unter den Begriffen der Corporate Social Responsibility (CSR, im wirtschaftlichen Kerngeschäft verortet, z.B. Nutzung nachhaltiger Rohstoffe und Energie) und der Corporate Citizenship (CC, über das Kerngeschäft hinausgehende Maßnahmen z.B. Bereitstellung von Sach- und Dienstleistungen) zusammengefasst.

5.4.2 Historischer Rückblick

Die betriebliche Sozialpolitik verfügt über eine lange Tradition und begründet sich zum einen auf einem patriarchalem, antidemokratischen, sozial-freudalem Verständnis auf der einen Seite als auch einem eher demokratisch, gemeinschaftsbezogenen, rechtsstaatlichen Auffassung. Dabei wurde die betriebliche Sozialpolitik zwischenzeitlich durch den Ausbau von Sozialstaatlichen Leistungen zurückgedrängt, hat mittlerweile jedoch wieder einen Aufschwung. Dabei sind zwei Trends zu beobachten:

Vertariflichung: ehemals freiwillige Maßnahmen betrieblicher Sozialpolitik werden gesetzlich geregelt und teilweise verpflichtend.

Verbetrieblichung: staatliche Aufgaben werden zu Aufgaben der Betriebe (Übertragung von Verantwortung).

5.4.3 Formen betrieblicher Sozialpolitik

Es lassen sich zunächst drei Arten unterscheiden: monetäre Anreize, infrastrukurelle Anreize und Anreize zu verschiedenen Bereichen der Familien-, Gesundheit- und Sozialpolitik. Fast alle Unternehmen bieten mittlerweile Anreize aus dem Bereich der Sportangebote und Gesundheitsförderung. Einen ähnlich hohen Stellenwert genießen Angebote welche die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Fokus haben. Dazu zählen z.B. betriebliche Kindergärten oder monetäre Zuschüsse zur Kinderbetreuung. Neue Maßnahmen zielen auch auf die häusliche Pflege von Angehörigen. Auch Angebote der betrieblichen Altersvorsorge sind verbreitete Modelle. Darüber hinaus gibt es weitere monetäre Maßnahmen wie z.B. Jubiläumszahlungen, Sonderzuwendungen, Prämien, Krankengeldzuschüsse oder Sachleistungen wie z.B. Rabatte, Jobtickets, Smartphones, Dienstwagen, Studienbeihilfen, besondere Konditionen bei der Freizeitgestaltung, etc. Aber auch im Bereich der Gleichstellung der Inklusion und der Integration können Maßnahmen betrieblicher Sozialpolitik verortet werden.

5.4.4. Betriebliche Soziale Arbeit

Die erbrachten Maßnahmen benötigen dabei Kooperationen bei der Realisierung, ein wichtiger Partner ist hier die Soziale Arbeit welche z-B. Mapnhamen der Gesundheits- und Sozialberatung durchführt aber auch reaktive Einzelfallhilfe gestaltet und präventive Konzepte entwickeln kann. Diese können sowohl als individuelle Beratungen aber auch als gruppenbezogene Maßnahmen und Training von Führungskräften durchgeführt werden. Die Unternehmen profitieren dabei von den Maßnahmen, da sie durch diese zum einen ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden und zum anderen die Beschäftigungsfähigkeit der Angestellten erhöht. Als wichtiges Arbeitsprinzipien Betrieblicher Sozialarbeit werden die Freiwilligkeit und die Verschwiegenheit gegenüber dem Arbeitgeber genannt.

5.4.5 Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)

ist in Deutschland rechtlich verankert und verpflichtend. Ziel ist es einen Arbeitnehmer nach Kurz- und Langzeiterkrankungen durch Unterstützungsangebote ermöglichen Arbeitsunfähigkeit zu verhindern. Das kann durch Verhaltensanpassungen als auch durch Veränderungen am Arbeitsplatz geschehen. Eine BEM ist dabei verpflichtend durchzuführen bevor ein Arbeitnehmer auf Grund von Kurz- oder Langzeiterkrankungen ausfällt. Der Arbeitnehmer kann sonst nicht gekündigt werden.

5.4.6 Bewertung betrieblicher Sozialpolitik und deren Relevanz für Soziale Arbeit

& 5.4.7 Fazit

In diesem Kapitel wird die betriebliche Sozialpolitik kritisch betrachtet:

  • freiwillige Maßnahmen sind einer gewissen Willkür ausgesetzt, da diese auch jederzeit vom Arbeitgeber entzogen werden können. (Forderung – mehr Vertariflichung)

  • Verbetrieblichung führt zu Abbau von Sozialleistungen und zielt nur auf Arbeitsmarkt-Insider ab (Menschen ohne Job gehen leer aus).

  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist vor allem auch ein Instrument der Personalgewinnung und Personalbindung. Es lässt sich somit auch als Marketingtool verorten welches die Wettbewerbfähigkeit von Unternehmen steigern soll.

  • Der Zugang zu den oft begrenzten Leistungen kann intransparent vergeben werden (z.B. wer hat eher Anspruch auf einen Platz im Betriebskindergarten, das Kind der Geschäftsführung oder dieses der Reinigungskraft.

  • Es tritt neben Arbeitnehmer (bzw. deren Interessenvertretung) und Arbeitgeber ein weiterer Akteur in das Umfeld der Berufseinstellung ein.

  • Gespendete Sachspenden und Konsumartikel werden nicht immer aus reiner Nächstenliebe gespendet sondern auch mit dem Hintergedanken neue Kund:innen in der Zielgruppe zu generieren.

  • Die Kluft (und somit die soziale Ungleichheit) wird durch mehr Maßnahmen betrieblicher Sozialpolitik und weniger staatlichen Leistungen gößer. Maßnahmen ergänzen und ersetzen staatliche Leistungen.

  • Die Maßnahmen von Betrieben sind unterschiedlich, größerere Unternhemen können oft mehr bieten als kleine Unternehmen und werden somit beliebtere Arbeitnehmer.

  • Die Maßnahmen der betrieblichen Sozialpolitik sind nicht mitbestimmungspflichtig.

5.5 Soziale Arbeit als Schnittstellenmanagement zwischen dem privaten, öffentlichen und frei-gemeinnützigen Sektor.

Hier summieren sich alle Tätigkeitsbereiche in denen Soziale Arbeit eine Art Schnittstelle darstellt. Dies kann z.B. in der Zusammenarbeit in Multiprofessionellen Teams und bei der Mitwirkung an der Entwicklung von Dienstleistungen oder Produkten. Dabei ist eine Kernkompetenz der Sozialen Arbeit die Beratung. Diese Schnittstelle zur privaten Wirtschaft ist logischerweise immer dort angesiedelt wo Kapital vorhanden ist, weswegen einer der Hauptsektoren hier die Zielgruppe der Senioren genannt wird (auch Seniorenwirtschaft). Diese splittet sich in 4 verschiedene Unterbereiche auf:

5.5.1 Tourismus

Konzept des betreuten Reisens mit Fokus auch auf das soziale Miteinander auf der Reise, die gesundheitliche Betreuung und die Begleitung von Menschen mit Behinderung

5.5.2 Finanzdienstleistungen

durch zusätzliche Sozialversicherungen und Unfallversicherungen auch speziell für ältere Menschen.

5.5.3 Wohnen

zum einen im Bereich des betreuten Wohnens zuhause auch unter Entwicklung neuer technischer Hilfsmittel aber auch im Bereich der Quartiersplanung und der Begleitung neuer Wohnformen (Mehrgenerationenwohnen)

5.5.4 Gesundheitswirtschaft

Im Hinblick auf die Verkettung von physischer und psychischer Gesundheit kommen Sozialarbeiter:innen auch im Bereich der Gesundheitswirtschaft (z.B. Arztpraxen) zum Einsatz.

5.5.5 Fazit

Die genannten Dienstleistungssektoren stellen Bereiche vor in denen Soziale Arbeit als Schnittstelle tätig wird. Dabei ist kritisch zu bemerken das durch die Ökonomie-Interessen der Bereiche die entwickelten Produkte zum einen Personengruppen fokussiert welche über die Ökonomischen Mittel verfügen und das die entwickelten Produkte dann auch zuerst für diese Personengruppen zur Verfügung stehen.

Kapitel 6 Ausblick

Der Text gibt einen Ausblick auf die weiteren Entwicklungen, dabei wird davon ausgegangen das die Instrumente der Wirkungsforschung an Bedeutung gewinnen, auch im Hinblick darauf die Effektivität aber auch Effizienz von kostenintensiven Maßnahmen zu rechtfertigen (Billig ist nicht immer Wirtschaftlich). Die Nachweise dieser Effektivität und Effizienz werden dabei aber mehr und mehr gefordert und müssen von den Sozialarbeitenden erbracht werden. Die Social Entrepreneurs können im Hinblick auf ihre kreativen Marketingideen und unkonventionellen Herangehensweise an Soziale Problemlagen hier und da als Vorbild dienen. Zudem ist es unerlässlich das Soziale Arbeit sich auch mit der Digitalisierung und den darauf resultierenden Gesellschaftlichen Veränderungen auseinandersetzt.

MW

Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit

Schneiders, Katrin (2020): Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit. Grundwissen Soziale Arbeit Band 22. Stuttgart: Kohlhammer Verlag.

Kapitel 1 Einleitung

1.1 Begriffsgeschichte und alternative Begriffe

Der Wohlfahrtsstaat ist aufgrund begrenzter Ressourcen aufgefordert seine Leistungen Effektiv und Effizient zu gestalten. Dazu kommen im Bereich der Sozialen Arbeit betriebswirtschaftliche Steuerungsinstrumente zum Einsatz (z.B. im Zuge der Debatte der neuen Steuerung, Budgetierung und Kontraktmanagement). Im Zuge der Neustrukturierung des Sozialen Bereiches gewinnen dabei private Trägerstrukturen an Bedeutung und die Selbstbestimmung der Klient:innen zur Wahl der Leistungserbringer wächst. Ein weiterer Faktor der Veränderung ist die Definition des Produktes der Sozialen Arbeit als soziale Dienstleistung. Sozialwirtschaft als Begriff kann dabei sowohl institutionell gelesen werden: als Organisationen die soziale Dienstleistungen erbringen die zum Teil dem Non-Profit-Sektor zugeordnet werden aber auch im For-Profit Sektor vertreten sind.

Zum anderen kann der Begriff Sozialwirtschaft als instrumenteller Begriff gelesen werden, in diesem Sinne beschreibt der Begriff betriebswirtschaftliche Instrumente zur Steuerung, Leitung und Erfolgskontrolle eingesetzt werden (Qualitätsmanagement, Controlling, Fundraising, Wirkungsmessung, …). Die Ökonomisierung der Sozialen Arbeit ist dabei ein kontrovers diskutiertes Thema (auch in der Soziologie), geschichtlich deswegen relevant weil der Bereich der Sozialen Arbeit ja aufgrund des Versagen der Marktwirtschaft gegründet wurde. Zum anderen gibt es die Befürchtung der de-Professionalisierung durch die Ökonomisierung: aus Kostengründen könnten vermehrt unqualifizierte Personen eingestellt werden. Daneben gibt es aber auch neue Entwicklung wie das Social Entrepreneurship welche innovative Ideen hervorbringen und aus der Ökonomisierung der Sozialen Arbeit erwachsen.

Ökonomisierung zeigt sich dabei vor allem durch die gestiegenen Anforderungen die Finanzierung der Einrichtung sicherzustellen und durch nachgewiesene Wirkung die eigene Arbeit zu legitimieren um die Finanzierung weiterhin sicherzustellen. Die Ökonomisierung stellt dabei die Besonderheit des Produktes der Sozialen Arbeit heraus und kann positive Effekte für die Klient:innen haben (z.B. Selbstbestimmung durch persönliches Budget, Wirkungsvollere Maßnahmen durch Wirknachweise).

Sozialwirtschaft kann sowohl insttitutionell gelesen werden (als Organisation welche Soziale Dienstleistung erbringt) als auch instrumentell (als betriebswirtschaftliche Steuerung).

1.2 Sozialwirtschaft, Soziale Arbeit, Sozialrecht und Sozialpolitik

  • Sozialpolitik: setzt den Rahmen um Ziele des Sozialstaates zu erreichen (Distribution, Infrastruktur)

  • Soziale Arbeit: Profession die z.B. anhand des Triple-Mandat sozialpolitische Maßnahmen umsetzt, Anwaltschaft für die Klient:innen übernimmt und professionelle Standards entwickelt.

  • Sozialrecht: Resultat sozialpolitischer Prozesse

  • Sozialwirtschaft: organisiert und erbringt Maßnahmen

  • Policy Circle: Problemformulierung, Agenda-setting (Diskussionen möglicher Lösungsideen), Politikformulierung (Einbringung und Verabschiedung von Gesetzen), Implementation, Evaluation, ggf. erneute Problemformulierung und Neustart des Zirkel.

1.3. Umfang und Strukturen

Soziale Arbeit hat einen hohen Frauenanteil, einen hohen Anteil an Teilzeitbeschäftigung und einen großen Anteil von befristeten Anstellungen (insbesondere auch Ersteinstellungen). Soziale Arbeit wird sowohl von großen Trägern (Wohlfahrtsverbände) die sich in ihrem Leistungsportfolio und Weltanschauungsbild unterscheiden (z.B. Caritas – katholisch) erbracht. Teilbereiche sind dabei die Kinder- und Jugendhilfe, die Altenhilfe, Behindertenhilfe, Gesundheitsdienstleistungen, Integrationshilfen, allgemeine Sozialberatung, Hilfe in Sozialen Notlagen, Engagementförderung und Aus-, Fort- und Weiterbildung. Daneben gibt es privat-gewerbliche Träger und weitere frei-gemeinnützigen Träger (z.B. Elterninitiativen, Vereine, ...). Die Träger beschäftigen dabei neben hauptamtlichen auch ehrenamtliche und Honorarkräfte. Gerade die Kinder- und Jugendhilfe wird von einer breiten Trägervielfalt der frei-gemeinnützigen Träger dominiert. Die Schwerpunkte der Träger und der Aufgaben werden dabei durch das gesellschaftliche Bild und den Diskurs mitgeprägt (z.B. Kindergarten als familienergänzende Sozialisationsinstitution oder als Bildungsort?).

Kapitel 2 Finanzierung Sozialer Dienstleistungen

Grundlage For-Profit-Organisationen: Zur Produktion von Gütern wird Kapital benötigt, die Beschaffung des Kapitals wird als Finanzierung bezeichnet. Wirtschaftsunternehmen nutzen zur Finanzierung Eigenkapital, Kredite und Erlöse bereits verkaufter Güter. Ziel ist die Erwirtschaftung eines Überschusses (Rendite oder Gewinn), dieser wird entweder reinvestiert oder an die Anteilseigner:innen ausgeschüttet.

Dies lässt sich aufgrund der fehlenden Gewinnabsicht (gemeinnützige Träger) und der nicht-schlüssigen Tauschbeziehungen (Leistungsempfänger ungleich Kostenträger) nicht eins zu eins auf Soziale Organisationen übertragen. Kostenträger der Leistungen sind der Sozialstaat und die Ministerien, Versicherungen, Stiftungen und teilweise die Klient:innen selbst (Eigenanteil). Die Leistungen werden dabei aber nicht von der öffentlichen Hand selbst erbracht sondern von freien Trägern welche den Auftrag erhalten. Dieses Verhältnis nennt man sozialwirtschaftliches Dreieck. Es besteht also kein Marktförmiges Austauschverhältnis (Angebot und Nachfrage), stattdessen liegt bei den Kostenträgern ein Nachfragemonopol vor, da diese die Leistungen definieren welche die Leistungsempfänger in Anspruch nehmen können.

Ein weiteres Modell ist das Einkaufsmodell – hier wird durch den Kostenträger ein persönliches Budget zur Verfügung gestellt welches die Klient:innen nutzen können um sich die Leistung selbst einzukaufen. Dieses ist noch eher selten, kommt aber zu teilen in der Pflege (Altenpflege, Behindertenpflege, …) vor.

2.1 Kostenträger

Öffentliche Mittelgeber (Kommunen/Länder/Bund/Sozialversicherungen): Zuwendungen, Zuschüsse, Leistungsentgelte, Projektförderungen

Privat (private Organisationen, Privatpersonen, Wirtschaftsunternehmen): Spenden, Sponsoring, Teilnahmegebühren, Entgelte

Stiftungen (Unternehmensstiftungen, Privatstiftungen, Förderstiftungen): Zuschüsse, Projektförderungen

Sozialunternehmen (Wohlfahrtsverbände, privat-gewerbliche Sozialunternehmen, Freie Träger, Stiftungen): Mitgliedsbeiträge, Eigenkapital, Kredite, Erlöse aus Stiftungskapital

Oft wird ein Finanzierungsmix benötigt (also nicht nur eine Finanzierungsquelle, es wird unterschieden zwischen Außenfinanzierung (Finanzierung wird von außerhalb der Organisation zur Verfügung gestellt) und Innenfinanzierung (Gegenteil).

2.2 Instrumente öffentlicher Finanzierung

- erfolgt mittlerweile im Rahmen von Ausschreibungen und Vergabeverfahren.

- diese beinhalten bestimmte Anforderungen an Qualität und Dokumentation

- über die Auswahl werden bestimmte Kriterien gestellt (z.B. das wirtschaftlichste Angebot erhält den Zuschlag, also muss Effektivität und Effizienz stimmen)

2.2.1 Zuschüsse / Zuwendungen

- entweder zur Institution oder projektbezogen

- Voraussetzungen sind Antrag, detaillierter Finanzierungs- und Wirtschaftsplan sowie Stellenplan

- nach dem Bewilligungsbescheid wird ein Zuwendungsvertrag abgeschlossen

- sind entweder Voll- oder Teilfinanzierungen

- Teilfinanzierungen sind entweder Anteilsfinanzierungen (Träger erhält vereinbarten Prozentsatz der kalkulierten Gesamtkosten oder es wird nur ein bestimmter Teil übernommen), Fehlbedarfsfinanzierung (der Träger erhält bis zu einem festgelegten Betrag öffentliche Mittel um Finanzierungslücken zu schließen) oder Festbetragsfinanzierung.

- Bei Teilfinanzierungen muss der Träger somit zusätzlich noch über Eigenkapital verfügen (z.B. Spenden, Sponsoring, Ehrenamt, …)

- Projektbezogene Zuschüsse sind stärker Ziel und Aufgabenorientiert gestaltet und bedürfen meist ebenfalls einen Eigenanteil und einen Finanzierungsplan

- Investitionsszuschüsse sind eine Besonderheit die meist als Anteilsfinanzierungen zu Bau- oder Anschaffungskosten vergeben werden.

- Zuschüsse und Zuwendungen sind somit objektbezogene Finanzierungen.

2.2.2 Entgeltfinanzierungen

- gehören zu den (indirekten) subjektbezogenen Finanzierungen, das bedeutet die Höhe richtet sich nach den in Anspruch genommenen Leistungen der Klient:innen.

Fachleistungsstunden: werden berechnet indem die Personal und damit verbundenen Kosten durch die Anzahl an Fachleistungsstunden pro Jahr geteilt werden (üblicherweise 50% der Gesamtarbeitszeit). Die Differenz ergibt die Kosten für eine Fachleistungsstunde. Üblicherweise wird dies nicht für jeden Träger neu berechnet sondern es gibt Orientierungen in Rahmenverträgen. Die geleistetenn Fachleistungsstunden werden durch die öffentliche Hand vergütet.

Tagessätze: Das Sozialunternehmen erhält einen Betrag für jeden Tag den die Klient:in täglich in der Einrichtung verbringt. Dieser Betragt wird zwischen öffentlicher Hand und Träger verhandelt. Wichtig ist es zunächst eine Auslastungsquote zu bestimmten (z.B. 300 Tage pro Jahr). Die Berechnung sieht dann so aus: Selbstkosten (also Ausgaben der Organisation) geteilt durch Platzzahl mal Nutzungstage (z.B. 3.000.000 € / 100 Plätze * 300 Nutzungstage = 100 € Tagessatz).

Fallpauschalen: Berechnung der durchschnittlichen Bearbeitungsdauer pro Fall und der damit verbundenen Kosten, die Finanzierung erfolgt dann pro Fall ohne Berücksichtigung der tatsächlichen Bearbeitungsdauer. Wird insbesondere bei niedrigschwelligen Beratungsleistungen eingesetzt. Gibt es aber auch in der Kinderbetreuung wobei es hier nochmals Zuschläge z.B. für Kinder mit Migrationshintergrund gibt. Diese Finanzierung wird im Bereich der Kinderbetreuung meist durch Elternbeiträge ergänzt.

2.2.3 Einkaufsmodelle

- es handelt sich um direkte Subjektfinanzierungen

- der Rechtsanspruch des Individuums wird nicht über das sozialwirtschaftliche Dreiecke erbracht, sondern durch persönliche Budgets mit denen sich die Klient:in ihre Leistungen selber einkaufen kann.

Pflegegeld: Anspruchsberechtigte können entweder Leistungen von ambulanten Diensten in Anspruch nehmen (Sachleistungen) oder aber eine Geldleistung erhalten über dessen Verwendung sie selber entscheiden können (fällt geringer aus). Dieses Geld kann z.B. auch genutzt werden um sich von Angehörigen pflegen zu lassen. Die Höhe der Summe ist abhängig von der Pflegestufe.

Persönliches Budget: wird z.B. bei Rehabilativen Leistungen eingesetzt. Menschen mit Behinderung haben dadurch mehr Selbstbestimmung und können in einem festgesetzten Rahmen selbstständig über die konkrete Ausgestaltung der Dienstleistungen entscheiden. Die Klient:innen werden also zu Dienstgeber:innen.

Gutscheinmodell: Anspruchsberechtigte erhalten einen Gutschein für eine Maßnahme den sie bei einem Anbieter ihrer Wahl einlösen können (z.B. Bildungsgutschein). Dies ermöglicht eine zielgenauere Finanzierung sowie mehr Autonomie.

Wirkungsorientierte Vergütungsmodelle: entweder als zusätzliche Erfolgsprämie zu Leistung bzw. Fallbezogenen Vergütungen oder im Sinne eines Social Impact Bound (relativ neu, Erweiterung des sozialwirtschaftlichen Dreieck um einen privaten Kapitalgeber, welcher sein eingesetztes Kapital bei eingetretener Wirkung mit Rendite aus der öffentlichen Hand erhält, dieses Modell ermöglicht Innovation wird aber teilweise kontrovers diskutiert da es zum Creaming Effekt kommen kann, das bedeutet das bei Auswahlprozessen nur Klient:innen ausgewählt werden welche am ehesten produktiv in die Maßnahme gehen.

EXKURS: Beispiel Finanzierungsplan

Fixkosten

- Personalkosten (Berufserfahrung und Gehaltsstufen beachten)

- Raummiete (benötigte Größe nach Anzahl von Stellen / Angebot)

- Nebenkosten (basiert auf Raumgröße)

- Abschreibungen (jährliche Rücklagen für Anschaffungen von langlebigen Wirtschaftsgütern wie z.B. Küchen)

- Telefon Festnetz und Handy (basierend auf Anzahl der MA)

- Trägerumlage (Finanzierung für Verwaltung, Versicherung, …)

Gemeinkosten als Obergrenzenbudgets

- Geschäftsausstattung (steigt bei mehr MA, aber nicht linear)

- Supervision (steigt bei mehr MA, aber nicht linear)

- Fortbildung (steigt linear)

- Büromaterialien (steigt bei mehr MA, aber nicht linear)

- Fachzeitschriften

Variable Kosten

- Verpflegung (steigt linear)

- Benzinkosten (steigt aber nicht linear)


Exkurs Plankostenrechnung (Berechnung Break Even Point)

beginnt mit Erfassung von Daten:


Was

Berechnung / Herkunft der Zahl

Beispielnummer (1VZ-Kraft)

Beispielnummer

(2VZ-Kräfte)

1

Summe aller Kosten (aus vorheriger Tabelle)

Übertrag aus Kostenaufstellung

66.372 (1VZ)

123.570 (2VZ)

2

maximale FLS pro Fall (Vorgabe Kommune)

Vorgabe Kommune / Kostenträger

27 h

27 h

3

Entgelt pro FLS (Vorgabe Kommune)

Vorgabe Kommune / Kostenträger

72 €

72 €

4

Arbeitsstunden pro VZ Kraft pro Tag


7,8 h

7,8 h

5

Arbeitstage pro Jahr (steigt mit jeder weiteren Vollzeitstelle)

Berechnung auf Basis der Anzahl von VZ-Stellen abzüglich Urlaub/Wochenende/Feiertage

210 (1VZ-Stelle)

420

6

Arbeitsstunden pro Jahr

Arbeitsstunden pro Tag (4) * Arbeitstage pro Jahr (5)

1.638 h

3.276 h

7

max. Einnahmen pro Fall (Berechnung Punkt2 * Punkt3)

Bei maximaler Auslastung pro Fall:

FLS (2) * Entgelt pro FLS (3)

1944 €

1944 €

8

benötigte Fälle pro Jahr

Bei maximaler Auuslastung

Kostensumme (1) / Einnahmen pro Fall (7)

34,14

gerundet 35

63,56

gerundet 64

9

Für die Kostendeckung zu erbringende anrechenbare FLS pro Jahr

Fälle pro Jahr (8) * Fachleistungsstunden pro Fall (2)

921,83

gerundet 922

1.716,25

gerundet 1.717

10

Für die Kostendeckung zu erbringende abrechenbare FLS pro Arbeitstag

Kostendeckende FLS pro Jahr (9) / Arbeitstage pro Jahr (5)

4,39 h

gerundet 5

4,11

gerundet 5

11

Verbleibende Zeit pro Arbeitstag pro VZ-Kraft

Arbeitsstunden pro Tag (4) – Kostendeckende FLS pro Tag (10)

3,41 h

3,69 h

Exkurs Auswahl der Finanzierung:

es liegen nun zwei Angebot vor – eines über eine fixe Finanzierung von 100.000 € pro Jahr, diese würde sich mit der oben gezeigten Tabelle also nur bei einer VZ-Stelle ausgehen (bei zwei VZ-Stellen müsste somit noch Eigenkapital in der Höhe von 23.570 € erwirtschaftet werden. Ein zweites Angebot sieht eine Finanzierung über FLS vor. Hier ist zu bemerken das nur tatsächlich durchgeführte Fälle abgerechnet werden können. Es braucht also zwei Überlegungen: bekommen wir genug Fälle die auch dran bleiben, also die maximale Anzahl an FLS in Anspruch nehmen (Idee: vorherhiger Sozialraumanalyse um Bedarf zu ermitteln) und schaffen unsere Fachkräfte es die benötigten Fälle pro Jahr zu bearbeiten, dies sieht bei dem Beispiel gut aus, das Verhältnis von FLS zu verbleibender Zeit ist nahe an 50 % / 50% (was realisitisch ist). Zu bedenken ist das bei einer Einrichtung mit nur einer Fachkraft eine längere Ausfallzeit ein erhebliches Risiko für die Finanzierung bedeutet.

2.2.4 Fazit und SWOT-Analyse

Im Anschluss an den Exkurs zur Berechnung des Finanzplan und der Berechnung der Finanzierung durch FLS lohnt es sich eine SWOT-Analyse zu machen, insbesondere dann wenn es mehrere verschiedene Möglichkeiten der Finanzierung gibt. So können Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken der einzelnen Finanzierungsformen im Bezug auf unterschiedliche Modelle (1VZ-Stelle / 2 VZ-Stellen / 3 VZ-Stellen) erörtert werden. Das vereinfachte Modell von oben gilt natürlich noch zu erweitern, z.B. um Möglichkeiten größerer Einrichtungen welche ggf. sogar multiprofessionell arbeiten etc.

Zuwendungsfinanzierungen sind oft am einfachsten zu verwalten, der Kostenträger hat hier aber relativ wenig Einfluss auf die konkrete Ausgestaltung. Zuschussfinanzierungen im Förderzeitraum tragen das Risiko das nicht klar ist was nach auslaufen des Förderzeitraum passiert. Entgeltfinazierung haben das Risiko das aufgrund von fehlender Nachfrage der Leistung zu wenig Vergütung erfolgt. Eine Finanzierung über FLS hat zudem das Risiko das bei einer Explosion der Nachfrage unvorhergesehene Kosten auf den Kostenträger zukommen. Es könnten eventuell Beratungen forciert werden die gar nicht benötigt werden oder Beratungseinheiten werden künstlich verlängert. Demgegenüber bieten Beratungspauschalen eine höhere Flexibilität für die Organisationen, haben aber den Nachteil das Fälle die vermutlich lange und teuer werden eher ausgewichen wird. Einkaufsmodelle haben einen stärkeren Wettbewerbscharakter, hier kommen ggf. auch Ersatzindikatoren als ausschlaggebender Punkt ins Spiel (Wenn die Klient:in sich die Leistung selber einkaufen kann entscheidet sie nicht immer nach dem aktuellen wissenschaftlichen Diskurs sondern mehr nach Freundlichkeit, Sauberkeit, etc.)

2.3 Fundraising jenseits öffentlicher Finanzierungen

- lassen sich unter dem Begriff des Eigenkapital zusammenfassen.

- Fundraising ist die Beschaffung von Ressourcen jenseits öffentlicher Finanzierungen, dies kann in monetärer Form, aber auch durch die Bereitstellung von Ressourcen erfolgen (Sachmittel/Dienstleistungen oder ehrenamtliches Engagement).

2.3.1 Spenden

freiwillige Bereitstellung ohne Gegenleistung, aber mit Motivation (z.B. Anerkennung, Dankbarkeit, Reputation, Steuerersparniss bei Spenden an gemeinnützige Vereine). Kann auch in Form von Ehrenamtlichen Engagement erfolgen (Gründe hier sind z.B. Spaß, Kontakt zu anderen Menschen, Gesellschaft mitgestalten, Identifikation mit der Idee / dem Projekt).

2.3.2 Sponsoring

vorrangig von Unternehmen, Ziel ist es den Bekanntheitsgrad zu steigern und Werbung zu platzieren. Dafür werden als Gegenleistung Ressourcen zur Verfügung gestellt. Sponsoring sollte vertraglich geregelt werden. Wird oft auch im Sinne der Sozialen Verantwortung von Unternehmen von ebendiesen angebahnt (Corporate Social Responsibility). Wichtig ist die Auswahl des Sponsors (keine Brauerei für das Kinderfest), die Vertragsgestaltung und die Nachhaltigkeit (war das eine einmalige Sache oder lohnt es dran zu bleiben um weiteres Sponsoring anzustreben).

2.3.3 (Förder-)Stiftungen

Stiftungen sind eine Rechtsform die entweder öffentliche Aufgaben wahrnehmen oder als privat- bzw. kirchenrechtliche Stiftungen als Förderstiftung agieren. Dies bedeutet das es ein gewisses Kapital gibt, welches angelegt wird. Die Rendite dieses Kapital fließt dann an soziale Organisation. Es lohnt sich also zu prüfen ob eine Ergänzungsfinanzierungen durch Stiftungsgeld in Frage kommt.

2.3.4 Crowd-Funding

Viele Leute leisten einen kleinen Beitrag, was eine große Summe ergibt, meist über Online-Plattformen. Benötigt eine öffentlichkeitswirksame Darstellung der Einrichtung / des Projektes.

2.4 Fazit

Der aktuelle Trend geht zu einer stärkeren Fokussierung auf subjektorientierte Förderung von Sozialen Organisationen, Alternative Finanzierungsquellen zu akquieren tragen dazu bei erforderliche Eigenanteile bereitzustellen, sind aber zeitaufwendig. Der Einsatz von Ehrenamtlichen Kräften ist eine weitere Möglichkeit, aber nicht in allen Arbeitsbereichen möglich.

Kapitel 3 Erwerbstätigkeit im sozialen Dienstleistungssektor

  • der Sektor der Sozialen Dienstleistungen ist mittlerweile eine große und Bedeutende Branche deren Beschäftigungszahlen und der Bedarf an Personal steigt.

  • die ist insbesondere deswegen von Bedeutung da die Branche der Sozialen Dienstleistungen Personalorientiert ist.

3.1 Beschäftigungsstruktur

Folgende Zahlen der Beschäftigungsstrukturen beziehen sich auf das Erscheinungsdaten des Buches und auf Deutschland, die Struktur (Bereich Sozialarbeit, Heilerziehungspflege, Erziehung) gliedert sich dabei wie folgt:

  • deutlich mehr Frauen als Männer

  • überwiegend Deutsche, geringer Ausländeranteil

  • ähnliche Alterstruktur der Beschäftigten wie in Gesamtbevölkerung (geringe Abweichung bei unter 25 jährigen aufgrund akademischer Ausbildung)

  • viele Teilzeitbeschäftigungsverhätnisse

  • mehr Expert:innen (im Vergleich zu Gesamtbevölkerung, aufgrund Anforderung der akademischen Ausbildung)

  • geringe Beschäftigung von Personen ohne Berufsabschluss, mehr akademische Berufsabschlüsse

3.2 Entgeltsysteme und Tarifverträge (Österreich Kollektivverträge)

Folgende Formalitäten werden in den Tarifverträgen geregelt:

  • Entgeltgruuppen (nach Tätigkeit)

  • Entgeltstufen (nach Berufserfahrung in Jahren)

  • Sonderzahlungen, Urlaubsregeln, Kündigungsfristen, Alterszulagen, etc.

Aufgrund der Struktur in Entgelstufen und -gruppen sind Arbeitnehmer:innen mit höheren Qualifikationen und Berufserfahung teurer bei der Finanzplanung einzuplanen.

3.3 Verdienstmöglichkeiten im Vergleich

- wenig relevante Informationen hier

3.4 Fazit

  • im Vergleich zu anderen akademischen Ausbildungen sind die Gehälter relativ niedrig

  • dies begründet sich auch auf den immer vorherrschenden Druck der Einsparungen & der relativ geringen Gewerkschaftlichen Organisation Sozialer Arbeit.

  • Auch Streiks sind noch eher ein Ausnahmephänomen, da dies immer zu lasten der Adressat:innen gehen würde (welche jedoch keinen Einfluss auf die Vergütung haben).


Kapitel 4 Wirkungsmessung und -forschung

Als erstes stellt der Text fest das der Begriff der Wirkungen in der Sozialen Arbeit immer schon Teil des fachlichen Standards war. Ein neuer Aspekt ist jedoch die Wirkungsmessung.

4.1 Begrifflichkeiten

Wirkungen: setzt voraus das Soziale Arbeit durch Interventionen Veränderungen auslösen kann und will. Aus Sicht einer Defizitorientierten Blickweise auf Soziale Arbeit ist hier die Reduktion der Defizite zu benennen. Aus der Sichtweise des Empowerment die Veränderung das Menschen ihre eigenen Ressourcen nutzen.

Evidenz: in Studien nachgewiesenes. Evidenzbasiertes Arbeiten bedeutet das nur solche Interventionen genutzt werden welche in Studien erprobt sind. Der Bereich der Medizin arbeitet beispielsweise so (Evidence-based-practice).

Input-Output Modell: Ich gebe etwas bestimmtes hinein und erhalte etwas bestimmtes. Dabei bedarf es sowohl einer effektiven Wahrnehmung (was wirkt) und einer Effizienten Wahrnehmung (wie steht die Wirkung im Vergleich zum Ressourceneinsatz. Im Sozialen Sektor ist dieses Modell zu verkürzt und nicht anwendbar (z.B. aufgrund von Koproduktion). Stattdessen kommt ein erweitertes Modell zur Wirkmessung zur Anwendung welches einen Input (Ressourcen), einen Output (Leistungserbringung) sowie Effekte (unmittelbare nachweisbare Wirkung), Ourcome (bei den Adressat:innen ausgelöste Wirkungen) und Impact (Wirkungen und Nutzen für die Gesellschaft) untersucht. Der Text nennt hier bestimmte Beispiele und Ideen zur Messung:

messbare Effekte: Anzahl der Beratungen, Quoten von Übergängen, Reduktion von Schulabbrüchen

Outcome: ist schwerer darzustellen und zu messen da die qualitativen Merkmale schwer operationalisiert werden können (z.B. wie kann Veränderung von Beziehungsqualität gemessen werden), das with-or-without-Problem besteht (ist die Veränderung wirklich auf die Intervention zurückzuführen, wäre es auch ohne eingetreten?), es einen Time-Lag gibt (Verzögerung, Wirkungen können auch erst Jahre später eintreffen, wer misst diese dann) und weil Zeit- und Kostenaufwand dieser Messungen sehr hoch sind. Trotzdem gibt es einige Instrumente welche im folgenden kurz vorgestellt werden:

4.2 Standardisierte Instrumente der Wirkungsmessung

zunächst wird auf die Problematik bei der Evidenzbasierung hingewiesen. Soziale Arbeit kann, auch aus ethischen Gründen, keine Experimentaldesigns durchführen (also eine betroffene Gruppe mit einer Maßnahme bearbeiten und eine Kontrollgruppe nicht bearbeiten). Dazu kommt der Fakt das jeder Fall individuell betrachtet wird da Soziale Arbeit nie in einem luftleeren Raum stattfindet, es also gar nicht zwei identische Fälle gibt. Zum Nachweis der Wirkungen können daher nur Kontextdaten von einer Gruppe gesammelt werden und somit Experimente ohne Kontrollgruppe durchgeführt. Es ist also kein Kausalitätsnachweis möglich, sondern der Nachweis basiert auf Plausabilisierungen (z.B. der Klient hat mir erzählt das die Beratung ihm geholfen hat Problem XY zu lösen, ich habe in der Beratung eine Netzwerkkarte gemacht, es kann also ausgegangen werden das diese Methode einen positiven Effekt hat (es kann aber auch ein ganz anderer Faktor der Beratung gewesen sein, z.B. die allgemeine Stimmung und ein Lob welches dem Klienten Mut gemacht hat). Eine andere herangehensweise sind Quasi-Experimentalstudien bei denen aus einer Gruppe mit ähnlichen Fällen die Gruppe aufgeteilt wird und mit unterschiedlichen Methoden gearbeitet wird um nachher festzustellen welche Methode welche Ergebnisse erzielt hat.

4.2.1 Social Reporting Standard (SRS)

standarisierter Wirkungsorientierter Bericht der Wirkungsketten darstellt (Input-Output-Outcome-Impact) und einer bestimmten Struktur folgt (Vergleichbarkeit). Im ersten Teil gibt es einen Überblick über die Visioen, Strategien und Angebote für die Zielgruppe, im zweiten Teil wird das Leistungsspektrum detailliert dargestellt. Dabei soll ein Zusammenhang des gesellschaftlichen Problemes und dem Lösungsansatz des Angebots ausgearbeitet werden. Im dritten Teil geht es um die Vorstellung der Organisationen sowie der finanziellen Rahmenbedinungen.

4.2.2 Social Return of Investment (SROI)

die klassische Betriebswirtschaft nutzt ein Modell von Kosten und Nutzen (Cost Benefit Analysis) bzw. ein Modell von Investitionen und Profit (Return on Investment). Das Modell des Social Return of Investment ist hingegen ein auf die sozialen Dienstleistungen zugeschnittenes Modell welches Wirkungen auf das Individuum und die Gesellschaft bewertet. Dafür werden sechs Perspektiven analyisiert:

  1. Transferanalyse institutionell: Darstellung finanzieller Beiträge die zwischen öffentlichen Kostenträger und Unternehmen fließen z.B. Zuschüsse und Entgelte

  2. Transferanalyse individuell: Darstellung finanzieller Beiträge die zwischen öffentlichen Kostenträger und Adressat:innen fließen z.B. persönl. Budget

  3. Opportunitätserträge: finanzielle Aufwendungen die entstehen wenn Sozialunternehmen nicht tätig wird / Folgen des nicht-eingreifen z.B. wenn wir nicht in Arbeitsmarkt vermitteln dann muss der Staat Sozialhilfe zahlen und Unternehmen fehlen Arbeitskräfte)

  4. Regionalökonomische Wirkung: Darstellung des wirtschaftlichen Nutzen des Sozialunternehmen für die Region z.B. Beschäftigte des Sozialunternehmens als Wirtschaftsfaktor der Region

  5. Wirkungen auf die Lebensqualität der Leistungsempfänger (z.B. verbesserte gesundheitliche Situation)

  6. Wirkungen auf die gesellschaftliche Wohlfahrt / das Sozialklima (z.B. Konfliktverringerung)

Die ersten Vier Aspekte lassen sich dabei in Geldbeträgen ausdrücken für die beiden letzten Aspekte müssen Indikatoren ermittelt werden: soziale Beziehungen, persönliches Wohlbefinden, Selbstwirksamkeit, materielles Wohlbefinden, persönliche Entwicklung, physisches Wohlbefinden, Rechte, gesellschaftliche Teilhabe.

4.2.3 Balanced Scoreboard (BSC)

Es handelt sich beim BSC um einen standardisierten Bericht zur schwerpunktmäßigen Zielbestimmung sowie deren Erreichung. Der Bericht umfasst dabei vier Bereiche:

  1. Finanzperspektive: Finanzziele unterstützen Kosten- und Preiskalkulation

  2. Kunden:innenperspektive: sind Hauptziele, welche Ziele sollen hinsichtlich der Kunden erreicht werden.

  3. Perspektive der internen Prozesse: interne Abläufe überprüfen, verbessern und ggf. neu zu strukturieren ohne diese komplett zu standardisieren.

  4. Lern- und Entwicklungsperspektive: Qualifizierung und Entwicklung der MA as Erfolgsfaktor.

Zu jeder der vier Bereiche werden im BSC Ziele formuliert, Kennzahlen und Zielwerte entwickelt sowie konkrete Maßnahmen abgeleitet. Die Perspektive stehen dabei in einem engen Zusammenhang.

4.2.4 Fazit

Im Fazit stellt das Buch noch dar für welche Bereiche welcher Standard besonders geeignet ist:

SRS – Fundraising

SROI – Legitimierung der Arbeit

BSC – Strategieentwicklung

Zudem wird noch ein weiteres Standardisiertes Modell „PHINEO“ kurz vorgestellt, welches auf Grundlage von Daten die Wirksamkeit misst und regelmäßig Preise für besonders Wirksame Sozialunternehmen vergibt. Desweiteren werden noch die Modelle WIMES und EVAS genannt (allerdings ohne Erläuterungen).

4.3. Anwendungsbeispiele

Im folgenden Kapitel werden mehrere Beispiele für Studien zur Wirksamkeit Sozialer Arbeit vorgestellt. Wichtig ist hier vor allem die Aufstellung der Gütekriterien empirischer Sozialforschung:

Objektivität: Unabhängigkeit der Ergebnisse der Forschenden

Reliabilität: Sorgfältigkeit und Exaktheit der Messung

Validität: Gültigkeit – wird mit den Messinstrumenten tatsächlich das ermittelt, was ermittelt werden soll?

Sowie die Definitionen von

Längsschnittstudien: mehrere zeitlich gestaffelte Untersuchungen zu einem Themenkomplex

Querschnittsstudien: Momentaufnahme, einmalige und gleichzeitige Messung aller für das Forschungsvorhaben relevanter Merkmale

Die vorgestellten Studien zeigen das solche Studien teilweise langfristige Projekte sind die sich bis zu zwanzig Jahre hinziehen und sehr kostenintensiv sind.

4.4 Fazit

Im Fazit wird noch einmal betont das im Zuge der Ökonomisierung Sozialer Arbeit vermehrt Belege für die Effektivität und Effizienz von den Kostenträgern eingefordert wird. Dabei wird die Wirkungsorientierung aber auch kritisch beleuchtet:

  • die Koproduktion in die Bewertungsmodelle zu integrieren ist methodisch sehr schwierig,

  • Forschungen können ethisch bedenklich sein (Vorenthalten von Hilfen)

  • Fälle sind oft zu individuell um generelle Aussagen zu treffen.

  • Der Mehraufwand an Dokumentation geht auf Last der Klient:innen (weniger Zeit)

Befürworter betonen aber auch das durch eine Wirkungsorientierung die Akzeptanz für kostenaufwändige Maßnahmen erhöht werden kann, die Fachlichkeit nachgewiesen werden kann und letztendlich auch die Selbstbestimmung der Adressat:innen gestärkt werden kann wenn Entscheidungen für oder gegen eine Maßnahmen auf Grundlage von Daten getroffen werden können (und nicht nur durch Vertrauen in die Fachkraft). Zudem können die Daten Fachkräfte bei Entscheidungen unterstützen und Ermessensspielräume besser handhabbar machen.

Kapitel 5 Aktuelle Debatten und Entwicklungstrend

5.1. Ökonomisierung

  • beinhaltet neue Entgeltsystem und Bedeutung von Effizienz im Kontext von Wirkungsmessung

  • Ökonomisierung ist ein Steuerungsmechanismus der Sozialpolitik (Geld entscheidet)

  • Ökonomisierung ist auch deswegen von Bedeutung da die Sozialwirtschaft zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor und Dienstgeber geworden ist.

  • Marktwirtschaftliche Prinzipien lassen sich dabei aber nicht immer eins zu eins auf den Bereich der sozialen Dienstleistungen übertragen (z.B. Prinzip von Angebot bestimmt Nachfrage).


5.1.1 Annäherung

Die Ökonomisierung kann dabei in vier Bereichen auf 5 verschiedenen Abstufungen betrachtet werden:

Gewinnerzielung

Kein Kosten-bewusstsein




Gewinnerzielung als oberste Maxime

Konkurrenz / Wettbewerb

Kein Wettbewerb/ staatliches Monopol

Korporatismus (Zusammenarbeit Verbände & Staat)

Priviligierung frei-gemeinnütziger Träger

Kontrakt-management

Freier Wettbewerb zwischen Anbietern

Preisbildung

(staatliche) Preis-festsetzung

Sozialrechtliches Dreieck; Kostendeckungs-prinzip

Budgets für Leistungsanbieter (Pauschalen)

Persönliches Budget für Kund:innen bzw. Klient:innen

Freie Preisgestaltung durch Angebot und Nachfrage

Autonomie der Kund:innen / Klient:innen

Paternalismus (Leistung wird vom Staat festgelegt)

Leistung wird durch Dienstleister definiert

Leistungsanbieter wird von Kund:innen gewählt

Wahl zwischen Geld oder Sachleistung

Wahlfreiheit der Kund:innen

Diese Bereiche und Ebenen lassen sich dabei auch noch aus Sichtweise der Klient:innen/Kund:innen (Mikroebene) aus Sicht der Organisationen (Meso-Ebene) und aus Sicht der Sozialpolitik betrachten (Makroebene). Dabei ist die Ökonomisierung in verschiedenen Handlungsfelder und auf den verschiedenen Ebenen innerhalb der Handlungsfelder untersch. Stark ausgeprägt.

5.1.2 Ökonomisierung in verschiedenen Handlungsfeldern

Altenpflege – viel Wettbewerb aber Leistungen oft reguliert, Preise werden nicht marktwirtschaftlich sondern übergreifend verhandelt (zwischen Kostenträger und Anbietern), Wahlfreiheit ist nur gegeben bei der Wahl des Anbieters, nicht aber bei der Wahl überhaupt Pflege in Anspruch zu nehmen (Pflegestufen legen die Art der Pflege fest).

Behindertenhilfe – ist gespalten, zum einen gibt es das persönliche Budget welches mehr Teilhabe und einen stärkeren Wettbewer sowie mehr Autonomie fördert, dieses wird aber zumindest in Deutschland zum Erscheinungsdatum des Buches nur von einem Bruchteil der Klient:innen genutzt. Ansonsten geschehen Verhandlungen über Preise ähnlich wie im Sektor der Altenpflege (Verhandlungen zwischen Kostenträgern und Leistungserbringern) mit.

Frühkindliche Bildung – hier gibt es einen gewissen Wettbewerb, wobei ein Nachfrageüberhang besteht welcher diesen wieder etwas aufhebt. Die Preisbildung erfolgt durch Festlegung durch die Sozialpolitik und kann von Bundesland zu Bundesland abweichen (Deutschland).

5.1.3 Bewertung

Ökonomisierung hat das Potential sowohl de-professionalisierend (durch Einsparungen bei Fachkräften) als auch professionalisierend (durch Legitimationsdruck und Wirksamkeitsbelege) zu sein. Die Ökomisierung hat nicht zu einer großen Veränderung der Anbieter geführt, es sind jedoch einige neue Formen wie die Social Entrepeneurs entstanden welche den Markt aufmischen.

5.1.4 Fazit

  • marktwirtschaftliche Steuerung lässt sich nicht eins zu eins auf die sozialen Dienstleistungen übertragen (da z.B. Koproduktion ein wichtiger Faktor ist oder das Prinzip von Wachstum keine logische Anwendung im sozialen Bereich zulässt).

  • Die erforderliche Dokumentation ist oft zeitaufwändig und kann auch zu Effektivitäts- und Effizienzverlusten führen.

  • Ökonomisierung kann die Besonderheiten und die Bedeutung der sozialen Dienstleistungen herausstellen.

  • Nicht nur soziale Organisationen werden ökonomisiert sondern umgekehrt wird auch von ökonomischen Organisationen mehr soziales Engagement hervorgebracht.

  • Gemeinwohlorientiertes Wirtschaften wird wiederbelebt (z.B. genossenschaftlicher Wohnungsbau)

  • eine kategorische Ablehnung sowie eine blinde Übernahme von betiebswirtschaftlicher Organisationsmodelle sind zwei Extreme die kritisch zu betrachten sind.


5.2 Digitalisierung und Technisierung

Der Text startet mit einer Definition von Digitalisierung welche vor allem auf drei Punkte eingeht:

  • den Wandel aller gesellschaftlichen Bereiche

  • den Prozess der Individualisierung

  • den Ersatz der die Ergänzung menschlicher Denk- und Kommunikationsfähigkeiten

Digitalisierung betrifft somit sowohl die Ebene der Klient:innen welche durch Organisationen durch Informationen oder Marketing angesprochen werden bzw. durch Professionelle über digitale Medien beraten oder „aufgesucht“ werden. Zwischen der Ebene der Profesionellen und der Organisation sind vor allem die Prozesse der Verwaltung von Daten von Bedeutung. Digitalisierung hat somit eine doppelte Bedeutung für die Sozialen Dienstleistungen: zum einen ist sie Anlass sozialer Arbeit (z.B. durch exzessive Internetnutzung von Klient:innen) zum anderen verändert Digitalisierung Prozesse innerhalb der Sozialen Arbeit.

5.2.1 Relevanz

Zielgruppenbezogen: gezielte Ansprache, lebensweltorientierung, neue Zielgruppen ansprechen, Arbeit mit vulnerablen Gruppen, …

Prozessbezogen: Verwaltung von Daten, Aufweichung des Uno-Acto-Prinzip (Prinzip der Gleichzeitigkeit von Erstellung und In-Anspruchnahme der Dienstleistung)

5.2.2 Praxisbeispiele
Onlineberatungen: kann das Uno-Acto Prinzip partiell aufheben und so Kostenersparnisse haben (keine Anfahrtszeiten, Wegfall von Raumkosten, …), kann Beratungsstellen entlasten. Mögliche Tools sind Mailberatung, Diskussionsforen, Gruppen- und Themenchats. Kann partiell auch neue Klient:innen ansprechen und somit neue Arbeitsaufträge generieren.

Technische Assistenzsysteme

viele Möglichkeiten, wobei nicht geklärt wer diese finanziert (zum Zeitpunkt des Buches). Nutzung ist individuell sehr verschieden.

Risiken

Chancen

Onlineberatung – wer berät mich da eigentlich und ist die Person qualifiziert

Neue Zielgruppen ansprechen

Teilhabe setzt technische Ausstattung voraus

Digitale Medien können zur Gemeinschaftsbildung beitragen.

Datenschutz kann nicht immer sichergestellt werden

Selbstbestimmung durch Informationsvergügbarkeit

5.2.3 Fazit

  • Effizienzsteigerung ist möglich aber zum Zeitpunkt des Buches nicht empirisch nachgewiesen.

  • Zu weiteren Professionalisierung bedarf es Einschulung und Technikaffinität der Fachkräfte

  • im Bereich der sozialen Dienstleistung wurde bisher im Vergleich zu anderen Branchen wenig Bereiche digitalisiert.

  • Die Kostenübernahme ist nicht immer geklärt

  • die Lebenswelt wird digital, im Sinne von Thiersch muss Soziale Arbeit also mitziehen.

  • Der Text fragt ob zukünftig Beratung auch ohne Mensch möglich ist (Meine Antwort: Ja, ChatGPT)

  • durch Digitalisierung entstehen neue, anspruchsvolle Arbeitsfelder

  • Social Entrepreneurs wissen die sozialen und digitalen Medien zu nutzen.

5.3. Social Entrepreneurship

  • wird als neue sozialpolitische Organisationsform propagiert

  • gesellschaftlicher Antrieb

  • unternehmerische Mittel / betriebswirtschaftliche Instrumente

  • Bearbeitung relevanter Herausforderungen des Gemeinwesen

  • stellen sich nicht gegen Ökonomisierung und Digitalisierung sondern nutzen diese

  • propagieren Versöhnung von Gemeinwohl und Unternehmertum

5.3.1 Begriffliche Annäherung

  • Rechtsform: hybride Organisationsform die verschiedene Rechtsformen nutzt (von e.V. bis GmbH / GbR)

  • Vision: soziale Probleme wirtschaftlich tragfähig lösen, Blick auf Effizienz und Effektivität statt Bürokratie, meist mit charismatischer Gründerpersönlichkeit und prominenten Unterstützer:innen.

  • Nutzung von PR und Fundraising

  • Innovativität, Hybridität und kreative Lösungsansätze

Das Steuerungsinstrument „Markt“ welches durch Prozesse der Ökonomisierung Sozialer Dienstleistungen vorangetrieben setzt die Organisationen vor das Problem das das Gleichgewicht zwischen Profssionalisierung, Ökonomisierung und Bürokratie auseinandergerät. Beispielsweise ist hier zu nennen das durch einen Ruf nach Professionalisierung der Fokus mehr auf Fachkräfte gesetzt wird, die Einbindung von Ehrenamt wird somit schwerer was Auswirkungen auf die finanzielle Aufstellung hat. Social Entrepreneurs haben das Potential diese durch ihre Hybridität wieder stärker zu nutzen.

SE stellen noch eine recht kleine Gruppe (im Vergleich zu den klassischen Wohlfahrtsverbänden dar, das Potenzial sollte jedoch nicht unterschätzt werden. Sie zeichnen sich aus durch:

  • kreative PR

  • Akquirierung alternativer Finanzquellen

  • Aktivierung freiwilligen Engagements jüngerer Altersgruppen

  • Füllung von Sinn-Lücken im Wertewandel der Gesellschaft (z.B. durch Säkularisierung)

  • geringe Größe

  • flache Hierarchien

aus diesen Punkten lassen sich auch Learnings für große Organisationen wie die Wohlfahrtsverbände ableiten.

5.3.2 Fallbeispiele

Name

Idee / Zielgruppe

Kreatives Potential

Spread the Word

Justizvollzusanstalten, Häftlinge

Marketing für Produkte welche in JVA hergestellt werden, mehr Verkauf bedeutet höhere Löhne für Häftlinge und beeinfluss gesellschaftlichen Diskurs

wellcome

Vermittlung von Ehrenamtlichen an Familien mit neugeborenen (im ersten Lebensjahr)

Wird als Franchise betrieben wobei die Finanzierung durch Fundraising der Franchisenehmer sowie Bundesförderungen in Deutschland geschieht. Das Angebot selber ist kostenlos für die Familien.

Chancenwerk

Vermittlung von Nachhilfe

Kaskadenmodell: Studenten geben Nachhilfe und erhalten dafür Geld oder Creditpoints der Uni, das Angebot ist für die Schüler:innen fast kostenlos (Mitgliedsbeitrag 10 € monatlich), die Schüler:innen verpflichten sich jedoch im Gegenzug für die In Anspruch genommene Nachhilfe andere Schüler:innen unteren Jahrgangsstufen ebenfalls Nachhilfe zu geben.

IQ Consult

Gruppen mit Schwierigkeiten zum ersten Arbeitsmarkt, bieten Gründungsberatung und sind Bidungsträger

Geschickte Nutzung unterschiedlicher Fördergelder, Verbindung von Arbeitsmarktpolitik und Gründungsberatung

5.3.3 Fazit

Alle Beispiele zeichnen sich durch professionelle und innovative Öffentlichkeitsarbeit aus, setzten überwiegend auch Ehrenamtliche ein und nutzen verschiedene Finanzierungsquellen. Organisationen der Social Entrepreneurs werden teilweise von den großen Wohlfahrtsverbänden übernommen (Integration). Kritisch zu bemerken ist das SE auf Grundlage ihrer strategischen Ausrichtung vor allem soziale Herausforderungen angehen, welche sich gut vermarkten lassen.

5.4 Betriebliche Sozialpolitik

5.4.1 Unternehmen als sozialpolitische Akteure

beschreibt Soziale Arbeit welche innerhalb von Unternehmen stattfindet. Diese sind sowohl im Rahmen Rahmen freiwilliger betrieblicher Maßnahmen zu verorten als auch im Grundsatz soziale Prozesse im Unternehmen sozial verträglich zu organisieren. Ein großer Teil der Maßnahmen ist jedoch auch gesetzlich vorgegeben (wie z.B. die Beteiligung der Arbeitgeber an Sozialversicherungen).

Betriebliche Sozialpolitik kann jedoch auch anhand der Abgrenzung interne Sozialpoltik (innerbetriebliche Maßnahmen) und der externen Sozialpoltik (Einsatz des Unternehmen und der Mitarbeiter:innen an Projekten außerhalb z.B. arbeitsmarktliche Integration von Flüchtlingen oder Renovierung eines Jugendzentrums). Diese externe Sozialpolitik wird auch unter den Begriffen der Corporate Social Responsibility (CSR, im wirtschaftlichen Kerngeschäft verortet, z.B. Nutzung nachhaltiger Rohstoffe und Energie) und der Corporate Citizenship (CC, über das Kerngeschäft hinausgehende Maßnahmen z.B. Bereitstellung von Sach- und Dienstleistungen) zusammengefasst.

5.4.2 Historischer Rückblick

Die betriebliche Sozialpolitik verfügt über eine lange Tradition und begründet sich zum einen auf einem patriarchalem, antidemokratischen, sozial-freudalem Verständnis auf der einen Seite als auch einem eher demokratisch, gemeinschaftsbezogenen, rechtsstaatlichen Auffassung. Dabei wurde die betriebliche Sozialpolitik zwischenzeitlich durch den Ausbau von Sozialstaatlichen Leistungen zurückgedrängt, hat mittlerweile jedoch wieder einen Aufschwung. Dabei sind zwei Trends zu beobachten:

Vertariflichung: ehemals freiwillige Maßnahmen betrieblicher Sozialpolitik werden gesetzlich geregelt und teilweise verpflichtend.

Verbetrieblichung: staatliche Aufgaben werden zu Aufgaben der Betriebe (Übertragung von Verantwortung).

5.4.3 Formen betrieblicher Sozialpolitik

Es lassen sich zunächst drei Arten unterscheiden: monetäre Anreize, infrastrukurelle Anreize und Anreize zu verschiedenen Bereichen der Familien-, Gesundheit- und Sozialpolitik. Fast alle Unternehmen bieten mittlerweile Anreize aus dem Bereich der Sportangebote und Gesundheitsförderung. Einen ähnlich hohen Stellenwert genießen Angebote welche die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Fokus haben. Dazu zählen z.B. betriebliche Kindergärten oder monetäre Zuschüsse zur Kinderbetreuung. Neue Maßnahmen zielen auch auf die häusliche Pflege von Angehörigen. Auch Angebote der betrieblichen Altersvorsorge sind verbreitete Modelle. Darüber hinaus gibt es weitere monetäre Maßnahmen wie z.B. Jubiläumszahlungen, Sonderzuwendungen, Prämien, Krankengeldzuschüsse oder Sachleistungen wie z.B. Rabatte, Jobtickets, Smartphones, Dienstwagen, Studienbeihilfen, besondere Konditionen bei der Freizeitgestaltung, etc. Aber auch im Bereich der Gleichstellung der Inklusion und der Integration können Maßnahmen betrieblicher Sozialpolitik verortet werden.

5.4.4. Betriebliche Soziale Arbeit

Die erbrachten Maßnahmen benötigen dabei Kooperationen bei der Realisierung, ein wichtiger Partner ist hier die Soziale Arbeit welche z-B. Mapnhamen der Gesundheits- und Sozialberatung durchführt aber auch reaktive Einzelfallhilfe gestaltet und präventive Konzepte entwickeln kann. Diese können sowohl als individuelle Beratungen aber auch als gruppenbezogene Maßnahmen und Training von Führungskräften durchgeführt werden. Die Unternehmen profitieren dabei von den Maßnahmen, da sie durch diese zum einen ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden und zum anderen die Beschäftigungsfähigkeit der Angestellten erhöht. Als wichtiges Arbeitsprinzipien Betrieblicher Sozialarbeit werden die Freiwilligkeit und die Verschwiegenheit gegenüber dem Arbeitgeber genannt.

5.4.5 Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)

ist in Deutschland rechtlich verankert und verpflichtend. Ziel ist es einen Arbeitnehmer nach Kurz- und Langzeiterkrankungen durch Unterstützungsangebote ermöglichen Arbeitsunfähigkeit zu verhindern. Das kann durch Verhaltensanpassungen als auch durch Veränderungen am Arbeitsplatz geschehen. Eine BEM ist dabei verpflichtend durchzuführen bevor ein Arbeitnehmer auf Grund von Kurz- oder Langzeiterkrankungen ausfällt. Der Arbeitnehmer kann sonst nicht gekündigt werden.

5.4.6 Bewertung betrieblicher Sozialpolitik und deren Relevanz für Soziale Arbeit

& 5.4.7 Fazit

In diesem Kapitel wird die betriebliche Sozialpolitik kritisch betrachtet:

  • freiwillige Maßnahmen sind einer gewissen Willkür ausgesetzt, da diese auch jederzeit vom Arbeitgeber entzogen werden können. (Forderung – mehr Vertariflichung)

  • Verbetrieblichung führt zu Abbau von Sozialleistungen und zielt nur auf Arbeitsmarkt-Insider ab (Menschen ohne Job gehen leer aus).

  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist vor allem auch ein Instrument der Personalgewinnung und Personalbindung. Es lässt sich somit auch als Marketingtool verorten welches die Wettbewerbfähigkeit von Unternehmen steigern soll.

  • Der Zugang zu den oft begrenzten Leistungen kann intransparent vergeben werden (z.B. wer hat eher Anspruch auf einen Platz im Betriebskindergarten, das Kind der Geschäftsführung oder dieses der Reinigungskraft.

  • Es tritt neben Arbeitnehmer (bzw. deren Interessenvertretung) und Arbeitgeber ein weiterer Akteur in das Umfeld der Berufseinstellung ein.

  • Gespendete Sachspenden und Konsumartikel werden nicht immer aus reiner Nächstenliebe gespendet sondern auch mit dem Hintergedanken neue Kund:innen in der Zielgruppe zu generieren.

  • Die Kluft (und somit die soziale Ungleichheit) wird durch mehr Maßnahmen betrieblicher Sozialpolitik und weniger staatlichen Leistungen gößer. Maßnahmen ergänzen und ersetzen staatliche Leistungen.

  • Die Maßnahmen von Betrieben sind unterschiedlich, größerere Unternhemen können oft mehr bieten als kleine Unternehmen und werden somit beliebtere Arbeitnehmer.

  • Die Maßnahmen der betrieblichen Sozialpolitik sind nicht mitbestimmungspflichtig.

5.5 Soziale Arbeit als Schnittstellenmanagement zwischen dem privaten, öffentlichen und frei-gemeinnützigen Sektor.

Hier summieren sich alle Tätigkeitsbereiche in denen Soziale Arbeit eine Art Schnittstelle darstellt. Dies kann z.B. in der Zusammenarbeit in Multiprofessionellen Teams und bei der Mitwirkung an der Entwicklung von Dienstleistungen oder Produkten. Dabei ist eine Kernkompetenz der Sozialen Arbeit die Beratung. Diese Schnittstelle zur privaten Wirtschaft ist logischerweise immer dort angesiedelt wo Kapital vorhanden ist, weswegen einer der Hauptsektoren hier die Zielgruppe der Senioren genannt wird (auch Seniorenwirtschaft). Diese splittet sich in 4 verschiedene Unterbereiche auf:

5.5.1 Tourismus

Konzept des betreuten Reisens mit Fokus auch auf das soziale Miteinander auf der Reise, die gesundheitliche Betreuung und die Begleitung von Menschen mit Behinderung

5.5.2 Finanzdienstleistungen

durch zusätzliche Sozialversicherungen und Unfallversicherungen auch speziell für ältere Menschen.

5.5.3 Wohnen

zum einen im Bereich des betreuten Wohnens zuhause auch unter Entwicklung neuer technischer Hilfsmittel aber auch im Bereich der Quartiersplanung und der Begleitung neuer Wohnformen (Mehrgenerationenwohnen)

5.5.4 Gesundheitswirtschaft

Im Hinblick auf die Verkettung von physischer und psychischer Gesundheit kommen Sozialarbeiter:innen auch im Bereich der Gesundheitswirtschaft (z.B. Arztpraxen) zum Einsatz.

5.5.5 Fazit

Die genannten Dienstleistungssektoren stellen Bereiche vor in denen Soziale Arbeit als Schnittstelle tätig wird. Dabei ist kritisch zu bemerken das durch die Ökonomie-Interessen der Bereiche die entwickelten Produkte zum einen Personengruppen fokussiert welche über die Ökonomischen Mittel verfügen und das die entwickelten Produkte dann auch zuerst für diese Personengruppen zur Verfügung stehen.

Kapitel 6 Ausblick

Der Text gibt einen Ausblick auf die weiteren Entwicklungen, dabei wird davon ausgegangen das die Instrumente der Wirkungsforschung an Bedeutung gewinnen, auch im Hinblick darauf die Effektivität aber auch Effizienz von kostenintensiven Maßnahmen zu rechtfertigen (Billig ist nicht immer Wirtschaftlich). Die Nachweise dieser Effektivität und Effizienz werden dabei aber mehr und mehr gefordert und müssen von den Sozialarbeitenden erbracht werden. Die Social Entrepreneurs können im Hinblick auf ihre kreativen Marketingideen und unkonventionellen Herangehensweise an Soziale Problemlagen hier und da als Vorbild dienen. Zudem ist es unerlässlich das Soziale Arbeit sich auch mit der Digitalisierung und den darauf resultierenden Gesellschaftlichen Veränderungen auseinandersetzt.